Der Meister und Margarita
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Meister und Margarita (russisch Мастер и Маргарита/ Master i Margarita) ist der bekannteste Roman des russischen Schriftstellers Michail Bulgakow und ein Klassiker der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts.
Bulgakow schrieb den Roman ab 1928 und gab ihm kurz vor seinem Tod im Jahre 1940 mit Hilfe seiner Frau den letzten Schliff. Das von der Zensur um 12 Prozent gekürzte Werk erschien in einer ersten Episode im November 1966 in der Zeitschrift „Moskau“. Die 150.000 Exemplare der Zeitschrift waren binnen weniger Stunden ausverkauft und so ging es mit den weiteren Episoden. Viele Russen verschlangen den Text des Romans und konnten ihn auswendig wiedergeben. Gruppenlesungen fanden statt und es wurde auch öffentlich von nichts anderem geredet. Die von der Zensur herausgekürzten Teile wurden heimlich mit der Schreibmaschine oder handschriftlich vervielfältigt und vertrieben (Samisdat).
Der Roman schildert in einer allegorischen und witzigen, satirischen Weise das Leben in Moskau zu dieser Zeit. Viele Kritiker zählen den Roman zu den wichtigsten russischen Erzählungen des 20. Jahrhunderts und als eine der besten Satiren der Zeit, gerichtet gegen die starre Bürokratie der leidenschaftlich atheistischen Sowjetunion.
Das zweite Hauptthema des Romans ist mit den menschlichen Werten wie Gut und Böse, Gott und Teufel, Leben und Tod verbunden. Die Stellung des Autors zu den Fragen des ewigen Wechselspiels zwischen dem Guten und dem Bösen und zu Gewalt und Humanität spielt neben der oben erwähnten Darstellung des Moskauer Lebens eine besonders wichtige Rolle. Einige Kapitel enthalten eine modernisierte und wissenschaftliche Erzählung über Pontius Pilatus während der letzten Tage „Jeschuas“ als Reflex zum Atheismus seines Umfelds. Die Erlösung aller Beteiligten und das Gute selbst im Teufel steht hierbei im Mittelpunkt.
Ein weiteres Thema des Romans ist das des Künstlers und der Kunst.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Inhalt
Begleitet von verschiedenen Gehilfen – am auffälligsten ist ein riesiger Kater namens Behemoth (Бегемот/Begemoth, auch russisch für Nilpferd) – erscheint eines Tages in der Karwoche der Teufel in Moskau, getarnt als der Ausländer Voland, ein Artist und „Professor für Schwarze Magie“. Er bringt alsbald einige Verwirrung in das Stadtleben, besonders konzentriert sich das Geschehen auf das Haus Sadowaja 302b, Wohnung 50, deren Bewohner und Nachbarn schon seit zwei Jahren der Reihe nach auf mehr oder weniger einfallsreiche Weise verschwinden. So kommt es unter anderem zu einem unheimlichen Todesfall und einer Verhaftung, während ein anderer Mensch sich plötzlich nach Jalta versetzt sieht. Die Moskauer, besonders die offiziellen Stellen, versuchen all dies und auch die sonstige Verwirrung, die Voland anrichtet, meist naturwissenschaftlich zu erklären, wobei oft Massenhypnose für alles verantwortlich gemacht wird.
Die erste Hälfte des Buches geht dem Ende zu, als erstmals der Held erscheint, ein ehemaliger Schriftsteller von etwa 38 Jahren, der seinen Namen vergessen hat und sich nach dem Kosenamen, den seine frühere Geliebte für ihn hatte, nur den „Meister“ nennt. Er begegnet einem dem Leser schon länger bekannten Insassen eines Irrenhauses, der dorthin kam, weil er seiner Erlebnisse von Voland wegen für verrückt gehalten wurde. Der Meister erzählt sein Leben: Eigentlich Historiker an einem Moskauer Museum und hochgebildet, hat er zwei Jahre zuvor zufällig hunderttausend Rubel gewonnen, in einer neuen Wohnung (die, obgleich nur im Keller, den Meister noch immer zum Schwärmen bringt) ein neues Leben begonnen und angefangen, an einem Roman über Pontius Pilatus zu schreiben. Zu dem neuen Leben hat sich bald noch etwas gesellt, eine Frau, seine große Liebe, obwohl sie eigentlich verheiratet war. Der Roman war fertig, doch kein Verleger nahm ihn. Lediglich ein längerer Auszug wurde abgedruckt, was in der Presse sofort heftige Beschimpfungen des Autors hervorrief. Der Meister verfiel in Wahnsinn, wurde zuerst wegen Besitzes illegaler Literatur verhaftet und ging dann offenbar freiwillig in eine psychiatrische Klinik. Seine Geliebte hat er seither nie wieder getroffen.
