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Heilige Messe - Wikipedia

Heilige Messe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Reproduktion des Tassilokelches
Reproduktion des Tassilokelches

Heilige Messe ist der in der römisch-katholischen und von ihr abstammenden Kirchen gebräuchliche Name für den die Wortverkündigung und Eucharistiefeier umfassenden Haupt-Gottesdienst. In den katholischen und sonstigen Ostkirchen wird sie gewöhnlich als (Göttliche) Liturgie bezeichnet.

Nach katholischem Verständnis ist die Eucharistiefeier nicht nur eine Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu Christi, sondern auch das vergegenwärtigende Gedächtnis seines Kreuzestodes (daher auch Messopfer genannt) und seiner Auferstehung, in die die Mitfeiernden aktiv mit einbezogen werden und durch die sie die eine Kirche sind (deshalb keine unterschiedslose Interkommunion und Interzelebration).

Der Begriff Messe leitet sich von der Entlass-Formel der lateinischen Liturgie „Ite, missa est!“ her („Gehet hin in Frieden“; wörtlich: „Geht hin, es ist die Aussendung!“).

Die Messe in der lutherischen Kirche wird vorwiegend als Abendmahlsgottesdienst bezeichnet. Jedoch werden die Abendmahlsgottesdienste der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) auch als Heilige Messe der Evangelisch-Lutherischen Kirche bezeichnet, wie es auch für die SELK verbindliche Evangelisch-Lutherische Kirchenagende tut; siehe auch Liturgie der Orthodoxen Kirche.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Der Überlieferung nach genügte den Jüngern schon kurz nach dem Tod und der Auferstehung Jesu der jüdische Gottesdienst nicht mehr, obwohl sie daran teilnahmen. Sie befolgten die Anweisung Jesu, der nach biblischem Zeugnis bei seinem letzten Mahl seinen Jüngern gesagt hat: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“. Aus diesem Auftrag heraus bildete sich die Gottesdienstform der heiligen Messe (in der orthodoxen Kirche „Göttliche Liturgie“ genannt). Justin der Märtyrer († 165) zum Beispiel beschreibt einen christlichen Gottesdienst mit Leseordnung, Predigt, Fürbittegebet, Friedenskuß und Abendmahlsfeier. Die „Traditio Apostolica“, häufig Hippolyt von Rom († 235) zugeschrieben, schildert ebenfalls eine frühe Gestalt der Heiligen Messe.

Besonders festliche Messen wurden früher als Hochamt oder Festamt bezeichnet.

[Bearbeiten] Ablauf

Der Ablauf einer Heiligen Messe besitzt die zweiteilige Grundform aus Lehrgottesdienst und Eucharistie, die über die Jahrhunderte hinweg gleich geblieben ist und auch in anderen christlichen Kirchen verankert ist. Die genaue Abfolge der regelmäßigen Gebete und Gesänge änderte sich jedoch im Lauf der Zeit, was eine gewisse Vielfalt der Riten hervorbrachte. Die schriftliche Überlieferung der Riten geht bis in die Antike zurück – einer der ältesten Riten ist der des Hippolyt (= Traditio Apostolica). Der Ablauf ist auch durch die Schriften des heiligen Augustinus überliefert. Hierbei betete der Priester, von Ausnahmen, z. B. Segensgebeten, abgesehen, nach Osten, die Gläubigen häufig gleichfalls, hingegen dort, wo wie in Rom die Kirchen mit dem Eingang, nicht der Apsis, nach Osten ausgerichtet waren, nach Westen, zum Altar hin.

Den Ablauf der Heiligen Messe beschreibt die Messordnung, Ordo Missae genannt. Die Messtexte werden allgemein eingeteilt in gleichbleibende Teile – das sogenannte Ordinarium Missae - sowie die an den einzelnen Tagen unterschiedlichen Teile, darunter vor allem die biblischen Lesungen – das sogenannte Proprium Missae. Da sich der Ablauf der Heiligen Messe in den einzelnen Riten unterscheidet, wird er jeweils dort beschrieben.

Viele Teile der Heiligen Messe werden durch den Gesang der Gemeinde, Orgelspiel oder auch Chor und Orchester begleitet. Weihrauch, feierliche Gewänder, kunstvolle Gegenstände des liturgischen Gebrauches, Musik und Gesang werden oft zur Untermalung der Feierlichkeit der Kommunion eingesetzt.

