Bahnstrecke Erfurt–Ilmenau
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Bahnstrecke Erfurt–Ilmenau (Kursbuchstrecke 566) verbindet Erfurt über Arnstadt mit Ilmenau. Sie verläuft in Nord-Süd-Richtung, größtenteils im Geratal.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Streckenführung
Die gesamte Strecke ist von der Thüringischen Eisenbahn-Gesellschaft erbaut worden. Der erste Abschnitt zwischen Erfurt Hauptbahnhof und Neudietendorf gehört noch zur Thüringer Bahn, die bereits am 10. Mai 1847 eröffnet wurde. Die Strecke mit der Streckennummer 6340, bzw. 6291 für das dritte Streckengleis, verläuft hier bis zum Bahnhof Erfurt-Bischleben (km 6) im Geratal, danach im Tal des Flüsschens Apfelstädt bis Neudietendorf (km 12). Dieses Teilstück ist dreigleisig und elektrifizert.
In Neudietendorf zweigt die eigentliche Strecke (Streckennummer 6298) nach Süden ab. Hier führt sie über das "freie Feld" an der Wachsenburg vorbei nach Arnstadt. Haltepunkte sind Sülzenbrücken (km 15) und Haarhausen (km 17). Dieser Abschnitt wurde am 16. Mai 1867 eröffnet. Die 1984 vorgenommene Elektrifizierung bis Arnstadt Hbf wurde 1996 stillgelegt und danach wieder abgebaut, da die Vorhaltung nicht mehr rentabel war. Pläne zur Weiterführung des elektrischen Betriebs über Arnstadt nach Süden hinaus wurden schon zu Zeiten der Reichsbahn aufgrund der zu aufwändigen nötigen Tieferlegung der Gleise im Brandleitetunnel verworfen.
In Arnstadt Hbf (km 23) zweigt die 1895 eröffnete Hauptbahn nach Saalfeld ab. Von 1885 bis 1966 gab es eine Nebenbahn nach Ichtershausen. Über den Haltepunkt Arnstadt-Süd (km 24) führt die Strecke neben der Gera weiter nach Plaue (km 31). Eröffnet wurde dieser Abschnitt am 6. August 1879. Bis hier ist die Strecke zweigleisig. In Plaue zweigt heute die Nebenbahn nach Ilmenau von der 1884 eröffneten Hauptstrecke nach Suhl -und Schweinfurt ab.
Ab Plaue beginnt mit der Streckenummer 6694 der landschaftlich und bautechnisch interessanteste Teil. Auf dem 10 km langen Abschnitt bis Geraberg müssen 200 Höhenmeter überwunden werden. Die Streckenführung wurde hier nicht im günstiger gelegenen Reichenbachtal gewählt, sondern am Hang entlang im Tal der Zahmen Gera. Die Gründe sind historischer Natur (siehe Abschnitt Geschichte). Hier befinden sich zahlreiche Felsdurchbrüche, da das Gelände sehr unwegsam ist. Die Strecke steigt am Westhang des Tales steil an und erreicht in Angelroda eine Höhe von ca. 30 m über dem Tal. In diesem Ort wird das Tal von einer Brücke überspannt, auf die ein 20 m tiefer Durchbruch folgt. Hier wechselt die Strecke vom Geratal zum Reichenbachtal. Weiter führt sie durch relativ flaches Terrain am Ort Martinroda vorbei, welcher auch einen Haltepunkt (km 38) besitzt, der jedoch ca. 2 km vom Ort entfernt liegt. Der nächste Ort an der Strecke ist Geraberg (km 41). Der Streckenverlauf wechselt erneut vom Reichenbachtal zum Geratal. Die Strecke führt oberhalb des Ortes um den Berg Mönchsheide zum Bahnhof Elgersburg (km 43). Im Dorf befindet sich ein ca. 12 m tiefer Durchbruch, durch den die Strecke ein weiteres Mal vom Geratal zum Reichenbachtal wechselt. Hier führt sie relativ eben am Waldesrand in südöstlicher Richtung nach Ilmenau-Roda (km 46). Dort ist bei 515 Höhenmetern der Scheitelpunkt der Strecke erreicht. Danach führt sie in weitem Bogen, vorbei am Haltepunkt Ilmenau Pörlitzer Höhe (1994 neu eingerichtet/km 47) durch die Stadt Ilmenau hinunter ins Ilmtal, wo sich der Ilmenauer Bahnhof auf 477 Höhenmetern befindet (km 50).