Diese selbst, Margarita, ist mit ihrem Leben unzufrieden, obwohl sie materiell durch ihren reichen Gatten bestens versorgt ist. Sie liebt den Meister und sehnt sich noch immer nach ihm. Als ihr Mann einmal abwesend ist, lässt sie sich auf einen Handel mit einem Gehilfen Volands ein, da dieser – das ist das Geheimnis der verhexten Wohnung Nr. 50 – dort einen Ball geben will und dafür eine „Ballkönigin“ benötigt. Diese Rolle soll Margarita übernehmen, die durch eine Salbe zur Hexe wird. Zum Dank für die wirklich anstrengende Aufgabe der Ballkönigin (sie muss sich drei Stunden ununterbrochen von der Masse der Gäste das Knie küssen lassen) wird ihr der Wunsch, noch einmal mit dem Meister in dessen Kellerwohnung leben zu dürfen, erfüllt.
Auf Anweisung Jesu hin erlöst Voland den Meister und Margarita schließlich mit dem Tod; sie haben „Ruhe verdient“.
Das zweite Hauptthema behandelt in durchaus realistischer Weise Pilatus während der letzten Tage Jesu, hier „Jeschua“ genannt. Pilatus ist krank und unzufrieden und würde am liebsten Gift nehmen; das einzige Wesen, das er liebt, ist ein Hund. Jeschua, ein friedlicher Mensch, der seine Ethik noch radikaler lebt als der biblische Jesus, spendet ihm zunächst etwas Trost und Pilatus spielt mit dem Gedanken, den Todgeweihten zu begnadigen; als er jedoch von Jeschuas Gedanken zum Staat hört, muss er das Todesurteil bestätigen, was seine geistige Lage nur noch verschlimmert. Eine weitere tragikomische Figur in diesem Teil des Romans ist Jeschuas Jünger Levi Matthäus, der seine Worte falsch versteht und ebenso falsch niederschreibt, die Auferstehung Jesu ist sogar eine bewusste Fälschung von ihm.
Dieser Handlungsstrang wird parallel zu der Haupthandlung und zwischen den anderen Kapiteln erzählt, wie der Leser erfährt, ist der Inhalt der Jeschua-Kapitel mit dem Roman des Meisters identisch. Das erste Mal tritt ein Teil dieser Handlung auf, als Voland einen hartnäckigen Atheisten von der Existenz Jesu zu überzeugen versucht und ihm ein erstes Stück dieser Geschichte erzählt.
Am Schluss des Buches laufen beide Handlungsstränge zusammen, als der Meister und Margarita nach ihrem Tod von Voland und dessen Gehilfen auf dem Weg zu ihrem „ewigen Haus“ in der Osternacht durch die Wildnis geführt werden und später Jerusalem gezeigt bekommen. Nicht weit von der Stadt sitzt der depressive Pilatus, den der Meister auf einen Hinweis Volands (und damit wohl auf Anweisung Jesu, der den Roman des Meisters gelesen hat) mit der Nachricht, Jeschua warte auf ihn, in den Himmel schickt und so erlöst.
[Bearbeiten] Charaktere
Hauptrollen:
- Meister
- Margarita
- Voland
Gehilfen Volands:
- Korowjew, auch Fagott: Gehilfe Volands; mal angeblich ehemaliger Kantor, mal Dolmetscher des „Professors“. Eigentlich „Ritter“.
- Behemoth: Mal Kater, mal katerartiger Mensch. Eigentlich Hofnarr Volands; Freund Korowjews, mit dem er gegen Ende des Buches der Moskauer Bevölkerung allerlei Streiche spielt.
- Asasello: Der dritte Gehilfe von Voland, eigentlich Todesdämon
- Gella: Hexe und Bedienstete Volands, Vampirin
Andere wichtige Nebenrollen:
- Iwan Nikolajewitsch Ponyrew, Pseudonym „Besdomny“: Schlechter Dichter, später Professor für Geschichte und Philosophie. Wird nach einer Begegnung mit Voland in eine Psychiatrische Klinik eingewiesen und lernt dort den Meister kennen.