Für einen detaillierten Überblick über den Ablauf der Heiligen Messe vgl. Römischer Ritus

[Bearbeiten] Riten

In der römisch-katholischen Kirche ist besonders der Römische Ritus verbreitet, der seit der nachkonziliaren Liturgiereform nicht nur in lateinischer, sondern gewöhnlich in der jeweiligen Landessprache gefeiert wird. Er geht zurück auf die frühchristliche Liturgie in der Stadt Rom. Daneben entwickelten sich im Altertum bis ins Mittelalter regional unterschiedlich auch andere gottesdienstliche Ordnungen, die mit der römischen in Wechselbeziehung standen, so der altgallische („gallikanische“) Ritus in Frankreich und der Ambrosianische Ritus in Mailand. Der altspanische oder mozarabische Ritus entwickelte sich unter nordafrikanischem Einfluss auf der iberischen Halbinsel im Laufe des 6. Jahrhunderts und blieb dort dominierend während der islamischen Herrschaft. Lokal begrenzt lebt der Ritus weiter, insbesondere in Toledo, wo er zeitweise verbindliche Liturgie in der Sakramentskapelle der Kathedrale war. Daneben gab es noch andere sehr lokal begrenzte Riten, so in Braga, zeitweise auch einen „Kölner Ritus“. Auch die Orden entwickelten in ihrer Geschichte eigene Varianten („Ordensliturgien“), so gab es beispielsweise bis zum 2. Vatikanischen Konzil einen besonderen Dominikanerritus. Der Karthäuserritus existiert heute noch. Die mit dem Papst von Rom unierten Katholischen Ostkirchen kennen naturgemäß ihre je eigenen Gottesdienstordnungen, wie zum Beispiel den Byzantinischen Ritus. Dort wird die Heilige Messe auch Göttliche Liturgie genannt.

[Bearbeiten] Römischer Ritus

Custodia mit Bergkristall, vergoldet
Custodia mit Bergkristall, vergoldet

Als Römischer Ritus wird die seit der Spätantike in Rom gefeierte Heilige Messe in der Römisch-Katholischen Kirche bezeichnet. Ebenfalls als Römisch wird auch das zugehörige Messbuch bezeichnet, im lateinischen als Missale Romanum.

Um die Variantenvielfalt zu reduzieren und vor allem um die katholischen Riten von anderen, nicht-katholischen Riten abzugrenzen, gab es mehrmals Reformen. Überliefert ist die Reform Papst Gregors des Großen und – auch bedingt durch die Reformation – die Liturgiereform unter Papst Pius V. gemäß den Beschlüssen des Konzil von Trient. Die Weiterentwicklung der Riten erfolgte jeweils mit dem Ziel, die Meßordnung auf die Überlieferung der Kirchenväter („norma patrum“) zurückzuführen. Trotzdem wurde eine gewisse Vielfalt erlaubt, so blieben nach dem Konzil von Trient neben dem Römischen jene Riten erlaubt, die damals älter als 200 Jahre waren. Seit der Liturgiereform des Vaticanum II. steht der Priester heute meist nicht mehr mit dem Rücken zum Volk am Altar, sondern der Gemeinde zugewandt (versus populum) und die Landessprache gilt als übliche Form. Latein wird zumeist nur noch beim Ordinarium Missae und zu besonderen Anlässen benutzt.

Die Römische Liturgie kennt nur eine Messordnung (Ordo Missae). Diese gestattet allerdings gewisse Abwandlungen, vor allem im Hinblick auf Zahl und Situation der Teilnehmer (z.B. Gruppenmessen, Messfeiern mit Kindern). Hinsichtlich der Texte bleibt das Ordinarium Missae an allen Tagen des Kirchenjahres gleich oder kennt nur wenige Auswahltexte. Neben dem stets zentralen Eucharistischen Hochgebet sind dies: Kyrie und Gloria (nur an bestimmten Tagen) in der Eröffnung, das Credo nach den Schriftlesungen, das Sanctus im Hochgebet und das Agnus Dei beim Brotbrechen. Die biblischen Lesungen mit Antwortpsalm und Ruf vor dem Evangelium sowie die Begleitgesänge zu den Prozessionen der Messfeier (Introitus, Offertorium und Communio) wechseln von Tag zu Tag. Diese Eigentexte nennt man daher „Proprium Missae“.

