Grafen von Neipperg
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Die Grafen von Neipperg sind ein altes, ehemals reichsunmittelbares Rittergeschlecht in Schwaben.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die von Neipperg waren ursprünglich Ministerialen in den Diensten staufischer Herrscher. Über ihre Herkunft und Verwandtschaft besteht Unklarheit. Historiker leiten über die Neipperg-spezifischen Personenamen Reinbot und Waramund eine Verwandtschaft mit den Herren von Massenbach, Herren von Richen und Herren von Schwaigern her. In Schwaigern tritt ein Reinbot zu Beginn des 13. Jahrhunderts auf, 1241 wird ein Reinbot in Neipperg (heute ein Ortsteil von Brackenheim) erwähnt.
In Neipperg befindet sich auf dem Heidelberg, einem südlichen Ausläufer des Heuchelbergs, auch die Burg Neipperg, die zunächst als wehrhafte, später als repräsentative Anlage errichtet wurde. Ab dem 13. Jahrhundert entwickelte sich das Dorf Neipperg als umliegender Burgweiler. Im frühen 14. Jahrhundert wurden die Neipperg vom Bistum Würzburg mit der Burg Neipperg und umliegenden Gütern belehnt. Neben den von Neipperg hatten noch andere Herrengeschlechter Besitz und Rechte auf Burg Neipperg. 1321 veräußerte ein Engelhard von Weinsberg seinen Anteil an die Grafen von Wirtemberg, die um 1400 die Herren von Gemmingen mit ihrem Teil belehnten.
Die von Neipperg erhielten im 14. und 15. Jahrhundert weitere Lehen: Burg und Dorf Klingenberg, 1391 die Hälfte des Schlosses in Bönnigheim, 1434 den Ort Adelshofen, 1473 einen Hof und den Zehnt von Schatthausen sowie weitere Besitztümer wie die Burg Wildeck mit dem Dorf Abstatt, eine Weingült bei Schlettstadt im Elsass, Lehen bei Staffort und Spöck (heute Stutensee bei Karlsruhe) und andere.
Der württembergische Anteil an der Burg und die unmittelbare Nachbarschaft zur württembergischen Einflusssphäre (Brackenheim war seit 1362 württembergisch) gab bis ins 19. Jahrhundert Anlass zu Spannungen. Die Neipperger betrachteten ihrerseits nämlich die Pfalzgrafen als ihre Schirmherren. Engelhard II. von Neipperg wurde 1477 pfälzischer Amtmann zu Bacharach. Der von den Württembergern ab 1473 gebaute Württembergische Landgraben durchschnitt praktisch das Neippergsche Gebiet. Angrenzende Neipperger und Württemberger Jagdgründe sorgten über Jahrhunderte wiederholt für Jagdstreitigkeiten. Obwohl die Neipperger sich nach Kräften gegen Württemberg erwehrten, nahmen sie doch auch württembergische Lehen an, so einen Hof in Berwangen und ein Kunkellehen von drei Achtel am Dorf Gemmingen.
Im 17. Jahrhundert traten die von Neipperg in habsburgische Dienste. Eberhard Friedrich von Neipperg (* 1656) wurde 1672 in den Reichsfreiherrenstand erhoben, war kaiserlicher Heerführer gegen die 1693 von Heidelberg auf Heilbronn vorrückenden Franzosen und sollte später gegen die aufständischen Ungarn kämpfen und Festungskommandant von Philippsburg werden. Unter seiner Herrschaft wurde der Stammsitz der Familie ab 1702 in das von ihm erbaute Rokoko-Schloss nach Schwaigern verlegt, wo man die Standesherrschaft besaß. Eberhard Friedrichs Sohn Wilhelm Reinhard von Neipperg wurde am 5. Februar 1726 von Kaiser Karl VI. in den Reichsgrafenstand erhoben. Vermutlich unter Wilhelm Reinhard und aufgrund dessen österreichischen Dienstes wurden die Neipperg auch wieder katholisch, nachdem sie 1530 bereits der Reformation beigetreten waren. Die Neipperger erhielten 1766 Sitz und Stimme im schwäbischen Grafenkollegium.
