Deutsche Frühjahrsoffensive 1918
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Deutsche Frühjahrsoffensive 1918 | |||||||||||||||||
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Karte der Offensive |
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Konflikt | Erster Weltkrieg | ||||||||||||||||
Datum | 21. März - 17. Juli 1918 | ||||||||||||||||
Ort | Nordfrankreich | ||||||||||||||||
Ergebnis | Stopp des deutschen Vormarsches | ||||||||||||||||
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Als Frühjahrsoffensive (Operation Michael) bezeichnet man eine Serie von fünf deutschen Offensiven, die 1918 den letzten Großangriff der deutschen Truppen an der Westfront im Ersten Weltkrieg darstellten. Die Angriffsoperationen kamen für die Entente-Mächte überraschend, da sie an einen nahen Zusammenbruch des deutschen Heeres glaubten. Nachdem sich allerdings eine entstehende Panik im Oberkommando der Briten und Franzosen gelegt hatte, kamen die Offensiven schließlich nach drei Monaten zum Stehen. Damit verlor das deutsche Oberkommando endgültig jeden Handlungsspielraum an der Westfront und ein Waffenstillstand wurde von der Militärführung verlangt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Anlass und strategische Ziele
Nach drei Jahren Krieg war die Kriegslage für das Deutsche Reich schlecht. Die Russische Revolution hatte zwar das Zarenreich als Kriegsgegner im Osten ausgeschaltet, doch im Westen wurde noch immer ein Grabenkrieg geführt. Die Reaktion der deutschen Militärführung auf diese Art des modernen Krieges war die Strategie des Weißblutens. Da sich das Ziel der klassischen Kriegsführung (nach Clausewitz der Durchbruch) angesichts der Bedingungen des Stellungskrieges nicht durchführen ließ, plante der Armeechef Falkenhayn den Sieg durch Materialschlachten. Hierbei sollten strategisch ungünstig gelegene Stellungen des Feindes solange attackiert werden, bis die Verluste an Menschen und Gütern den Feind in die Kriegsunfähigkeit treiben sollten. Damit legte er den Grundstein für die Vernichtungsschlachten von Verdun. Diese Strategie war aber eher durch die Unfähigkeit, sich auf den modernen Krieg einzustellen, entstanden, als durch profunde Weitsicht. Die Mittelmächte waren den beiden Westmächten allein schon zahlenmäßig unterlegen und durch die britische Seeblockade in ihrer industriellen Kraft gehemmt. Somit hätte dieses Vorgehen wohl eher zuerst Deutschland als seine westlichen Opponenten weißgeblutet.
Der dafür verantwortliche Falkenhayn wurde zwar 1916 abgesetzt, zu einem wesentlichen Paradigmenwechsel in der Strategie kam es allerdings nicht. Man verließ sich die folgenden Jahre auf die Defensive an der Westfront um gegebenenfalls die Materialschlachten wieder offensiv aufzunehmen. Die vor dem Krieg vom Kaiser hoch geachtete Marine des Reiches versuchte allerdings durch den uneingeschränkten U-Boot-Krieg England und Frankreich von ihrem wichtigen Rüstungslieferanten, den USA abzuschneiden. Da auch US-Zivilisten Ziel der deutschen Seeattacken wurden, führte dies zum Kriegseintritt der Vereinigten Staaten im April 1917. Somit hatte sich das Kräftegleichgewicht gegen das Deutsche Reich und seine Verbündeten verschoben, falls den Amerikanern genug Zeit gegeben wurde ihre Armee zu aktivieren und in Europa zu entfalten. Dass die damit erreichte materielle Überlegenheit der Entente zur Niederlage Deutschlands an der Westfront führen würde, erkannte man auch in der deutschen Obersten Heeresleitung.
Bereits im November 1917 wurden unter der Federführung von General Ludendorffs die Planungen für eine finale Offensive der deutschen Streitkräfte an der Westfront begonnen. Endziel dieser Offensive war die Eroberung der französischen Hauptstadt Paris und das Heranrücken an den Ärmelkanal, um Frankreich von jedem Nachschub aus Übersee abzuschneiden. Diese starke strategische Position wurde von den deutschen Offizieren als eine mögliche Verhandlungsposition für einen Siegfrieden und somit die Beendigung des Krieges gesehen. Die Offensive wurde trotz Material- und Menschenmangel möglich, weil Russland den Friedensvertrag von Brest-Litowsk unterzeichnete und so viele Verbände, die zuvor an der Ostfront im Einsatz waren, an die Westfront verlegt werden konnten.
