Friedrich Carl Arthur Kranefuß
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Friedrich Carl Arthur Kranefuß (* 19. Oktober 1900 in Herford, ? angeblich 1945), kurz Fritz Kranefuß , war Vorstandssprecher der Brabag in der Zeit des Nationalsozialismus und hatte noch 10 weitere Aufsichtsratsmandate inne.
Nach dem erfolgreichen Abschluss des Gymnasiums im Jahr 1918 wurde er Marinesoldat auf einem Schulschiff[1]. Als Offizieranwärter wollte er eine Laufbahn in der Kaiserlichen Marine anstreben. In den Wirren der Umwälzung am Ende des Krieges wurde er Angehöriger eines Freikorps, was seine politische Orientierung wesentlich beeinflusste.
Bei seinem Onkel Wilhelm Keppler und Mitgesellschafter der Gelatinefabrik Stoess & Co. in Heidelberg absolviert er zu Beginn der 20er Jahre eine Ausbildung zum Kaufmann. Jedoch war er in seinem Lebenserwartungen weiterhin der Seefahrt verbunden, wobei er allerdings auch der Politik seine Aufmerksamkeit widmete.
Trotzdem verblieb er im Bereich der Wirtschaft, wobei er mehrfach den Wohnort und auch die Art der Beschäftigung wechselte. Schließlich lehnte er sich in der Lebensführung wieder an seinen Onkel Keppler an, der inzwischen geschäftsführender Direktor und Mitinhaber der chemischen Odin-Werke in Eberbach geworden war. Hier betätigte sich Kranefuß als Mitarbeiter.
Nach dieser Tätigkeit ging der ausgebildete Kaufmann nach Hamburg, um dort in einer Seereederei für drei Jahre zu arbeiten. Danach wechselte er nach Hannover, um dort bei einer Bank tätig zu werden. Diese Stellung, die er fünf Jahre inne hatte, stand aber im Gegensatz zu seiner politischen Haltung, da das Bankhaus im jüdischen Besitz stand. Als Keppler im Jahre 1932 von Adolf Hitler zu dessen Wirtschaftsberater avancierte, zog er seinen Neffen mit in diese neue Position, der darauf hin 1932 in die NSDAP eintrat.
Diese neue Stellung von Kranefuß, der inzwischen verheiratete, war mit einem Umzug von Hannover nach München verbunden, um dort als enger Vertrauter für seinen Onkel, der die Hauptverbindung der NSDAP mit denn Kreisen der Wirtschaft[2] stellte, zu wirken. Über Keppler kam Kranefuß mit bedeutenden Wirtschaftsführern zusammen, wobei er sogar an Gesprächen mit Himmler und Hitler im Hotel Kaiserhof in Berlin teilnahm.
Nach der Machtergreifung Anfang 1933 nahm Kranefuß eine leitende Stellung in der Wirtschaftsabteilung der NSDAP ein, wobei er direkt Rudolf Heß unterstand. Dieser Verbindunsgstab diente als Vermittlerorgan zwischen der NSDAP und den Reichsministerien und der Reichskanzlei[3]. Über diese Vermittlerposition gewann Kranefuß eine beachtliche Stellung in Wirtschaftskreisen, wenn im NS-Regime ein Unternehmer eine erfolgreiche Maßnahme anstrebte.
Dieser gewachsenen Einfluss wurde verdeutlicht, als er im November 1934 in den Vorstand der Brabag berufen wurde. Dieser Karrieresprung wurde erst dadurch möglich, dass er Hitler mit Informationen versorgt hatte, die er vom Bruder der Sekretärin Frobenius, die die Post der Reichskanzler Franz von Papen und Kurt von Schleicher kannte.
Der Eintritt in die SS erfolgte im März 1933, wobei er auch im SD bei Reinhard Heydrich diente. Im Herbst 1933 wurde Kranefuß vor einem Parteigericht der NSDAP wegen seiner Arbeit in einem jüdischen Bankhaus in Hannover angeklagt. Diese Beschuldigung konnte er durch Fürsprache von Himmler abwenden. Dass im das Verfahren in keiner Weise geschadet hat, ergab sich allein schon daraus, dass er Ende 1933 zweimal innerhalb der SS befördert wurde und sogar Anfang 1934 in den Persönlichen Stab Reichsführer SS aufgenommen wurde, dem er bis Kriegsende angehörte.
Mit diesem Aufstieg war die Stellung des Adjutanten bei Himmler verbunden, der ihm großes Vertrauen entgegenbrachte. Damit war auch verbunden, dass Kranefuß seinen Onkel als Leiter des Keppler-Kreises ablöste, der im Herbst 1934 erstmals als Freundeskreis Reichsführer SS genannt wurde. Hier wurde Kranefuß der unumschränkte Generalsekretär, der Wirtschaftsführer zur Beförderung in der SS vorschlagen konnte und die Geschäfte des Freundeskreises mit Karl Wolff, Chef des Persönlichen Stabes von Himmler, leitete.
Im Aufgabenbereich des Staatssekretärs Paul Körner arbeitete er in den Jahren 1936 bis 1937 in der Behörde für den Vierjahresplan. Im März 1941 wurde Gründungsmitglied im Aufsichtsrat der Kontinentalen Öl AG, die halbstaatliche Aufgaben wahrnahm. Im Reichsamt für Wirtschaftsaufbau leitete er den Bereich für personelle Fragen im Sektor Mineralöl. Diese Tätigkeit führte dazu, dass er von Juli bis Oktober 1942 zum Leiter der Generalabteilung für Bewirtschaftung ernannt wurde[4].
Nach dem Kriegsausbruch wurde Kranefuß als Sonderbeauftragter des RFRSS in den besetzten Gebieten tätig. Im Juni 1940 reiste er in die Niederlande nach Den Haag für zwei Monate, wo er den HSSPF Hanns Albin Rauter unterstützte. Dabei wirkte Kranefuß an der politischen Gleichschaltung und NS-Ausrichtung in den Niederlande mit. Dabei unterhielt er enge Beziehungen zu dem niederländischen Wirtschaftsführer Rost van Tonningen aufrecht, die auch bei seiner späteren Tätigkeiten in Berlin fortgeführt wurden.
Im Oktober 1941 fuhr er mit Himmler in die Ukraine. Hier berichteten die örtlichen Führer der SS von den Ausrottungsmaßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung. So trafen sie u.a. mit Otto Ohlendorf, Befehlshaber des Einsatzkommando 11a, in Nikolajew zusammen. Die Besichtigung endete am 5. Oktober mit der Rückkehr nach Berlin. Im folgenden Monat fuhr Kranefuß wieder in die Niederlande, um mit dem SS-Standartenführer Wilhelm Harster, welcher das Sonderreferat "J" leitete, wo die Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung geplant wurden.
Am 2. September 1942 besuchte Kranefuß den Staatssekretär Albert Ganzenmüller, der leitend mit den organisatorischen Maßnahmen der Judendeportationen beauftragt war. Dabei kamen die Transportkosten der Deportationszüge der SS zur Sprache. Der Referent von Ganzenmüller Wilhelm Kleinmann, Stellvertreter des Generaldirektors der Reichsbahn, sollte die Detailfragen, die die SS im Transportwesen betrafen.
Die bisherigen Tätigkeiten für Himmler fanden dessen große Anerkennung, so dass Kranefuß am 30. Januar 1944 zum SS-Brigadeführer befördert wurde. Bis zum Ende des Krieges befasste sich Kranefuß mit den Fragen der Versorgung mit Betriebsstoffen und dem Einsatz von Häftlingen in der Produktion, u.a. in der Brabag. Im Mai 1945 soll er verhaftet worden sein und in den Osten abtransportiert worden, wie es in einem Prozess um die Brabag in den 60er Jahren behauptet wurde[5].
[Bearbeiten] Referenzen
- ↑ Lebenslauf von Kranefuß vom 30. August 1937 im Bundesarchiv, früher Berlin Document Center, zusammengefasst in: Bütow, Bindernagel, Ein KZ in der Nachbarschaft, Köln 2003
- ↑ Hans-Ulrich Thamer, Verführung und Gewalt, Deutschland 1933-1954, Berlin 1994, S. 828
- ↑ Peter Longerich, Hitlers Stellvertreter. Führung der Partei und Kontrolle des Staatsapparates durch den Stab Heß und die Partei-Kanzlei Bormann, München 1992, S.17
- ↑ Ernst Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt/Main 2003, S. 335
- ↑ Brabag-Archiv im Landesarchiv Verlin und Aussage von Erich Würzner, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Brabag
[Bearbeiten] Literatur
- Tobias Bütow, Franka Bindernagel: Ein KZ in der Nachbarschaft. Das Magdeburger Außenlager der Brabag und der "Freundeskreis Himmler". 2004, ISBN 3-412-04904-2
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.fritz-bauer-institut.de/rezensionen/nl26/neander.htm
- "Freundeskreis Himmler" Rez. des Bindernagel-Buches
Personendaten | |
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NAME | Kranefuß, Friedrich Carl Arthur |
KURZBESCHREIBUNG | Wirtschaftsführer in der Zeit des Nationalsozialismus |
GEBURTSDATUM | 19. Oktober 1900 |
GEBURTSORT | Herford |
STERBEDATUM | 1945? |