Das Imaginäre
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Das Imaginäre ist ein Sammelbegriff für alles „Bildhafte“. Darunter fallen sowohl materielle Bilder, aber auch mentale Vorstellungsbilder, seien diese individuell oder kollektiv. Im engeren Sinn bezeichnet der Begriff in der Theorie des französischen Psychoanalytikers Jacques Lacan – analog zu den Begriffen des Symbolischen und des Realen – eine der drei Strukturbestimmungen des Psychischen.
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[Bearbeiten] Begriffsgeschichte
Der Begriff „imaginär“ leitet sich vom lateinischen Wort für „Bild“ („imago“) sowie von „Imagination“ (Vorstellungskraft, Einbildungskraft) und dem Adjektiv „imaginarius“ („eingebildet“) ab. Der Begriff des Imaginären taucht bereits in der mittelalterlichen Philosophie auf und wird der Sache nach bereits bei Aristoteles als Phantasie behandelt. Die ausschließliche Konnotation des Begriffs „imaginär“ mit „eingebildet“ ist insbesondere im deutschen Sprachraum bis heute wirksam, wodurch als imaginär oft unwirkliche, nur vorgestellte Gegenstände bezeichnet werden, insbesondere Trugbilder, Halluzinationen, Täuschungen und vor allem Hirngespinste.
In anderen Ländern ist der Begriff nicht derart negativ konnotiert, sondern wird eher mit dem neutraleren Wort „imago“ verknüpft, aus welchem sich sowohl im Englischen wie im Französischen die gängigen Begriffe für „Bild“ („image“) ableiten. Insbesondere in Frankreich, haben sich seit Jahrzehnten umfangreiche, interdisziplinäre Forschungen zum „l’imaginaire“ etabliert, an der insbesondere Philosophie und Soziologie intensiv beteiligt sind. Wichtige Autoren in diesem Zusammenhang sind Michel Maffesoli, Jean-Luc Nancy, aber auch Jean-Paul Sartre, der 1940 ein Buch mit dem Titel Das Imaginäre verfasste. Eine umfassende Theorie des gesellschaftlichen Imaginären leistete v.a. Cornelius Castoriadis. In Ansätzen sind Analysen eines kollektiven Imaginären bereits bei Emile Durkheim zu finden. Hierzulande gewinnt der Begriff erst im Zuge der neu entstehenden Bildwissenschaft und des iconic turn einerseits, in Folge der zunehmenden Lacan-Rezeption andererseits, an wissenschaftlichem Einfluss.
[Bearbeiten] Verwendung bei Lacan
Im engeren Sinne wird der Begriff im Kontext der Theorie des französischen Psychoanalytikers Jacques Lacan verwendet. Bei Lacan bezeichnet „das Imaginäre“ eines der drei Register des Psychismus. Das Imaginäre ist bildhaft und dual organisiert und wird insbesondere im Spiegelstadium ausgebildet. Es ist der Ort der Selbstidentifikation, des Selbstbildes, aber auch des Verkennens und der Täuschung. Zum Imaginären gehört auch der Bereich des Begehrens (siehe Objekt klein a) sowie der Phantasmen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Jean Paul Sartre: Das Imaginäre. Phänomenologische Psychologie der Einbildungskraft [1940], Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1994
- Cornelius Castoriadis: Gesellschaft als imaginäre Institution. Entwurf einer politischen Philosophie [1975], Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1990
- Dietmar Kamper: Zur Soziologie der Imagination, München/Wien: Hanser 1986
- Dylan Evans: Wörterbuch der Lacanschen Psychoanalyse, Wien: Turia+Kant 2002
- Peter Widmer: Subversion des Begehrens: Jacques Lacan oder die 2. Revolution der Psychoanalyse, Frankfurt am Main: Fischer 1990, ISBN 3-596-24188-X (Neuauflage: Subversion des Begehrens. Eine Einführung in Jacques Lacans Werk, Wien: Turia + Kant 1997, ISBN 3851321502)
- Hanna Gekle: Tod im Spiegel. Zu Lacans Theorie des Imaginären, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1996