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Chabad

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Chabad (Hebräisch: חב"ד) oder auch Lubawitsch (Jiddisch: ליובאוויטש) ist eine chassidische Gruppierung innerhalb des orthodoxen Judentums.

Der Name Lubawitsch deutet auf den geographischen Ursprung der Bewegung hin, nämlich eine westrussischen Kleinstadt nahe Smolensk. Von 1813, als sich Dovber Schneuri, der zweite Rebbe der Chabad-Dynastie, dort niederließ, bis zur Evakuierung 1915 in den Wirren des 1. Weltkrieges, war Lubawitsch das Zentrum der Bewegung.

Der Name Chabad wiederum bezieht sich auf die philosophischen Grundlagen der Bewegung: Chabad ist ein Akronym für die drei hebräischen Begriffe Chochma (חכמה, „Weisheit“), Bina (בינה, „Einsicht“) und Daat (דעת, „Wissen“). Chochma, Bina und Daat bezeichnen in der Kabbala (jüdische Mystik) die drei höchsten der insgesamt zehn Sephiroth.

In der Denkschule von R. Schneor Salman erhalten die drei Begriffe Chochma, Bina, Daat folgende Deutung:

  1. Chochma – der Einfall, die Idee
  2. Bina – die Aufbereitung und Ausarbeitung der Idee
  3. Daat – die subjektive Wirkung des neutralen Intellekts (Chochma und Bina) auf Emotionen, Meinungen und praktische Handlungen des Menschen

Der Begründer der Chabad-Schule, Rabbiner Schneor Salman aus Liadi, wird nach seinem religionsphilosophischen Werk „Tanja“ auch „Baal HaTanja“ genannt. Neben dem „Tanja“ ist sein „Schulchan Aruch HaRav“ – ein mehrbändiges Werk der Halacha – von Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Rabbi Schneor Salman von Ljadi

Der Gründer von Chabad, Rabbiner Schneor Salman von Liadi (Russisch: Лёзна, Weißrussisch: Лиозно), wurde im Jahre 1745 geboren. Der Name Schneor bedeutet auf Hebräisch „Zwei Lichter“. Retrospektiv wurde sein Name auf seine zwei Hauptwerke bezogen – Schulchan Aruch HaRav[1] auf dem Gebiet der Halacha, und Das Buch Tanja auf dem Gebiet der Kabbala. Sein Vater Baruch war ein Nachkomme des Prager Rabbiners und Philosophen Judah Löw. Vier Jahre nach seiner Heirat reiste er 1764 erstmals zum Studium bei Rabbi Dow Ber, dem Maggid von Mesritsch, der seinerseits ein Schüler des Gründers des Chassidismus, R. Israel Baal Schem Tow, war. 1770 begann er auf Anweisung des Maggid mit der Arbeit an seinem halachischen Werk Schulchan Aruch. Zur besseren Unterscheidung des gleichnamigen Schulchan Aruch von Rabbi Josef Karo wird das Werk von R. Schneor Salman „Schulchan Aruch HaRav“ genannt. 1772 begann er mit der Formulierung der Grundlehren der Chabad-Philosophie; 1773-1778 etablierte er eine Akademie für ausgewählte Gelehrte in der Stadt Ljosna, wo er lebte und lehrte. 1794 veröffentlichte er (vorerst anonym) sein erstes halachisches Werk Hilchot Talmud Tora („Die Gesetze des Torastudiums“), das später als Teil des Schulchan Aruch HaRav gedruckt wurde. 1797 veröffentlichte er sein religionsphilosophisches Hauptwerk, das Buch Tanja. 1803 veröffentlichte er einen Siddur (Gebetbuch), der dem Ritus von Isaak Luria folgt. 1812 flüchtete er mit seiner Familie und einigen Schülern vor den herannahenden Truppen Napoleons und verstarb am 24. Tevet 5573 (27. Dezember 1812) im Dorf Hadicz im Distrikt Poltova, wo auch sein Grab liegt[2].

