Althessische Ritterschaft
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Althessische Ritterschaft ist eine bis in die Gegenwart bestehende Vereinigung des ehemaligen ritterschaftlichen hessischen Adels, dem auch die vormaligen Landesfürsten aus dem Haus Hessen angehörten. Sie ist heute ebenfalls unter der Bezeichnung Ritterschaftliches Stift Kaufungen bzw. Stift Kaufungen bekannt.
Die Mitglieder der Althessischen Ritterschaft werden bis zum heutigen Tag in einem Matrikelverzeichnis geführt, das dem Ritterschaftlichen Stift Kaufungen als Grundlage seiner karitativen Arbeit dient. Die Mitglieder der Althessischen Ritterschaft verwalten das Ritterschaftliche Stift Kaufungen bis in die Gegenwart selbst.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Nachdem im Jahr 1527 das Kloster Kaufungen durch Philipp von Hessen im Zuge der Reformation geschlossen worden war, fasste er 1532 die vormaligen Klöster Wetter und Kaufungen zum Stift Kaufungen und Wetter zusammen, welches er an seine Ritterschaft übergab. Errichtet wurde dieses Stift, um nach der in Hessen eingeführten Reformation die durch die Aufhebung der Klöster unversorgt gebliebenen ledigen adligen Damen zu unterstützen. Die Althessische Ritterschaft bestand nach der Hessischen Erbteilung in beiden Fürstentümern, Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt, fort. Zeitweise existierte für Hessen-Darmstadt das sogenannte Südstift.
Bis heute werden andere hilfsbedürftige Familienmitglieder, die Kurhessische Diakonie und verschiedene mildtätige Zwecke durch Zuwendungen aus dem Vermögen der Stiftung unterstützt.
[Bearbeiten] Stift Wallenstein
Im Jahr 1992 wurde das ehemals selbständige und in Fulda ansässige Stift Wallenstein mit der Althessischen Ritterschaft verschmolzen. Gräfin Maria Amalia von Schlitz, genannt von Görtz, geborene von Wallenstein (als Letzte der hessischen, ursprünglich auf der Burg Wallenstein im Knüll ansässigen, Wallensteins), hatte 1759 in ihrem Testament diese Versorgungseinrichtung für gräfliche und adlige Frauen protestantischen Glaubens in Homberg (Efze) gestiftet, und Kaiser Franz I. hatte diese bestätigt. Das Stift wurde als Folge des sogenannten Dörnbergschen Aufstandes von 1807 nach Fulda verlegt.
[Bearbeiten] Stiftung
Die Stiftung wird von drei aus den Reihen der Mitglieder bestimmten Obervorstehern geführt. Zur Zeit (Stand 2005) haben Otto von Boyneburg, Hauprecht Freiherr Schenck zu Schweinsberg und Adam von Trott zu Solz diese Ämter inne. Der Stiftungssitz befindet sich im früheren Kloster Kaufungen bei Kassel.
Die Stiftungsaufsicht liegt beim Regierungspräsidium Kassel, das die Stiftung heute als Ritterschaftliches Stift Kaufungen führt.
Heutiger Stiftungszweck ist es, gemeinnützige und mildtätige Zwecke zu verfolgen, indem das Stift Ehesteuern an bedürftige Witwen und Kinder aus Familien der Althessischen Ritterschaft sowie Beihilfen an sonstige bedürftige im heutigen Land Hessen wohnhafte Personen, außerdem Spenden an anerkannte wohltätige Anstalten und Verbände im Land Hessen gewährt. Gemeinnützige Zwecke werden weiterhin dadurch verfolgt, dass die unter Denkmalschutz stehenden Stiftsgebäude gemäß den Anforderungen des staatlichen Denkmalschutzes erhalten und das im Stift Kaufungen befindliche Archiv unterhalten und der Forschung nutzbar gemacht werden. Kirchliche Zwecke werden u. a. dadurch verfolgt, dass das Stift Eigentümer der Stiftskirche in Oberkaufungen ist.
[Bearbeiten] Mitglieder
Die heutigen Mitglieder entstammen unten aufgeführten Familien. Familien, die in Hessen im Mannesstamm erloschen sind, führen als Kennzeichnung ein †.
Frühere Träger hessischer Hofämter:
- Riedesel Freiherren zu Eisenbach, Erbmarschälle zu Hessen (Amtsinhabe ab 1343); der jeweilige Erbmarschall steht nominell der Ritterschaft vor
- Freiherren Schenck (Schenk) zu Schweinsberg, Erbschenken von Hessen (Amtsinhabe ab 1244)
- Grafen und Freiherren von Berlepsch, Erbkämmerer von Hessen (Amtsinhabe ab 1369)
- Reichsfreiherren von Dörnberg, Erbküchenmeister (Erbhofmeister) von Hessen (Amtsinhabe ab 1732)
Alphabetisch:
- Freiherren und Herren von Amelunxen,
- Herren vom Baumbach,
- Herren von Biedenfeld,
- Freiherren und Herren von Bischoffshausen,
- Freiherren von Bodenhausen,
- Herren von Boyneburg,
- Freiherren von Breidenbach zu Breidenstein (zeitweise beim früheren Südstift (Hessen-Darmstadt)),
- Freiherren von Buseck (zeitweise beim früheren Südstift (Hessen-Darmstadt)),
- Freiherren und Herren von Buttlar, siehe auch unten: Treusch von Buttlar-Brandenfels
- Freiherren von Canstein, †
- Freiherren von Cornberg, †
- Freiherren von Dalwigk zu Lichtenfels,
- Herren von Eschwege,
- Freiherren und Herren von und zu Gilsa,
- Fürsten von Hanau und zu Horowitz, Grafen vom Schaumburg,
- Herren von Heßberg, †
- Herren von Heydwolff,
- Herren von Hundelshausen,
- Herren von Keudell, †
- Herren von Knoblauch zu Hatzbach,
- Freiherren von Leonhardi (zeitweise beim früheren Südstift (Hessen-Darmstadt)),
- Herren von Löwenstein zu Löwenstein,
- Herren von der Malsburg,
- Herren Milchling von Schönstadt, †
- Herren von Osterhausen,
- Herren Rabe von Pappenheim,
- Herren Rau von und zu Holzhausen und Nordeck, †
- Freiherren von Rotsmann (zeitweise beim früheren Südstift (Hessen-Darmstadt)),
- Herren von und zu Schachten,
- Herren von Schutzbar genannt Milchling,
- Herren von Schwertzell zu Willingshausen,
- Freiherren von Stein-Liebenstein zu Barchfeld, (Mitgliedschaft ruht nach sowjetischer Enteignung)
- Herren von Stockhausen,
- Freiherren und Herren Treusch von Buttlar-Brandenfels, siehe auch oben: Freiherren und Herren von Buttlar
- Herren von Trott zu Solz,
- Herren von und zu Urff,
- Reichsfreiherren von Verschuer,
- Freiherren Waitz von Eschen,
- Freiherren Warmbolt vom Umstadt (zeitweise beim früheren Südstift (Hessen-Darmstadt)),
- Freiherren Wolff von Gudensberg,
sowie seit dem 6. Dezember 1963 die Nachkommen des Dr. phil. Harald Elsner von Gronow - verheiratet mit Friedericke von der Malsburg - unter der Namensführung
- Herren Elsner von der Malsburg