Boyneburg
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Die Burgruine Boyneburg liegt im hessischen Werra-Meißner-Kreis im Ortsteil Wichmannshausen der Stadt Sontra. Die Ruine steht etwa drei km östlich von Wichmannshausen. Unterhalb der Burg liegen im Westen das Schloss und das Gut Boyneburgk und im Norden das Gut Harmuthshausen.
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[Bearbeiten] Beschreibung
Die Ruine steht auf einen nach Norden abfallenden Hang des Berges Boyneburg (513 m ü. NN) im Ringgau (Gebirge). Die Kernburg steht auf 490 m ü. NN, und ist durch einen Halsgraben von der Vorburg getrennt. Sie hat eine trapezförmige Grundform, deren breitere Seite gegen den südlich ansteigenden Hang gerichtet ist. Im Norden, über dem abfallenden Steilhang, befindet sich die schmale Seite der Burganlage. Die Vorburg war durch drei Gräben gesichert, die heute noch erkennbar sind.
Von den Gebäuden sind nur zwei etwa 25 Meter hohe Wände des pentagonalen Bergfrieds und einige Grundmauern erhalten. Das am Bergfried angebaute Torhaus wurde erst in den Jahren 1952 und 1953 an seiner ursprünglichen Stelle wieder erbaut.
Die Ruine ist noch heute im Besitz der Familie von Boyneburg. Sowohl die Familie als auch die Burg tauchen im Laufe der Zeit unter den Namen Bumeneburc (1123), Boimeneburch (1137), Buonineburch (1156), Böbeneburc (1217), Boimiberg (1261), Bonneburg (1262), Bömeneburg (1292), Boyneborg (1392) in Urkunden auf. Auch heute existieren in der Region die Namen Bemelburg oder Bomeneburg für die Ruine und den Berg.
[Bearbeiten] Geschichte
Gesichert ist, dass sich hier auf dem Kalksteinbergzug, zwischen der Netra und der Ulfe, schon in vor und frühgeschichtlicher Zeit eine Fliehburg befand.
Der Berg kam im 11. Jahrhundert in den Besitz der Grafen von Northeim, die vermutlich die ersten Befestigungen aus Baumstämmen erbauten. Es wird angenommen, dass sich daher der Name der Burg und des Berges abgeleitet hat. Die erste urkundliche Erwähnung fand die Burg 1107 als "Bemelburch" in einer Urkunde von Kaiser Heinrich V., der die Burg wegen Raubzügen der Burgmänner zerstören ließ. Dennoch erhielt Graf Siegfried III. von Northeim die Burg vom Kaiser erneut als Reichslehen und baute sie wieder auf. Nach seinem Tod 1108 übernahm Graf Siegfried IV. von Northeim die Burg; von 1123 an nannte er sich auch „Commes de Boumeneburc“. Er starb 1144, als letzter männlicher Nachkomme der Familie von Northeim, und die Burg fiel als erledigtes Lehen an den Kaiser zurück.
Zwischen 1150 und 1160 übernahm Abt Markward von Fulda die reparaturbedürftige Burg und ließ sie wieder instandsetzen. Er wollte von der Burg aus die Besitzungen des Klosters in der Region schützen. Der Staufer Friedrich I. (Barbarossa) war im Jahr 1156 das erste Mal auf der Burg, und sie wurde als kaiserliches Schloss bezeichnet. Barbarossa hielt im Jahre 1166 auf der Burg einen Hoftag ab und stiftete 1188 Einkünfte für die Priesterstelle auf der Burgkapelle. Da die Burg zwischen den wichtigen Reichsgütern im Harz und in der Wetterau lag, war sie reichspolitisch von Bedeutung. Sie war mit reichsministerialen Burgmannen besetzt, die sich zumindest seit 1138 nach der Burg nannten. Diese Familie teilte sich im 13. Jahrhundert in drei Zweige auf.
Nach Beendigung des Thüringisch-hessischenen Erbfolgekrieges erhielt Landgraf Heinrich I. von Hessen acht befestigte Ortschaften an der Werra von Heinrich von Meißen; darunter war auch Eschwege (1264). Am 12. Mai 1292 erhielt Heinrich I. von König Adolf die Reichsfürstenwürde und wurde mit Eschwege und der Reichsburg Boyneburg als erblichem Reichsfürstentum belehnt. Dies führte über zwei Jahrhunderte zu Auseinandersetzungen mit den ehemaligen Reichsministerialen auf der Burg, die die Lehensherrschaft der Landgrafen von Hessen nicht anerkannten. Ein Vergleich zwischen den Landgrafen und denen von Boyneburg kam erst 1449 zustande, und von 1460 an hielten die Boyneburgs die Burg als hessisches Erblehen. Zu dieser Zeit hatten sie die Burg allerdings bereits verlassen und Wohnsitze auf ihren Gütern unterhalb der Burg bezogen.
Nach 1571 wohnte noch ein Vogt auf der Burg, und noch 1595 war sie in gutem Zustand, begann dann jedoch zu verfallen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg 1637 von Kroaten unter dem Befehl von Tilly geplündert und teilweise niedergebrannt. Dennoch war sie bis 1672 mit einem Vogt besetzt, ehe sie dann endgültig verlassen wurde und als Steinbruch für die Bevölkerung der Umgebung diente.
[Bearbeiten] Literatur
- Rudolf Knappe: Schlösser und Burgen in Nord- und Osthessen. Wartberg Verlag Gudensberg-Gleichen, 1996, ISBN 3-86134-237-5, S. 30–31
[Bearbeiten] Weblinks
- Boyneburg bei werra-meissner.de
- Boyneburg bei burgenwelt.de
- Die Sage „Das Fräulein von Boineburg“
Koordinaten: 51° 6' 6" N, 10° 0' 34" O