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Hessen-Kassel - Wikipedia

Hessen-Kassel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Kurhessen mit den Landesteilen Schmalkalden (rechts) und Schaumburg (oben) 1866
Kurhessen mit den Landesteilen Schmalkalden (rechts) und Schaumburg (oben) 1866
Flagge von Hessen-Kassel
Flagge von Hessen-Kassel
Das kurhessische Wappen in der Sammlung von Gesetzen von 1843
Das kurhessische Wappen in der Sammlung von Gesetzen von 1843

Hessen-Kassel (alte Schreibweise: Hessen-Cassel) war als Landgrafschaft zunächst ein deutsches Fürstentum, ab 1803 ein Kurfürstentum mit der Bezeichnung Kurfürstentum Hessen oder kurz Kurhessen regiert durch das Haus Hessen. 1866 wurde Kurhessen von Preußen annektiert.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Landgrafschaft

Das Fürstentum der Landgrafschaft Hessen-Kassel entstand 1567 nach dem Tod des Landgrafen Philipp I. von Hessen der Großmütige, als die von ihm regierte Landgrafschaft Hessen nach den altertümlichen Erbregeln des Hauses Hessen auf seine vier Söhne aufgeteilt wurde. Der älteste Sohn Wilhelm IV. erhielt etwa die Hälfte des Landesterritoriums einschließlich der alten Hauptstadt Kassel, womit das Fürstentum der Landgrafschaft Hessen-Kassel konstituiert war. Das Erbe der brüderlichen Linien Hessen-Marburg und Hessen-Rheinfels fiel nach deren Aussterben binnen einer Generation an Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt zurück. Nach dem Dreißigjährigen Krieg erhielt Hessen-Kassel durch den Westfälischer Friede die gefürstete Abtei Hersfeld als Reichslehen und erhielt damit Sitz und Stimme im Reichstag. Weiterhin wurde dem Haus Hessen-Kassel einen Teil der ehemaligen Grafschaft Schaumburg zugeschrieben.

1776 wurde die Stellung von 19 000 Soldaten an die englische Krone zur Niederwerfung der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung zu einem europäischen Skandal hochstilisiert (siehe dazu Soldatenhandel unter Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel), den auch Friedrich Schiller in seinem Bühnenstück Kabale und Liebe aufgriff. Die Vermietung von Truppen war jedoch ein zeitübliches Vorgehen und nicht auf feudale Staaten beschränkt und auch später noch, etwa in der Schweiz, üblich. Zur gescheiterten Annexion Schaumburg-Lippes 1787 siehe auch den Beitrag über Wilhelm Graf zu Schaumburg-Lippe.

[Bearbeiten] Kurfürstentum

Mit dem 1803 vollzogenen Reichsdeputationshauptschluss wurde Hessen-Kassel zum Kurfürstentum des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation erhoben. Von diesem Zeitpunkt an ist die Bezeichnung Kurhessen oder Kurfürstentum Hessen gebräuchlich. Gleichzeitig erwarb Hessen-Kassel die bis dahin kurkölnische Stadt Volkmarsen sowie das aus den vier kurmainzischen Enklaven Fritzlar, Naumburg, Amöneburg und Neustadt neugeschaffene sog. Fürstentum Fritzlar.

[Bearbeiten] Königreich Westphalen

Dem durch Napoleon dominierten Rheinbund trat Kurhessen nicht bei. Während des preußisch-französischen Kriegs 1806 kam das Land unter napoleonische Herrschaft. Nach dem Frieden von Tilsit 1807 schlug es Napoleon dem neu gebildeten Königreich Westphalen zu. Sein jüngster Bruder Jérôme bezog als Monarch seine Residenz in Kassel. Während der napoleonischen Besetzung kam es vergleichsweise früh und wiederholt zu verschiedenen Aufständen im besetzten Kurhessen.

[Bearbeiten] Restitution

Jérôme floh 1813, und am 21. November des Jahres kehrte der Kurfürst unter jubelndem Empfang der Bevölkerung nach Kassel zurück:

Hessen! Mit Eurem Namen nenne ich Euch wieder. Ihr hattet ihn, so wie den Namen der Deutschen, verloren; aber nicht die Treue und Anhänglichkeit an Euren Fürsten. [...]”
(Beginn der Proklamation des Kurprinzen vom 5. November 1813, zitiert nach: C. Renouard: Die Kurhessen im Feldzuge von 1814: Ein Beitrag zur hessischen Kriegsgeschichte. Hugo Scheube, Gotha 1857.)

Die Kurwürde war zwischenzeitlich funktionslos geworden, da aber Wilhelm I. auf dem Wiener Kongreß vergeblich versucht hatte, den nach dem germanischen Volksstamm benannten Titel eines „Königs der Chatten” anzunehmen, behielt er den Titel „Kurfürst”, mit dem Prädikat „Königliche Hoheit”, und das Land die Bezeichnung „Kurhessen” bei.

[Bearbeiten] Kurhessen im Deutschen Bund

Kurhessen gehörte ab 1815 dem neu geschaffenen Deutschen Bund an. Zum Gesamtstaat Kurhessen gehörten das Großherzogtum Fulda, hervorgegangen aus dem Fürstbistum Fulda, ferner die Fürstentümer Fritzlar, Hersfeld und Hanau. Weiterhin waren mehrere Exklaven Staatsteil von Kurhessen, wie beispielsweise die Grafschaft Schaumburg (um Rinteln) an der Weser (seit 1640) und die Herrschaft Schmalkalden (seit 1360 / 1583) im heutigen Thüringen.

