Belagerung von Stralsund (1715)
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Belagerung von Stralsund (1715) | |||||||||||||||||
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Landung des alliierten Heeres auf Rügen, 1715 von Jan Luiken |
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Konflikt | Großer Nordischer Krieg | ||||||||||||||||
Datum | 18. Oktober 1715 - 24. Dezember 1715 | ||||||||||||||||
Ort | Rügen und Stralsund, Mecklenburg-Vorpommern | ||||||||||||||||
Ergebnis | Sieg der Alliierten (Preußen, Dänemark, Sachsen), Eroberung von Stralsund und Rügen | ||||||||||||||||
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Die Belagerung von Stralsund im Jahre 1715 war eine Schlacht im Großen Nordischen Krieg. Ein alliiertes Heer bestehend aus Preußen, Dänen und Sachsen eroberte nach einer zwei Jahre andauernden Belagerung die von Schweden verteidigte Festung Stralsund.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Vorgeschichte
Während des Großen Nordischen Krieges (1709-1720) versuchte Schweden alles um seine Besitzungen, speziell in Norddeutschland – Pommern zu halten. 1715 waren die befestigten Häfen Stralsund und Wismar immer noch in schwedischer Hand. Am 19. Oktober begann die Belagerung der Festung Stralsund durch das alliierte Heer, bestehend aus 32.000 Preußen mit 115 Kanonen, 20.000 Dänen und 8000 Sachsen.
Die Kontrolle über Rügen war für die befestigte Stadt Stralsund von lebenswichtiger Bedeutung. Stralsund war die wichtigste Festung und konnte Nachschub nur von Rügen beziehen. Die Schweden hatten eine Garnison von 4.500 Männern auf der Insel stationiert und noch mal 15.000 Männern in der Stadt Stralsund angeführt von König Karl XII..
Die Schwedische Garnison auf Rügen bestand aus 12 Kavalleriegeschwader und 5 Infanteriebataillone. Zusätzlich verfügten die Schweden über 12 Kanonen.
In der ersten Jahreshälfte von 1715 entschieden die Verbündeten Dänen, Preußen und Sachsen die Insel in Besitz zu nehmen als Vorbereitung für einen Angriff auf Stralsund.
Dafür setzten sie eine große Streitmacht in Bewegung. Das Invasionsheer für die Insel Rügen bestand aus 19.000 Mann Infanterie und 3.500 MannKavallerie. Der Preußische General Fürst Leopold von Anhalt- Dessau kommandierte dieses Korps zusammen mit zwei Dänischen Generalen (General Dewitz als Kommandeur der Kavallerie und General Wilcken als Kommandeur der Infanterie).
[Bearbeiten] Die Schlacht von Stresow und die Eroberung Rügens
Diese Streitmacht versammelte sich Ende Oktober bei Greifswald. In den kommenden Tagen setzte die Streitmacht unter Schutz der dänischen Flotte (unter Kommando von Admiral Sehested) in kleinen Booten nach Rügen über. Die Flotte segelte Richtung Palmer Ort (südlichster Punkt der Insel) in der Nähe von Grabow.
Allerdings war es nicht die Absicht der Alliierten bei Palmer Ort anzulanden, da dort die gesamte schwedische Garnison unter Kommando von Karl XII. bereitstand. Ursprünglich wollte man an einer nicht verteidigten Stelle weiter östlich der Insel anlanden allerdings kam schwerer Sturm auf und die Flotte war gezwungen bis zum 15. November beizudrehen, bis wieder günstiger Wind aufkam.
Die Schiffe mit der Kavallerie ankerte zeitweise bei Palmer Ort um den Schweden mit einer potentiellen Landung an dieser Stelle zu drohen. General Sehested segelte mit der Infanterie Richtung Nord-Ost, nach Stresow am Greifswalder Bodden. Die Schweden nahmen dies aufgrund des Regens und des Nebels nicht war. Nach Ankunft bei Stresow gab er den verbliebenen Schiffen der Kavallerie das Signal ihm zu folgen.
Das alliierte Invasionskorps bestand aus 10 Dänischen Infanteriebataillonen, 16 Dänischen Kavallerieschwadronen. Die Preußen hatten 10 Infanteriebataillone und 15 Kavallerieschwadronen vor Ort, die Sachsen verfügten über 4 Infanteriebataillone und 2 Kavallerieschwadronen. Das Korps verfügte über 26 Feldkanonen.
Die Truppen wurden schnell entladen. Nur eine kleine Gruppe Schwedischer Dragoner war dort aufgestellt. So trafen die anlandenden Truppen auf keinen Widerstand. Innerhalb von zwei Stunden konnten 10.000 Mann Infanterie zusammen mit der Artillerie anlanden. Sofort begann man mit Schanzarbeiten und der Errichtung von Hindernissen und „Spanischen Reitern“. Am Abend waren diese Arbeiten bereits weitgehend fertig. Die Entladung der Kavallerie ging natürlich langsamer vonstatten als die der Infanterie. Bis zum Einbruch der Nacht waren nur 5 Schwadronen Kavallerie ausgeladen worden.
Bei der Landung wurden viele Soldaten nass. So wurden während der Nacht viele Feuer entzündet um die Kleider zu trocknen. Diese Feuer machten es allerdings auch für die Schweden einfacher das anlandende Korps zu orten und sich zu orientieren. Als Karl XII. sah das die Schiffe der Kavallerie wegsegelten wartete er nicht sondern brach sofort mit einer 2.000 Mann starken Streitmacht nach Stresow auf.
