Teufel
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Der Teufel (von griechisch Διάβολος, Diábolos, „der Verleumder, Durcheinanderwerfer, Verwirrer“, lateinisch Diábolus) spielt besonders in der christlichen und der islamischen Theologie eine besondere Rolle als Personifizierung des Bösen. Er wird in verschiedenen Religionen als eigenständiges Geistwesen angesehen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Der Teufel in verschiedenen Religionen
[Bearbeiten] Christentum
Im Christentum wird der Teufel auch „Satan“ oder manchmal „Luzifer“ genannt. Der Teufel ist ein eigenständiges Geistwesen, d. h. es steht mit seinem freien Willen nicht unter der direkten Herrschaft und der direkten Befehlsgewalt Gottes. Der Teufel ist ein aus dem Himmel Gefallener Engel, der gegen Gott rebellierte und seitdem die Welt heimsucht. Im Christentum hat sich die Vorstellung entwickelt, dass der Teufel die Schlange im Garten in Eden war, deren Lügen zur Erbsünde der Menschheit geführt hätten und der nötigen, einzig möglichen Heilung davon durch das blutige Menschenopfer des Jesus von Nazareth für Gott. In der Tradition des Christentums wird der Teufel als Verfasser der Lügen und die Ursache des Bösen in der Welt stigmatisiert, der auf der Erde herumgeistert und auf Menschen und die Welt einwirkt, etwa, indem er Menschen Lügen sagen lässt oder Unheil für Menschen verursacht. Viele fundamental gläubige Christen und besonders auch freikirchliche Christen nehmen an, dass ein ungläubiger Mensch vom Teufel besessen sein kann oder als Teufel wirken kann. Viele Liberale Christen sehen die Bedeutung des Teufels jedoch in metaphorischer, d.h. übertragener Weise. Die Antwort auf die Frage "warum gibt es das Böse in der Welt?" wird so in liberalen christlichen Kreisen, in übertragener Weise mit dem Teufel beantwortet, obwohl die Existenz eines personifizierten Geistwesens, das auf der Welt herumgeistert, abgelehnt wird.[1]. Es muss hier betont werden, das diese Vorstellungen sich nicht auf die Bibel, die hebräische Bibel, stützen können, noch vom Judentum gelehrt werden oder wurden, etwa zur Zeit des Lebens des Jesus von Nazareth. Diese Vorstellungen und etwaige ihnen zugrunde gelegte Interpretationen des christlichen Alten und Neuen Testaments sind dagegen mittelalterliche volkstümliche mytologische Vorstellungen und mittelalterliche christliche Lesarten der biblischen Schriften.
Im Neuen Testament wird Satan als „Der große Drache, die uralte Schlange, die Widerwirker und Satan heißt“ (Offenbarung 12,7) und „Fürst des Vollmachtsgebiets der Luft“ (Epheser 2,2) vorgestellt. Das christliche Verständnis beinhaltet zudem, dass die Schlange, die im Garten Eden Eva versuchte, vom Teufel gebraucht worden oder auch eine Erscheinungsform des Teufels gewesen sei. In Offenbarung 12,9 und 20,2 wird Satan als die Urschlange bezeichnet. Auch die Aussage Jesu aus dem Johannesevangelium 8,44 stützt dies, da dort Satan und nicht die Schlange als der Vater der Lüge bezeichnet wird.
Im Neuen Testament wird Satan mit einem Engel des Lichts verglichen (2. Korintherbrief 11,14) und als personifiziertes Geistwesen vorgestellt, das stets als Teufel agiert. So heißt es: „der Widerwirker sündigte von Anfang an“ (1. Johannes 3,8). Und außerdem war er „ein Menschentöter von Anfang an und hat nicht in der Wahrheit gestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist“ (Johannes 8,44).