Die Bahnhöfe und Haltepunkte entlang der Strecke sind:
Bahnhöfe und Haltepunkte | Streckenkilometer der Erfurt-Ilmenauer Eisenbahn |
Streckenkilometer (tatsächlich) |
Höhe Steigung |
Rang- klasse² |
Bahnhofs- kategorie³ |
---|---|---|---|---|---|
Erfurt Hauptbahnhof |
|
der Strecke Halle-Guntershausen |
|
|
|
Erfurt-Bischleben |
|
der Strecke Halle-Guntershausen |
|
|
|
Neudietendorf |
|
der Strecke Halle-Guntershausen der Strecke Neudietendorf-Ritschenhausen |
|
|
|
Sülzenbrücken |
|
der Strecke Neudietendorf-Ritschenhausen |
|
|
|
Haarhausen |
|
der Strecke Neudietendorf-Ritschenhausen |
|
|
|
Arnstadt Hauptbahnhof |
|
der Strecke Neudietendorf-Ritschenhausen |
|
|
|
Arnstadt-Süd |
|
der Strecke Neudietendorf-Ritschenhausen |
|
|
|
Plaue |
|
der Strecke Neudietendorf-Ritschenhausen der Strecke Plaue-Themar |
1,35% |
|
|
Martinroda |
|
der Strecke Plaue-Themar |
1,41% |
|
|
Geraberg |
|
der Strecke Plaue-Themar |
1,32% |
|
|
Elgersburg |
|
der Strecke Plaue-Themar |
0,61% |
|
|
Ilmenau-Roda |
|
der Strecke Plaue-Themar |
-1,20% |
|
|
Ilmenau-Pörlitzer Höhe |
|
der Strecke Plaue-Themar |
-0,58% |
|
|
Ilmenau |
|
der Strecke Plaue-Themar |
|
|
|
² Rangklassenhierarchie (1966): I, II, III, IV, V, VI, Bf (Bahnhof), Hp (Haltepunkt), Hst (Haltestelle)
³ Stand 2007
[Bearbeiten] Die Kilometersteine
Die Kilometersteine sind heute nur noch teilweise erhalten. Auf dem Abschnitt Erfurt - Arnstadt sind sie nicht mehr vorhanden, dort ist die Kilometrierung auf Tafeln an den Oberleitungsmasten angegeben. Zwischen Arnstadt und Plaue fehlen die Steine ebenfalls, dort stehen im Abstand von je einem Kilometer Blechschilder. Der Nullstein der Strecke Plaue - Ilmenau - Themar ist noch erhalten. Er befindet sich östlich der Gleise im Bahnhof von Plaue. Aus dem Zug ist er nur schwer zu erkennen, da er recht versteckt in der Böschung steht. Die Kilometersteine sind auf dem Abschnitt Plaue - Elgersburg sehr gut erhalten und aus dem Zug sichtbar. Auf der Ostseite stehen jene mit den ungeraden Kommastellen (z.B. Km 1,3) und auf der Westseite stehen die mit geraden Kommastellen (z.B. Km 1,4). Zwischen Elgersburg und Ilmenau sind nur noch wenige Steine erhalten und diese befinden sich in einem schlechten Zustand. Teilweise wurden sie zu DDR-Zeiten recht spartanisch durch "Blechschilder" ersetzt, die ihrer Form nach als zerteilte Trassenschwellen zu identifizieren sind.
[Bearbeiten] Heutiger Zugbetrieb
Heute wird die Strecke nicht mehr von der Deutschen Bahn, sondern von der Erfurter Industriebahn befahren. Diese setzt Dieseltriebwagen des Typs Regio-Shuttle RS1 ein. Die zumeist zweiteilig gefahrenen Züge verkehren stündlich in beiden Richtungen. Am Wochenende fahren die Züge im Zwei-Stunden-Takt weiter bis Stützerbach und damit auf einem Teilstück der Rennsteigbahn.
[Bearbeiten] Geschichtliches
Der nördliche Teil der Strecke bis Arnstadt wurde schon 1864 eröffnet. Er war mit Baukosten von 300.000 Talern für 12 km geradezu billig. Arnstadt wünschte sich eigentlich den Anschluss über Ichtershausen durchs Geratal direkt nach Erfurt, das war den preußischen Planern jedoch zu teuer, weil das gesamte Tal sumpfig war.
Als die Arnstädter ihre Bahn erhielten, wurde auch in Ilmenau der Ruf nach der Eisenbahn immer lauter. Die Bestrebungen scheiterten vorerst am politisch zersplitterten Gelände. So hatten zahlreiche verschiedene Fürstentümer Landesteile im Gebiet zwischen Ilmenau und Arnstadt. Sie wollten der Wirtschaft in ihren Hauptstädten entlang der Querbahn keine weitere Konkurrenz schaffen. Auf der anderen Seite standen die Verkehrsplaner, die bereits weitere Pläne schmiedeten, so z.B. eine Verbindung Ilmenau - Suhl, die zur Strecke Berlin - Stuttgart gehört hätte sowie eine Verbindung Ilmenau - Saalfeld. Die Verhandlungen mit den verschiedenen Staatsvertretern zogen sich sehr lang hin, sie dauerten insgesamt zehn Jahre von 1865 bis 1875. Der größte Widerstand kam dabei durch den Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, der seine Zustimmung von einem technisch schwierigen Anschluss seines Lieblingskurortes Elgersburg abhängig machte. Man wollte eigentlich eine Strecke durchgängig im Reichenbachtal bauen, die Elgersburg nicht berührt hätte, aber dafür um vieles billiger gewesen wäre. Aber man war von der Zustimmung des Gothaer Herzogs abhängig und erfüllte seinen Wunsch eines Bahnhofes in Elgersburg. 1879 war konnte die Strecke dann eingeweiht werden. Man erkennt noch heute, dass die Trasse ungewöhnlich breit ist. Begründet war dies damit, dass man ja hinter Ilmenau noch weiter nach Suhl bauen wollte, was ein zweites Gleis notwendig gemacht hätte. Aber zu diesen Erweiterungen kam es nicht. Von Ilmenau aus wurden lediglich noch Strecken nach Schleusingen (Rennsteigbahn, 1904) und vom Bahnhof Rennsteig weiter nach Frauenwald sowie nach Großbreitenbach (Ilmenau-Großbreitenbacher Eisenbahn, 1883) gebaut. Die letztere ist heute stillgelegt. Nach Schleusingen gibt es lediglich Sonderverkehr. Zu DDR-Zeiten trug die Strecke die Kursbuchnummer 622.
[Bearbeiten] Literatur
- Dr. Georg Thielmann / Roland Pabst: Auf dem Schienenweg nach Ilmenau, Wachsenburgverlag, Haarhausen 2004 (ISBN: 3-935795-09-2)
[Bearbeiten] Weblinks
Wikinews: Ilmenau ist nicht mehr das Ende der Welt – Nachrichten |