Führer (Politik)
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Der Begriff Führer wurde und wird für mehrere Politiker gebraucht.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Diktator Adolf Hitler als „Führer und Reichskanzler des Deutschen Reiches“ oder auch einfach nur kurz als „Der Führer“ oder „Unser Führer“ bezeichnet (siehe auch: Führererlass). Ursprünglich hatte sich auch der protofaschistische österreichische Politiker Georg von Schönerer zu jener Zeit als Führer bezeichnen lassen. Das deutsche Wort „Führer“ (bzw. „Fuhrer“) hat in diesem Zusammenhang auch Eingang in andere Sprachen gefunden.
Häufig wird im deutschsprachigen Raum die Verwendung des Wortes Führer vermieden, sofern im jeweiligen Kontext die Gefahr besteht, dass ein Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus hergestellt werden könnte. Dies gilt vor allem für die Verwendung des Wortes Führer ohne weitere Attribute oder Zusätze. Oft wird es durch andere Wörter, wie beispielsweise Leiter, Chef, Manager oder das englische Führer-Äquivalent leader, ersetzt. Einige Kritiker erheben in diesem Zusammenhang den Vorwurf von „übertriebener Politischer Korrektheit“.
Weitere Diktatoren, die sich im Zuge eines Personenkultes in ihrer jeweiligen Landessprache selbst als „Führer“ bezeichnet haben oder noch so bezeichnet werden, waren oder sind:
- Benito Mussolini als ehemaliger Diktator des damals faschistischen Italiens (Duce).
- Ion Antonescu und Nicolae Ceauşescu, ehemalige Staatschefs Rumäniens (Conducător).
- Der sozialistische Präsident Kubas, Fidel Castro (Máximo Líder, also größter Führer).
- Der autoritär herrschende Staatschef Turkmenistans, Saparmyrat Nyýazow (Türkmenbaşy, also Führer aller Turkmenen).
- Kim Jong-il, der Diktator des stalinistischen Nordkorea, der sich selbst als Geliebter Führer bezeichnet.
- Auch Josef Stalin ließ sich im Kreis seiner Vertrauten gern als Führer (russisch: Woschd) bezeichnen.
Für zeitgenössische Ohren selbstverständlich war die Bezeichnung eines Herrschers als „Führer“ darüber hinaus in der Antike, im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, häufig unter Verwendung des lateinischen Wortes dux als dem jeweiligen Herrschernamen nachgestellter Ehrentitel, beispielsweise „Robert, dux Francorum“, also „Robert (I.), Führer (beziehungsweise Herzog) der Franken“. Außerdem wurden die Oberbefehlshaber von Armeen häufig als Heerführer bezeichnet.
Es ist im Deutschen auch nicht unüblich, Parteichefs im allgemeinen als Parteiführer zu bezeichnen.