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Biergarten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Biergarten im Sommer
Biergarten im Sommer

Als Biergarten bezeichnet man einen besonderen Typ einer Gartenwirtschaft. Der Ursprung dieser Einrichtungen (im klassischen Sinne) ist in Bayern zu finden. Hierbei wird dort zwischenzeitlich zwischen Biergärten im allgemeinen und traditionellen Biergärten unterschieden, da Biergarten zum modischen Ausdruck wurde und auch bisher Gartenterrassen genannte Außenbereiche Biergärten genannt werden. Die traditionelle Bezeichnung in Franken ist Bierkeller.

Charakteristisch für einen traditionellen Biergarten ist das Recht des Gastes, selbstmitgebrachte Speisen verzehren zu dürfen. Weiterhin sind Bäume und Holzbestuhlung Kennzeichen eines Biergartens, natürlich auch der Ausschank von Bier. Idealerweise gehören auch Kiesfläche, Bänke Biergarnitur und deftiges Essen dazu. Als Unding werden jedoch Plastikstapelstühle, Schirme statt Bäume, Pflaster statt Kies sowie Cateringfood bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Entstehung

Adolph Menzel:Im Biergarten, 1883
Adolph Menzel:
Im Biergarten, 1883

Biergärten entstanden in Bayern im 19. Jahrhundert in München, als vorwiegend untergäriges Bier getrunken wurde. Dieses durfte nur in den kalten Monaten hergestellt werden, so lautete ein entsprechendes Dekret von König Ludwig I., da die Gärung bei Temperaturen zwischen vier und acht Grad erfolgen musste. Damit auch im Sommer dieses Bier ausgeschenkt werden konnte, legten größere Bierbrauer in den Flusshängen der Isar Bierkeller an, in denen man in der Lage war, das gebraute Bier entsprechend gut kühl zu halten. Um die Durchschnittstemperatur des Lagers weiter zu senken, wurden Kastanien gepflanzt, die mit ihrem dichten Blätterwerk im Sommer guten Schatten boten und auf dem Boden des Hangs Kies gestreut. Allgemein wird angenommen, dass die Leute einen großen Maßkrug mitbrachten, um das gekaufte Bier mit nach Hause zu nehmen. In den heißen Sommermonaten wurde das Bier jedoch oft bereits direkt vor Ort getrunken. Hierzu ein Auszug aus der Begründung zur Bayerischen Biergartenverordnung in der neuesten Fassung vom 20. April 1999:

„Der typische bayerische Biergarten ist eine Gaststätte bzw. der im Freien gelegene Teil einer solchen, deren Betrieb im wesentlichen auf Schönwetterperioden während der warmen Jahreszeit beschränkt ist. Das Erfordernis des Gartencharakters verlangt eine Situierung des Betriebs im Grünen, jedenfalls im Freien. Das Idealbild des Biergartens ermöglicht, unter großen Bäumen im Schatten zu sitzen. Insoweit bestehende Defizite können durch kleinere Anpflanzungen innerhalb der Anlage nur beschränkt kompensiert werden. Der Gartencharakter wird entweder durch eine auf dem Betriebsgelände selbst in erheblichem Umfang vorhandene Bepflanzung oder durch eine in der Umgebung in erheblichem Umfang vorhandene Bepflanzung bestimmt. Entscheidend ist das Gesamtbild der Anlage.“
Gebackene Schweinshaxn und Obatzter sind typische (bayerische) Biergarten-Essen
Gebackene Schweinshaxn und Obatzter sind typische (bayerische) Biergarten-Essen

Der nächste logische Schritt erfolgte bald und neben der reinen Lagerung wurden die Bierkeller bald auch für den Ausschank genutzt, indem man einfache Bänke und Tische unter die Bäume stellte. Dies führte dazu, dass diese Plätze bald ein beliebtes Ausflugsziel der Münchner wurden, sehr zum Verdruss der kleineren, in München verbliebenen Bierbrauer. Um der zunehmenden Abwanderung von Gästen entgegenzuwirken, traten diese an Ludwig I heran, der verfügte, dass die um München herumliegenden Bierkeller zwar weiterhin den Ausschank betreiben, dort jedoch keine Mahlzeiten servieren durften. Jeder, der dort essen wollte, musste die dafür notwendige Brotzeit nunmehr selbst mitbringen.

