Bund Deutscher Mädel
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Der Bund Deutscher Mädel (BDM) und der oftmals dazugezählte, strenggenommen aber davon zu trennende Jungmädelbund waren während der Zeit des Nationalsozialismus die Abteilungen der Hitler-Jugend (HJ), in der die Mädchen im Alter von 10 bis 18 Jahren organisiert waren. Der Jungmädelbund nahm, analog zum männlichen Jungvolk, die 10- bis 13-jährigen Mädchen auf, der eigentliche Bund Deutscher Mädel die 14- bis 18-jährigen Mädchen. Der BDM wurde 1930 durch Zusammenschluss verschiedener unorganisierter Mädchengruppen gegründet und 1931 in die HJ eingegliedert. An seiner Spitze stand die Reichsreferentin, die der Reichsjugendführung unterstellt war. Diesen Posten bekleidete von 1930 bis 1937 Trude Mohr und von 1937 bis 1945 Dr. Jutta Rüdiger. Wie auch für Jungen war die Mitgliedschaft in der HJ für Mädchen seit 1936 obligatorisch. 1939 wurde in den "Blutmäßigen Anforderungen" eindeutig festgelegt, dass Juden und Jüdinnen der HJ und dem BDM nicht angehören können. Junge Frauen von 17 bis 21 Jahren konnten dem 1938 gegründeten Werk Glaube und Schönheit beitreten, das ein altersgemäßes Programm bot und die Zeit bis zum Eintritt in die Nationalsozialistische Frauenschaft überbrücken sollte.
Die Aufgabe des BDM lag darin, die Mädchen körperlich zu ertüchtigen und im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung zu erziehen. Dazu nahmen sie an verschiedenen sportlichen Übungen und Wettkämpfen, Heimabenden, Fahrten und sonstigen Aktivitäten teil. Der BDM zeichnete in den Anfangsjahren ein eher modernes Bild von der Frau als selbständiges, starkes Mitglied der Volksgemeinschaft, nicht zuletzt deshalb, weil die Organisation bis zur höchsten Ebene in der Hand von Frauen lag. In den späteren Jahren rückten allerdings die traditionelle Erziehung und die Vorbereitung auf das Leben als verheiratete Hausfrau mit dem Erlernen von Näharbeiten, Kochen usw. in den Vordergrund, weshalb der Bund im Umgangssprachlichen auch 'Bald deutsche Mutter' genannt wurde. Auch der Zugang zu Sondereinheiten der Hitler-Jugend wie Motor-, Reiter- und Flieger-HJ war den Mädchen versperrt. Die letzten Jahre des BDM waren durch den Zweiten Weltkrieg geprägt, an dem sich die weibliche Jugend als Lazarett-, Luftschutz- und Landhelfer und auf vielfältige andere Weise - nicht aber mit der Waffe - beteiligte.
Reese hat zur Entwicklung des BDM, vor allem des BDM-Werkes "Glaube und Schönheit" in späteren Jahren, eine andere Deutung gegeben als die der Konventionalisierung (d.h. hin zur traditionell weiblichen Erziehung und zur Beschränkung der Frau auf Haus und Familie). Die verstärkte Ausrichtung der BDM-Arbeit auf landwirtschaftliche und hauswirtschaftliche Bereiche war ihrer Meinung nach der Versuch, dem Arbeitskräftemangel in der Land- und Hauswirtschaft in Hinblick auf den zu erwartenden Krieg vorzubeugen und die juristischen Voraussetzungen für die Heranziehung von weiblichen Jugendlichen zu schaffen, was mit der Einführung des so genannten "Pflichtjahres" erreicht wurde. Ebenso wie die vormilitärische Ausbildung der Jungen in Sondereinheiten handelte es sich hier also um Kriegsvorbereitungen, diesmal bezogen auf die Mädchen. Die Mädchen wurden so zu einem großen, flexibel einsetzbaren und lenkbaren Arbeitskräftereservoir, das im Kriegsfall die landwirtschaftliche Produktion aufrecht erhalten sollte.
[Bearbeiten] Rang- und Dienststellungsabzeichen des BDM und JM
Die Rangabzeichen wurden auf der linken Brustseite der Führerinnendienstkleidung angebracht:
![Reichsreferentin (1) Obergauführerin als Führerin eines Obergaues oder als Amtsreferentin in der Reichsjugendführung (RJF) (2) BDM- und JM-Gauführerin auch als Führerin eines Obergaues oder als Amtsreferentin in der RJF (3) BDM- und JM-Untergauführerin auch als Führerin eines Obergaues oder als Amtsreferentin in der RJF (4) BDM- und JM-Gauführerin (5) BDM- und JM-Untergauführerin (6) BDM- und JM-Ringführerin (7) BDM- und JM-Gruppenführerin (8)](../../../upload/shared/thumb/d/d7/BDM_Abzeichen_Gesamt.jpg/600px-BDM_Abzeichen_Gesamt.jpg)
Neben den Rangabzeichen gab es außerdem Dienststellungsabzeichen in Form von "Führerinnenschnüren":
[Bearbeiten] Literatur
- Birgit Jürgens: Zur Geschichte des BDM (Bund Deutscher Mädel) von 1923 bis 1939. 2. Aufl., Frankfurt/a.M u.a., 1996
- Michael H. Kater: Hitler-Jugend. Übersetzt von Jürgen Peter Krause, Darmstadt 2005
- Martin Klaus: Mädchen im 3. Reich. Der Bund deutscher Mädel. Köln 1998
- Reese, Dagmar: Mädchen im Bund Deutscher Mädel, In: Kleinau, Elke / Opitz, Claudia: Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung - Vom Vormärz bis zur Gegenwart. Band 2, Frankfurt am Main / New York 1996.
- Klönne, Arno: Jugend im Dritten Reich - Die Hitler-Jugend und ihre Gegner. Köln 1982.
- Reese, Dagmar: Straff, aber nicht stramm - herb, aber nicht derb. Zur Vergesellschaftung von Mädchen durch den Bund Deutscher Mädel im sozialkulturellen Vergleich zweier Milieus. Weinheim / Basel 1989.
- Kinz, Gabriele: Der Bund Deutscher Mädel: ein Beitrag zur außerschulischen Mädchenerziehung im Nationalsozialismus. Frankfurt am Main 1990.