Die Taktik Karl XII. bestand darin eine konzentrierte Attacke an einem einzigen Punkt durchzuführen, durch die Verteidigungslinien durchzubrechen und die feindliche Streitmacht von der Seite her aufzurollen, genauso wie er es schon 15 Jahre vorher beim Sieg in der Schlacht von Narva getan hat. Den Punkt den sich Karl XII. für die Attacke aussuchte wurde vom dänischen Jyske Regiment verteidigt.
Zwischen 3 und 4 Uhr am Morgen griffen die Schweden an. Die Schweden formten eine schmale Tiefe Kolonne bestehend aus zwei Infanteriebataillonen, während die Artillerie Position bezog. Dänische Pikeniere entdeckten die Kolonne und schlugen Alarm. Als die Kolonne schließlich angriff empfing sie heftiges Musketenfeuer. Ohne einen Schuss abzugeben drang die schwedische Infanterie voran. Sie überwanden die spanischen Reiter und sprangen über den aufgeschütteten Erdwall. Die Attacke traf das dänische Jyske Regiment mit solch einer Heftigkeit, das sie für einen Moment wankten. Doch es erholte sich schnell und eröffnete ein heftiges Gegenfeuer. Sehr bald erhielten die Dänen weitere Truppenunterstützung. So konnten die Schweden zurückgeworfen werden. Karl XII. hatte währenddessen eine Position bei den Spanischen Reitern eingenommen und formierte seine Truppen aufs neue für einen neuen Vorstoß. Einmal mehr empfing die Schweden ein starkes Musketenfeuer und nach einem kurzen Nahkampf wurden sie wieder zurückgedrängt. Obwohl angezweifelt, soll Karl XII. in diesem Moment den Ausruf: „ Gibt es keinen Gott mehr an meiner Seite?“ getätigt haben.
15 Minuten nachdem die Schlacht begonnen hatte, beorderte Fürst Leopold, General Dewitz einen Angriff auf die schwedische Flanke mit den fünf preußischen und sächsischen Kavallerieschwadronen, einen Angriff auf die Schwedische Flanke. Die Attacke wurde jedoch durch die schwedische Kavallerie abgewehrt. Der blutige Kampf ging weiter entwickelte sich mit der Zeit aber zu einer Rückzugsschlacht. Die gesamte schwedische Streitmacht musste aufgrund des intensiven Drucks zurückweichen. Der König selbst lag verwundet unter seinem Pferd, getroffen von einer Musketenkugel in seiner Brust. Nur mit Schwierigkeiten konnte er im letzten Moment geborgen werden.
Die Verluste der Schlacht, die kaum über eine Stunde dauerte, waren groß. Die Schweden verloren ihre gesamte Artilerie und die Infanterie war praktisch vernichtet. Vier Generäle waren Tod bzw. tödlich Verwundet worden. Zudem hatten die Schweden insgesamt Verluste von 500-600 Toten und Verwundeten erlitten. Die Dänen, die in dem Infanteriegefecht die Hauptlast der Kämpfe zu tragen hatten, hatten 93 Tote und Verwundete zu beklagen. Die Sachsen verloren im Kavalleriegefecht 36 Tote und Verwundete, die Preußen hatten 49 Tote und Verwundete zu beklagen.
Nach der Schlacht zogen sich die Schweden in eine Befestigungsstellung bei Altefahr zurück, unter dessen Schutz sie anfingen sich nach Stralsund einzuschiffen. Nichtsdestotrotz desertierten 1.200 schwedische Soldaten. Inzwischen waren die Alliierten Truppen den Schweden gefolgt. Ein Tag später am 17.November 1715 kapitulierten die verbliebenen schwedischen Kräfte. 4 Generäle, 99 Offiziere und 549 Mannschaften gingen in Gefangenschaft.
[Bearbeiten] Der Fall der Festung Stralsund
Auf diese Art und Weise eroberten die Alliierten Rügen. Nach der Eroberung wurden alle Kräfte auf die Eroberung der Stadt Stralsund konzentriert. Am 1. Dezember begann das Bombardement Stralsunds. Eine Woche später hatten die Preußen sämtliche außenwerke gestürmt Eine Stellung nach der anderen wurde genommen und ein schwedischer Ausfall nach dem anderen wurde zurückgeschlagen. Am 22. Dezember verließ Karl XII. die Festung mit der letzten Fregatte die noch im Hafen von Stralsund lag und erreichte sicher Schweden, obwohl Peter Wessel mit seiner Flotte in den Gewässern kreutzte und versuchte ihn Gefangen zu nehmen. Zwei Tage später am 24.Dezember 1715 kapitulierte Stralsund vor den Alliierten. Am 26. Dezember zog der preußische König Friedrich-Wilhelm I. an der Spitze seiner Truppen in die alte deutsche Hansestadt ein.
[Bearbeiten] Folgen
Karl XII. führte nach seiner Rückkehr nach Schweden noch 3 Jahre Krieg gegen Dänemark, betrat aber nie wieder deutschen Boden. Im Dezember 1718 fiel der schwedische König bei der Belagerung der norwegischen Festung Frederikshall. Dananch schied Schweden für immer aus der Reihe der europäischen Großmächte aus. Für Preußen entfiel durch den Sieg jeglicher militärisch-politischer Druck aus dem Norden. Es vergingen 4 weitere Jahre bis es im Januar 1720 zum Friedensschluss zwischen Preußen und Schweden kam. Ein Jahr später machte Schweden auch mit dem Russischen Reich Frieden.
[Bearbeiten] Literatur
- Hermann Voges:Die Belagerung von Stralsund im Jahre 1715, Verlag L.Saunler, Stettin 1922