Heute wird die Heilige Messe in der Regel in der jeweiligen Volkssprache und mit dem Gesicht des Priesters zu den Gläubigen gefeiert. Nicht nur die Bekräftigung der priesterlichen Gebete durch das „Amen“, sondern auch eine regelrechte liturgische Kommunikation (Bsp. Priester/Diakon: „Geheimnis des Glaubens“; Gemeinde: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit“) gehören zur Heiligen Messe. Verschiedene Gesten und Gebärden der Mitfeiernden begleiten in der Regel den liturgischen Ablauf.

Viele Teile der Heiligen Messe werden durch den Gesang der Gemeinde, Orgelspiel oder auch von Chor und Orchester begleitet. Zumeist singt die Gemeinde zur Eröffnung ein Lied (Introitus. Nach einem Bußritus wird das Kyrie und das Gloria (letzteres in der Regel sonntags) gesungen. Nach dem Tagesgebet, mit dem die Eröffnung abschließt, folgen die Lesungen aus dem Alten Testament und dem Neuen Testament, an Sonntagen und Festen drei, an Werktagen zwei, in Ausnahmefällen nur eine. Nie unterlassen wird eine Lesung aus den Evangelien (Evangelium). Auf die erste Lesung folgt der Antwortpsalm. Dem Evangelium geht das Halleluja oder ein anderer Christus-Ruf voraus. Zumindest an Sonntagen und Festtagen gibt es nach dem Evangelium eine Predigt (Homilie). Ihr schließen sich häufig das Glaubensbekenntnis (Credo) und immer die Fürbitten (Allgemeines Gebet) an. Darauf folgt die eigentliche Eucharistiefeier. Bei der sog. Gabenbereitung werden der Altar bereitet sowie Hostienschale (Patene), Kelch, Brot, Wein und Wasser zum Altar gebracht, was meist ein besonderer Gesang (Offertorium) begleitet und das Gabengebet abschließt. Darauf folgt das Eucharistische Hochgebet, das der Priester im Namen der Kirche vorträgt. Die Gemeinde beteiligt sich daran durch aufmerksames Zuhören, besondere Rufe, darunter das Sanctus und das abschließende „Amen“ (häufig dreimal gesungen). Mit dem Eucharistischen Hochgebet erfolgt durch den Heiligen Geist die Verwandlung von Brot und Wein zu Leib und Blut Christi (Transsubstantiation). Die folgende Kommunion von Klerus und Volk wird näherhin vorbereitet durch das Vater Unser, den Friedensgruß und das Brechen des Brotes mit begleitendem Agnus Dei. Während oder nach der Kommunion singt man einen Begleit- oder Dankgesang (Communio). Kelche und Patenen werden nach der Kommunion oder nach der Messfeier am Altar oder an der Kredenz sorgfältig gereinigt. Die Eucharistiefeier schließt mit einem Dankgebet (Postcommunio, „Schlußgebet“). Abgeschlossen wird die Heilige Messe mit Vermeldungen, dem Segen über das Volk und der liturgischen Entlassung (Ite missa est, „Gehet hin in Frieden“). Zum Auszug des Priesters und seiner Assistenz wird hierzulande häufig ein Schlußlied gesungen.

Die Verwendung von Weihrauch, festliche Gewänder, edle liturgische Geräte, Musik und Gesang verdeutlichen die Würde und Feierlichkeit des Gottesdienstes. Priester und Gemeinde befinden sich in der Heiligen Messe in einem ständigen Dialog und „Austausch“.

[Bearbeiten] Liturgische Dienste

Kasel in traditioneller römischer Bassgeigenform, mit reicher barocker Ornamentik und dem Lamm Gottes bestickt
Kasel in traditioneller römischer Bassgeigenform, mit reicher barocker Ornamentik und dem Lamm Gottes bestickt

Die Feier einer Heiligen Messe in ihrer Hochform ist sehr personalaufwändig. Wenigstens 1 Priester, 1 Diakon, 1 Lektor, 1 Kantor und 5 Messdiener sind vorgesehen. Allerdings ist zur gültigen Feier nur der Priester selbst notwendig. Für die höherrangigen liturgischen Dienste (Bischof, Priester, Diakon) gibt es fest vorgeschriebene liturgische Kleidung.

  • Bischof: Er ist der eigentliche Leiter einer Liturgie und steht, wenn er anwesend ist, meist der Messe vor. Der Priester wird als sein Stellvertreter und Mitarbeiter angesehen.
  • Priester: Neben dem Bischof und als dessen Vertreter ist nur der Priester befugt, einer Messe vorzustehen.
  • Diakon: Er fungiert als Assistent des Vorstehers und Diener der liturgischen Versammlung. Seine Hauptaufgaben sind die Verlesung des Evangeliums, die Herrichtung des Altares für die Eucharistie, das Vortragen des Allgemeinen Gebetes (sog. „Fürbitten“), das Vortragen bestimmter Akklamationen, die Assistenz für den Priester bei bestimmten liturgischen Handlungen sowie die Austeilung der Kommunion, besonders der Kelchkommunion, in der Versammlung und die abwesenden Kranken. Ist kein Diakon anwesend, werden seine Aufgaben z.T. vom Vorsteher selbst, z.T. von anderen Personen (Messdiener, Lektoren, Konzelebranten) übernommen
  • Messdiener: Er oder sie ist „Zubringer“ für den reibungslosen Ablauf der Liturgie. Hierbei handelt es sich für gewöhnlich um Kinder und Jugendliche, die selten alleine, meistens aber zu zweit oder mehreren ihren Dienst versehen.
  • Lektor: Die Aufgabe der Lektorin/des Lektors ist das Verlesen der Schriftstellen aus dem Alten und Neuen Testament. Für das Evangelium der Messfeier übernimmt der Diakon, ersatzweise ein Priester, die Aufgabe des Lektors, um damit das Evangelium Christi besonders zu ehren.
  • Kommunionhelfer: Die Aufgabe der Kommunionhelferin/des Kommunionhelfers ist die Unterstützung der Priester und Diakone bei der Austeilung der Kommunion, auch bei der Kelchkommunion.
  • Kantor: Die Aufgabe der Kantorin/des Kantors ist das Vortragen bestimmter Gesänge, besonders des Antwortpsalms nach der ersten Lesung.
  • Konzelebrant: Ein Konzelebrant ist ein Bischof oder Priester, der neben dem Hauptzelebranten an der Messe priesterlich mitwirkt (Konzelebration). Es können mehrere Konzelebranten anwesend sein. Einige wenige Aufgaben des Vorstehers können von einzelnen Konzelebranten übernommen werden bzw. vollziehen alle Konzelebranten gemeinsam. Auch können Konzelebranten einzelne Aufgaben des Diakons übernehmen, sofern kein Diakon bei der Feier mitwirkt.

Das Amt des Bischofs, Priesters und Diakons üben in der katholischen Kirche nur Männer aus, die dazu das Sakrament des Ordo („Diakonenweihe“ etc.) von einem Bischof empfangen haben. Für die übrigen Dienste sind besondere Beauftragungen durch den zuständigen Bischof vorgesehen; diese Beauftragungen sind jedoch für die Ausübung des Dienstes im Einzelfall nicht nötig.

[Bearbeiten] Literatur

  • Reinhard Meßner: Einführung in die Liturgiewissenschaft. Kapitel III: Die Eucharistie. UTB 2173, Paderborn 2001, ISBN 3825221733.
  • Hans Bernhard Meyer: Eucharistie: Geschichte, Theologie, Pastoral. (Gottesdienst der Kirche; Teil 4) Regensburg: Pustet 1989 ISBN 3-7917-1200-4
  • Theodor Schnitzler: Was die Messe bedeutet. Hilfen zur Mitfeier. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 1990, ISBN 3451176890.
  • Prosper Guéranger: Die Heilige Messe. Erklärung der Gebete und Zeremonien der heiligen Messe, Sarto-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-932691-42-3

[Bearbeiten] Weblinks

wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Messe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen
commons:Hauptseite
Commons
Commons: Messe – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

[Bearbeiten] Siehe auch

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