[Bearbeiten] Das Buch Tanja

Im Jahre 1797 wurde das chassidisch-kabbalistische „Buch Tanja“ von R. Schneor Salman zum ersten Mal in Slawita gedruckt. Der Name „Tanja“ geht auf die zu Beginn des Buches zitierte Talmudstelle zurück, die mit dem Wort Tanja („wir haben gelernt“) beginnt. Das „Buch Tanja“ umfasst in den heutigen Druckausgaben fünf getrennte Teile

  1. Likkutej Amarim, auch Tanja oder Sefer Schel Bejnonim („Das Buch der Durchschnittsmenschen“) genannt.
  2. Schaar HaJichud WeHaEmuna („Tor der Einheit und des Glaubens“)
  3. Iggeret HaTeschuva („Brief über die Rückkehr“)
  4. Iggeret HaKodesch („Heiliger Brief“)
  5. Kuntres Acharon („Letzte Abhandlung“)

Mit dem Namen Tanja wird heute das gesamte Buch, und nicht nur Teil I, bezeichnet.

  • In Teil I (53 Kapitel) ist, wie im Untertitel „Das Buch der Durchschnittsmenschen“ angedeutet, der Durchschnittsmensch (hebr. Bejnoni) und sein spirituelles Potenzial Hauptthema. Nach R. Schneor Salman gelingt es dem Bejnoni, weder in Gedanke, Wort noch Tat zu sündigen. Der äußerlichen Kontrolle über diese Bereiche zum Trotz ist aber beim Bejnoni das Potenzial zum Bösen weiterhin in vollem Ausmaß vorhanden und erfordert ständige Wachsamkeit und Bekämpfung. R. Schneor Salman zufolge ist die Persönlichkeit des Bejnoni nicht bloßes Ideal, sondern von Jedem praktisch erreichbar.
  • Grundlage für Teil II Schaar HaJichud WeHaEmuna (12 Kapitel) ist eine der Hauptthesen von R. Schneor Salman: Dass Glauben und Wissen notwendige Ergänzungen sind, um Gott richtig dienen zu können. Der Mensch muss bis an die Grenzen der eigenen intellekuellen Fähigkeiten um ein Verständnis von Göttlichkeit ringen und erst jenseits dieser Grenze den Glauben anwenden. Teil II behandelt u.A. die Themen „Schöpfung aus dem Nichts“, göttliche Essenz und Emanation, und Zimzum (hebr. „Verringerung“, „Verdichtung“).
  • Teil III, Iggeret HaTeschuva (12 Kapitel), behandelt das Thema der Teschuva (hebr. „Umkehr“, „Rückkehr“). Bei R. Schneor Salman erhält der Begriff Teschuva eine facettenreiche Deutung: Von der Abkehr von augenscheinlich Bösem bis hin zur spirituellen Weiterentwicklung von Gutem.
  • Teil IV, Iggeret HaKodesch, wurde posthum von den Söhnen des Verfassers hinzugefügt und enthält 32 Briefe, die inhaltlich keinen Zusammenhang aufweisen. Manche der Briefe verweisen auf Themen in Teil I des Tanja. Das Gebot der Mildtätigkeit ist ein dominierendes Thema. Darüber hinaus werden die Notwendigkeit des Studiums der mystischen Dimension der Tora und eine ausführliche Begründung der chassidischen Lehre angesprochen.
  • Teil V, Kuntres Acharon (9 Abhandlungen), wurde ebenfalls posthum von den Söhnen des Verfassers herausgegeben. Die Abhandlungen dieses Teils stehen untereinander in keinem inhaltlichen Zusammenhang und behandeln größtenteils komplexe Theorien der Kabbala. Die letzten zwei Abhandlungen (Nr. 8 und 9) enthalten jedoch praktische Anweisungen für das tägliche Gebet, die Anweisung, jeden Schabbat die Halachot (hebr. „Gesetze“) des Sabbat zu lernen und gleichzeitg den Sabbat nicht nur dem Gesetz nach, sondern auch in seiner inneren Dimension zu hüten.

Das Studium des Chassidismus im Allgemeinen und des „Buch Tanja“ im Besonderen ist für Chabad-Chassidim ein wichtiger Teil des Tora-Studiums. Eine deutsche Übersetzung aller fünf Teile des „Buch Tanja“ erschien im Jahr 2000 in Wien[3].

