Flinte
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Eine Flinte (oder Schrotflinte) ist eine Handfeuerwaffe. Sie ist definiert als Langwaffe mit glattem Lauf.
Es gibt jedoch auch Ausführungen mit gezogenem Lauf (Zug- und Feld-Lauf) um Flintenlaufgeschosse (Slugs) mittels des Dralls in eine stabilisierende Drehbewegung zu versetzen, um so die Präzision dieser Geschosse zu erhöhen; Schrotpatronen werden in der Regel nicht aus gezogenen Läufen verschossen, da hierbei die Ausbreitung der Schrotgarbe nicht wie gewünscht ausfällt.
Die historische Bezeichnung ist abgeleitet vom Steinschloss. Dabei wird der Funke, der das Schießpulver zur Explosion bringt, durch einen Feuerstein, auch Flintstein genannt, erzeugt.
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[Bearbeiten] Bauformen
Flinten werden gebaut als Kipplaufwaffe:
- einläufige Flinte
- Doppelflinte als
- Querflinte mit nebeneinanderliegenden Läufen oder als
- Bockdoppelflinte (BDF, oft auch nur als Bockflinte) mit übereinanderliegenden Läufen
- In Kombination mit einem oder mehreren Kugelläufen
- Drilling
- Büchsflinte (Kugel- und Schrotlauf nebeneinander)
- Bockbüchsflinte (Kugel- und Schrotlauf übereinander)
oder als stets einläufige Repetierflinten:
- Repetierflinte, zum Repetieren mittels Kammerstängel
- Vorderschaftrepetierflinte (umgangssprachlich „Pumpgun“) oder Unterhebelrepetierer
oder als halbautomatische Flinte (Selbstladeflinte):
Die üblichen Kaliber sind 12, 16 und 20, wobei diese Angaben einem traditionellen alten englischen Maß entsprechen.
Je nach jagdlichem bzw. sportlichem Einsatzgebiet und damit einhergehend unterschiedlicher Entfernung des Zieles werden Läufe mit einer unterschiedlichen Choke-Bohrung versehen, die sich also zur Mündung hin im Innendurchmesser unterschiedlich stark verjüngen.
Eine weite Choke-Bohrung (z. B. Improved Cylinder bzw. 1/4-Choke) ergibt eine Schrotgarbe, welche sich schnell öffnet und findet somit im "Nahbereich" bis ca. 25 Meter Zielentfernung ihre Anwendung.
Eine enge Choke-Bohrung (z. B. Full-Choke) sorgt dafür, die Schrotgarbe möglichst eng zu bündeln und so die effektive Einsatzdistanz zu erhöhen.
Ferner bieten die meisten Hersteller ihre Flinten optional auch mit Läufen an, welche mit sogenannten Vario-Chokes oder Wechsel-Chokes bestückt werden können. Hierbei handelt es sich um Wechselzylinder für die Mündung mit verschiedenen Innendurchmessern.
Zum anderen stehen die verstellbaren Lamellen-Chokes zur Verfügung. Diese verstellbaren Chokes sind auf dem europäischen Kontinent weitgehend noch unbekannt. Ein Vertreter dieser Spezies ist der Poly-Choke II von der Firma Poly-Choke ansässig in den USA. (www.poly-choke.com)
Die Länge der Läufe hat kaum eine Auswirkung auf die Streuung der Schrotgarbe. In vielen Action-Filmen sieht man die Verwendung einer abgesägten Schrotflinte - meist verbunden mit starker Übertreibung der Wirkung einer solchen Waffe. Durch die Kürzung des Laufes wird lediglich eine eventuell vorhandene Choke-Bohrung entfernt, wodurch man eine Flinte mit einem Zylinder-Lauf (Cylinder-Choke) erhält - was aber keineswegs eine 180°-Schrotstreuung ab Waffenmündung ergibt! Sonst würden die Schrote links und rechts, oben und unten im 90° Winkel von der Mündung "abbiegen", was aufgrund der Massenträgheit unmöglich ist.
[Bearbeiten] Einsatzgebiete
[Bearbeiten] Jagd
Als Jagdwaffe dient die Flinte heute überwiegend dem Schrotschuss auf Niederwild bzw. Flugwild.
Behelfsmäßig können auch Flintenlaufgeschosse als Munition für den Fangschuss oder für die Drückjagd auf kurze Entfernung verwendet werden. Das FLG hat eine sehr träge Ballistik. Es ist schwer (ca. 28g je nach Kaliber und Laborierung), hat einen hohen Luftwiderstand und eine niedrige Mündungsgeschwindigkeit (weil Hartblei nicht auf mehr als ca. 400m/s beschleunigt werden kann, dazu ist es zu weich - nicht umsonst sind Büchsenpatronen ummantelt). Durch die langsame Mündungsgeschwindigkeit von unter 400m/s ist der Schuss auf flüchtiges Wild (z.B. bei der Drückjagd) nur auf kurze Entfernung sicher anzubringen. Das Vorhaltemaß erhöht sich im Vergleich zum Schuss mit der Büchse enorm. Auch fällt das Geschoss (FLG) sehr schnell stark ab wodurch es auf über 50m kaum möglich ist einen sicheren Schuss anzubringen. Auch darunter ist es sehr ungenau und somit, wenn eine Büchse verfügbar ist, nicht waidgerecht. Die Verwendung von FLG, außer als Notbehelf, ist also für die Schalenwildbejagung nicht sinnvoll.
