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Ernährung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel behandelt die Ernährung im allgemeinen Sinne; für die biologische Bedeutung siehe Ernährung (Ökologie).
Lebensmittel
Lebensmittel

Ernährung ist die Aufnahme von Nahrungsstoffen, die ein Organismus zum Aufbau seines Körpers, zur Aufrechterhaltung seiner Lebensfunktionen und zum Hervorbringen bestimmter Leistungen in verschiedenen Lebenslagen benötigt. Ernährung ist eine Voraussetzung für die Lebenserhaltung jedes Lebewesens.

Für den Menschen steuert sie in wesentlichen Zügen sein körperliches, geistiges, psychisches und soziales Wohlbefinden. Der bewusste Umgang mit Nahrung und Trinken ist eine Dimension der menschlichen Kultur und aller Religionen (siehe auch Ernährungssoziologie). Unter menschlicher Ernährung versteht man die Versorgung von Menschen mit Nahrung in Form von Nahrungsmitteln und Genussmitteln. Die Aufnahme der Nahrungsmittel geschieht durch die orale Zufuhr dem Leben dienlicher Stoffe in Form von Speisen und Getränken.

Der menschlichen Ernährung dienen rohe, gekochte oder anders zubereitete, frische oder konservierte Nahrungsmittel. Mit der Erforschung der Ernährung befasst sich die Ernährungswissenschaft (siehe auch Ökotrophologie). Fehlfunktionen der Nahrungsaufnahme werden als Ernährungsstörungen bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ernährungsformen

In erster Linie ist das, was der Mensch isst, wie er es zubereitet (Kochkunst) und zu sich nimmt (Esskultur) sowie auch das, was er nicht isst (Nahrungstabu), von seinem Lebensraum und seiner Kultur abhängig, und damit starken regionalen Unterschieden unterworfen. Trotz der teils extremen Unterschiede der traditionellen Regionalküchen wird der Bedarf an Nährstoffen in der Regel gedeckt. Eine einzige "richtige" Ernährungsform kann es folglich nicht geben.

Da sich aber vor allem in den Industrieländern die Ernährungsweise von den traditionellen Formen wegentwickelt und sich durch die Zunahme sitzender Tätigkeiten der Lebensstil und damit der Kalorien- und Nährstoffbedarf insgesamt verändert, gibt es heutzutage bei vielen Menschen ein Missverhältnis zwischen Nährstoffbedarf und Ernährungsweise. Deshalb wird die Frage nach der "richtigen" Ernährung in Abhängigkeit von der Lebensweise durch die Diätetik wissenschaftlich erforscht.

Insbesondere die Zunahme an Zivilisationskrankheiten wird neben anderen Einflüssen einer modernen Fehlernährung zugeschrieben. Dies hat dazu geführt, dass es mittlerweile eine unüberschaubare Vielzahl von Ansichten, Theorien und Lehren über die "richtige" Ernährung gibt, beispielsweise die Theorien von der Vollwerternährung, die Rohkost-Lehre, die Ernährung nach den fünf Elementen aus der Traditionellen Chinesischen Medizin, die Ayurveda-Lehre, die Makrobiotik (Ernährungswissenschaft aus der Perspektive von Yin und Yang), die Trennkost-Lehre, die Steinzeiternährung und viele mehr. Die Antworten auf die Frage nach einer "richtigen" Ernährung sind oft weltanschaulich beeinflusst.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat Ernährungsregeln formuliert, die helfen sollen, genussvoll und gesund zu essen.

Zunehmend verbreitet auch die Ernährungs-, Pharma- und Nahrungsergänzungsmittel-Industrie Broschüren und Internet-Informationen zu Ernährungsfragen.

[Bearbeiten] Ernährung in der menschlichen Evolution

Die Frage nach einer „natürlichen“ menschlichen Ernährung ist immer wieder Gegenstand kontroverser Debatten. Besonders die Frage nach der Ernährungsweise der Urmenschen oder Vormenschen geben immer wieder Anlass zu Spekulationen, so in Debatten um Vegetarismus. Dabei ist zu beachten, dass es sich bei Aussagen zur Ernährung der Hominiden nur um Theorien handeln kann, da die Untersuchungsmethoden und ihre Ergebnisse im Allgemeinen viel Raum für Spekulationen lassen.

Bei der größten Gruppe der vormenschlichen Hominiden - den Australopithecinen - geht man von einer überwiegend pflanzlichen Kost aus, da diese Gattung noch nicht über das nötige manuelle Geschick zur Fleischzubereitung verfügte (z. B. Häuten/Zerteilen eines Tierkadavers). In der Übergangsgruppe zur Gattung Homo, dem Homo habilis, entwickelten Vertreter dieser Hominiden-Art dann dieses Geschick. So konnten die sogenannten Habilinen Teile aus einem Kadaver wie etwa das nahrhafte Knochenmark verwerten.