[Bearbeiten] Taktische Innovationen
Da die „Abnutzungsstrategie“ General Falkenhayns keine Entscheidung des Krieges herbeiführte und durch die enormen Verluste bei gleichzeitiger Unterlegenheit an Ressourcen dem Kaiserreich über kurz oder lang die Niederlage einbringen würde, entschied man sich zu einem taktischen Paradigmenwechsel. Hierbei griff der Generalstab auf das von Sturmbataillonen entwickelte und von General von Hutier bei der Schlacht um Riga und Cambrai erfolgreich erprobte Stoßtruppverfahren zurück. Bei dieser Variante lag das Augenmerk nicht auf einer langen Artillerievorbereitung und einem schwerfälligen Angriff auf breiter Front. Im Gegenteil, schon vor dem Beschuss sollten kleine Kampfgruppen in das feindliche Grabensystem einsickern. Nach einem kurzen aber durch Gaseinsatz effektiven Artillerieschlag sollten Infanterietruppen nachrücken und verbliebene Widerstandsnester ausräumen. Dabei sollte die Koordination der Truppen weniger durch den Stab, sondern an der Front selbst erfolgen. War ein Trupp an den anderen herangelangt, rückte er weiter vor und vice versa. Das revolutionäre daran waren einstweilig die Ausnützung des Überraschungsmoments, die Umgehung von Stellungen starken Widerstands durch die Stoßtrupps der Vorhut und ein relativ autonomes Handeln von Offizieren auf Kompanieebene. Damit enthielt diese Taktik schon drei wesentliche Elemente des Blitzkriegs des darauffolgenden Zweiten Weltkrieges.
[Bearbeiten] Verlauf
Operation Michael wurde die erste von fünf Offensiven im Raum zwischen Bapaume und St. Simon genannt. Sie wurde ausgeführt von drei Armeen mit insgesamt 42 Divisionen. Ihr Hauptziel war es, einen Durchbruch an diesem Scharnierstück zwischen französischen und britischen Truppen zu erzielen, einen Keil zwischen diese zu treiben und die Front der Verbündeten aufzurollen. Schon am ersten Tag des Unternehmens, dem 21. März, konnte die Verteidigung des Gegners durchbrochen werden und man erzielte auf 80 Kilometern Breite einen Einbruch von etwa 65 Kilometern in französisches Territorium. Doch war die Offensive kein Triumphlauf. Während die 18. Armee im Süden unter dem Kommando von General von Hutier zwei französische Armeen regelrecht vor sich hertrieb, hatten es die 2. Armee (Marwitz) und die 17. Armee (Below) gegen zwei englische Armeen unter General Gough und General Byng weiter nördlich um einiges schwerer. Aus diesen Umständen verstärkte Ludendorff diese beiden Formationen im Gegensatz zu Hutiers Armee. Allerdings ließ er den Anfangsplan unverändert und wies die drei Truppenteile weiter an, in divergierenden Richtungen vorzugehen. Operation Michael erlahmte bereits nach sechs Tagen, denn schon ab dem 27. März konnten die deutschen Einheiten aufgrund der Verlegung französischer Reserveeinheiten an die Front bei Amiens kaum noch Geländegewinne verzeichnen.
Die weiteren Offensiven wurden durchgeführt, doch zeigte schon die zweite Offensive, mit dem Ziel des Vormarsches auf den Kanal, kaum noch Wirkung - unter anderem, da sich die Briten auf die neue Taktik der kaiserlichen Armee eingestellt hatten und eine flexiblere Verteidigung übernahmen. Allein der dritten Offensive der 7. deutschen Armee wurde noch ein großer Geländegewinn entlang der Marne zu teil, bei dem man bis auf 92 Kilometer an Paris heranrückte. Dies war darauf zurückzuführen, dass der Befehlshaber der französischem 6. Armee Duchesne seine Reserven im Einklang mit antiquierten Taktiken nahe dem Frontbereich konzentriert hatte und sie somit ein leichtes Opfer der neuen deutschen Operationsverfahren werden konnten.
Die Deutschen setzten im Verlauf der Offensive das Paris-Geschütz ein, um direkt die französische Hauptstadt zu bombardieren. Dies hatte keinen militärischen Nutzen, löste aber eine Panik unter der Zivilbevölkerung aus. Insgesamt starben 256 Zivilisten, 620 wurden verwundet.
Die beiden letzten Offensiven zeigten keine nennenswerte Wirkung mehr und brachten nur wenige Kilometer an Raum, schlussendlich wurden die Vorstöße nach dem fehlgeschlagenen Versuch der Eroberung von Amiens aufgegeben und nach knapp einem Monat beendet.
[Bearbeiten] Gründe des Scheiterns
[Bearbeiten] Strategische Fehler der deutschen Führung
Die Entscheidung Ludendorffs, die Truppenteile zu verstärken, welche auf den hartnäckigsten Widerstand stießen, führte zu einem unsachgemäßen Einsatz der Kräfte. Die Erkenntnisse des nachfolgenden Weltkrieges zeigten, dass zur Maximierung des Schockeffekts die Truppenteile mit dem größten Erfolg verstärkt werden sollten. Generell war die Reservehandhabung problematisch, da nur die Truppen in der ersten Frontlinie verstärkt wurden und man während der Offensive keine vollen neuen Einheiten heranbrachte. Dies führte zu einem raschen Ermüden der eingesetzten Kräfte. Im weiteren fiel auch die Fixierung des Generalstabs allein auf den militärischen Begriff des Durchbruchs negativ ins Gewicht. Die Offensive war zwar von der OHL durchweg methodisch geplant worden, doch nur bis zu dem vermeintlich entscheidenden Ziel, dem Stoß durch die feindlichen Linien. Ein geordneter Plan für das Ausnützen der entstandenen Lücken, geschweige denn für ein Umfassungsmanöver wurde nicht getroffen. Der Schockangriff der Stoßtruppen wurde zwar als taktisch entscheidender Faktor erkannt, dieses Prinzip allerdings als strategisches Moment zu nützen wurde nicht angedacht.