Bei Jesaja 14 findet sich ein Spottlied auf den König von Babel, von dem eine Stelle später von christlicher Tradition auf den Satan bezogen wurde, ursprünglich aber eine Anspielung auf die Gestalt des Helel, aus der babylonischen Mythologie ist, das Gegenstück zum griechischen Gott Helios. Der Bezug auf den König wird schon anfänglich klargemacht:
„4 da wirst du dieses Spottlied anstimmen über den König von Babel und sagen: Wie hat aufgehört der Unterdrücker, aufgehört das Anstürmen!“
Die Stelle selbst lautet:
„12 Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte! Wie bist du zu Boden geschmettert, Überwältiger der Nationen! 13 Und du, du sagtest in deinem Herzen: »Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über den Sternen Gottes meinen Thron aufrichten und mich niedersetzen auf den Versammlungsberg im äußersten Norden. 14 Ich will hinaufsteigen auf Wolkenhöhen, dem Höchsten mich gleichmachen.« - 15 Doch in den Scheol wirst du hinabgestürzt, in die tiefste Grube.“
(Zitiert nach revidierter Elberfelder Übersetzung)
Die christlichen Kirchenväter sahen in dem zuletzt zitierten Text eine Parallele auf den in Lukas 10,18 beschriebenen Fall Satans (»Ich sah Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz«). Eine theologische Begründung für die Gleichsetzung besteht darin, dass die Stadt Babylon in der Offenbarung mit dem Teufel am jüngsten Tag gemeinsam von Gott vernichtet werde. Andere wenden dagegen ein, dass eine angenommene gleichzeitige Vernichtung keine Identität bedeute.
Auf ähnliche Weise wurden auch Teile von Ezechiel 28 nach christlichem Verständnis auf den Fall des Satans bezogen. Dort spricht der Prophet vom Ende des Königs von Tyrus, der wegen seines Hochmuts, in dem er sich für einen Gott hält, angeklagt wird. In den Versen 14-15 heißt es dann an den König gerichtet:
„Du warst ein mit ausgebreiteten [Flügeln] schirmender Cherub, und ich hatte dich [dazu] gemacht; du warst auf Gottes heiligem Berg, mitten unter feurigen Steinen gingst du einher. Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tag an, als du geschaffen wurdest, bis sich Unrecht an dir fand.“
(Ebenfalls zitiert nach der revidierten Elberfelder Übersetzung. Modernere Übersetzungen, die dem Wortlaut der Hebräischen Bibel näher kommen wollen, sprechen aber nur davon, dass der König einem Cherub beigesellt wurde.)
Paulus bezeichnet den Teufel als den Gott dieser Welt (2. Korintherbrief 4,4) und in den Evangelien tritt der Teufel in der Rolle des Versuchers auf, der Jesus zu einem Missbrauch seiner göttlichen Macht verleiten will (Matthäus 4). In den christlichen Erzählungen bezieht sich Jesus darüber hinaus in diversen Gleichnissen auf den Teufel. U. a. das Gleichnis vom Unkraut und Weizen, beschreibt eine Begründung der Existens des Teufels:
Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen (Matthäus 13,24-30): 24 „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann (Gott), der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus. Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Zeit der Ernte da ist, werde ich den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune.“
Vor dem Tausendjährigen Reich gibt es nach der christlichen Offenbarung des Johannes) einen Kampf zwischen den Kräften des Guten (Michael und seine Engel) und Satan, der damit endet, dass der Teufel und seine Anhänger auf die Erde geworfen werden (Höllensturz; Offenbarung 12). Für die Dauer des Tausendjährigen Reichs wird er aber gefesselt (Offb 20, Verse 1-3), um danach wieder kurz freigelassen zu werden (Offb 20, Vers 7). Er verführt dann für eine gewisse Zeit Menschen, ehe er in einem Feuersee landet (Offb 20,11).
In der Frühen Neuzeit, genauer etwa seit dem Ende des 15. Jahrhunderts bis weit ins 18. Jahrhundert hinein, trug der christliche Glaube an die Existenz des Teufels, als Personifikation des Bösen, der als Wesen mit übermenschlicher Macht und freiem Willen gegen Gott und die christlichen Gläubigen arbeitet, wesentlich zur damaligen Hexenverfolgung bei. Der Hauptvorwurf, der den Hexen bzw. Hexenmeistern damals gemacht wurde, war, dass sie einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hätten und darüber hinaus mit ihm Geschlechtsverkehr (die so genannte Teufelsbuhlschaft) treiben würden. Eine damalige christliche Form des juristischen Zirkelschlusses, der dem Justizmissbrauch, dem Unrecht und der Bereicherung Tür und Tor öffnete.
