Friedrich Heiler
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Friedrich Heiler (* 30. Januar 1892 in München; † 18. April 1967 in München) war ein deutscher Religionswissenschaftler.
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[Bearbeiten] Leben
Heilers Familie und Erziehung waren katholisch. Bis 1917 studierte er an der Philosophischen Fakultät der Universität München und schloss das Studium mit einer Dissertation ab. 1918 habilitierte Heiler im Fach Allgemeine Religionsgeschichte in München. 1919 begegnete Heiler Nathan Söderblom und hielt in Schweden sechs Vorträge. Heiler engagierte sich in bezug auf die christliche Ökumene und empfing 1930 in der Schweiz die apostolische Weihe, die jedoch von der katholischen Kirche nicht anerkannt wurde. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde Heiler, weil er nicht bereit war, den „Arier-Paragraphen“ zu unterschreiben, an die Philosophische Fakultät in Marburg zwangsversetzt. 1945 wurde Heiler zum Dekan dieser Fakultät ernannt. 1948-49 wurde er Dekan der Theologischen Fakultät. Nach seiner Emeritierung war Heiler noch weiterhin als Professor für Religionsgeschichte an der Theologischen Fakultät tätig, und wechselte dann nach München, wo er noch Lehraufträge übernahm. 1967 starb er nach einer längeren Krankheit.
[Bearbeiten] Werk und Lehre
Heiler trug wesentlich zur Etablierung des Faches Religionswissenschaft bei.
Seine Dissertation, „Das Gebet. Eine religionsgeschichtliche und religionspsychologische Untersuchung“ von 1917 untersucht die Gebetsformen in den unterschiedlichen Religionen und erschien mit großer Resonanz in mehreren Auflagen.
In Heilers Schriften sind unterschiedliche Ansätze zu erkennen, religionswissenschaftliche, ökumenisch-christliche und interreligiöse.
Heiler, ein Grenzgänger zwischen Katholizismus und Protestantismus, gehört zu den wesentlichen Anregern der hochkirchlichen Bewegung in Deutschland. Aus Texten und Riten verschiedenster Traditionen stellte er eine eigene Messliturgie zusammen, die er in Marburg regelmäßig feierte.
Hervorzuheben ist, dass sich Heiler wenig um eine methodologische Differenzierung von Religionswissenschaft und Theologie bemüht hat, so dass sein Werk stark von einer liberalen Theologie geprägt ist, und dass Heiler die Religionswissenschaft stark mit einer Art Religionsphilosophie vermischte. Heilers Wirken war von der Hoffnung begleitet, dass die vergleichende Religionswissenschaft zur Verständigung und Einigung der Religionen beitragen könne. Das letzte Kapitel seines 1959 erschienenen Buches „Die Religionen der Menschheit in Vergangenheit und Gegenwart“ trägt so die Überschrift „Versuch einer Synthese der Religionen und einer neuen Menschheitsreligion“.
In seinem Hauptwerk „Erscheinungsformen und Wesen der Religion“ spricht Heiler gleich zu Beginn von Religion als stärkstem Halt, höchster Würde, größtem Reichtum und tiefster Seligkeit des Menschen und er trägt in diesem Werk ein umfassendes enzyklopädisches Wissen zusammen.
Heiler führt fünf Voraussetzungen für die Religionswissenschaft auf: Die induktive Kenntnis der Religionen und ihrer Erscheinungen, die Beschäftigung mit den schriftlichen Quellen der Religionen, die direkte Erfahrung der Religionen in Moscheen, Tempeln, Synagogen usw., eine universale Einstellung und eine phänomenologische Methode, unter der Heiler ein Vorstoßen von der Erscheinung zum „Wesen“ der Religion versteht. Zu den wissenschaftlichen Voraussetzungen kommen besondere religiöse Voraussetzungen, da Heiler annahm, man könne die Religion nicht bloß mit rationalen, psychologischen und philologischen Maßstäben erfassen, sondern es bedürfe der Ehrfurcht vor Religionen, persönlicher religiöser Erfahrung und der Ernstnahme des religiösen Wahrheitsanspruches.
Dieser persönliche Ansatz Heilers wird heutzutage in der Religionswissenschaft problematisiert, da eine Vermischung von religiösem Empfinden und wissenschaftlicher Analyse vermieden werden soll. Die Schwierigkeit, dass ein Phänomen ohne verändernde Berührung mit dem wahrnehmenden Subjekt auch „objektiv“ nicht angemessen wahrgenommen werden kann, bleibt jedoch unauflösbar.
[Bearbeiten] Literatur
- Axel Michaels (Hrg.):Klassiker der Religionswissenschaft. C.H. Beck, München 1997 ISBN 3-406-42813-4.
- Hans Hartog: Weg und Vision Friedrich Heilers, Grünewald, Mainz 1995. ISBN 3-7867-1836-9.
- Udo Tworuschka: Heilers Leben und Wirken. In: Friedrich Heiler: Rundbriefe der Ostasien- und Indienreise. Mit einer Prosopographie hg. von Udo Tworuschka, Otto Lembeck, Frankfurt am Main 2004. ISBN 3-87476-416-8.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Friedrich Heiler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon: HEILER, Friedrich
Personendaten | |
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NAME | Heiler, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Religionswissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 30. Januar 1892 |
GEBURTSORT | München |
STERBEDATUM | 18. April 1967 |
STERBEORT | München |