Ökologieorientierte Betriebswirtschaftslehre
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Die Ökologieorientierte Betriebswirtschaftslehre (auch Betriebliche Umweltökonomie) stellt ein Teilgebiet der Betriebswirtschaftslehre dar. Sie bezieht sich nicht nur auf eine Funktion innerhalb des Unternehmens, sondern greift in alle Teilbereiche der Wertschöpfungskette von der Beschaffung bis zum Vertrieb ein. Ihr Ziel ist es, den durch wirtschaftliches Handeln entstandenen Schaden zu vermeiden, vermindern oder vorzubeugen. Durch diese vordergründig ökologische Betrachtungsweise können aber auch ökonomische Vorteile entstehen (z.B. Kostensenkung durch Einsparung von Ressourcen).
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[Bearbeiten] Entwicklung der Ökologieorientierten Betriebswirtschaftslehre
Die direkte Auseinandersetzung der Wirtschaft mit den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz setzte erst in den 1970er Jahren ein. Wesentlich haben dazu die UN-Umweltkonferenz 1972 in Stockholm sowie die Ölkrise 1973/74 beigetragen. Vorher gab es lediglich vereinzelte Ansätze und Programme, die allerdings bis in das Altertum zurückreichen.
[Bearbeiten] Umsetzung der Nachhaltigkeit in Unternehmen
Die Belastung der Umwelt entsteht durch übermäßige Nutzung der Ressourcen und Freisetzung von Schadstoffen. Aufgrund der Erkenntnis, dass viele Ressourcen (z.B. Ozonschicht) nicht oder nur schwer erneuerbar sind, entstand das "Prinzip der Nachhaltigkeit". Diese Sichtweise der Nachhaltigkeit harmoniert mit den Zielen "ökonomische Effizienz" sowie "Qualität" und ist somit nicht (wie oft behauptet wird) nachteilig für ein Unternehmen. Vielmehr können durch eine nachhaltige Leistungserstellung Erfolg und Erfolgspotenzial erhöht werden.
[Bearbeiten] Umweltschutz im Zielsystem von Unternehmen
[Bearbeiten] Umweltschutz als Unternehmensziel
Der Umweltschutz kann als eingeständiges Ziel im Zielsystem eines Unternehmens als Formalziel verankert werden. Mit dieser Einbindung können eine bessere Kontrolle der Umweltschutzaktivitäten, eine ganzheitliche Steuerung sowie auch eine Vorbildfunktion generiert werden. Von einer positiven Wirkung kann allerdings nur ausgegangen werden, wenn der Umweltschutz angemessen operationalisiert wird.
[Bearbeiten] Auswirkung auf klassische Unternehmensziele
[Bearbeiten] Strategien
Mit einer Effizienzstrategie kann das Unternehmen die Ressourcenverbräuche eines Produktes mindern oder die Lebensdauer erhöhen. Beides führt zu einer effizienteren Ressourcennutzung.
Durch die Entwicklung neuer, umweltfreundlicherer Produkte oder Verfahren, die die alten Produkte ersetzen, kann eine Substitutionsstrategie angestrebt werden.
Die Suffizienzstrategie strebt eine Änderung des Lebensstils an, in dem materielle Produkte eine geringere Rolle spielen. Durch die geringere Produktion von Gütern werden weniger Ressourcen verbraucht.
[Bearbeiten] Umfeld des Unternehmens
Im Umfeld eines Unternehmens befinden sich verschiedene Anspruchsgruppen, auch Stakeholder genannt. Ziel ist es, möglichst allen Forderungen gerecht zu werden, was zwangsläufig zu Zielkollision führen muss. Die Intensität dieser Forderungen wird mit dem Konzept der ökologischen Betroffenheit gemessen.
So kann sich das Unternehmen z.B. dem Staat als stärksten Stakeholder nur schwer entziehen. Durch eine Vielzahl an Gesetzen, Auflagen und Abgaben zwingt der Staat die Unternehmen einen gewissen Grad an Ökologieorientierung einzuhalten.
Anteilseigner könnten aus verschiedenen Gründen eine ökologische Orientierung fordern. Die Motive reichen von sozialer Verantwortung über die Aufbesserung des Images bis zu rein ökonomischen Gründen wie z.B. Kosteneinsparungen. Das Unternehmen wird hinsichtlich seiner Ökologieorientierung mittels eines Öko-Ratings bewertet. Innerhalb dieser Bewertung werden vor allem die Organisation ( Unternehmensphilosophie, Umweltmanagement, Kommunikation), die Entwicklung sowie Beschaffung, Herstellung und Absatz der Produkte betrachtet.
Auch die Kunden als Nutzer der Produkte haben einen großen Einfluss. Sie bestimmen die produktrelevanten Eigenschaften und damit auch die Umweltfreundlichkeit eines Produktes. Allerdings kann ein Unternehmen durch ökologieorientiertes Marketing gezielt versuchen, die Einstellungen und Wünsche der Kunden positiv beeinflussen.
[Bearbeiten] Wertschöpfungsstufen
Ein Produkt ist nur so umweltfreundlich wie seine Komponenten. Daher sind auch die Lieferanten in die Ökologieorientierung einzubeziehen. Sie sollten anhand von umweltrelevanten Kriterien bewertet und ausgewählt werden. Auch die Beachtung von Umweltzeichen ist für die Auswahl geeignet.
Grundlage für eine solche Betrachtung ist die ökologisch orientierte Analyse des Produktlebenszyklus'. In der Umweltmanagement-Normenreihe ISO 14000ff (Norm ISO 14040) wird dieses Konzept unter der Bezeichnung Life Cycle Assessement (LCA) beschrieben. Dazu wird der Lebenszyklus eines Produktes in einzelne Phasen unterteilt, wie z.B. Entwicklung, Rohstoffgewinnung, Produktion, Vertrieb, Nutzung, Entsorgung / Recycling. Für jede Phase werden die ökologischen Auswirkungen ermittelt und bilanziert. Mit diesem Vorgehen lassen sich über alle Wertschöpfungsstufen hinweg Produktalternativen vergleichen oder ökologische Schwachstellen von Produkten erkennen.
[Bearbeiten] Instrumente
[Bearbeiten] Siehe auch
- EMAS-Verordnung
- Nachhaltigkeit
- Öko-Kapitalismus
- soziale Nachhaltigkeit
- Umweltpolitik
- Umweltmanagement
- Umweltzeichen
[Bearbeiten] Lehre
[Bearbeiten] Literatur
- Martin Jänicke, Philip Kunig, Michael Stitzel: Umweltpolitik. Dietz, Bonn 1999, ISBN 3-8012-0283-6
- Heribert Meffert, Manfred Kirchgeorg: Marktorientiertes Umweltmanagement. 3. Auflage. Schäffer-Poeschel Verlag, 1998, ISBN 3-7910-1147-2
- René Gastl: Kontinuierliche Verbesserung im Umweltmanagement. Die KVP-Forderung der ISO 14001 in Theorie und Unternehmenspraxis. vdf-Verlag, Zürich 2005, ISBN 3-7281-3034-6
- Justus Engelfried: Nachhaltiges Umweltmanagement. Verlag Oldenbourg, 2004, ISBN 3-486-20012-7