[Bearbeiten] Taktische Schwächen der deutschen Führung
Die Taktik der Infanterie wurde zwar durch Hutier revolutioniert, doch der Einsatz der Artillerie ist dem nur in Maßen angepasst worden. Man verkürzte zwar die Dauer des Artillerieschlages, aber ihr Einsatz wurde noch wie zu Beginn des Krieges geregelt. Während kleinere Bewegungen längst von Offizieren an der Front geleitet wurden, schossen die Kanonen der Armee noch nach einem stur ausgearbeiteten Feuerplan. Somit konnte die vorbereitende Feuerwalze den Angriffstruppen davonlaufen, wenn diese zu langsam vorankamen. Infolgedessen wurde die Schlagkraft der Attacke eben an jenen Punkten gehemmt, wo der Vormarsch sich schon von Anfang an langsam gestaltete.
[Bearbeiten] Versorgungszustand des deutschen Heeres
Die Armee des deutschen Reiches litt im letzten Kriegsjahr unter enormen Versorgungsschwierigkeiten, der durchschnittliche Soldat war nach normalen Gesichtspunkten unterernährt. Dabei beging die OHL noch eine bewusste Propagandalüge. Es wurde nämlich verlautbart, die Entente leide in Folge des uneingeschränkten U-Boot-Krieges unter denselben Nöten. Als die vorstürmenden Einheiten das genaue Gegenteil feststellten, wirkte dies natürlich als ein Anreiz, das Plündern gegnerischer Vorratslager dem Angriff vorzuziehen und somit erlahmte wiederum der Schwung des Angriffs.
[Bearbeiten] Folgen
Mit dem Scheitern der Frühjahrsoffensive wurde die militärische Niederlage des Kaiserreichs endgültig besiegelt. Die Moral unter den Soldaten des Kaisers sank erheblich, da man ihnen das Unternehmen als letzte Anstrengung vor dem Sieg verkaufte, auch wenn die Disziplin noch nicht ernsthaft bröckelte. Der große Generalstab sah sich sämtlichen weiteren Optionen aufgrund der Verluste der Offensive beraubt und hatte damit jede Möglichkeit zur Initiative an der Westfront verloren. In diesem Moment suchte die Oberste Heeresleitung die Verantwortung an die (durch sie eigentlich marginalisierten) Politiker abzuschieben. General Ludendorff forderte die politische Führung des Reiches auf, einen Frieden mit der Entente auszuhandeln. Im Jahresverlauf 1918 war die deutsche Armee nur noch zur Defensive fähig, konnte aber einen totalen Zusammenbruch der Frontlinie trotz der durch US-Truppen durchgeführten Meuse-Argonne-Offensive bis zum Waffenstillstand von Compiègne am 11. November 1918 vermeiden. Im militärischen Bereich hatte die Operation auch die weitere Folge, dass die Verbündeten sich nach dem Schock der Offensive nun endlich auf Maréchal Foch als gemeinsamen Oberbefehlshaber einigen konnten. Dies führte zu einer erheblichen Straffung der Koordination unter ihren Truppenteilen. Im politischen Bereich wirkten die Frühjahrsoffensiven als ein Grund für die Verbreitung der Dolchstoßlegende, denn sie erweckten den Anschein, das deutsche Heer habe im Krieg seine Schlagkraft nicht eingebüßt und habe das Schlachtfeld unbesiegt verlassen.
[Bearbeiten] Literatur
- Randal Gray: Kaiserschlacht 1918. The Final German Offensive, Oxford 1991.
- John Keegan: Der Erste Weltkrieg. Eine europäische Tragödie, Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2001. ISBN 3-499-61194-5
- Martin Kitchen: The German Offensives of 1918, Gloucestershire 2001.
- Charles Messenger: Blitzkrieg. Eine Strategie macht Geschichte, Bechtermüntz Verlag, Augsburg 2002. ISBN 3-8289-0366-5
- Martin Müller: Vernichtungsgedanke und Koalitionskriegführung. Das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn in der Offensive 1917/1918, Graz 2003.
- Michael Stedman: The German Spring Offensive, Leo Cooper, London 2001. ISBN 0850527872
- Christian Zentner: Der erste Weltkrieg. Daten, Fakten, Kommentare, Moewig, Rastatt 2000. ISBN 3-8118-1652-7
1914: Grenzschlachten | Marneschlacht | Wettlauf zum Meer | Erste Flandernschlacht | Schlacht in der Champagne
1915 und 1916: Zweite Flandernschlacht | Lorettoschlacht | Verdun | Schlacht an der Somme
1917: Schlacht an der Aisne | Schlacht von Messines | Dritte Flandernschlacht | Schlacht von Cambrai
1918: Frühjahrsoffensive | Meuse-Argonne-Offensive
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