1806 wurde die Grafschaft Schwaigern aufgehoben, und große Teile gelangten zu Württemberg. 1815 wurde die Familie von Neipperg unter die Hoheit des württembergischen Königreichs gestellt. In einer Deklaration von 1819 heißt es: „Das gräflich neippergsche Haus behält die Ebenbürtigkeit, wie es solche bisher hergebracht hat, und wird dem hohen Adel beigezählt.“. In einer Verordnung von 1829 wird verkündet, dass dem Familienhaupt das Prädikat „Erlaucht“ zukomme.
Die Neipperger Grafen blieben auch weiterhin Patronatsherren der katholischen Kirche, z.B. in Massenbachhausen, wo sich die Familiengruft befindet. Das Neipperger Wappen ist auch als eines der Stifterwappen in der Dominikanerkirche in Bad Wimpfen zu sehen, darüberhinaus befindet sich das neippergsche Wappen auch häufig auf Bauten und Epitaphen der Herren von Helmstatt, zu denen über Jahrhunderte angeheiratete Beziehungen bestanden und die mehrere Bischöfe in Speyer stellten und damit weltliche und kirchliche Macht auf sich bündelten.
Dem Haus Neipperg, das sich seit Anbeginn um den Weinbau in seinem Einflussbereich verdient gemacht hat und bereits im 18. Jahrhundert Weine nach Wien exportierte, wird nachgesagt, den Lemberger aus Österreich eingeführt zu haben. Mehrere Weinlagen gehen auf die Erschließung durch die Neipperger zurück, so z. B. der Schwaigerner Grafenberg am Heuchelberg oder die 1575 von Philip von Neipperg angelegte Lage Am Hasenbusch.
Weinbau wird von Graf von Neipperg in Schwaigern, Klingenberg und Neipperg bis heute betrieben; auf den knapp 30 Hektar Rebfläche des Hauses ist Lemberger mit 26 Prozent die vorherrschende Rebsorte, gefolgt von Riesling mit 20 Prozent. Darüberhinaus besitzt die Familie 100 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, viele Wälder sowie zahlreiche historische Gebäude, neben Burg und Schloss in Neipperg bzw. Schwaigern auch das Neippergsche Schloss in Heilbronn-Klingenberg.
[Bearbeiten] Wappen
Das Wappen der Familie zeigt drei weiße bzw. silberne Ringe auf rotem Grund und ist ebenfalls das Wappen des Ortes Neipperg. Einige Ortswappen zeigen bis heute drei Ringe auf rotem Grund und markieren damit einen Teil des einstigen Machtbereichs der Neipperg.
[Bearbeiten] Stammtafel
Reinhard von Neipperg (†1496) war von 1479 bis 1489 Großmeister des Deutschen Ordens in Mergentheim.
Margarete von Neipperg (1500-1547) heiratete 1515 Philipp von Helmstatt (1496-1563). Anna von Neipperg, war im 14. Jhd. mit Weiprecht I. von Helmstatt (1343-1408) verheiratet gewesen und hatte sechs Kinder geboren.
Ludwig von Neipperg († 25. Dezember 1570) führte 1531 die Reformation in seinen Gebieten durch. Sein Abbild ist auf einer schmuckvollen Grabplatte in Adelshofen erhalten, ebenso das seiner im Kindesalter verstorbenen Enkeltochter Anna Maria († 5. Dezember 1571).
Eberhard Friedrich von Neipperg (1656-1725) war General am österreichischen Hof. Er war von 1700 bis 1717 Kommandant des 7. österreichischen Infanterieregiments. 1711 kämpfte er gegen die aufständischen Ungarn, 1716 besiegte er die Türken bei Peterwardein. Daneben war er auch der Erbauer des Schlosses und Gerichtsherr in Schwaigern, wo er noch 1713 einen Hexenprozess durchführte.[1]
Eberhards Sohn Wilhelm Reinhard von Neipperg (1684–1774) folgte ihm auf den Infanteriekommandatenposten, wurde Feldmarschall, Kommandant von Luxemburg und zum Erzieher des späteren Kaisers Franz I. Stephan. Seit Februar 1726 war er in den Rechsgrafenstand erhoben.