Mit aktuell verfügbaren modernen Flintenlaufgeschossen können Streukreise von mindestens 10 Zentimeter auf 50 Meter Schußentfernung bei 5 abgegebenen Schüssen (Langenhagener Norm) erzielt werden. Das stellt den Idealfall dar. Zum Vergleich: Mit modernen Jagdbüchsen sind Streukreise von unter 3cm auf 100m bei 10 abgegebenen Schüssen ganz alltäglich. Häufig sind die Streukreise noch viel enger. Die hohe Präzision ergibt sich hier aus der Drallstabilisierung, dem im Vergleich sehr niedrigen Geschossgewicht, dem niedrigen Luftwiderstand und der hohen Mündungsgeschwindigkeit.
Die Ballistik von FLG auf Flinten mit gezogenem Lauf fällt etwas besser aus aber ist keine zufriedenstellende Lösung. Es soll möglich sein, so auf maximal 100m relativ sicher zu treffen. Darüber allerdings stößt das Geschoss an seine Grenze. Wie oben definiert, ist eine Flinte eine Langwaffe mit glattem Lauf. Eine Büchse ist dagegen eine Langwaffe mit gezogenem Lauf. Eine Flinte mit gezogenem Lauf ist danach eine schlechte Büchse, da diese Flinte versucht, beide Eigenschaften zu kombinieren ohne jedoch einen zufriedenstellenden Kompromiss zu erreichen. Der Schrotschuss aus derartigen Waffen ist nicht sinnvoll, weil sich durch das Blei die Züge zusetzen - daraus resultiert dann ein Präzisionsproblem für die FLG. In einigen Staaten der USA darf nur mit FLG gejagt werden, nicht mit der Büchse. Dort macht der gezogene Lauf Sinn - allerdings ist die Reichweite für den Schuss zu beschränken um den Anforderungen der Waidgerechtigkeit genüge zu tun. In Deutschland finden gezognene Flintenläufe vor allem als Wechselläufe für halbautomatische Schrotflinten Verwendung.
[Bearbeiten] Krieg
Im ersten Weltkrieg wurden Flinten im Grabenkrieg auf amerikanischer Seite eingesetzt, aber auch von englischer Seite zur Bekämpfung von Ballonen und Zeppelinen.
Im zweiten Weltkrieg wurden Flinten - ebenfalls überwiegend auf amerikanischer Seite - im Grabenkrieg, im Orts- und Häuserkampf, in Dschungelgebieten und bei der Militärpolizei eingesetzt.
Nach dem zweiten Weltkrieg fanden die "Pump Guns" (Vorderschaftrepetierflinten) z. B. auf den Schlachtfeldern in Korea und Vietnam ihre Anwendung und weiterhin auch bei der Militärpolizei.
Auch heute setzen die Amerikaner im Krieg (z.B. im Irak) Schrotflinten ein.
Die aktuelle Standard-Schrotflinte (Stand 01/2006) der amerikanischen Streitkräfte einschließlich der US Coast Guard und des Special Operations Command ist eine Gasdrucklader-Selbstladeflinte im Kaliber 12/76; die militärische Typenbezeichnung lautet "M1014". Der Hersteller dieser Waffe ist die Firma "Benelli".
[Bearbeiten] Sport
Sportliches Flintenschießen gibt es in den Kategorien Skeet, Trap und Doppeltrap als olympische Disziplinen sowie in den außerolympischen Disziplinen Compak-Sporting, Jagdparcours sowie Praktische Flinte (BDMP), IPSC-Flinte (BDS) und viele andere Disziplinen.
[Bearbeiten] Spezialeinheiten
Zusätzlich findet die Flinte unter anderem bei speziellen Einsätzen von Polizei- und Militäreinheiten Verwendung, insbesondere beim Erstürmen von Gebäuden (Aufschiessen von Türschlössern oder -angeln) ferner bei der Militärpolizei. Ein Beispiel hierfür ist die SPAS 12.
Üblicherweise handelt es sich hierbei um Vorderschaftrepetierer sowie halbautomatische oder vereinzelt vollautomatische Varianten mit gegenüber Jagdflinten kürzeren Läufen, aus denen Schrotmunition oder Flintenlaufgeschosse verschossen werden.
Das deutsche KSK setzt Schrotflinten, unter anderem, auch zum Ausschalten von angreifenden Hunden ein.
In Einzelfällen, z.B. bei den US Navy Seals in Vietnam, wurde so genannte "Flechette"-Munition verwendet. Diese Munition war dazu geeignet auf mehrere hundert Meter kugelsichere Westen zu durchschlagen. Eine Patrone enthielt 14 - 40 Flechettes - Dünne Metallnägel mit Leitwerk. Aufgrund der ungenügenden Wirkung im Ziel konnte sich diese Munition aber nicht durchsetzen.
[Bearbeiten] Literatur
- Henning Hoffmann: Die Flinte – Waffe, Werkzeug, Sportgerät, DWJ Verlag, 2005, ISBN 3-936632-51-0
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Flinte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |