Der grüne Heinrich
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Der grüne Heinrich von Gottfried Keller ist ein teilweise autobiographischer Roman, der neben Goethes Wilhelm Meister und Stifters Nachsommer als einer der bedeutendsten Bildungsromane der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts gilt. 1993 ist er in der Schweiz verfilmt worden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Entstehung
Gottfried Keller begann diesen Roman zu planen, nachdem er 1842, als Maler gescheitert, aus München nach Zürich zurückgekehrt war. Mit der schriftlichen Ausarbeitung begann er erst Jahre später, als ihm ein Stipendium Aufenthalte in Heidelberg und Berlin ermöglichte. 1854 erschienen die ersten drei Bände, 1855 der vierte Band der ersten Fassung. Die zweite Fassung des Grünen Heinrich erarbeitete Keller Ende der 70er Jahre, sie erschien 1879/80.
[Bearbeiten] Handlung
[Bearbeiten] Erste Fassung
- Gottfried Keller: Der grüne Heinrich. Roman. Braunschweig: Vieweg 1854 / 1855 4 Bde.: 396 S., 456 S., 359 S., 483 S.
In seiner ersten Fassung beginnt der Roman mit dem Auszug Heinrichs aus der Schweiz. Seine Mutter packt ihm den Koffer, er nimmt Abschied von den Handwerkern, die im Haus der Mutter wohnen, es wird deutlich, dass sie alleinstehend ist. Auf der Reise begegnet er in Süddeutschland einem Grafen mit Frau und Tochter, "überbürgerlichen Wesen", die ihn faszinieren. In München findet er ein Zimmer, packt seinen Koffer aus - und in demselben befindet sich ein Manuskript, in dem Heinrich seine Kindheitserinnerungen festgehalten hat, und die werden nun ein-, de facto aber wird zurückgeblendet (wie heute in fast jeder Filmbiografie).
Heinrichs Jugendgeschichte
Der Protagonist, Heinrich Lee, trägt den Spitznamen „Grüner Heinrich“, weil seine Kinderkleidung aus den grünen Uniformen seines früh verstorbenen Vaters geschneidert wurde. Er wächst bei seiner Mutter in einfachen Verhältnissen auf, besucht mehrere Schulen und wird im Alter von vierzehn Jahren aufgrund eines Schülerstreichs der Schule verwiesen. Ohne Schulabschluss schickt ihn seine Mutter einen Sommer lang aufs Land zu Verwandten, damit er sich über seine Zukunft klar werden kann. Dieser Besuch ist von zwei Ereignissen geprägt, die sein späteres Leben beeinflussen sollen. Zum einen trifft er die Entscheidung, Landschaftsmaler zu werden, zum anderen lernt er zwei Frauen kennen, Anna, die Tochter eines Lehrers in Heinrichs Alter, und Judith, eine etwa dreißigjährige schöne Witwe. Zwischen beiden Frauen ist er hin und hergerissen. Anna erfüllt ihn mit romantischer, verklärender und idealisierender Liebe, Judith erweckt seine Sinnlichkeit. Die Verhältnisse enden zwei Jahre später, als Anna stirbt und Judith nach Amerika auswandert.
Seine Ausbildung zum Maler beginnt er im Atelier Habersat, in welchem Bilder industriell hergestellt werden, weshalb Meister Habersat relativ wenig Interesse am Künstlerischen zeigt. Erst durch die zufällige Begegnung mit einem deutschen, einst erfolgreichen Künstler namens Römer und mehrerer Monate in seiner Lehre lernt Heinrich, genauer zu sehen und Bilder zu malen, welche sich verkaufen lassen. Römer leidet allerdings an Wahnvorstellungen und lebt von geliehenem Geld, das er nicht zurückzahlen kann. Er steht deshalb in gespanntem Verhältnis zu seiner Umgebung, weshalb er trotz großen Talents keine Bilder verkaufen kann. Als ihm das nach einem halben Jahr doch einmal gelingt, reist er nach Paris, wo er in eine Psychiatrie eingewiesen wird. Erwähnenswert ist, dass sich sein gestörtes Verhältnis zum Geld schon in seiner Jugend gezeigt hat. Heinrich nutzt den Militärdienst, um seine Jugendgeschichte aufzuschreiben, und verlässt dann die Schweiz, um in München als Maler sein Glück zu suchen.
