Carl Troll
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Carl Troll (* 24. Dezember 1899 in Gabersee, heute ein Stadtteil von Wasserburg am Inn, † 21. Juli 1975 in Bonn). Er war ein deutscher Geograph und der Bruder des Botanikers Wilhelm Troll.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Troll studierte von 1919 bis 1922 an der Universität München unter anderem Biologie, Chemie, Geologie, Geographie und Physik. 1921 wurde er in Botanik promoviert und habilitierte sich 1925 in Geographie. Von 1922 bis 1927 arbeitete er als Assistent am Geographischen Institut in München. Schließlich ging er von 1926 bis 1929 auf Forschungsreise durch Südamerika und bereiste dabei Bolivien, Ecuador, Kolumbien, Nordchile, Panama und Peru.
1930 wurde er Professor für Kolonial- und Überseegeographie in Berlin. Zwischen 1933 und 1934 bereiste er mit Karl Wien Ost- und Südafrika. Während der Jahre 1936 bis 1938 war er ordentlicher Professor der Abteilung Wirtschaftsgeographie am Berliner Institut für Meereskunde. 1937 nahm er außerdem an der Deutschen Nanga-Parbat-Exkursion teil und unternahm mit Rudolf Schottenloher eine Forschungsreise nach Äthiopien.
Zwischen 1938 und 1966 war er ordentlicher Professor und Direktor am Geographischen Institut in Bonn. Dieses wurde im 2. Weltkrieg im Jahre 1944 nach Scheinfeld verlagert, jedoch bereits ein Jahr später rückgeführt. 1947 gründete Carl Troll die Zeitschrift Erdkunde.
Ab 1949 wurde er Leiter des Fachausschusses der Geographie der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft (später: Deutsche Forschungsgemeinschaft) und nahm außerdem eine bis 1959 andauernde Gutachtertätigkeit auf. Ab 1950 übernahm er die Leitung der Kommission für Erdwissenschaftliche Forschungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. 1954 unternahm Troll eine Forschungsreise nach Mexiko. Zwischen den Jahren 1956 und 1960, sowie zwischen 1964 und 1968 war Carl Troll Vizepräsident der International Geographical Union (IGU), zwischen 1960 und 1964 deren Präsident. Außerdem hatte er zwischen 1957 und 1959 das Amt des Ratsherren der Stadt Bonn für die CDU inne. Zwischen 1960 und 1961 war er der Rektor der Universität Bonn. 1966 emeritierte er schließlich. Am 21. Juli 1975 starb Carl Troll in Bonn im Alter von 75 Jahren an Herzversagen.
[Bearbeiten] Werke
Carl Troll prägte den Begriff Landschaftsökologie. Aus hydrologischen, biologischen und wirtschaftlichen Daten entwickelte er Jahreszeitenklimakarten und Klimaklassifikationen in drei Dimensionen.
[Bearbeiten] Effektive Klimaklassifikation nach Troll/Paffen
Carl Trolls bekannte, bis heute weit verbreitet angewendete effektive Klimaklassifikation teilt die Welt in fünf Klimazonen mit (jeweils etlichen weiteren Untergruppen) ein:
- Zone I: Polare und subpolare Zonen
- Zone II: Kaltgemäßigte, boreale Zonen
- Zone III: Kühlgemäßigte Zone
- Zone IV: Warmgemäßigte Zone
- Zone V: Tropenzone
Die Einteilung basiert auf der Beobachtung der jahreszeitlichen Wechsel der Klimaelemente (Strahlung, Temperatur, Niederschlag) und die Vegetationsausprägung in den einzelnen Klimazonen findet starke Berücksichtigung. Höhenklimate werden als Varianten der lagebedingten Zonenklimate dargestellt (z. B. Zone I in Hochgebirgen mittlerer Breiten). Trolls Klassifikation ist sehr detailliert und verwendet Schwellenwerte und festgesetzte Wertebereiche für bestimmte Parameter, um eine weitere Unterteilung der fünf großen Klimazonen zu ermöglichen. Diese Parameter sind die Mitteltemperatur des wärmsten Monats, die Mitteltemperatur des kältesten Monats, die Jahresamplitude der Temperatur, die Vegetationsdauer in Tagen sowie die Anzahl der humiden Monate. Beispiel: Ein nach Trolls Klassifikation ozeanisches Borealklimat muss eine Vegetationsdauer von 120 bis 180 Tagen bieten, die Mitteltemperatur des wärmsten Monats muss zwischen +10 und +15 Grad Celsius und die Mitteltemperatur des kältesten Monats zwischen +2 und -3 Grad Celsius liegen.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen
- Troll, C. (1922): Die Entfaltungsbewegungen der Blütenstiele und ihre biologische Bedeutung. In: Flora oder allgemeine botanische Zeitung, N.F. 115 (4), S. 294-392 [Diss.]
- Troll, C. (1925): Ozeanische Züge im Pflanzenkleid Mitteleuropas. In: Freie Wege vergleichender Erdkunde: Erich von Drygalski zum 60. Geburtstage am 9. Februar 1925 gewidmet von seinen Schülern. München, Berlin, S. 307-335 [Habil.]
- Troll, C. (1939): Luftbildplan und ökologische Bodenforschung. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 1939 (7/8), S. 241-298.
- Troll, C. (1941): Studien zur vergleichenden Geographie der Hochgebirge der Erde. Bonner Mitteilungen 21. Bonn.
- Troll, C. (1951): Tatsachen und Gedanken zur Klimatypenlehre. In: Geographische Studien: Festschrift zur Vollendung des 65. Lebensjahres von Prof. Dr. Johann Sölch, überreicht von seinen Schülern, Freunden und Mitarbeitern. Wien, S. 184-202.
[Bearbeiten] Literatur
- Lautensach, H. (1959): Carl Troll - ein Forscherleben. In: Erdkunde 13, S. 245-252; mit Publikationsverzeichnis 1922-1959, S. 252-258.
- Lauer, W. (1970): Carl Troll zum 70. Geburtstag. In: Lauer, Wilhelm (Hrsg.): Argumenta Geographica. Colloquium Geographicum 12. Bonn, S. 11-17; mit Publikationsverzeichnis 1960-1970, S. 18-26.
- Lauer, W. (1976): Carl Troll - Naturforscher und Geograph. In: Erdkunde 30, S. 1-7; mit Publikationsverzeichnis 1970-1975, S. 7-9.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Carl Troll im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Übersicht über den Nachlass Carl Trolls: [1]
Personendaten | |
---|---|
NAME | Troll, Carl |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Geograph ("Effektive Klimaklassifikation", "Landschaftsökologie") |
GEBURTSDATUM | 24. Dezember 1899 |
GEBURTSORT | Gabersee |
STERBEDATUM | 21. Juli 1975 |
STERBEORT | Bonn |
Kategorien: Geograph | Meteorologe | Deutscher | Mann | Geboren 1899 | Gestorben 1975