[Bearbeiten] Darstellung im christlichen Volksglauben, Heidentum
Die volkstümliche Darstellung des christlichen Teufels geht oft auf ursprünglich heidnische Götter zurück. Es besteht eine weitgehende äußere Übereinstimmung mit dem griechischen Gott Pan. Der Teufel wird meist schwarz und behaart, mit Bocks- oder Pferdefüßen, Hörnern, einem Schwanz, hässlichem Gesicht und langer Habichtsnase dargestellt. Bei seinem Verschwinden hinterlässt er demnach einen argen Gestank.
Der angebliche Wohnort des oder der Teufel ist die Hölle. Der Begriff Hölle wiederum ist von dem Namen der germanischen Unterwelt Hel abgeleitet (die Herrscherin über diese Unterwelt trägt ebenfalls den Namen Hel).
Manchmal wird der Teufel auch gedeutet als der Archetypus des lüsternen und potenten Mannes sowie ein Symbol für die inneren Triebe und Kräfte, die in den Menschen ruhen.
[Bearbeiten] Ansätze in der christlichen Reflexion der Gegenwart
In der gegenwärtigen theologischen Reflexion wird die Figur des Satans so gut wie nicht mehr thematisiert. Selbst wenn an der Existenz des Teufels im Katechismus der Katholischen Kirche festgehalten wird und Papst Johannes Paul II. während seines Pontifikates sie wiederholt bekräftigt hat, gibt es keine dogmatische Definition des Satans. Die katholische Lehre gibt mithin den biblischen Befund wieder. Seitens der Bibelkritik hingegen scheint Satan als theologischer Begriff das Programm der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung von Rudolf Bultmann nicht überlebt zu haben.
Der katholische Literaturwissenschaftler und Anthropologe René Girard widerspricht in seiner Analyse der neutestamentlichen Texte dieser Tendenz. Er interpretiert die Figur des Satans als eines der Hauptmotive der christlichen Offenbarung. Im Rahmen der von ihm formulierten mimetischen Theorie ist Satans Darstellung in den Evangelien ein Paradigma des mimetischen Zyklus: Satan ist der Versucher und der Stifter des Begehrens und des „Ärgernisses“ (skándalon), er ist die sich selbst austreibende mimetische Gewalt und er ist der „Mörder vom Anfang“, der das mythische Religionssystem hervorbringt. In der Bloßstellung der menschlichen (mimetischen) Gewalt durch die Passion und in der darauffolgenden Unterminierung des Zyklus des heilbringenden Opfers der archaischen Welt sei der Sinn des Triumphes des Kreuzes über die „Gewalten und die Mächte“ des Kolosserbriefes (2,14-15) sowie jene Täuschung der „Herrscher dieser Welt“ des 1. Korintherbriefes (2,6-8) zu sehen, wenn man diese und ähnliche Begriffe mit Satan gleichsetzt, wie die Kirchenväter es machten.
Girards Auffassung ist von manchen theologischen Kreisen rezipiert worden, allerdings sind seine Gedanken in der christlichen Dogmatik ungewöhnlich und in der kirchlichen Öffentlichkeit noch kaum bekannt. Er verweist jedoch auf Origenes′ und seine These des vom Kreuz getäuschten Satans als Träger „eine(r) wichtige(n) Intuition“, die in der westlichen Kirche „unter den Verdacht, ‚magisches Denken‘ zu sein“ geriet. Es bleibt abzuwarten, ob diese Deutung in der Exegese weiteren Anklang finden wird.
Im freikirchlichen protestantischen Raum nimmt die Figur des Teufels und die Warnung vor seinem Wesen und Wirken vielfach weiterhin einen nicht unbeträchtlichen Raum ein.
[Bearbeiten] Islam
Im Islam ist Schaitan (bedeutungs- und herkunftsgleich mit hebräisch שטן = „Satan“) oder Iblis (arabisch) der Widersacher der Menschen. Nach islamischer Lehre ist Schaitan nur ein Geschöpf Allahs.
Im Islam ist der Teufel durch Allah zum Anführer der Engel ernannt worden, als Geschenk für seine guten Taten. Er selbst ist jedoch kein Engel, sondern ein Dschinn. Deshalb weigerte er sich aus Hochmut, sich vor Adam auf den Befehl Allahs niederzuwerfen, da er (Iblis) aus rauchlosem Feuer geschaffen ist und den Menschen (aus Lehm geschaffen) als minderwertig betrachtet.
(12.) Er (Allah) sprach: „Was hinderte dich, dich niederzuwerfen, als Ich es dir befahl?“ Er (der Teufel) sagte: „Ich bin besser als er (Adam). Du hast mich aus Feuer erschaffen, ihn aber erschufst Du aus Ton.“ (13.) Er (Allah) sprach: „Weg und hinab mit dir! Es geziemt dir nicht, hier hochmütig zu sein. Darum hinaus mit dir, siehe, du bist einer der Gedemütigten.“ (14.) Er (der Teufel) sagte: „Gib mir eine Frist bis zum Tag der Auferstehung.“ (15.) Er sprach: „Fürwahr, die Frist ist dir gewährt.“ (16.) Er sagte: „Wie Du mich in die Irre gehen ließt werde ich ihnen auf deinem geraden Weg auflauern.“ (17.) „Dann will ich von vorn und von hinten, von ihrer rechten und ihrer linken über sie kommen, und Du wirst die Mehrzahl von ihnen undankbar finden.“ (18.) Er sprach: „Weg von hier, verachtet und verstoßen! Wahrlich, wer von ihnen dir folgt, mit euch allesamt fülle ich die Hölle!“
Der Teufel bat Allah, ihm eine Frist bis zum jüngsten Gericht zu gewähren, um versuchen zu können die Menschen vom Rechten Weg abzubringen. Allah gewährte ihm diese Frist und sagte, dass Er die Hölle mit dem Teufel und denen, die ihm folgen werden füllen wird (vgl. Sure 7, A'râf (Die Anhöhnen), Vers 12-18)
Es gehört zu den Prüfungen der Menschheit, sich zu entscheiden, d.h. für Allah oder für Schaitan. Somit ist Schaitan, ob er es will oder nicht, Gottesdiener, weil auch er nur Werkzeug des Planes von Allah ist, dem er sich nicht entziehen kann. Am Tag des Gerichts wird er seine Strafe bekommen. Dem Islam ist die Vorstellung, dass Schaitan Widersacher Gottes oder eine Art Kräfte-Gegenpol ist, fremd. Das Prinzip Gut gegen Böse als Gegenkräfte ist hier nicht anwendbar. Denn nur Allah ist der absolut Mächtige, Schaitan ist dagegen lediglich Versucher der Menschen, dem Allah eine Frist gesetzt hat. Schaitan ist nicht allmächtig - aber gefährlich für die Menschen, solange sie wanken und sich Allah nicht völlig ergeben.
[Bearbeiten] Judentum
Es gibt keinen „Teufel“ im Judentum. Die Vorstellungen von Satan sind im Judentum deutlich verschieden zu den Vorstellungen und der Verwendung des Begriffs Satan im Christentum und im Islam. Weil das „Alte Testament“ der christlichen Bibel in etwa wortgleich von der Hebräischen Bibel übernommen wurde, jedoch in der Deutung und der Lehre sowie in den Diskussionen der jeweiligen Gelehrten ziemlich von der Tradition und Lehre der hebräischen Bibel abweicht, ergeben sich hier bedeutende Unterschiedeverschiede.
Satan ist in der hebräischen Bibel vor allem der Titel eines Anklägers am göttlichen Gerichtshof. Die hebräische Bezeichnung „Satan" (שטן, Sin-Teth-Nun) bedeutet soviel wie „Ankläger“. Die Bezeichnung „Satan", kann auch für Menschen verwendet werden, das hebräische Wort wird dann im Allgemeinen ohne den bestimmten Artikel benutzt (Numeri 22,22.32; 1. Samuel 29,4; 1. Könige 5,18; 11,14.23.25; Psalm 109,6; als Verben im Sinne von „Anfeindungen" in Psalm 38,21; 71,13; 109,4.20.29). Üblicherweise wird der Titel Satan auf einen Engel angewendet.
Wichtiges Unterscheidungskriterium zu den Satans- und Teufelsbegriffen anderer Religionen, ist, dass Satan im Judentum nicht als etwas Personifiziertes oder gar als das personifizierte Böse betrachtet und gelehrt wird. So sind die Vorstellungen eines personenhaften Satan als Gegenspieler der Gläubigen oder etwa eigenständiger „Versucher“ und Gegenspieler von Jesus, dem personifizierten Guten, Vorstellungen des Christentums, die jenen des Islam ähneln. Im Judentum wird sowohl das Gute als auch das Böse als zwei Seiten einer Zusammgehörigkeit gesehen, die beide z.B. in Gott, das ewige Wesen, begründet sind. Gut und Böse sind von dieser Welt, der Gott, das ewige Wesen, transzendent gegenübersteht. Der Satan, wenn der Titel einem Engel in einem Zusammenhang oder in einer Erzählung gegeben wurde, handelt dabei stets nicht eigenmächtig und nicht nach eigenem Willen, sondern im Auftrag Gottes und steht voll unter der Kontrolle und dem Willen Gottes. Der Titel Satan wird in der hebräischen Bibel und anderen heiligen Schriften des Judentums u. a. verschiedenen Engeln verliehen.
Die ausführlichste Darstellung, in der ein Engel mit dem Titel „Satan“ in Gottes Auftrag wirkt, findet sich im Buch Hiob der hebräischen Bibel. Die Erzählung beginnt mit der Szene am göttlichen Gerichtshof bei dem u.a. ein Engel und Gott anwesend sind. Aufgrund des Einwands eines Engels in dieser göttlichen Gerichtshofsrunde, der als Ankläger, also als Satan fungiert, kommt es zu einem Vorwurf an Gott. Der fromme und wohlhabende Hiob halte Gott nur deshalb die Treue, weil Gott um ihn herum kein Unglück zulasse. Daraufhin gestattet Gott Satan, Hiobs Gottvertrauen auf die Probe zu stellen. Trotz der Unglücke und trotz der bösartigen Krankheit, die den nichtsahnenden Hiob daraufhin in Form der sprichwörtlichen Hiobsbotschaften durch den Satan im Auftrage Gottes ereilen, akzeptiert Hiob sein trauriges Los und flucht seinem Gott nicht. Damit wird der Einwand des Engels widerlegt, es gebe keinen Menschen, der Gott in jeder Situation treu bliebe, oder von Gott abfalle, sobald es ihm aus menschlicher Sicht schlecht ergehe. In zwei weiteren Fällen tritt ein Satan als Versucher (1. Buch der Chronik 21,1) oder Ankläger (Sacharja 3,1) des sündigen Menschen vor Gott auf.
In den außerbiblischen volkstümlichen jüdischen Erzählungen des europäischen Mittelalters wird der Titel Satan manchmal einem Engel, der von Gott verstoßen wird, weil er sich selbst gottgleich stellen wollte, gegeben. Er gilt als Träger des Prinzips des Bösen. Hier werden auf alte Begrifflichkeiten des persischen Kulturkreises, in dem das Duale Prinzip des Kampfs Gut gegen Böse eine große Rolle spielt und die Vorstellungen der umgebenen christlichen Kultur angespielt, in vollem Bewusstsein und Kenntnis der Lehren des Judentums, die solche Vorstellungen stets ablehnten. Es sind eher phantastische Erzählungen oder Schauergeschichten und nicht biblische jüdische Lehren. Evtl. werden die Vorstellungen des Christentums auch nur illustratorisch nacherzählt.