Heinrichs Aufenthalt in Deutschland und Rückkehr
In München muss Heinrich feststellen, dass er nicht das nötige Talent besitzt und auch nicht die gewünschte Kunstrichtung trifft, um von der Malerei leben zu können. Als das Geld seiner Mutter ausgeht, macht er während eines Jahres Schulden, welche er durch eine erneute Geldsendung seiner Mutter begleichen kann. Als er nun ein weiteres Jahr lang Schulden macht, verpfändet seine Mutter ihr Haus, um auch diese zu begleichen. Heinrich begreift nun, dass er nicht weiter von Schulden leben kann, und verkauft, mangels Einkommen, seine gesamte Habe. Die achtzig Zeichnungen, die während der Jahre entstanden, verkauft er dabei weit unter Wert an einen Kunsthändler, der anscheinend einen guten Käufer findet. Als auch die Zeichnungen ausgehen, verdient er sich sein Geld mit dem Bemalen von Fahnenstangen, die der Kunsthändler an einem Festtag verkauft. Allerdings wird sein Überleben immer schwieriger, und als ihn ein verzweifelter Brief seiner Mutter erreicht mit der Bitte, er möge heimkehren, und er zusätzlich noch aus seiner Wohnung vertrieben wird, tritt er den Heimweg zu Fuß an.
Sein Aufenthalt in München dauerte insgesamt sieben Jahre. Nach zwei Tagen Marsch trifft er, ausgehungert und durchnässt, auf das Haus eines Grafen, den er schon auf seiner Hinreise kennengelernt hat. und findet heraus, dass er es war, der seine Zeichnungen kaufte. Der Graf bezahlt ihm nun nachträglich einen hohen Preis für seine Zeichnungen und bestellt zwei große Bilder. Während Heinrich an diesen arbeitet, verliebt er sich in Dortchen, die Adoptivtochter des Grafen. Nach einem halben Jahr Aufenthalt trifft er wieder in Zürich ein und kommt gerade rechtzeitig, um der Beerdigung seiner Mutter beizuwohnen. Diese wurde inzwischen ihres Hauses verwiesen und fristete ihr Dasein in großer Armut. Der Schmerz dieses Verlustes und der Liebeskummer um Dortchen überwältigen Heinrich derart, dass er stirbt.
[Bearbeiten] Zweite Fassung
Die zweite Fassung unterscheidet sich von der ersten vor allem dadurch, dass sie chronologisch durcherzählt ist und dass nicht nur Heinrichs Jugendgeschichte, sondern auch sein Aufenthalt in München und seine Rückkehr in die Schweizer Heimat in der Ich-Form durcherzählt ist. Außerdem tritt an die Stelle des tragischen Endes ein Happy End: Heinrich kommt gerade noch früh genug, um die Verzeihung der sterbenden Mutter zu erlangen, bekommt ein Amt und heiratet die aus Amerika zurückgekehrte Judith. Erst mit diesem versöhnlichen Schluss, in dem sich Kellers Absicherung durch die Stellung als Zürcher Staatsschreiber spiegelt, wurde der Roman zum Erfolg. Die frischere und ursprünglichere Version ist ohne Frage die erste.
[Bearbeiten] Aktuelle Ausgaben
Historisch-kritische Gottfried Keller-Ausgabe, Band 11. Der grüne Heinrich (1854/55) Bände 1 und 2, hrsg. von Walter Morgenthaler ... 2005
Historisch-kritische Gottfried Keller-Ausgabe, Band 12. Der grüne Heinrich (1854/55) Bände 3 und 4, hrsg. von Walter Morgenthaler ... 2005
Carl Hanser Verlag, München / Wien 1981 Sonderausgabe Die Bibliothek deutscher Klassiker, Band 54 Harenberg Kommunikation, 1982 768 Seiten
[Bearbeiten] Sekundärliteratur
- G. Gullaksen, Gottfried Kellers Roman „Der grüne Heinrich“. Entwicklung und Bildung im Spiegel der Erzählweise; Bergen 1982
- T. Heckendorn, Das Problem des Selbst in Gottfried Kellers Grünem Heinrich; Bern u. a. 1989
- C. Heselhaus, Nachwort zu Keller, „Der grüne Heinrich“; München 1977
- F. Hunziker, Glattfelden und Gottfried Kellers Grüner Heinrich; Zürich und Leipzig 1911
[Bearbeiten] Verfilmung
- Der grüne Heinrich, Film von Thomas Koerfer nach Motiven des Romans von Gottfried Keller, Schweiz 1994
[Bearbeiten] Weblinks
- Synopse der beiden Fassungen des Grünen Heinrich auf der Keller-Seite von Walther Morgenthaler, des Projektleiters für die historisch-kritische Ausgabe der Werke Kellers (verwendet javascript)
- Der grüne Heinrich (zweite Fassung) als Online-Text bei Projekt Gutenberg
zum Film: