Baumschule
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Als Baumschule bezeichnet man erwerbsmäßig bewirtschaftete Anbauflächen für Bäume, Sträucher, Rosen (Ziergehölze), Obstgehölze und Forstpflanzen. Sie werden hier aufgepflanzt (Fachausdruck: aufschulen; schulen bedeutet sinngemäß Wurzeltreiben) oder in Containern kultiviert, bis sie zu einer gewissen Größe herangewachsen sind, um dann an Wiederverkäufer (zum Beispiel Gartencenter oder Weihnachtsbaumverkäufer) oder Endnutzer, wie Gartenbesitzer („Gartenbaumschulen“), Obstbauern („Obstbaumschulen“), Winzer oder Waldbauern („Forstbaumschulen“) verkauft zu werden.
Baumschuler (korrekte Bezeichnung: Gärtner/Gärtnerin der Fachrichtung „Baumschule“) ist auch ein Ausbildungsberuf. Da die Spezialisierung in Produktion einerseits und Verkauf andererseits auch bei den Baumschulen immer mehr zunimmt, gibt es in der Fachrichtungen Baumschule (ähnlich auch im Zierpflanzenbau) in den deutschen Bundesländern Bayern und Nordrhein-Westfalen seit kurzem die Möglichkeit der Schwerpunktbildung „Verkauf und Beratung“ (sogenannter Verkaufsgärtner).
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[Bearbeiten] Anbaumethoden
Die Gehölze werden entweder aus Samen (Aussaat=generative Vermehrung) oder aus Stecklingen (vegetative Vermehrung) angezogen, oder es wird veredelt und okuliert (Rosen, Obstgehölze). Während der mehrjährigen Entwicklung werden die Pflanzen mehrfach umgepflanzt (Fachausdruck: verschulen), um den Pflanzen einen ihrem Alter und Wuchstyp entsprechenden Standraum zu bieten. Bei Containerkulturen werden die Abstände zwischen den Pflanzen durch rücken entsprechend vergrößert. Die detaillierten Anbaumethoden sind für die Vielzahl von Baumschulkulturen recht unterschiedlich.
[Bearbeiten] Angebaute Produkte
In Baumschulen variieren die Produkte stark. So unterscheiden sich die gewünschten Bäume zunächst in der Art und somit auch in der Wachstumsdauer, die Nachfrage umfasst aber auch ein breites Spektrum an Größen. Es werden voll ausgewachsene Bäume oder auch kleine Sprösslinge verkauft. Zudem variieren die Einsatzgebiete. Der überwiegende Teil der Bäume wird als Ziergehölz verwendet. Obstgehölze und Forstgehölze sind ebenfalls bedeutend.
Das Inverkehrbringen von als Forstpflanzen geeigneter Baumarten unterliegt in Deutschland strengen gesetzlichen Vorgaben.
Die wichtigsten angebauten Nadelbäume sind:
Die wichtigsten angebauten Laubbäume sind:
[Bearbeiten] Geschichte
Die Kunst des Anziehens von Gehölzen aus Stecklingen wurde wahrscheinlich von den Römern über die Alpen gebracht. Im Mittelalter wurden Pflanzen meist in den Klostergärten vermehrt und angebaut. Seit dem 14. Jahrhundert entstanden Fürstengärten mit eigener Pflanzenkultur. Nach dem Dreißigjährigen Krieg verjüngte man erstmals Wälder systematisch durch Setzlinge. Seit der Barockzeit entstanden an den Hofgärten und bei den Parks der Adelssitze eigene Baumschulen, die weithin Handel trieben. Besondere Sortimente, wie z.B. geschnittene Formgehölze, besondere Spalierformen, u.ä. erlebten eine große Blütezeit. Aus der Neuen Welt kamen zahlreiche Raritäten nach Mitteleuropa, die heute noch begehrte Zierbäume und -sträucher unserer Gärten und Anlagen sind. Durch die Säkularisation gelangten viele dieser Gartenanlagen samt ihren Baumschulen in staatlichen Besitz und bildeten den Grundstock heutiger staatlicher Schlösserverwaltungen.
[Bearbeiten] Geschichte des Baumschulgebietes im Kreis Pinneberg
Nachdem der Herzog von Schleswig und Graf von Holstein, Christian VI. bereits 1737 eine Verordnung zur Anlage „lebender Hecken“ (Knicks) erlassen hatte und 1785 in Kiel eine „praktische Hilfsanstalt zur näheren Kenntnis der einheimischen und fremden Holzgewächse“ gegründet worden war, folgte 1795 der entscheidende Schritt: In diesem Jahr gründete der Hamburger Kaufmann Baron Caspar Voght in Klein-Flottbek (damals noch Kreis Pinneberg) die erste Baumschule der Region. Sein Betriebsleiter war der schottische Baumgärtner James Booth. Die um 1800 daraus entstandene Handelsbaumschule Booth & Co kann als die Keimzelle des heutigen Schleswig-Holsteiner Baumschulgebietes angesehen werden. Die zahlreichen dort ausgebildeten Gärtner siedelten sich später aufgrund der guten Klima- und Bodenverhältnisse in der Region mit eigenen Baumschulen an. Die Entstehung des Eisenbahnnetzes im Jahre 1850 und die Nähe zu Hamburg mit seinem Hafen führten dann dazu, dass die Pflanzen auch überregional verkauft werden konnten. 1887 begann die Baumschule Kordes mit der Rosenzüchtung, bald folgte RosenTantau im Jahr 1906. Ab 1900 verbreitete sich auch der Obstbau stark. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begannen die Baumschulen, Maschinen und Pflanzenschutzmitteln einzusetzen. Das heutzutage größte geschlossene Baumschulgebiet Europas (4.200 Hektar) entstand.