[Bearbeiten] Gegnerschaft zu R. Schneor Salman und seiner Philosophie

Mit Aufkommen einer Gegenbewegung zum Chassidismus unter Leitung des Gaon von Wilna, versuchte Rabbiner Schneor Salman, den Gaon persönlich zu treffen, um die Vorwürfe gegen den Chassidismus zu diskutieren. Zu diesem Zweck reiste er sogar nach Wilna. Der Gaon, der die chassidische Bewegung als gefährliche Sekte betrachtete, weigerte sich jedoch, ihn zu treffen.

Nach dem Tod des Gaon (Sukkot 5558, Herbst 1797) gingen seine Anhänger so weit, R. Schneor Salman bei den zaristischen Autoritäten zu verleumden. Er wurde im Herbst 1798 unter dem Vorwurf des Hochverrats verhaftet und 53 Tage in Gefängnis von St. Petersburg verhört. Seine Inhaftierung und die schwerwiegenden Vorwürfe der Anklage, die auf Hochverrat und damit Todesstrafe hinausliefen, waren Folge gezielter Verleumdungen seitens der Kontrahenten des Chassidismus gewesen. R. Schneor Salman war jedoch überzeugt, dass der tieferliegende Grund für die Haft die Vorwürfe waren, die im Himmlischen Gerichtshof vorgebracht wurden – gegen seinen Vorstoß, die Tiefendimension der Tora leichter verständlich und leichter zugänglich zu machen. Seine Freilassung aus physischer Gefangenschaft, so brachte er später erneut zum Ausdruck, sei demnach ein direktes Resultat der Entkräftung aller spirituellen Vorwürfe gewesen. Mehr noch, sei dies ein klares Signal und göttliche Aufforderung, die chassidische Lehre dem gesamten Volk zugänglich zu machen. Die Freilassung R. Schneor Salmans leitete in Folge tatsächlich eine neue Ära in der Formulierung und Verbreitung der chassidischen Lehre ein und wird bis heute jährlich am 19. und 20. Kislew gefeiert.[4] Dieser Tag, als „Chassidisches Rosch ha-Schana“ bezeichnet, wird von Chabad-Anhängern mit einem gemeinsamen Festmahl und dem Vorsatz begangen, in Gruppen geteilt den gesamten Talmud bis zum darauffolgenden 19. Kislew zu studieren (Chalukat Ha-Schass)[5].

Ein zweites Mal verhaftete man R. Schneor Salman nach Verleumdungen von Feinden des Chassidismus im Winter 1800/01; auch in diesem Fall wurde er nach eingehender Prüfung der Vorwürfe freigelassen.

[Bearbeiten] Liste der Rebben

  • Schneor Salman von Liadi, 1745-1813
  • Dowber von Lubawitsch, 1773-1827
  • Menachem Mendel von Lubawitsch, der „Zemach Zedek“, 1789-1866
  • Schmuel Schneerson von Lubawitsch, 1834-1882
  • Schalom Dowber Schneerson von Lubawitsch, 1860-1920
  • Yosef Yitzchak Schneersohn, 1880-1950
  • Menachem Mendel Schneerson, 1902-1994

[Bearbeiten] Grundlegendes

Die einzelnen Gruppen des Chassidismus unterscheiden sich traditionell in der Betonung verschiedener Bereiche im Dienst Gottes. Bei Chabad wird besonders das kontemplative Gebet[6] und das intensive, systematische Studium der chassidischen Lehre[7] betont. Seit Rabbi Menachem M. Schneerson wurden außerdem erheblichen Anstrengungen unternommen, die Tora-Lehre auch nicht-observanten Juden näher zu bringen[8].

Gemeinsam mit anderen chassidischen Gruppen betont die Chabad-Philosophie den Dienst Gottes mit Freude (hebr. Simcha) und die Aufgabe des Menschen, durch den Gebrauch von materiellen Gütern die innewohnenden göttlichen Funken (hebr. Nizozot) zu befreien (dieser Vorgang heißt im Hebräischen Tikkun).