Reinhards Sohn Leopold Johann Nepomuk Graf Neipperg (1728-1792) war österreichischer Gesandter in Neapel und soll eine frühe Kopiermaschine (Copiste secret) erfunden haben, die Mitwisser diplomatischer Depeschen mangels handschriftlicher Abschriften entbehrlich machte. Er betätigte sich außerdem als Ausgräber in Pompeji.
Leopolds Sohn Adam Albert von Neipperg (1775–1829) vertrat 1815 beim Wiener Kongress die Interessen der Schweiz, weswegen Teile der Ostschweiz nicht an Habsburg-Österreich fielen. Alle Neippergs sind seitdem auch (Ehren-)Bürger von Sargans. Er war ab 1821 der zweite Gemahl von Marie-Louise von Österreich (1791-1847), wodurch er das Haus Montenuovo (Neuer Berg) begründete.
Adam Alberts Sohn Erwin von Neipperg (1813-1897) war österreichischer General.
Adalbert von Neipperg (1890-1948) war Abt des Klosters Neuburg bei Heidelberg. Auf dem Friedhof in Klagenfurt erinnert eine Gedenktafel an ihn, die ihn als Märtyrer von Werschetz bezeichnet. Auch eine Gedenktafel auf dem Kriegerdenkmal neben dem Benediktinerstift Seckau in der Obersteiermark erinnert an ihn. Er war als Sanitäter in Kriegsgefangenschaft geraten und ihm wurde es wegen seines Schweizer Passes mehrfach angeboten, zu gehen. Er blieb jedoch bei den über 1000 teilweise verwundeten Soldaten des Lagers und wurde 1948 zu Tode gefoltert. Inzwischen wurde ein Seligsprechungsverfahren eingeleitet.
Joseph Hubert von Neipperg (*22. Juli 1918) erwarb 1971 die Französischen Weinbaulagen Château Canon-la-Gaffelière (20 Hektar), Clos de l'Oratoire (10,5 Hektar), Château Peyraud (14,5 Hektar) und Château La Mondotte (4,5 Hektar) in Saint-Emilion, die seit 1984 von seinem Sohn Stephan von Neipperg (*1957) bewirtschaftet werden. Dessen Bruder Karl-Eugen von Neipperg (*20. Oktober 1951 in Schwaigern) ist Kreisratsmitglied des Landkreises Heilbronn und Ehemann von Andrea Habsburg-Lothringen (*30. Mai 1953 in Würzburg).
[Bearbeiten] Literatur
- Klunzinger: Die Edeln von Neipperg. Stuttgart, 1840
[Bearbeiten] Anmerkungen und Quellen
- ↑ Dorothee Oehler, Hexen und Hexenverfolgung im Zabergäu und Umgebung, in: Zeitschrift des Zabergäuvereins 2000 H. 4, S. 57-78. Im November 1712 wurden die Schlossersfrau Anna Maria Heinrich und ihre zwei Töchter verhaftet, weil man sie für die Erkrankung Friedrich Wilhelms von Neipperg verantwortlich machte. Gerichtsherr von Schwaigern war damals Eberhard Friedrich von Neipperg. Unter Androhung der Folter gestand die Angeklagte, eine Hexe zu sein. Ein Gutachten der juristischen Fakultät Tübingen forderte die Todesstrafe: Verbrennen bei lebendigem Leib. Am 28. Juli 1713 wurde das Urteil vollstreckt, die Delinquentin wurde gnädigerweise vor der Verbrennung stranguliert. Gegen das weitere Votum der Tübinger verlangte der Gerichtsherr auch die Hinrichtung der beiden Töchter mit dem Schwert. Als Tübingen diese Forderung ablehnte, wandte er sich an die Universität Gießen. Diese forderte jedoch ein Verfahren mit einem Verteidiger, was der Gerichtherr ablehnte. In der Gefangenschaft wurde Anna Catharina mindestens zweimal geschwängert. Ein Kind wurde unmittelbar nach der Geburt von ihr getötet, ein anderes abgetrieben. Am 3. August 1716 wurde sie auf Antrag der Universität Mainz wegen Abtreibung und Kindstötung mit dem Schwert exekutiert. Ihre Schwester wurde nach einem Spießrutenlauf ausgewiesen.