Anton Kirchner
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Anton Kirchner (* 14. Juli 1779 in Frankfurt am Main, † 31. Dezember 1834 ebenda) war ein deutscher evangelischer Pfarrer, Historiker, Lehrer und Schulreformer.
[Bearbeiten] Leben und Werk
Kirchner war der Sohn eines Frankfurter Galanteriewarenhändlers. Nach dem Besuch des Städtischen Gymnasiums studierte er an der Universität Erlangen Theologie. Nach nur zweieinhalb Jahren wurde er mit einer Dissertation „Ueber die Dämonologie der Hebräer vor dem babylonischen Exil“ zum Doktor der Theologie promoviert.
Er kehrte nach Frankfurt zurück und wurde Hauslehrer der Familie Manskopf, eines Weinhändlers, der das Haus Lichtenstein am Römerberg bewohnte. Außerdem wurde Kirchner als Lehrer an das Waisenhaus und als Prediger an das Irrenhaus der Stadt berufen.
1801 bis 1811 war Kirchner Herausgeber des Bürgerblattes und 1803 bis 1804 Redakteur des Frankfurter Journals. 1804 geriet er in einen Konflikt mit dem kaiserlichen Ministerresidenten in Frankfurt, dem Freiherrn von Wessenberg. Kirchner hatte in einem Zeitungsartikel die am 8. Juni 1804 geborene Tochter des Kaisers Franz II., Maria Anna von Habsburg-Lothringen (1804-1858) als Mädchen bezeichnet und nicht als Prinzessin. Er musste seine publizistische Tätigkeit daraufhin einstellen.
1804 wurde Kirchner Pfarrvikar und zugleich Lehrer an der durch Wilhelm Friedrich Hufnagel gegründeten Musterschule, 1806 Professor für Religion, Kirchengeschichte und hebräische Sprache am Städtischen Gymnasium. 1807 wurde er Pfarrer an der Heiliggeistkirche, 1823 an der Katharinenkirche und 1833 an der neuerbauten Paulskirche, wo er am 9. Juni 1833 die Eröffnungspredigt hielt.
Kirchner war ein Vertreter des Theologischen Rationalismus und setzte sich für gesellschaftliche und soziale Reformen ein. 1807 wurde er in das Kollegium der Achtundzwanzig gewählt, das von Großherzog Carl Theodor von Dalberg mit der Vorbereitung und Durchführung von Reformen beauftragt war. Auch nach der Wiedergewinnung der städtischen Unabhängigkeit Ende 1813 wirkte Kirchner am Aufbau der Verfassungsorgane mit. Die liberalen Züge in der 1816 erlassenen Constitutions-Ergänzungs-Acte, der Verfassung der Freien Stadt Frankfurt, sind seinem Einfluss zu verdanken. Schon ein Jahr später zog er sich wieder aus der Politik zurück, weil er sich gegen die zunehmenden restaurativen Tendenzen mit seinen liberalen Auffassungen nicht durchsetzen konnte.
Seine bedeutendsten Beiträge leistete Kirchner als Historiker und Schulreformer. Seine in zwei Bänden 1807 und 1810 erschienene „Geschichte der Stadt Frankfurt am Main“ ist die erste wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Frankfurter Geschichte und den vorhandenen Quellen; die früheren Chroniken beschränkten sich auf eine episodenartige Zusammenstellung historischer Begebenheiten. Kirchner hat sein Werk jedoch nicht vollendet. Die drei weiteren geplanten Bände, welche die Geschichte von 1612 bis 1806 behandeln sollten, erschienen nie.
1813 gründete Kirchner, noch unter Großherzog Dalberg, die Weißfrauenschule, die besonders für die Söhne der Handwerkerfamilien vorgesehen war. 1824 wurden unter seiner tatkräftigen Mitwirkung die seit 1804 begonnenen Reformen des Frankfurter Schulwesens vollendet. Die letzten aus dem Mittelalter stammenden Quartierschulen (Privatschulen mit städtischer Konzession, die vererbt und verkauft werden konnte) wurden aufgehoben und drei neue städtische Volksschulen sowie eine Mittelschule gegründet.
Kirchner galt als glänzender Prediger und volkstümlicher Festredner. Zeitgenossen beeindruckte er sowohl mit seiner ungeheuren Leibesfülle als auch mit Intelligenz und Witz. Goethe bemerkte am 6. Juni 1824 zu Kanzler Müller:
„Kirchners Kopf paßt nicht zu seinem Rumpf und Leib. Schleppte er nicht an letzterem eine so große Last herum, so würde er noch viel mehr Teufelszeug machen, noch viel lebendiger sein. Er ist ein kluger Schelm, der klügste in Frankfurt. Dort herrscht der krasseste Geldstolz, die Köpfe sind dumpf, beschränkt, düster. Da taucht nun auf einmal so ein Lichtkopf wie Kirchner auf!“
Sein Grab befindet sich auf dem Frankfurter Hauptfriedhof. 1879 wurde zu Anton Kirchners hundertsten Geburtstag am Scheffeleck in der Eschenheimer Anlage ein Denkmal gesetzt. Es trägt die Inschrift: Dem Geschichtsschreiber seiner Vaterstadt errichtet von seinen dankbaren Mitbürgern. Die Relieftafeln auf drei Seiten des Denkmals weisen auf Kirchners Tätigkeitsbereiche hin. Sie zeigen dreimal die Francofurtia als allegorische Verkörperung der Stadt: rechts die Ecclesia mit Kreuz und Bibel vor dem Turm der Katharinenkirche, als Symbol des Predigers; links die Klio mit Buch und Stift vor dem Domturm, als Symbol des Historikers; in der Mitte die Lehrmeisterin der Kinder, als Symbol des Pädagogen.
Nach Kirchner ist eine Schule im Frankfurter Stadtteil Bornheim und eine Straße in der Innenstadt benannt.
[Bearbeiten] Werke
- Anton Kirchner, Geschichte der Stadt Frankfurt am Main. Theil I (LII/642 S.), 1807. Theil II (XVI/560 S.), 1811. 8°
- Anton Kirchner, Ansichten von Frankfurt am Main und seiner Umgegend. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe Frankfurt am Main, Wilmans, 1818. Frankfurt am Main, 1982. Verlag Wolfgang Weidlich
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Anton Kirchner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Anton Kirchner. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 16, S. 18–21.
Personendaten | |
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NAME | Kirchner, Anton |
KURZBESCHREIBUNG | Evangelischer Pfarrer und Schulreformer |
GEBURTSDATUM | 14. Juli 1779 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 31. Dezember 1834 |
STERBEORT | Frankfurt am Main |