[Bearbeiten] Jesidentum
Im Jesidentum existiert die Gestalt des Bösen nicht. Die jesidische Vorstellung ist, dass Gott allmächtig ist und neben Gott auch keine zweite Kraft existieren kann, die ohne seine Fürsprache, ohne sein Dazutun etwas Böses verrichten kann. Die Jesiden sprechen auch nicht das Wort des Bösen aus, weil allein der Ausspruch dieses Wortes die Anzweiflung der Einzigartigkeit Gottes sei. Nach Jesidischer Vorstellung wäre Gott schwach, wenn er noch eine zweite Kraft neben sich existieren lassen würde. Diese Vorstellung wäre mit der Allmacht Gottes nicht vereinbar.
[Bearbeiten] Zarathustrismus
Die Religion Zarathustras, der Zarathustrismus, ist dualistisch geprägt: „Und im Anbeginn waren diese beiden Geister, die Zwillinge, die nach ihrem eigenen Worte das Gute und das Böse im Denken, Reden und Tun heißen. Zwischen ihnen haben die Guthandelnden richtig gewählt.“ Gerald Messadié sieht den Wandel Satans vom Ankläger in Gottes Rat zum Gegenspieler Gottes als Übernahme des Ahriman aus dem Zoroastrismus an; dort sind der böse Welterschaffer und der gute Gott Ahura Mazda in der Tat Gegenspieler.
Im Zarathustrismus (auch Zoroastrismus) gelangen die Seelen nach dem Tod über die Činvat-Brücke. Hier wird Gericht gehalten: Für den rechtschaffenen Menschen ist die Brücke breit wie ein Pfad, für den anderen schmal wie eine Messerspitze. Die Guten gelangen in die seligen Gefilde des Paradieses Garodemäna (später Garotman), des „Orts der Lobgesänge“; die Seele des Bösen aber kommt an den „schlechtesten Ort“, d. h. in die Hölle. Die Dämonen des Zoroastrismus werden Daeva, Drudsch und Pairikas (Peri) genannt und teils als Unholdinnen gedacht, die mit bösen Menschen in fleischlichem Verkehr stehen und die guten zu verführen trachten, teils als tückische Dämonen, welche Trockenheit, Missernten, Seuchen und andere Plagen über die Welt verhängen.
Die Schöpfungsgeschichte des Zarathustrismus besagt, das Ahura Mazda (Gott) in den ersten 3000 Jahren durch einen langherrschenden Windhauch zuerst den eiförmigen Himmel und daraufhin die Erde und die Pflanzen erschuf. Im zweiten Zyklus von 3000 Jahren entstanden die Urstiere und danach der Urmensch. Danach erfolgte der Einbruch des Anramainyu (der „Teufel“), welcher den Urmenschen und den Urstier tötet und eine Periode des Kampfes eröffnet, die ihr Ende erst mit der Geburt des Zarathustra erreicht. Dieses Ereignis fällt in das 31. Jahr der Regierung des Königs Vistaspa. Und von da an werden wieder 3.000 Jahre vergehen, bis der Heiland Saoschjant geboren wird, welcher die bösen Geister vernichten und eine neue, unvergängliche Welt herbeiführen wird; auch die Toten sollen dann auferstehen.
Statt des einen Messias werden an anderen Stellen deren drei genannt, wodurch sich also diese Lehre von der entsprechenden des Alten Testaments unterscheidet. Dagegen stimmt die Lehre von der Auferstehung sogar in Details mit der christlichen überein, so dass die Annahme einer Entlehnung der letzteren aus der Religion der den Hebräern benachbarten Zarathustristen eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich hat. Speziell die Begriffe Himmel und Hölle waren im alten Judentum nicht bekannt.