- Michail Alexandrowitsch Berlioz: Vorsitzender einer Literaturvereinigung. Mit seiner und Besdomnys Begegnung mit Voland und seinem anschließenden, von Voland vorhergesehenen Tod beginnt das Buch.
[Bearbeiten] Bemerkungen
Der Roman wurde in der Zeit zwischen 1928 und Bulgakows Tod 1940 verfasst und kann so als Lebenswerk des Autors angesehen werden. Es enthält daher praktisch jede Art der Literatur: Fiktion und Elemente aus Sagen wechseln sich ab mit der realistischen Schilderung historischer wie damals zeitgenössischer Umstände, Satire erscheint ebenso wie Witz ohne Hintergedanken (man denke an die Streiche Behemoths), und einen wesentlichen Teil des Romans machen neben der ewigen Liebe der Hauptfiguren die Religiosität und Philosophie Bulgakows aus.
In Bulgakows Philosophie spielt die Vergebung, Erlösung und ewige Ruhe eine zentrale Rolle, verdeutlicht durch den Schluss des Romans. Der Teufel ist kein gleichberechtigter Gegenpart zu Gott, sondern dient eher dazu, der Welt mit Schatten mehr Plastizität zu verleihen. Außerdem ist er, so grausam er auch alleine während der Handlung zwei Menschen ermordet, doch nur williges Werkzeug der Erlösung. Wie Levi Matthäus oft die Lehren seines Idols Jeschua missversteht, so auch diesen Zusammenhang: Als er gegen Schluss des Stücks Jeschuas Auftrag an Voland weitergibt, zeigt er nichts als Hass.
Es wird im Roman auch das Thema des Künstlers und der Kunst aufgeworfen. Der Hauptheld des Romans, „der Meister“, verkörpert einen echten Künstler, dessen „Manuskripte nicht brennen“. Eine große Aufmerksamkeit schenkt der Autor auch der menschlichen Liebe, die alles, sogar den Tod zu bewältigen vermag.
Zum Verständnis des satirischen Teils dieses Werkes ist ein kurzer Exkurs in die Sowjetunion der 30er Jahre hilfreich. Die Sowjetunion hatte sich durch und unter Stalin zu einem Überwachungsstaat entwickelt. Ihr geradezu irrationale und dabei unheimlich konsequente Bürokratie ließ das Land zu einer riesigen Groteske erstarren. Man muss wissen, dass die Bevölkerung und mit ihr auch möglicherweise Bulgakow nicht Stalin für den Schuldigen an den Zuständen im Lande hielten, sondern eben diese Bürokraten und man dachte: „Wenn Stalin von deren Treiben erführe, würde er die Missstände umgehend abstellen“. Zudem war Bulgakow als Bürgerkriegsveteran auf „weißer“ Seite wohl kein Freund der Sowjetunion.
[Bearbeiten] Deutsche Ausgaben
- Der Meister und Margarita. München 1978: dtv. ISBN 3-472-82010-1
- Der Meister und Margarita. Berlin 1994. ISBN 3-353-00942-6
- Der Meister und Margarita. Hamburg 2007: Ed. Spiegel. ISBN 3-877-63029-4
[Bearbeiten] Adaptionen
Der Roman wurde 1972 unter der Regie Aleksandar Petrovics mit Ugo Tognazzi als Meister, Mimsy Farmer als Margarita und Alain Cuny als Voland verfilmt.
Der Komponist York Höller verarbeitete das Buch zu einer gleichnamigen Oper in zwei Akten, die 1989 in Paris uraufgeführt wurde.
An der Berliner Volksbühne wurde der Roman Ende 2002 als Bühnenstück unter der Regie von Frank Castorf uraufgeführt. Zur Zeit ist er immer noch im Programm (Stand: Januar 2007).
[Bearbeiten] Weblinks
- Maestro e Margherita in der Internet Movie Database
- Höllers Oper Der Meister und Margarita im Deutschen Musikarchiv
- Dreisprachige Auszüge (dt./russ./engl.)
- Ausführlich über "Der Meister und Margarita".
- Informationen zum Fernseh-Film( russ.)
- Ausführliche Website auf englisch
- Master i Margarita - Ausführliche Website auf Englisch, Niederländisch, Französisch und Russisch