Chagas-Krankheit
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Die Chagas-Krankheit [ˈʃaːgas-] (auch als Amerikanische oder Südamerikanische Trypanosomiasis bezeichnet), ist eine infektiöse Erkrankung und Parasitose, die durch den Einzeller Trypanosoma cruzi hervorgerufen wird.
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[Bearbeiten] Verbreitung
Sie ist nur in Mittel- und Südamerika verbreitet und wird durch (vorwiegend nachtaktive) Raubwanzen übertragen. Die Raubwanzen infizieren sich auch gegenseitig durch Koprophagie und „Kannibalismus“. Ein Erregerreservoir (s. a. Zoonose) besteht u. a. bei Tieren der Wildnis (z. B. Gürteltieren, Opossums, Zweifinger-Faultieren), aber auch bei Hunden, Katzen und Ratten. Auch der infizierte Mensch ist ein wichtiges Parasitenreservoir. Insgesamt soll es mehr als 16 Millionen Infizierte geben, in Bolivien könnte etwa ein Viertel der Bevölkerung betroffen sein.
[Bearbeiten] Erreger und Vektor
Der Erreger Trypanosoma cruzi ist ein Einzeller, der durch ein Insekt, welches umgangssprachlich auch kissing bug, vinchuca, barbeiro oder chipo heißt, übertragen wird. Die Überträger (Vektor) sind 3 bis 4 Zentimeter große Raubwanzen (Fam. Reduviidae) besonders aus den Gattungen Triatoma, Rhodnius oder Panstrongylus (alle aus der Unterfamilie Triatominae), wobei Triatoma infestans der wichtigste Zwischenwirt darstellt. Alle Stadien (auch die Larven, siehe Bild) sind empfänglich für Trypanosoma cruzi.
[Bearbeiten] Infektionswege
Die Raubwanze überfällt den Schlafenden (auch andere schlafende Säugetiere, Reptilien, Vögel), sticht ihn und saugt meist unbemerkt Blut mit Vorliebe in den dünneren Regionen der Haut z.B. der Lippen oder des Auges. Währenddessen defäkiert das Insekt. Die Infektion des Menschen erfolgt nicht durch den Stich an sich, sondern durch Einreiben des erregerhaltigen Kotes einer infizierten Raubwanze in die frische Stichwunde durch den irritierten, aufwachenden Menschen selbst, oder auch durch Eindringen des Erregers in unverletzte Schleimhaut (bes. des Auges). Der Kot kann vermutlich jahrelang infektiös bleiben. Die diaplazentare Infektion des Fötus durch die Mutter ist möglich. Auch Muttermilch ist infektiös.In seltenen Fällen kann es zu einer Übertragung durch Nahrungsmittel kommen. 2005 und 2006 wurden aus Brasilien Infektionen durch verschmutzten Bacaba-Wein (aus Palmfrüchten, Oenacarpus distichus, O. babaca) gemeldet, auch der Saft der Kohlpalme (Euterpe oleracea, "Açaí") steht im gleichen Verdacht.
[Bearbeiten] Verlauf/Symptome
Die Chagas-Krankheit tritt beim Menschen in zwei Stadien auf:
- Das akute Stadium tritt kurz nach der Infektion auf. Es ist meistens gekennzeichnet durch leichtes Fieber und eine Schwellung um die vom Insekt erzeugte Stichwunde: Ödem mit Entzündungserscheinungen, sog. Chagom. Da dieses oft im Gesicht auftritt, (die Wanzen saugen gerne an weichen Stellen um den Mund oder die Augen herum), nennt man ein Chagom im Augenbereich Romana-Zeichen oder Romana´sches Zeichen.
- Das chronische Stadium tritt bei circa 10–30 % der akut Erkrankten erst nach einigen Jahren auf.
Von der chronischen Chagas-Krankheit werden vor allem das Nervensystem, das Herz und der Darm betroffen. Es können verschiedene neurologische Störungen, die bis zur Demenz gehen, auftreten. Am Herzen kommt es zu einer Schädigung des Herzmuskels. Am Gastrointestinaltrakt kann es zu einer starken Dilatation (Aufweitung) des Darmes (Megacolon) und der Speiseröhre kommen.
Unbehandelt kann die Chagaskrankheit in bis zu 10 % der Fälle tödlich enden. Besonders gefährdet sind Säuglinge und Kleinkinder.
[Bearbeiten] Diagnose
Der Erreger lässt sich besonders in der akuten Phase in den ersten Wochen mikroskopisch im Blut (Blutausstrich oder dicker Tropfen) nachweisen.
In der chronischen Krankheitsphase wird der Erreger mit Antikörpertests (z.B. IIFT) nachgewiesen.
In Südamerika gibt es den Trypanosomentest in Form der sog. Xenodiagnose. Dazu lässt man laborgezüchtete Raubwanzen, die erregerfrei sind, auf der Haut des Patienten eine Blutmahlzeit nehmen. Nach zwei bis vier Wochen (nach unterschiedlichen Quellen) wird der Darm der Raubwanzen auf einen Erregerbefall untersucht.
Im Gehirn lässt sich die Auswirkung der Erkrankung mittels CT oder NMR nachweisen. Im Herzen kann man dazu die Echokardiografie nutzen.
[Bearbeiten] Vorbeugung
Es gibt bisher keine Impfung.
Zur Vorbeugung der Krankheit werden die Raubwanzen bekämpft. Die Raubwanzen leben auch gerne nahe den Schlafplätzen der Haustiere, somit sind jene Orte abzusondern. Ausreichend geschlossene Wohnungen sowie zeltartige, auch bodenseitig durchgehend geschlossene Moskitonetze mit dichtschließendem Reißverschluss bieten einen sehr guten Schutz, sofern man das Netz beim Schlafen nicht berührt. Notfalls muss das herkömmliche Moskitonetz bis unter die Matratze gesteckt werden. Die gefährdetsten Schlafplätze liegen in offenen, einfachen Häusern z.B. mit Wänden und Dächern aus Stroh und ähnlichem Flechtwerk. Viele unspezifische Insektizide oder Repellents sind bei Raubwanzen meist unwirksam.
Eine durchgehende Kontrolle von Blutspenden soll die Möglichkeit der Übertragung der Infektion bei Bluttransfusionen und Transplantationen verhindern. Dies geschieht in den entsprechenden Ländern jedoch nicht immer.
[Bearbeiten] Therapie
Medikamente wie Nifurtimox und Benznidazol wirken vor allem in der akuten Phase der Erkrankung,wobei die medikamentöse Therapie schwierig ist. Durch bessere Kontrolle der Erkrankungen bei Kindern sollen die schwerer zu behandelnden chronischen Formen vermieden werden. Die Zahl der Neuinfektionen ist nach den Statistiken der WHO allerdings wegen der Bekämpfung des Insekts sehr zurückgegangen. Wegen unterschiedlichster Verbreitungskarten, die im Internet angeboten werden, sollte vorsichtshalber im gesamten Verbreitungsgebiet der Krankheitsüberträger eine angemessene Prophylaxe getroffen werden, dazu könnten auch noch Gebiete in den USA gehören.
[Bearbeiten] Geschichte der Erkrankung
Die Erkrankung ist benannt nach dem brasilianischen Arzt und Infektiologen Carlos Chagas, der sie 1909 zum ersten mal beschrieben hat. Bis in die 1960er Jahre wurde die Krankheit allerdings noch nicht als großes epidemiologisches Problem gewertet. Chagas erkannte Flagellate im Darm von Triatomidae, und bewies, dass jene durch den Biss der Wanze auf Affen übertragen werden können. Chagas benannte den Parasiten nach Oswaldo Cruz, einem bekannten brasilianischen Arzt und Epidemiologen, nach dem das Institut, an dem er arbeitete, benannt ist.
Das herausragende an der Arbeit von Chagas ist, dass er allein den kompletten Mechanismus der Krankheit beschrieben hat: das auslösende Pathogen, den Vektor, den Wirt, die klinische Manifestation und die Epidemiologie.
[Bearbeiten] Siehe auch
Parasiten des Menschen, Tropenkrankheit, Trypanosoma
[Bearbeiten] Weblinks
- Info vom Tropeninstitut Hamburg
- Abbildung einer Raubwanze, Trypanosomen im Blut, Verbreitungsgebiet: Chagas - Fit For Travel
- Chagas - Patienteninfo von NetDoktor.at
- in anderen Sprachen:
- Aktuelle Meldungen zur Verbreitung der Chagas Krankheit Homepage der WHO - World Health Organisation
- ChagMex: Database on-line UNAM-Instituto de Biología.
- Geschichte der Chagaserkrankung mit sehr ausführlichen weiteren Informationen auf Englisch
- Internationale Forschungsinitiative Chagaspace
[Bearbeiten] Aktuelles
[Bearbeiten] Zitat
Lange hielt Chagas den Stich fälschlich für die Hauptinfektionsquelle:
- CHAGAS, Carlos. Amerikanische Trypanosomiasis (Chagas´sche Krankheit): Kurze ätiologische und klinische Betrachtungen. s.l., s.n., 1925. 14p.[1]:
"Durch unwiderlegbare Versuche des Dr. MAGARINOS TORRES, meines Mitarbeiters in Manguinhos, ist es bewiesen, dass der Triatomstich den natürlichen Mechanismus der Übertragung des Trypanosoms darstellt. BRUMPT (Emile Brumpt) behauptet zwar, dass die Übertragung sich vorzugsweise durch Stuhlablagerung in Haut und Schleimhaut des Menschen vollzieht doch glaube ich, dass dieser sicherlich mögliche Prozess eine Ausnahme bildet: der Insektenstich ist der biologische Infektionsprozess dieses Trypanosoms."
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