[Bearbeiten] Luzifer
Hauptartikel: Luzifer
Der außerdem oft verwendete Begriff Luzifer ist nichtjüdischen Ursprungs: In der Antike war Luzifer der Name für den Planeten Venus; im antiken Babylon wurde die Venus als „Tagesstern, Sohn der Morgendämmerung“ oder auch „Morgenstern“ oder „Abendstern“ bezeichnet. Die römische Mythologie kennt Luzifer als Sohn der Aurora, der Göttin der Morgenröte. In der griechischen Mythologie ist die Göttin Eos das Gegenstück zu der römischen Aurora. Und auch hier hatte diese Göttin einen Sohn, welcher Phosphoros oder Eosphorus (griech. „Lichtbringer“) hieß. Dieser entspricht also dem römischen Lucifer (lat. „Lichtbringer“). Da in Jesaja 14,12 ein aus den Himmeln hinabstürzender „Engel (eigentlich Cherub, s.u.) der Morgenröte“ Erwähnung findet, wurde in der Vulgata der „Glanzstern“ von Jesaja 14,12 als „lucifer“ wiedergegeben.
[Bearbeiten] Namen des Teufels
- Ahriman, Ahryman (mittelpersisch „arger Geist“, zoroastrischer Ursprung)
- Angat, Bezeichnung des Teufels in Madagaskar
- Antichrist
- Asael (hebr.: Fürst der Teufel, auch Samiel, Sammael)
- Beelzebub (von Baal Sebul, Fürst Baal. Weil den Baalstatuen auch im Sommer geopfert wurde, lockte das Opferblut die Fliegen an. Polemisch wird der Teufel deshalb, von der Bibel her, mit „Herr der Fliegen“ übersetzt. Durch verschiedene Lesarten wurde aus Baal Sebul später Beelsebul, woraus volksethymologisch Beelzebub wurde.)
- Beliar (von Baal, auch Bheliar, Belial)
- Chutriel (hebräische Mythologie: er ist dazu bestimmt, die Verdammten in der Hölle zu geißeln)
- Diabolus, auch adverbial als diabolisch (teuflisch) gebraucht
- Iblis (arabisch)
- Luzifer (vgl. Christopher der Christusträger) der Lichtträger(-bringer)
- Mephistopheles (kurz: Mephisto) (literarische Figur in Goethes Drama Faust - Urfaust, Faust I, Faust II)
- Satan (hebr.: „Widersacher“)
- Schaitan
- Voland (der Name des Teufels im mittelalterlichen Nordfrankreich sowie in Michail Bulgakows Roman Der Meister und Margarita)
[Bearbeiten] Umschreibungen und verhüllende Bezeichnungen
Manche Menschen nehmen an, dass die Nennung des Namens des Teufels dazu führen könne, dass dieser herbeigerufen wird. Es gibt daher eine Vielzahl von verhüllenden Bezeichnungen und Umschreibungen für den Teufel. Ein anderer Grund für die Benutzung einer Umschreibung kann es sein, einen Aspekt seines Wesens besonders zu betonen. Beispiele:
- Der Fürst dieser Welt (Luther)
- Der Leibhaftige
- Die Idee des absoluten Egoismus (Immanuel Kant)
- Herr der Fliegen
- Verführer
- Widersacher
- Gottseibeiuns (Volkstümlich)
[Bearbeiten] Der Teufel in Film und Fernsehen
Viele bekannte Schauspieler haben im Laufe der Zeit den Teufel verkörpert, wobei unterschiedlichste Ansätze, von sehr humoristisch bis ausgesprochen ernsthaft und böse, gewählt wurden:
- Gustaf Gründgens - 1960 in Faust
- Danny Elfman - 1980 in Forbidden Zone
- David Warner - 1981 in Time Bandits
- Tim Curry - 1985 in Legende
- Jack Nicholson - 1987 in Die Hexen von Eastwick
- Robert de Niro - 1987 in Angel Heart
- Roberto Benigni - 1988 in Ein himmlischer Teufel
