Collegium Humanum
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Das Collegium Humanum e.V. wurde 1963 von Werner Georg Haverbeck (1909-1999) als „Heimvolkshochschule“ für „Umwelt und Lebensschutz“ im ostwestfälischen Vlotho gegründet. Seit 1981 hat es sich zu einem Zentrum für Antisemitismus und Holocaustleugnung entwickelt. Es dient als Anlaufpunkt für Rechtsextremisten von der „Neuen Rechten“ bis hin zu „Freien Kameradschaften“.
[Bearbeiten] Geschichte
Werner Georg Haverbeck war ehemaliges NSDAP-Mitglied. Er machte sich seit den 1960er Jahren den Umwelt- und Lebensschutz zur Aufgabe, arbeitete zeitweise als Berater des SPD-Ministers Egon Bahr und wurde damals eher dem linken politischen Spektrum zugeordnet.
Mit der Gründung des Collegiums, dessen Haus 50 Betten und Platz für bis zu 150 Gäste bietet, versuchte Haverbeck in den 1970er Jahren mit Bildungsarbeit des Collegiums auch Angehörige der frühen Ökologiebewegung zu erreichen. Zudem wurden Veranstaltungen zu esoterische und anthroposophischen Themen angeboten.
1981 gehörte Haverbeck damals zu den Erstunterzeichnern des Heidelberger Manifests, in dem die „Überfremdung unseres Volkstums“ behauptet und eine ausländerfeindliche Politik gefordert wurde. Seitdem fanden oft mehrtägige Seminare, Schulungen und Treffen von Rechtsextremisten im Collegium statt: So tagte 1984 ein „Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers“ dort. Musikveranstaltungen mit folkloristischen Gruppen, nationalistischen Liedermachern bis hin zur schottischen Blood & Honour-Band „Nemesis“ fanden ebenfalls dort statt.
1994 übernahm der Zahnmediziner Hans-Jürgen Klose aus Duisburg vorübergehend die Leitung des Collegium. Immer wieder waren in dieser Zeit Holocaustleugner wie der Schweizer Bernhard Schaub und der NPD-Anwalt Horst Mahler dort zu Gast. Wegen starker Proteste aus der Bevölkerung zog sich Klose jedoch aus Vlotho zurück. Danach wurde Ursula Haverbeck-Wetzel Vorsitzende des Vereins. Zusammen mit dem „Weltbund zum Schutz des Lebens“ gab das Collegium die zweimonatlich in 3.000 Exemplaren erscheinende „Stimme des Gewissens“ heraus. 2003 wurde sie in zwei Ausgaben wegen Holocaustleugnung beschlagnahmt.
Regelmäßige Teilnehmer und Referenten im Collegium sind der Neuen Rechten zugeordnete Akademiker wie Schaub und Mahler. Beide gründeten am 9. November 2003 in Vlotho den dem Collegium nahestehenden „Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten“ (VRBHV).
Besonderes Gewicht gibt das Collegium der Beeinflussung Jugendlicher mit holocaustleugnender Propaganda. So fand im November 2006 eine „Geschichtswerkstatt“ zur Holocaustleugnung statt. Eine weitere solche Veranstaltung speziell für 16- bis 25-Jährige soll vom 23. bis 25. März stattfinden; als Referenten werden Schaub und Olaf Rose genannt. Damit reagierte der Verein auf die internationale Holocaustkonferenz von Antizionisten, Geschichtsrevisionisten und Holocaustleugnern im Dezember 2006 im Iran, bei der verstärkte Kampagnen gegen die gültige Rechtsprechung, die Holocaustleugnung in vielen europäischen Staaten unter Strafe stellt, gefordert und organisiert wurden. Schaub war dort einer der Hauptredner. Rose, Vorstandsmitglied der rechtsextremen Gesellschaft für freie Publizistik (GFP) und parlamentarischer Berater der sächsischen NPD-Landtagsfraktion, war ebenfalls Gast der Konferenz.
Im März 2007 bezeichnet die Linksfraktion im Bundestag, das Collegium als "Zentrum für offen neonazistische und antisemitische Aktivitäten" und will wissen, ob die Bundesregierung Erkenntnisse über verfassungsfeindliche oder verfassungswidrige Betätigung des Vereins hat und ob sie Möglichkeiten dafür sieht, auf das Land Nordrhein-Westfalen einzuwirken, ihm die Gemeinnützigkeit zu entziehen.
[Bearbeiten] Literatur
- Gerd Alt, Holocaust-Leugner im Kriegszustand, in: Der Rechte Rand, Hannover März/April 2006, S.14f.
- Das Collegium Humanum, in: Antifaschistisches Infoblatt, Berlin Winter 2006, Nr.70
[Bearbeiten] Weblinks
- Das Collegium Humanum. In Antifaschistisches Infoblatt 1, 2006.