Der Hauptsitz von Chabad lag unter R. Schneor Salman in Ljadi, unter seinem Sohn und Nachfolger R. Dowber wurde der Sitz nach Lubawitsch verlegt. Nach der Evakuierung von Lubawitsch während des Ersten Weltkrieges lebten die Chabad-Rebbes in Rostow, Riga und Warschau, bis Rabbi Yosef Yitzchak Schneersohn 1940 in die USA floh. Er ließ sich im New Yorker Stadtteil Crown Heights (Brooklyn) nieder, wo auch sein Nachfolger Rabbi Menachem Mendel Schneerson bis zu seinem Tode wohnte.

Die zentrale Chabad-Synagoge, die ebenfalls in Crown Heights liegt, wird nach ihrer Adresse „770 Eastern Parkway“ auch 770 genannt.

[Bearbeiten] Bräuche von Chabad

Chabad hat auf manchen Gebieten gruppenspezifische Minhagim (hebr. „Bräuche“), die u.a. in den Büchern Sefer Ha-Minhagim Chabad und dem mehrbändigen Schaare Halacha u-Minhag dargelegt und begründet werden. So hat Chabad einen eigenen Gebetsritus (hebr. Nussach), der dem Ritus von Rabbi Isaak Luria folgt und vom Chabad-Gründer Rabbi Schneor Salman von Ljadi erstmals 1803 publiziert wurde. Anders als die Gebetbücher nach dem lurianischen Ritus, die bis dahin gedruckt wurden, war die von R. Schneor Salman redigierte Ausgabe als Gebetbuch für die Praxis gedacht – ohne jede Vorkenntniss der Kabbala zu benutzen – und nicht als Präsentation mystischer Kawanot (Intentionen). Aus diesem Grund druckte R. Schneor Salman nur den tatsächlichen Text der Gebete, ohne Kawanot. Die Liturgie folgt jedoch in jedem Detail der lurianischen Kabbala.[9] R. Schneor Salman soll sechzig verschiedene Versionen der Liturgie kritisch überprüft haben, um die korrekte Version des liturgischen Textes festzustellen, die sowohl mit der Halacha als auch der Kabbala übereinstimmt.[10] Die populärste Ausgabe dieses Gebetbuches ist heute der Siddur Tehilat HaSchem. Rabbi Menachem M. Schneerson (1902-1994) verwendete jedoch stets eine Ausgabe von Siddur Tora Or, einer älteren Version des Gebetbuches von R. Schneor Salman, die er von seinem Schwiegervater Rabbi Yosef Yitzchak Schneersohn als Geschenk erhalten hatte.

[Bearbeiten] Rabbi Dowber von Lubawitsch

Rabbi Dowber (1773-1827), Sohn von Rabbi Schneor Salman, wird auch der Mitteler Rebbe genannt. In seinen zahlreichen Tora-Werken erklärt er ausführlich und kategorisiert verschiedene Formen und Stufen der Meditation während des Gebets. Sein Werk Schaar HaJichud (hebr. „Tor der Einheit“) ist der Versuch einer systematischen Erklärung des Konzepts von Gottes Einheit mit dem spirituellen und materiellen Universum und wie der Mensch dieses Thema in seine Meditation einbeziehen kann.

[Bearbeiten] Tora-Werke von Rabbi Yosef Yitzchak Schneersohn von Lubawitsch

Die Tora-Werke von Rabbi Yosef Yitzchak Schneersohn, dem sechsten Rebbe der Chabad-Dynastie, sind in der Serie Sefer Ha-Maamarim vereint. Darunter findet sich auch Sefer Ha-Maamarim Jiddisch[11] mit chassidischen Tora-Kommentaren aus den Jahren 1941-1945, die nicht wie üblich auf Hebräisch, sondern auf Jiddisch abgedruckt wurden. Teile seiner Korrespondenz wurden unter dem Titel Igrot Kodesch (13 Bd.) veröffentlicht. In seinem mehrbändigen Sefer Ha-Sichot und Likkute Dibburim (2 Bd., Jiddisch) publizierte er zahlreiche, in der Schneersohn-Dynastie überlieferte Geschichten aus der chassidischen Bewegung, beginnend bei Rabbi Israel Baal Schem Tow bis zu Rabbi Yosef Yitzchaks eigener Kindheit. Die Geschichten sind jeweils mit praktischen Anleitungen für den Dienst Gottes bzw. einer theoretischen Abhandlung zu der geschilderten chassidischen Geschichte versehen. In seinem Sefer Ha-Sichronot (2 Bd.) hingegen schildert er viele dieser Geschichten in einer ausführlichen Version ohne theoretische Ableitungen. In der englischen Übersetzung heißt das Buch Memoirs of the Lubavitcher Rebbe, es handelt sich jedoch nicht um seine Memoiren, sondern um Geschichten, die er im Laufe seines Lebens von verwandten Mitgliedern des Schneersohn-Dynastie oder älteren Chassidim hörte. Die Anthologie Ozar Sipure Chabad (18 Bd.) greift über weite Teile auf Texte von Rabbi Yosef Yitzchak zurück.