Diese Verfügung ist inzwischen zwar nicht mehr gültig, so dass es möglich ist, z. B. an entsprechenden Ständen etwas zum Essen zu kaufen oder sich etwas servieren zu lassen, jedoch ist es weiterhin in vielen Biergärten erlaubt, dass die Gäste ihre eigenen Nahrungsmittel (bayrisch auch als Brotzeit bezeichnet) mitbringen. Diese werden zur besseren Unterscheidbarkeit als traditionelle Biergärten bezeichnet.

[Bearbeiten] Bedeutung

Die soziale Bedeutung der bayerischen bzw. münchnerischen Biergärten für die Gesellschaft kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Hinweisschild (Hirschgarten, München)
Hinweisschild (Hirschgarten, München)

In diesem „geschützten“ Bereich können sich alle Gesellschaftsschichten ungezwungen treffen, alle Nationalitäten, Einheimische wie Touristen, ältere und jüngere Menschen. In den traditionellen Biergärten dürfen auch heute noch eigene Nahrungsmittel mitgebracht werden, lediglich die Getränke müssen an der Schänke erworben werden – also ist auch für weniger begüterte Gesellschaftsgruppen eine Teilnahme an diesem gesellschaftlichen Leben möglich. Kommunikation und Vergnügen sind die wohl wesentlichen Elemente eines Biergartenbesuchs (neben dem Genuss des Hopfengetränks natürlich). Spielplätze für Kinder helfen, dass die gesamte Familie sich unkompliziert im Biergarten aufhalten kann. Krawall und Stress werden von so gut wie allen Besuchern nicht geschätzt, also entstehen diese auch nur in seltenen Ausnahmefällen (und werden ggf. sehr schnell durch Ordnungskräfte beendet). Wohl einzigartig für gastronomische Einrichtungen ist, dass es für die meisten Besucher selbstverständlich ist, auch völlig unbekannten Tischnachbarn zuzuprosten und sich mit diesen oft auch intensiv zu unterhalten. Damit entsteht eine tatsächliche klassenüberschreitende Kommunikation, die letztlich auch dem elementaren friedlichen Zusammensein höchst inhomogener Menschengruppen nützt (übersehen wird oft, dass München schon immer eine Stadt der Zuwanderer war – weit über die Hälfte der heutigen Bevölkerung sind Nicht-Münchner und Nicht-Bayern).

Dass diese Effekte nicht unbeabsichtigt sind, zeigt diese Passage aus der Begründung der noch heute gültigen Bayerischen Biergartenverordnung:

„Biergärten erfüllen wichtige soziale und kommunikative Funktionen, weil sie seit jeher beliebter Treffpunkt breiter Schichten der Bevölkerung sind und ein ungezwungenes, soziale Unterschiede überwindendes Miteinander ermöglichen. Die Geselligkeit und das Zusammensein im Freien wirken Vereinsamungserscheinungen im Alltag entgegen. Sie sind vor allem für die Verdichtungsräume ein ideales und unersetzliches Nahziel zur Freizeitgestaltung im Grünen. Sie sind regelmäßig gut zu erreichen und bieten gerade Besuchern mit niedrigem Einkommen und Familien, insbesondere durch die Möglichkeit zum Verzehr mitgebrachter Speisen, eine erschwingliche Gelegenheit zum Einkehren.“


[Bearbeiten] Bekannte Biergärten in und um München

Hauptartikel: Biergärten in München

Biergarten am Chinesischen Turm im Englischen Garten
Biergarten am Chinesischen Turm im Englischen Garten

Der größte traditionelle Biergarten der Welt ist der Münchner Hirschgarten. Der bei Münchnern und Touristen bekannteste und zugleich zweitgrößte Biergarten liegt im Englischen Garten am Chinesischen Turm.

Der zentralste Biergarten der Stadt befindet sich mitten im Viktualienmarkt. Der Biergarten auf dem Nockherberg ist durch die Paulaner-Fernsehwerbung bundesweit bekannt geworden.

Im Landkreis München liegen die Kugler Alm bei Oberhaching, die für sich die Erfindung des Radlers beansprucht, und die Waldwirtschaft bei Pullach, die durch die Biergartenrevolution auch überregional bekannt wurde, weil anhand der Auseinandersetzungen über Lärmschutz in ihrer Nachbarschaft die Biergartenverordnung und die Definition eines traditionellen Biergartens entwickelt wurden.

[Bearbeiten] Weblinks

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Wiktionary
Wiktionary: Biergarten – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen
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