In der Weiterentwicklung zum Homo erectus nahm das Hirnvolumen des Menschen immer weiter zu. Viele Wissenschaftler gehen von dem erhöhten Stellenwert tierischer Proteine in dieser Phase aus. Allerdings muss dabei betont werden, dass die ostafrikanischen Savannen mit ihrer spezifischen Vegetation dem Menschen keine adäquate Pflanzenkost bieten konnten. Es überwogen Gräser und harte Wurzeln. Gräser etwa können vom menschlichen Organismus grundsätzlich nicht verwertet werden. Harte Wurzelkost konnte nur von der Australopithecinen-Untergruppe Paranthropus robustus verwertet werden. Dieser sich vegetarisch ernährende Hominide zeichnete sich durch ein kräftiges Gebiss aus. Da die Vertreter der Homo-Gattung dagegen nur über ein kleines Gebiss verfügten, kam dieses Nahrungsangebot nur dann in Frage, wenn es durch Feuer oder andere Techniken genießbar gemacht werden konnte. Der Homo erectus erlernte den Umgang mit Feuer und begann es zur Erschließung neuer Nahrungsquellen zu nutzen.

Spätestens vor 500 000 Jahren gab es in Europa menschliche Jagdaktivitäten, wie Funde von Waffenresten eindeutig belegen. Es wird ein stetig wachsender Fleischanteil in der Ernährung vermutet, was in der Fachwelt aber nicht unwidersprochen ist. Zum einen könnten Knollen und Zwiebeln doch einen höheren Anteil an der Nahrung des Homo erectus gehabt haben, zum anderen könnte vor allem das Sammeln und Fangen von Kleintieren, wie Nager oder Schildkröten, zur Deckung des Nahrungsbedarfs gedient haben. Womöglich wird die Bedeutung der Jagd also überschätzt.

Grundsätzlich kann nicht von einer einzigen "natürlichen" Ernährungsweise des Menschen gesprochen werden. Die Vorteile des Menschen liegen gerade in der Unbestimmtheit seiner Ernährung. Damit konnte sich der Homo sapiens an jedes Öko-System der Erde anpassen. Während sich die Evenki in Sibirien, die Inuit und ebenso die Neandertaler überwiegend fleischlich ernährten, lebten die Völker in den Anden in erster Linie von pflanzlichen Nahrungsmitteln. Eine ausreichende Pflanzenkost ist für den menschlichen Organismus vorteilhaft, da er im Gegensatz zu reinen Fleischfressern, wie Löwen, Tigern, Wölfen etc., selbsttätig kein Vitamin C synthetisieren kann. Meist reicht jedoch auch bei einer Ernährung mit vorwiegend frischem Fleisch und Innereien der Ascorbinsäuregehalt tierischer Lebensmittel aus, um Skorbut zu verhindern (100 g Schweineleber z. B. enthalten 23 mg Vitamin C, Schweinehirn 18 mg).

[Bearbeiten] Ernährung in der Medizin

Mit den Besonderheiten der Ernährung bei Krankheit beschäftigt sich die Ernährungsmedizin. Bei bestimmten Krankheiten werden zusätzlich zur medikamentösen Therapie Diäten verordnet, um den Krankheitsverlauf zu begünstigen. In der Medizin unterscheidet man prinzipiell:

  • Orale Ernährung: Der Patient kann sich auf natürlichem Wege, also über den Mund (oral) ernähren. Evtl. muss die Kost aber verändert, z.B. passiert werden, um ihm das Essen zu erleichtern. Reicht auch dies nicht aus, kommen vollbilanzierte Trinknahrungen zum Einsatz, sog. "Astronautenkost", die den gesamten Nährstoffbedarf decken, sofern der Patient eine ausreichende Menge davon trinkt. Bei schwerer Abwehrschwäche, z.B. nach Chemotherapie darf nur keimarme Nahrung verzehrt werden, um Infektionen mit Bakterien und Pilzen vorzubeugen.
  • Künstliche Ernährung: Der Patient kann nicht mehr auf natürlichem Wege essen. Er muss deshalb künstlich ernährt werden. Dazu gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten:
    • Enterale Ernährung: Statt der normalen Nahrung wird eine für die Art der Krankheit geeignete Sondenkost über eine Magen-, Dünndarm- oder PEG-Sonde in den Verdauungstrakt eingebracht. Wann immer möglich wird dieser Zugangsweg bevorzugt, da er der natürlichen Nahrungsaufnahme am nächsten kommt.
    • Parenterale Ernährung: Die in Lösung oder Emulsion befindlichen Nahrungsbestandteile werden als Infusion über einen intravenösen Zugangsweg direkt ins Blut verabreicht. Die Industrie bietet hierzu zahlreiche Produkte an, bei denen die Nahrungskomponenten entweder selbst zusammengestellt werden können (2- oder 3-Flaschen-System) oder in einer festen Kombination (All-in-one-Lösungen, 3-Kammer-Beutel) vorliegen.
Enterale und parenterale Ernährung können auch kombiniert werden. Wird als ausschließliche Ernährungsform eine bedarfsdeckende parenterale Ernährung eingesetzt, so spricht man von totaler parenteraler Ernährung.