- Jeff Goldblum - 1990 in Der teuflische Mr. Frost
- Max von Sydow - 1993 in Needful Things - In einer kleinen Stadt
- Viggo Mortensen - 1995 in God's Army
- Al Pacino - 1997 in Im Auftrag des Teufels
- Gabriel Byrne - 1999 in End of Days
- Harvey Keitel - 2000 in Little Nicky - Satan Junior
- Elizabeth Hurley - 2000 in Teuflisch
- Armin Rohde - 2002 in 666 - Trau keinem mit dem du schläfst
- Rosalinda Celentano - 2004 in Die Passion Christi
- Peter Stormare - 2005 in Constantine
- John Light - 2005 in The Prophecy: Uprising
- Peter Fonda - 2007 in Ghost Rider
Viele weitere Filme beschäftigen sich mit dem Teufel, ohne dass er physisch direkt in Erscheinung tritt:
- Rosemaries Baby (1968)
- Der Exorzist (1973)
- Das Omen (1976)
- Die neun Pforten (1999)
- Der Exorzismus von Emily Rose (2005)
- Das Omen (2006)
- Halloween – Die Nacht des Grauens
[Bearbeiten] Literatur
- Walter Simonis, Woher kommt das Böse? ... wenn Gott gut ist, Graz 1999, ISBN 3-222-12740-9
- Walter Simonis, Über Gott und die Welt. Gottes- und Schöpfungslehre, Düsseldorf 2004, ISBN 3-491-70375-1
- Klaus Berger: Wozu ist der Teufel da?, Gütersloher Verlag, Gütersloh 2001, ISBN 3-5790-1454-4
- Steven Brust: To reign in hell
- Anna M. Crispino u.a. (Hrsg.): Das Buch vom Teufel. Geschichte, Kult, Erscheinungsformen, Gondrom, Bindlach 1991, ISBN 3-8112-0909-4
- Alfonso M. DiNola: Der Teufel. Wesen, Wirkung, Geschichte, Dtv, München 1993, ISBN 3-423-04600-7
- Herbert Haag: Teufelsglaube, Katzmann, Tübingen 1980, ISBN 3-780-50393-X
- Wassilios Klein, Kirsten Nielsen u.a.: Teufel. In: Theologische Realenzyklopädie 33 (2002), S. 113-147 (religionsgeschichtliche, biblische, kirchengeschichtliche, dogmatische u. ikonographische Aspekte)
- Anton S. LaVey: Die satanische Bibel und Rituale, SecondSight, Berlin 2003, ISBN 3-935-68405-3
- Sylvia Mallinkrodt-Neidhardt: Satanische Spiele. Die Renaissance von Teufel und Co; eine kritische Analyse, Neukirchener Verlagshaus, Neukirchen-Vluyn 2002, ISBN 3-7975-0049-1
- Gerald Messadié: Teufel, Satan, Luzifer. Universalgeschichte des Bösen, Komet-Verlag, Frechen 1999, ISBN 3-9333-6619-4
- Elaine Pagels: Satans Ursprung, Suhrkamp, Frankfurt/M. 1996, ISBN 3-518-39368-5
- Egon von Petersdorff: Daemonologie, Christiana-Verlag, Stein a. Rhein 1995
- 1. - Dämonen im Weltenplan
- 2. - Dämonen am Werk
- Chris Redstar: Greetings from Hell. Bekenntnisse eines Satanisten, BoD, Nordstedt 2004, ISBN 3-833-42014-6
- Gustav Roskoff: Geschichte des Teufels. Eine kulturhistorische Satanologie von den Anfängen bis ins 18. Jahrhundert, Greno, Nördlingen 1987, ISBN 3-89190-805-9
- René Girard: Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz. Hanser, München 2002, ISBN 3446202307 (Je vois Satan tomber comme l'éclair, 1999).
- Verena Bach: Im Angesicht des Teufels. Seine Erscheinung und Darstellung im Film seit 1980. Herbert Utz Verlag, München 2006, ISBN 3-8316-0636-6
[Bearbeiten] Siehe auch
Commons: Teufel – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Wiktionary: Teufel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |