Bettwanze
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Bettwanze | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cimex lectularius | ||||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Die Bettwanze (Cimex lectularius) ist eine Wanze aus der Familie der Plattwanzen (Cimicidae). Sie sind darauf spezialisiert , in den Schlafplätzen von homoiothermen (gleichwarmen) Lebewesen - vor allem Menschen - zu leben und sich von deren Blut zu ernähren. Bettwanzen sind Zivilisationsfolger und gelten als klassische Parasiten. Wegen ihrer Form und ihres Verhaltens werden sie auch Tapetenflunder genannt. Ein weiterer altertümlicher Name lautet Stinktopp.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Merkmale
Das ausgewachsene Tier ist im hungrigen Zustand papierdünn und breit, misst fünf bis acht Millimeter in der Länge und ist rotbraun in der Farbe. Die Flügel sind zu kleinen Schuppen reduziert und hinten gerade abgeschnitten. Der Halsschild ist vorne halbkreisförmig ausgeschnitten.
[Bearbeiten] Vorkommen
Bettwanzen halten sich vorwiegend in warmen, trockenen Häusern und in Ställen auf.
[Bearbeiten] Ernährung
Bettwanzen sind Blutsauger und suchen ihre Nahrung beim Menschen, aber auch an Haustieren, Fledermäusen und Vögeln. Nach der Nahrungsaufnahme sind die Insekten verdickt und rotschwarz gefärbt. Erwachsene Tiere sind resistent gegen Kälte und können bis zu 40 Wochen ohne Nahrung auskommen. Bettwanzen hinterlassen bei starkem Befall einen unangenehmen süßen Geruch im Raum, der sie vor Fressfeinden schützen soll.
[Bearbeiten] Fortpflanzung
Jedes Weibchen legt während seiner Lebenszeit etwa 200 Eier, am Tag 1–12. Aus diesen schlüpfen innerhalb von 14 Tagen Larven, die sich in etwa sechs Wochen über mehrere Stadien zum adulten Insekt entwickeln. Die Larve der Bettwanze ist dem erwachsenen Tier in der Form, aber nicht in der Farbe ähnlich.
[Bearbeiten] Geschichte
Man vermutet, dass sich die Bettwanze in Asien entwickelte. Zusammen mit den Menschen hat sie von dort aus die Welt besiedelt.
Die Bettwanze ist seit dem Altertum im Mittelmeerraum bekannt. Ins Innere Europas gelangte sie erst, als die Menschen sich Wohnungen zu bauen begannen, in denen Temperatur und Luftfeuchtigkeit wanzengerecht waren. Dies geschah erst im 17. Jahrhundert. Seitdem hat sich die Bettwanze stark verbreitet.
Da sich heute die Hygiene wesentlich verbessert hat, sind Bettwanzen eher selten anzutreffen. Seit kurzer Zeit werden die Tiere vor allem in Hotels wieder vermehrt festgestellt. Ein Grund hierfür könnte sein, dass sie eine Resistenz gegen die Insektizide entwickelt haben. Als weiterer Grund kommen auch die veränderten Behandlungsmethoden in Frage. Bis in die 1990er Jahre hinein wurde z.B. bei einer Schabenbekämpfung der gesamte Raum mit Insektiziden begast. Allfällige sich im selben Raum befindliche Bettwanzen wurden somit gleichzeitig abgetötet. Heute werden Schaben mit Fraßködern bekämpft, wobei sich im selben Raum befindliche Bettwanzen (als reine Blutsauger) dabei nicht tangiert würden.
[Bearbeiten] Schadwirkung
Diese Schädlinge verbergen sich tagsüber in Verstecken, wie etwa Ritzen, in der Matratze usw., meist aber ausschließlich in Schlafräumen oder Schlafstätten. Von diesen Verstecken aus, in denen sie notfalls bis zu einem halben Jahr hungern können, überfallen Scharen von Wanzen vor allem nachts ihre Opfer. Wenn ein Mensch oder ein anderer Warmblüter von einer Wanze gestochen wird, benötigt die Wanze bis zu zehn Minuten, um ihre Nahrung aufzunehmen, deren Menge bis zum Siebenfachen des Ausgangsgewichts des Insekts gehen kann. Ihr Speicheldrüsensekret ist toxisch und ruft bei den meisten Menschen länger als eine Woche Juckreiz hervor. Bei empfindlicheren Menschen kann es zu großflächigen Hautentzündungen, Unbehagen und Sehstörungen kommen.
[Bearbeiten] Bettwanzen als Krankheitsüberträger
Durch den Biss der Wanze kann Hepatitis B übertragen werden: Das Virus kann sich jedoch nicht in der Wanze vermehren und wird dadurch nur auf mechanischem Wege weitergegeben (siehe auch Virusinfektion). Es sind drei mögliche Übertragungswege nachgewiesen worden: Das Töten der Tiere durch Zerquetschen mit der Hand; Kontakt mit den Ausscheidungen; eine Unterbrechung des Saugvorganges, wodurch halbverdautes Material wieder herausgewürgt werden kann.
Insgesamt wurden schon 28 verschiedene Krankheitserreger in den Bettwanzen nachgewiesen, unter anderem auch das Hepatitis C-Virus und das HI-Virus, allerdings ist bislang eine Übertragung nicht wissenschaftlich belegt. [1]
[Bearbeiten] Bekämpfung
Es gibt geeignete Verfahren mittels Einsatz von Insektiziden zur Bekämpfung. Die Bekämpfung sollte aber in jedem Falle einem Fachmann, sprich Kammerjäger, überlassen werden. Eine andere Methode ist, mit einem speziellen Ofen die Zimmertemperatur während ein-einhalb Tagen auf ca. 55° zu erhöhen (Wärmeentwesung). Bei dieser Temperatur sterben die Tiere und ihre Eier ab. Auch diese Methode sollte nur von Spezialisten durchgeführt werden.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/artikel/393/103290/ Schädlingsexpertin Karolin Bauer-Dubau in Claudia Fromme: Wanzen, der Feind in meinem Bett, Süddeutsche Zeitung, 25. 02. 2007
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Bettwanze – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- PMID 6849170 - Aufsatz zu den mechanischen Übertragungsweisen des Hepatitis-B-Virus von der Gemeinen Bettwanze auf den Menschen, in: South African medical journal, 15. Jan. 1983; 63 (3), 77 - 81. (englisch)
- Begleittext zum Thema Bettwanzen, Quarks & Co, 18. Juni 1996
- „Die Bettwanze, ein Ektoparasit der Fledermaus und des Menschen in eiszeitlichen Höhlen und zeitgemäßen Wohnstätten“, Hermann Levinson & Anna Levinson. Forschungsarbeiten über Insekten und andere Gliedertiere sowie deren Kulturgeschichte, 2004
- „Wanzen auf dem Vormarsch“, Tages-Anzeiger, 29. November 2006
- „Bettwanzen erobern New York: First they take Manhattan“, FAZ, 7. Dezember 2006
- Bettwanzen-Merkblatt der Beratungsstelle Schädlingsbekämpfung der Stadt Zürich
- Ein lästiger Bettgenosse auf dem Vormarsch, Bericht im Schweizer Fernsehen, 15. Januar 2007