In den Jahren 1941-1945 gab Rabbi Yosef Yitzchak die Zeitschrift Ha-Kria we ha-Keduscha heraus, die die jüdischen Gemeinden in den USA auf die Lage der Juden in Europa aufmerksam machen sollte.

[Bearbeiten] Tora-Werke von Rabbi Menachem M. Schneerson

Besonderes Augenmerk widmete der siebte Rebbe der Dynastie, Rabbi Menachem M. Schneerson, dem Studium der Tora. Seine stets in der Synagoge 770 Eastern Parkway vorgetragenen Erklärungen zur Tora wurden unter folgenden Titeln veröffentlicht:

  • Maamarim Melukat (5 Bd.)
  • Likkute Sichot (39 Bd.)
  • Sefer HaSichot (10 Bd.)
  • Biurim le-Pirusch Raschi al ha-Tora (5 Bd.)
  • Haggada Schel Pesach (2 Bd.)
  • Hadranim Al ha-Schass (2 Bd.)

Diese Werke wurden alle von R. Menachem M. Schneerson redigiert. Die wesentlich umfangreichere Ausgabe seiner unredigierten Tora-Interpretationen unter dem Titel Torat Menachem – Hitwaadujot befindet sich derzeit in Arbeit. Davon sind derzeit 33 Bände (behandelt die Jahrgänge 1951-1962; Stand März 2007) in einer neuen Ausgabe, und 43 Bände (beinhaltet die Jahrgänge 1982-1992) in einer alten Ausgabe verfügbar.

Seine Briefe wurden unter dem Titel Igrot Kodesch (28 Bd.) publiziert, seine englischsprachige Korrespondenz unter dem Titel Letters from the Rebbe (4 Bd.) bzw. The Letter and the Spirit.

[Bearbeiten] Chabad und das Land Israel

Im Jahr 1823 gründeten Anhänger von Rabbi Dowber auf dessen Anraten eine chassidische Gemeinde in Hebron. Unter den Gründungsmitgliedern war auch die Familie Kuli und Menucha Rachel Slonim, die eine Tochter von Rabbi Dowber von Lubawitsch war. Im Zuge des Hebron-Massakers von 1929 flüchteten die in der Stadt ansässigen Chabad-Chassidim mit den übrigen jüdischen Einwohnern.

Dem überwiegend säkular ausgerichteten politischen Zionismus der Neuzeit standen Rabbiner Schalom Dowber und Rabbiner Yosef Yitzchak von Lubawitsch ablehnend gegenüber; seit der Gründung des Staates Israel beteiligt sich Chabad jedoch aktiv am Aufbau des Staates Israel. 1948 gründete Anhänger von R. Yosef Yitzchak Schneersohn auf dessen Anraten das Dorf Kfar Chabad, das in der Nähe von Tel Aviv liegt. Ursprünglich arbeiteten die Einwohner vor Ort in eigenen landwirtschaftlichen Betrieben. Heute zählt das Dorf rund 2000 Einwohner. Außerdem befindet sich dort die Jeschiwa Tomche Tmimim mit rund 250 Studenten, ein Bet Sefer Le-Melacha für handwerkliche Berufe mit rund 100 Schülern und die berufsbildende Schule Bet Rivka (für Frauen) mit rund 1000 Schülerinnen.

