Zur Zeit
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Zur Zeit ist eine österreichische Wochenzeitung, die vom EU-Parlamentarier und FPÖ-Funktionär Andreas Mölzer sowie von Johann Josef Dengler und dem FPÖ-Politiker Hilmar Kabas herausgegeben wird.
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[Bearbeiten] Fakten
Die Zeitung wurde 1997 von Andreas Mölzer und Walter Tributsch nach dem Vorbild der deutschen Jungen Freiheit gegründet, und erscheint seither in einer Auflage von etwa 22.000 Stück.
Eigentümer der Zeitung ist der W3-Verlag, an dem neben Mölzer und Tributsch unter anderem auch die Junge Freiheit sowie der Münchner Verleger Herbert Fleissner beteiligt sind.
Die Zeitung wird in Bratislava gedruckt, die Redaktion befindet sich im dritten Wiener Gemeindebezirk. Zur Zeit besitzt und pflegt ein rechtskonservatives, nationalfreiheitliches Image. Verlagsleiter Tributsch etwa möchte die Zeitung als "das rechte Gegenstück zum Falter" positionieren, der als ein linksliberales, weltoffenes Blatt gilt.
[Bearbeiten] Blattlinie
Auszug aus der laut österreichischem Mediengesetz veröffentlichten Blattlinie:
"...das konsequente Eintreten gegen die political correctness, gegen das Prinzip Heuchelei und gegen den linken Tugendterror, der mit der Faschismuskeule unabhängiges Denken und Publizieren verhindern möchte."
[Bearbeiten] Kritik
Immer wieder publiziert die Zeitschrift Texte, oft unter Pseudonym, die nach Ansicht vieler Beobachter gegen den demokratischen Grundkonsens bzw. gegen § 3 h des Verbotsgesetzes (Leugnung, gröbliche Verharmlosung, Gutheißung oder Rechtfertigung des NS-Völkermordes oder anderer NS-Verbrechen gegen die Menschlichkeit) verstoßen. Insbesondere im Bereich der Aufarbeitung von Ereignissen des Zweiten Weltkriegs werden in der Zeitung Meinungen veröffentlicht, die zu Kontroversen in den gemäßigten Medien führen.
- Im Dezember 1997 wurde von dem Autor und Engelwerk-Mitglied Robert Prantner ein Artikel publiziert, der angebliche Verbrechen, sogenannte Ritualmorde von Juden an Christen anprangert. Für das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) war dieser Artikel geeignet, "antijüdische Ressentiments in der Öffentlichkeit zu mobilisieren."
- Im Jahr 1999 schrieb die Zeitung von Adolf Hitler als „großem Sozialrevolutionär“, der am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs keine Schuld hätte, Winston Churchill sei der Schuldige. Der Autor des Artikels wurde verurteilt, Mölzer jedoch konnte glaubhaft nachweisen, dass er als Chefredakteur vor Drucklegung nichts vom Inhalt des Artikels gewusst hatte. Das Medienecho war enorm.
- Im Jahr 2000 wurde unter dem Pseudonym Norbert Niemann ein Ende der Vergangenheitsbewältigung gefordert und etwa dem österreichische Nachrichtenmagazin Profil der Eindruck vermittelt, dass die Juden für den Antisemitismus verantwortlich seien.
- Im September 2004 erstattete der DÖW Strafanzeige wegen Verstoßes gegen des NS-Verbotsgesetz. Der Anzeige zufolge enthielt ein mit "E.B." gezeichneter Artikel antisemitische Formulierungen und endete mit der NS-Parole: "Deutschland erwache!". Die Staatsanwaltschaft Wien konnte jedoch keine Verhetzung erkennen, allerdings verurteilte der Österreichische Presserat den Artikel.
Diese und zahlreiche weitere problematische Artikel brachten der Zeitung viele Rügen vom österreichischen Presserat ein.
[Bearbeiten] Zur Zeit und die FPÖ
In den ersten Jahren nach ihrer Gründung galt Zur Zeit als sehr loyal zur Freiheitlichen Partei Österreichs FPÖ. In den letzten Jahren begann die Zeitung immer häufiger Kritik an der Politik der Partei zu üben. Vor allem seit sich die FPÖ gemeinsam mit der Volkspartei ÖVP in einer Regierungskoalition befindet, sieht sich die Zeitung als rechtsintellektuelles Gewissen der Partei, das Entscheidungen kritisiert und reflektiert.
Aktive FPÖ-Politiker wie Barbara Rosenkranz und ehemalige FPÖ-Politiker wie der wegen NS-Wiederbetätigung verurteilte John Gudenus treten auch jetzt noch schreiberisch in der Zeitung auf, im Rahmen der jüngsten Parteikrise ist die Zeitung jedoch massiv in der Gunst der Partei gefallen. Wegen eines kritischen Artikels zur Lage der Partei wurde der Herausgeber Mölzer im März 2005 aus der FPÖ-Kärnten ausgeschlossen, verblieb aber nach der Spaltung der Partei bei der FPÖ.