[Bearbeiten] Probleme bei der Ernährung

[Bearbeiten] Fehl- und Mangelernährung

Entspricht eine Ernährung nicht den Anforderungen des menschlichen Organismus, so spricht man von Fehl- oder Mangelernährung. Die Begriffe werden oft uneinheitlich und manchmal synonym verwendet. Meist bedeutet aber Fehlernährung, dass ein oder mehrere Nahrungsbestandteile in falscher Menge verzehrt werden, z.B. zu fettreiche oder zu vitaminarme Kost, während man unter Mangelernährung versteht, dass der Energie- oder Kalorienbedarf des Organismus nicht gedeckt wird. Kombinationen beider Störungen kommen vor.

Ursachen von Fehl- und Mangelernährung können Hungersnöte durch Ernteausfälle, Krieg oder Katastrophen und Krankheiten (z.B. Essstörungen, Krebs, AIDS, Chronische Bronchitis, Herzinsuffizienz) sein, sowie in Industrieländern vor allem eine unausgewogene Ernährung durch mangelndes Wissen über eine gesunde Ernährung und ungünstige Essgewohnheiten. Hier spielen insbesondere das große Angebot an hochkalorischer industrieller Fertignahrung bei gleichzeitigem Rückgang der körperlichen Aktivität und der Wegfall des Essens als soziales, meist familiengebundenes Ritual eine Rolle.

[Bearbeiten] Ernährungsbedingte Krankheiten

Fehl- und Mangelernährung können ihrerseits Krankheiten verursachen oder begünstigen, z. B. Skorbut bei Vitamin-C-Mangel, Beriberi bei Vitamin-B1-Mangel oder Diabetes mellitus bei starkem Übergewicht/Adipositas. Für diese und andere Krankheiten, vor allem für die Mangelerkrankungen, ist der Zusammenhang mit Fehl- oder Mangelernährung wissenschaftlich bewiesen.

Es gibt jedoch auch eine große Zahl an Krankheiten, insbesondere die sog. Zivilisationskrankheiten, für die diskutiert wird, ob sie durch die Ernährungsweise zumindest mitverursacht werden. Einen wissenschaftlichen Beweis dieser Annahme gibt es aber nur für die wenigsten Erkrankungen. Generell sind Zusammenhänge zwischen Ernährung und Krankheit, methodisch bedingt, schwierig zu beweisen. Für die meisten Zivilisationskrankheiten gibt es höchstwahrscheinlich nicht nur eine einzige Ursache, sondern eine Kombination von Ursachen, darunter genetische Anfälligkeit, körperliche Aktivität, Ernährung und Psyche sowie Umweltgifte.

[Bearbeiten] Literatur

  • Claus Leitzmann: Welternährung zu Beginn des 21. Jahrhunderts: Die globale Ernährungssituation. Biologie in unserer Zeit 31(6), S. 408 - 416 (2001), ISSN 0045-205X
  • Claus Leitzmann, Markus Keller, Andreas Hahn: Alternative Ernährungsformen, Hippokrates, Stuttgart, 2. Aufl. 2005, ISBN 3-8304-5324-8
  • Utz Thimm, Karl-Heinz Wellmann: In aller Munde. Ernährung heute. Suhrkamp Verlag (stw 3602), Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-518-45602-4
  • Utz Thimm, Karl-Heinz Wellmann: Essen ist menschlich. Zur Nahrungskultur der Gegenwart. Suhrkamp Verlag (stw 3533), Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-518-45533-8
  • A. Hahn, A. Ströhle, Maike Wolters: Ernährung - Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, 2. Auflage, Stuttgart 2006, ISBN 3-8047-2092-7
  • Thomas Spengler: Gesundheit durch Vitalstoffe, Selbstverlag, 2004, ISBN 3-0001-2604-X
  • Erika Fink: Ernährung und Diätetik für die Kitteltasche. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, ISBN 3-8047-1933-3
  • Pollmer U. Warmuth S.: Lexikon der populären Ernährungsirrtümer, Eichborn 2000, ISBN 3-8218-1615-5
  • Worm N.: Syndrom X oder Ein Mammut auf dem Teller, Hallwag 2000, ISBN 3-7742-5283-1
  • A.Hacheney: Wasser - Wesen zweier Welten
  • Ruediger Dahlke: Richtig essen, Der ganzheitliche Weg zu gesunder Ernährung, Knaur-Verlag, ISBN 3-426-66564-6

[Bearbeiten] Verwandte Themen

[Bearbeiten] Weblinks


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