Rabbi Menachem M. Schneerson lehnte jeden territorialen Verzicht auf Teile des biblischen Landes Israel ab, das seiner Meinung nach dem jüdischen Volk zugesprochen ist. Er sah in territorialen Kompromissen aber auch eine Gefahr (halachischer Fachbegriff Pikuach Nefesch) für die jüdische Bevölkerung und begründete auch damit seine Ablehnung.[12]

Zu den israelischen Wahlen 1996, als das Oslo-Abkommen und damit die Möglichkeit territorialer Zugeständnisse zur Diskussion standen, initiierte der australische Millionär und Chabad-Anhänger Yosef Gutnick eine Unterstützungskampagne für Benjamin Netanjahu und trug zu Netanjahus Wahlerfolg bei. Der politische Aktivismus stieß bei der israelischen Linken auf Kritik.

[Bearbeiten] Chabad-Häuser

[Bearbeiten] Allgemein

Unter der Führung von R. Menachem M. Schneerson ab 1951 schickte die Chabad-Bewegung Ehepaare als sogenannte Schluchim (hebr. „Gesandter“, Sgl. Schliach) in jüdische Gemeinde auf der ganzen Welt. Diese Niederlassungen werden oft Chabad-Haus genannt. Ihre Tätigkeit ist je nach Standort verschieden. Viele der weltweit rund 3000 Schluchim sind als Rabbiner oder Lehrer in der Schul- bzw. Erwachsenenbildung tätig.

Die Struktur der Chabad-Häuser ist stark dezentralisiert, die jeweiligen Niederlassungen werden weitgehend unabhängig geführt und erhalten von der Chabad-Führung in New York keine finanzielle Unterstützung. Die Shluchim Office mit Sitz in New York unterstützt Mitglieder mit Handlungswissen (Know-How).

Um möglichst hohe öffentliche Aufmerksamkeit für ihre Projekte zu erreichen, bedienen sich Chabad-Niederlassungen oft Radio- und TV-Sendungen, Plakatwerbung, öffentlichem Chanukka-Zünden und Seiten im Internet. Mehr als jede andere chassidische Gruppierung gilt Chabad deshalb im Allgemeinen als besonders weltoffen.

[Bearbeiten] Chabad im deutschsprachigen Raum heute

1980 eröffnete Rabbiner Jacob Biderman in Wien das erste Chabad-Haus im deutschsprachigen Raum. In der Schweiz eröffnete 1986 Rabbiner Mendel Rosenfeld das erste Chabad-Haus. 1989 folgte in München das erste Chabad-Haus in Deutschland unter Rabbiner Israel Diskin. Im gesamten deutschsprachigen Raum führt Chabad zum Teil eigene Synagogen, alle Einrichtungen stehen jedoch unter dem Dachverband der örtlichen jüdischen Gemeinde. Teilweise sind die Schluchim auch als Gemeinde-Rabbiner tätig. Chabad-Niederlassungen finden sich heute weiter in Berlin, Frankfurt am Main, Köln, Gießen, Nürnberg, Potsdam, Karlsruhe, Offenbach am Main, Hannover, Hamburg, Dresden, Ulm, Düsseldorf sowie Basel und Luzern. Wichtige Einrichtungen:

  • Lauder-Chabad-Campus in Wien
  • Jeschiwa in Frankfurt
  • Szlomo-Ölbaum-Synagoge in Berlin

[Bearbeiten] Buchverlag

Kehot Publication Society mit Sitz in New York ist der offizielle Chabad-Verlag. Er verlegt zur Zeit mehr als 600 Titel, die auf dem Gebiet der chassidischen Philosophie von den Lubawitscher Rebben verfasst wurden. Der Verlag publiziert außerdem in englischer, spanischer und russischer Sprache.

[Bearbeiten] Die Messias-Kontroverse

Rabbi Menachem Schneerson sprach bereits in seiner ersten veröffentlichten Tora-Interpretation (Maamar Bati Le-Gani, Jud Schwat 5710) davon, dass es Aufgabe seiner Generation sei, die Ankunft des Messias zu erwirken. Die Messias-Thematik war in den folgenden vier Jahrzehnten von zentraler Bedeutung in seinen Tora-Interpretationen. Auf sein Drängen erschienen mehrere Sachbücher auf den Gebieten von Halacha[13], Chassidismus[14] und Kabbala zum Thema, die zum Teil auch die Lehren von Rabbi Menachem Mendel aufgreifen und diskutieren. Außerdem wurde mit der Arbeit an der Anthologie Jalkut Ge'ula u-Mashiach begonnen, die in bisher 24 Bänden (Stand März 2007) zu jedem Wochenabschnitt der Tora alle Materialien der Mündlichen Tora sammelt, die mit dem Thema Messias und Erlösung zu tun haben.

