DVB-H
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DVB-H (von englisch Digital Video Broadcasting - Handhelds, zu deutsch Digitaler Videorundfunk für Handgeräte) ist ein Übertragungsstandard, mit dem digitale Rundfunkprogramme über kleine und/oder mobile Geräte empfangen werden können. DVB-H war während der Entwurfs- und Entwicklungsphase auch unter den Namen DVB-M (für Mobile) und DVB-X bekannt.
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[Bearbeiten] Technik
Mit DVB-H können Multimediadienste (insb. Fernsehen) für Mobiltelefone und andere kleine mobile Geräte über Rundfunk ausgesendet werden. DVB-H wird wie das digitale Antennenfernsehen DVB-T terrestrisch ausgesendet und baut auf dessen Technik auf. Zum DVB-T-Standard hinzu kamen 4K-IFFT, längere Interleaver (in-depth), time-slicing und MPE-FEC. Die Videos können mit moderneren Videokompressionsverfahren kodiert werden, wie z. B. H.264/AVC (MPEG-4 Part 10, Advanced Video Coding), wie bei DVB-S2 aber im Gegensatz zu den bisher üblichen DVB-Varianten (S, C, T), bei denen allein MPEG-2 zum Einsatz kommt. Die genauen Datenraten und Auflösungen können entsprechend der Kapazität des Sendernetzes und der Anforderungen der Endgeräte angepasst werden. In den meisten Netzwerken wird heute eine Auflösung von 320 × 240 Pixeln (QVGA) bei etwa 300 kbit/s eingesetzt; ebenfalls in Betracht käme ein Viertel der üblichen digitalen Fernsehauflösung: 352 × 288 Pixel (CIF).
DVB-H ist auf Transportstromebene kompatibel zu DVB-T. Es können daher gemischte DVB-H/T-Multiplexe erzeugt werden, so dass sich beide Systeme den entsprechenden Kanal teilen. Die benötigte Leistungsaufnahme der mobilen Empfangsgeräte kann durch ein Zeitmultiplexverfahren (Time-Slicing) erheblich gesenkt werden. Dies wird unter anderem dadurch erzielt, dass die zu einem Programm gehörigen Pakete zu vorhersehbaren Zeitpunkten versendet werden, so dass der Empfänger sich in der Zwischenzeit kurz abschalten kann, um Energie zu sparen. Die höchste Stromspareffizienz wird erreicht, wenn ein komplettes DVB-Ensemble mit DVB-H-Diensten gefüllt wird, aber bereits ab der Nutzung etwa eines Viertels der Datenrate eines DVB-T-Kanals durch DVB-H führt der Einsatz des Time-Slicings zu einer Reduzierung der Leistungsaufnahme auf ca. 40 mW für ein Handy mit DVB-H-Empfänger.
[Bearbeiten] Einsatz und Bewertung
DVB-H ist komplett standardisiert und wird seit knapp drei Jahren in mehr als 40 Testnetzen in der ganzen Welt erprobt. Der landesweite Regelbetrieb von DVB-H in Italien hat bereits begonnen. Inzwischen gibt es etwa 300.000 Kunden. Das abgestufte Gebührenmodell (von 2 € für einen Tag bis 49 € für sechs Monate) macht allerdings ein Urteil darüber schwierig, wie hoch der Anteil der Dauerkunden ist oder ob der Dienst nicht nur ausprobiert wurde. Des weiteren gibt es einen DVB-H-Regelbetrieb in Albanien und Vietnam; in den USA läuft ein "Beta-Regelbetrieb".
In Deutschland soll lt. Pressekonferenz der Mobilfunkanbieter am 29. Mai 2006 der Regelbetrieb ebenfalls noch 2007 starten. Weitere kommerzielle Starts sind für 2007 bisher in Finnland, Frankreich, Spanien und Russland geplant. Kommerzielle DVB-H-Handys gibt es bereits von den Firmen Samsung, LG, Nokia und Philips, Sagem soll noch dieses Jahr folgen.
Nokia, Motorola, Philips, Sagem, Pace und Sony Ericsson sowie drei der vier Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland setzen auf den DVB-H-Standard, während Konkurrenten, wie z. B. Samsung und LG neben DVB-H auch auf andere Systeme, wie das in Deutschland entwickelte und in Korea bezüglich der Kodierung modifizierte DMB oder das amerikanische MediaFLO setzen.
Um interaktive Dienste anbieten zu können, kann ergänzend das IP-Datacast-System verwendet werden, das alle Protokolle oberhalb von IP, die zum Betrieb von DVB-H zum Einsatz kommen, spezifiziert. Mit einem Rückkanal auf Basis von z. B. GPRS oder UMTS werden damit interaktive Dienste ermöglicht.
[Bearbeiten] Status in Deutschland
In den norddeutschen Bundesländern Berlin-Brandenburg, Hamburg und Niedersachsen wurden DVB-H Kapazitäten seitens der drei Landesmedienanstalten auf mehrere Jahre im Rahmen eines Pilotbetriebes ausgeschrieben. Am 3. Februar 2006 lief die Ausschreibung der Hamburger, am 15. Februar der niedersächsischen und am 22. Februar d.J. der Berlin-Brandenburger Landesmedienanstalt zu DVB-H aus.
Bewerberstand:
Hamburg: 8 Plattformbetreiber und 13 Programmanbieter.
Niedersachsen: 9 Plattformbetreiber und 14 Programmanbieter.
Berlin-Brandenburg: 8 Plattformbetreiber, 22 TV-Programme und 11 Radioprogramme.
Inzwischen haben sich die Landesmedienanstalten auf eine gemeinsame bundesweite Ausschreibung für einen Regelbetrieb geeinigt. Die Einführung des Regelbetriebs soll noch im Jahr 2007 erfolgen.
[Bearbeiten] Geschäftsmodelle
Neben der technischen Überprüfung sollen die Pilotprojekte auch Erfahrungen zu sinnvollen möglichen Diensten und deren Nutzerakzeptanz liefern. Außerdem wird diskutiert, wie ein Geschäftmodell gestaltet werden könnte (werbefinanziert, Flat-Fee-Modell, Pay-per-View, eine Kombination, ...). Auch aus den bereits laufenden kommerziellen Netzen können solche Informationen gewonnen werden.
[Bearbeiten] Weblinks
- DVB-H.org Offizielle Seite (englisch; Übersicht über Endgeräte, Testnetze und Spezifikationen)
- Heise:EU-Kommission will DVB-H als europäischen Handy-TV-Standard
- DVB-H Interest Group (HIG)
- DVB-H und IP Datacast
- DigiTAG Handbook on DVB-H
DVB-C (Kabel) | DVB-H (Handheld) | DVB-S (Satellit) | DVB-T (Terrestrisch) | DVB-IPI (Internet Protokoll) | DVB-MHP (Interaktive Dienste)