1994 wurde das Deutsche Baumschulmuseum gegründet, ursprünglich in Prisdorf, seit 2001 ist es in Pinneberg-Thesdorf auf dem Gelände einer ehemaligen Baumschule angesiedelt.
[Bearbeiten] Wirtschaftliche Daten
(Stand: 2000 falls nicht anders vermerkt)
Gesamtproduktionsfläche (2000): 24.690 Hektar
Anzahl der Unternehmen: 3.779 (Tendenz abnehmend)
mit rund 28.000 Beschäftigten Gesamtproduktionswert: 1,3 Mrd. EUR
Exportleistung (2002): 75 Mio. EUR
Pflanzenproduktion: ca. 1 Milliarde Pflanzen/Jahr
Eine relativ kleine Anzahl davon wirtschaftet biologisch: in Deutschland derzeit ca. 45 Betriebe (davon nur 2 in Schleswig-Holstein), meist Sortimentsbaumschulen für den Endverkauf, mit nach Hochrechnungen insgesamt etwa 370 Hektar Freiland bzw. 7 Hektar Containerfläche (Stand 2003). Das entspricht einem Flächenanteil an der Gesamtproduktion von 0,91%.
[Bearbeiten] Probleme
Baumschulen sind aufgrund des Anbaus gleichartiger Pflanzen auf großen Flächen besonders vom Befall durch Forstschädlingen betroffen (vgl. Monokultur). Dazu gehört beispielsweise, dass sich im Boden die als Drahtwürmer bezeichneten Larven der Schnellkäfer wie beispielsweise dem Mausgrauen Sandschnellkäfer ansiedeln. Diese Larven fressen unterirdisch an den Wurzeln von jungen Pflanzen und Sämlingen. Selbst frisch ausgelegte Samen wie beispielsweise Eicheln bleiben von ihnen nicht verschont. Zu den Schädlingen gehören aber auch die Gespinstblattwespen, wie beispielsweise die Gemeine Fichtengespinstblattwespe. Auch die Kiefernkultur-Gespinstblattwespe ist häufig in Baumschulen zu finden, allerdings sind die von ihr verursachten Schäden bei weitem nicht so groß wie die durch die Gemeine Fichtengespinstblattwespe. Zu den in Baumschulen gefürchteten Schädlingen zählen auch der Kleine und der Große Schwarze Rüsselkäfer.
Große Probleme bereitet auch die unerwünschte Verbreitung von Krankheitserregern und Schädlingen durch internationalen Handel. Die Resistenz heimischer Pflanzen gegenüber Bakterien/Viren aus anderen Klimazonen ist oftmals nicht gegeben, Insekten fehlen die natürlichen Feinde.
Wie viele landwirtschaftliche Betriebe setzen daher auch Baumschulen bei Bedarf Düngemittel und Pestizide ein. Dies kann bei unsachgemäßer Anwendung ein bedeutsames Umweltproblem darstellen. Besonders in den Zentren der Baumschulwirtschaft, wie z. B. im Kreis Pinneberg, besteht ein Gefährdungspotenzial für das Grundwasser, weniger wegen der Stickstoffdüngung, sondern vor allem wegen des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln. In der Vergangenheit wurde dort beispielsweise bei der chemischen Bodenbehandlung gegen Nematodenbefall („Bodenmüdigkeit“) Pflanzenschutzmittel mit den Wirkstoffbestandteilen 1,3-Dichlorpropen und 1,2-Dichlorpropan verwendet. Obwohl 1,2-Dichlorpropan wegen geringer Wirksamkeit seit 1987 in Deutschland nicht mehr zugelassen ist, findet man den Stoff aufgrund seiner hohen Stabilität heute noch in Böden und Grundwasser, teilweise kommt es auch zu Grenzwertüberschreitungen. Als Folge mussten im Kreis Pinneberg mehrere Brunnen und ganze Wasserwerke stillgelegt werden bzw. Aktivkohle-Filteranlagen errichtet werden.
Durch die sogenannte „Gute fachliche Praxis“ und Anwendung nach Ergebnissen wissenschaftlicher Versuche kann ein Umweltrisiko jedoch minimiert werden.
Seit 2001 gibt es in Schleswig-Holstein, dem Bundesland mit den größten Baumschulflächen, eine „Koordinationsstelle ökologische Baumschulwirtschaft Schleswig-Holstein“ mit Sitz in Bordesholm, die ebenfalls dem Ziel dient, belastungen zu verringern.
Biologische Baumschulen arbeiten ganz ohne chemische Herbizide und Pestizide sowie ohne mineralische Düngemittel, setzen weit gestellte Fruchtfolgen, Zwischenfruchtanbau und Mulchverfahren sowie Maßnahmen zur Nützlingsförderung ein und versuchen so, ein sich selbst regulierendes System aufzubauen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Bund deutscher Baumschulen (BdB)
- GartenBaumschulen BdB e.V.(GBV)
- Arbeitsgemeinschaft Ökologische Baumschulen (AGÖB), Zusammenschluss von biologisch wirtschaftenden Baumschulen in Deutschland, Italien und der Schweiz
- Ökologische Obstbaumschulen
- Verband Deutscher Forstbaumschulen