Zu Beginn der 1990er Jahre verbreitete sich unter seinen Anhängern die Ansicht, dass Rabbi Schneerson selbst der von Maimonides in Hilchot Melachim, Kap. 11, beschriebene Messias sei. Rabbi Schneerson hat scheinbar eine Auseinandersetzung mit der Frage der Identiät des Messias abgelehnt; die Ansicht seiner Anhänger hat er weder bestätigt noch verneint.

Im Juni 1994 starb Rabbi Schneerson, ein Nachfolger wurde bis heute nicht ernannt. Dazu beigetragen hat der Umstand, dass Rabbi Schneerson keine Kinder hatte und es deshalb an einem natürlichen Nachfolger mangelte. Der enttäuschte Messias-Glaube nach seinem Tod und die ungeklärte Nachfolge führten zu internen Konflikten um die Führung der Bewegung. Selbst noch heute wenden sich seine Anhänger in Fragen wie Heirat, Sorgen um die Gesundheit, Arbeit o.ä. an ihren toten Rebben als Fürsprecher im Himmel, mit Briefen oder mit einem Besuch an seinem Grab.

Abgesehen von Chabad gibt es nur die Breslow Chassidim, die nach dem Tod ihres Gründers und spirituellen Führers Rabbi Nachman keinen Nachfolger ernannt haben; bis heute gilt der schon lange tote Rabbi Nachman als ihr Führer.

Eine Minderheit der Chabad-Anhänger (die „Meschichisten“ oder Messianisten) geht weiterhin davon aus, dass der Rebbe lebt. Die offizielle Chabad-Führung verurteilt diesen Glauben.[15] Auch außerhalb von Chabad sorgten die theologischen Ansätze der Messianisten für Diskussionen: Das Rabbinical Council of America (RCA) veröffentlichte 1996 eine Stellungnahme, in der sie deren Glauben verurteilte. In Reaktion darauf veröffentlichte jedoch der bekannte Rabbiner Aharon Soloveitchik eine Stellungnahme, derzufolge der Glaube, der Messias könne eine bereits verstorbene Person sein, nicht außerhalb der Richtlinien des orthodoxen Judentums sei.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Rabbi Schneor Salman von Ljadi, Schulchan Aruch, Revised Edition, 6 Bd. + Mafteach Inyanim, New York 2006, ISBN 0-8266-5199-2 (set)
  2. Biografische Daten laut Das Buch Tanja (Dt. Übersetzung), Wien 2000, S. 460; ISBN 0-8266-6124-6
  3. Das Buch Tanja, ins Deutsche übertragen von Levi Sternglanz unter der Leitung von Rabbiner Jacob I. Biderman, Kehot Publication Society, Wien 2000, 486 Seiten, ISBN 0-8266-6124-6
  4. Rabbi Menachem M. Schneerson, Likkutej Sichot, New York 1992, Bd. XXX, S. 170ff.
  5. Nissan Mindel: Rabbi Schneur Zalman of Liadi. A Biography, Brooklyn 2002, S. 130-160; ISBN 0-8266-0416-1
  6. http://www.e-wellsprings.org/Article.asp?Category=2&Article=35 Artikel von Dr. Naftali Loewenthal über Contemplative Prayer in 20th Century Chabad
  7. Siehe Michael Chanoch Golomb, Schaare Limud HeChassidut, New York 1998, ISBN 0-8266-5284-0
  8. Siehe die Abhandlung Lamplighters. The Philosophy of Lubavitch Activism in Jacob Immanuel Schochet, The Mystical Dimension, vol. III, New York 1995, ISBN 0-8266-0530-3, S. 183-214
  9. Rabbi Nissen Mangel in der Einleitung zu seiner Übersetzung des Siddur Tehillat Hashem, Annotated Edition, New York 2003, S. XV, ISBN 0-8266-0152-9
  10. Rabbi Nissen Mangel in der Einleitung zu seiner Übersetzung des Siddur Tehillat Hashem, ebd.
  11. Rabbi Joseph Jizchak Schneersohn, Sefer ha-Maamarim Yiddish: 5701-5705, New York 1986, 5. Auflage, ISBN 0-8266-5706-0
  12. Für ausführliche Diskussion und Quellen zu diesem Standpunkt siehe Karati we-En One. Sichotav schel Admur mi-Lubavitch al Schlemut Ha-Aretz, Jerusalem 2002, 749 Seiten, keine ISBN
  13. Rabbi Avrohom Yosef Heller, Kuntres Hilchot Moshiach, New York 1989; Rabbi Avrohom Gerlitzky, Yemot HaMoshiach BeHalacha, Moznaim Publishing Comp., 2005
  14. Rabbi Nissan Dovid Dubov, To Live and Live Again. An Overview of Techiyas HaMeisim, based on the Classical Sources and on the Teachings of Chabad Chassidism, New York 1995, ISBN 1-8814-0018-2
  15. Kfar Chabad Magazine, Nr. 1221 vom 7. Schwat 5767 | 26.01.2007, S. 18-24, Interview mit Rabbiner Yoel Kahn