[Bearbeiten] Annexion durch Preußen

Der kurhessische Staat erlosch 1866, nachdem er von Preußen in Folge des Deutschen Krieges annektiert wurde. Zwei Jahre später wurde er mit dem ebenfalls annektierten Herzogtum Nassau und der durch preußische Truppen besetzten Freien Stadt Frankfurt zur preußischen Provinz Hessen-Nassau vereinigt, in der das bisherige Kurhessen einen Regierungsbezirk Kassel bildete. 1944 wurde aus diesem eine Provinz Kurhessen gebildet, jedoch ohne die Kreise Schmalkalden, Hanau, Schlüchtern und Gelnhausen.

[Bearbeiten] Land Hessen

Am 19. September 1945 ging die ehemalige Provinz Hessen-Nassau im neubegründeten Land Groß-Hessen auf, das 1946 seinen Namen in Hessen änderte.

[Bearbeiten] Gliederung

Am 21. August 1821 wurde Kurhessen zum Zwecke der Verwaltung in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt:

Die Kreise Schaumburg und Schmalkalden lagen dabei als Exklaven außerhalb des Hauptterritoriums auf heute niedersächsischem bzw. thüringischem Gebiet.

Am 31. Oktober 1848 wurden die kurhessischen Provinzen und Kreise abgeschafft. An ihre Stelle traten neun Bezirke sowie 21 Verwaltungsämter (auf Grundlage der mittlerweile nur noch 21 Kreise):

  • Eschwege (Verwaltungsämter Eschwege und Witzenhausen)
  • Fritzlar (Fritzlar, Homberg und Ziegenhain)
  • Fulda (Hünfeld und Fulda)
  • Hanau (Gelnhausen, Hanau und Schlüchtern)
  • Hersfeld (Hersfeld, Melsungen und Rotenburg)
  • Kassel (Hofgeismar, Kassel und Wolfhagen)
  • Marburg (Frankenberg, Kirchhain und Marburg)
  • Rinteln (Rinteln, d.h. Schaumburg)
  • Schmalkalden (Schmalkalden)

Zum 15. September 1851 wurde diese Reform wieder rückgängig gemacht und die oben genannten Provinzen und Kreise wiederhergestellt. Die Kreiseinteilung blieb auch nach der Annexion durch Preußen erhalten, und die meisten der 1821 geschaffenen Landkreise existierten bis zu den Gebietsreformen der 1970er Jahre.

[Bearbeiten] Landgrafen und Kurfürsten

Tabelle der Landgrafen von Hessen-Kassel (seit 1803 Kurfürsten)
Regierungszeit Herrscher Bemerkung
1568 - 1592 Wilhelm IV. der Weise Nach dem Tod Philipps I. von Hessen entsteht durch Erbteilung
die Landgrafschaft Hessen-Kassel.
1592 - 1627 Moritz der Gelehrte  
1627 - 1637 Wilhelm V. der Beständige  
1637 - 1663 Wilhelm VI. Nach dem Tode von Wilhelm V. übernahm die Regentschaft die Mutter Amalie Elisabeth als Vormund. Am 25. September 1650 übergab die Landgräfin das Amt dem volljährigen Sohn.  
1663 - 1670 Wilhelm VII. Nach dem Tode von Wilhelm VI regiert seine Witwe Hedwig Sophie das Land bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes Karl Wilhelm VII.. Er stirbt vor der Übernahme der Regierungsgeschäfte in Paris.  
1670 - 1730 Karl Zunächst regierte 5 Jahre lang seine Mutter als Vormund.
1730 - 1751 Friedrich I. Seit 1720 König von Schweden
1751 - 1760 Wilhelm VIII. Fungierte bereits seit 1730 als Statthalter seines Bruders.
1760 - 1785 Friedrich II. Vergrößerte das Heer beträchtlich und ließ 1776-84 auf Seiten
Englands 12.000 Mann gegen Nordamerika kämpfen.
1785 - 1821 Wilhelm IX. Erhielt 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss die Kurfürstenwürde und wird Kurfürst Wilhelm I.
1821 - 1847 Wilhelm II. Er verlässt 1831 den Kasseler Hof und überlässt seinem Sohn die Regierungsgeschäfte. 
1847 - 1866 Friedrich Wilhelm Er geht nach der preußischen Annexion 1866 ins Exil und stirbt 1875 ohne nachfolgefähige Kinder.

[Bearbeiten] Fortbestand der Bezeichnung Kurhessen

Die Bezeichnung Kurhessen wird bis heute als regionale Bezeichnung weiter verwendet. So ist beispielsweise das alte Territorium Kurhessen einschließlich der Exklave Schmalkalden Bestandteil des Gebietes der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und des Diakonischen Werkes in Kurhessen-Waldeck e.V..

[Bearbeiten] Literatur

  • Karl E. Demandt: Geschichte des Landes Hessen. Bärenreiter Verlag, Kassel 1972 ISBN 3-7618-0404-0

[Bearbeiten] Weblinks

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