[Bearbeiten] Aktuelle Literatur

  • Schneor Salman von Ljadi: Das Buch Tanja, ins Dt. übersetzt von Levi Sternglanz, Wien 2000; ISBN 0-8266-6124-6
  • Tzvi Freeman: Den Himmel auf die Erde bringen. Die Weisheit des Rabbi Schneerson aus New York, ins Dt. übersetzt von Wulfing von Rohr, Bern 1996; ISBN 3-502-61031-2
  • Karl Erich Grözinger: Jüdisches Denken. Teil 2, Frankfurt 2005, S. 887-897; ISBN 3-593-37513-3
  • Ron Horwitz: Perlen zur freien Entnahme, in: Jüdisches Wochenblatt [Wien], Nr. 71, 15. Dezember 2006, S. 1-5; Artikel über Rabbi Schneor Salman von Ljadi und seine Lehre
  • Carolyn Drake: Die neue Kraft aus Brooklyn. Mit missionarischem Eifer verkünden die Lubawitscher Juden ihre Botschaft der Frömmigkeit, in: National Geographic Deutschland, April 2006, S. 146–159
  • Stefan Toepfer: Uralte Weisheiten für das eigene Leben. Zuhören, fragen, disputieren: Zwei neue Tora- und Talmudschulen für Männer und Frauen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. Dezember 2001 [Nr. 289], S. 57; Ganzseitiger Bericht über die Lern-Tradition von Chabad und die Bewegung im Allgemeinen.
  • David Berger: The Rebbe, the Messiah, and the Scandal of Orthodox Indifference, 2001, ISBN 978-1874774884 (Englisch)
  • Chaim Rapoport: The Messiah Problem. Berger, the Angel and the Scandal of Reckless Indiscrimination, Ilford 2002, keine ISBN vorliegend (Englisch, eine kritische Auseinandersetzung mit David Bergers Buch)
  • Dan Cohn-Sherbok: Judentum, Freiburg im Breisgau 2000, S. 78–85, 140; ISBN 3-451-05250-4.

[Bearbeiten] Literatur zu Chabad-Bräuchen

  • Sefer Minhagim Chabad
  • Schaare Halacha u-Minhag (5 Bd.), Machon Hechal Menachem, Jerusalem 1993
  • Jehoschua Mondschein (Hrsg.), Ozar Minhage Chabad (2 Bd.)
  • Elijahu Jochanan Gourary, Chikre Minhagim. Mekorot, Taamim we-Iyunim be-Minhage Chabad (2 Bd.), Cholon 1999 bzw. 2005, keine ISBN

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Links von Chabad

  • Chabad (offizielle Homepage auf Englisch)

[Bearbeiten] Link des Lauder Chabad Campus in Wien

[Bearbeiten] Links zur Messias-Kontroverse

  • Moshiachtalk Kritische Erörterung zum Thema „Can the Rebbe be Moshiach?“ von Rabbiner Gil Student (auf Englisch)
  • Moshiachfacts Nicht-offzielle Chabad-Seite zum Thema Messias (auf Englisch)
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