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Deutscher Orden

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel handelt vom religiösen Orden, für weitere Bedeutungen siehe unter Deutscher Orden (Begriffsklärung).
Tannhäuser als DeutschordensritterMiniatur aus dem Codex Manesse
Tannhäuser als Deutschordensritter
Miniatur aus dem Codex Manesse

Der Deutsche Orden (auch Ordo Teutonicus, Ordo domus Sanctae Mariae Theutonicorum Ierosolimitanorum, Orden der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem, Deutschherrenorden, Kreuzritterorden, Deutschritterorden oder Deutscher Ritterorden) (abgekürzt OT = Ordo Teutonicus) ist ein geistlicher Ritterorden und war maßgeblich an der Deutschen Ostkolonisation beteiligt. Seit 1929 ist er ein klerikaler Orden. Er ist neben dem Johanniter- bzw. Malteserorden und den Templern der dritte große Ritterorden, der während der mittelalterlichen Kreuzzüge gegründet wurde.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Zeichen, Kleidung, Motto

Ordenskreuz
Ordenskreuz

Das Ordenszeichen ist ein schwarzes Tatzenkreuz auf weißem Grund. Zur typischen Ordenskleidung gehört für die Geistlichen, welche Soutane, Halskreuz und Brustkreuz tragen, ein weißer Mantel, auf dem rechtsseitig ein schwarzes Kreuz angebracht ist. Das Motto des Ordens lautet „Helfen, Heilen, Wehren“.

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Gründungszeit und Kreuzzüge

Die Gründung des Deutschen Ritterordens fand 1190 während des Dritten Kreuzzuges statt. Erster Hochmeister war Heinrich Walpot von Bassenheim. Der ursprüngliche Krankenpflegeorden wurde im März 1198 in einen geistlichen Ritterorden umgewandelt, der seinen Sitz in der Hafenstadt Akkon im Heiligen Land, im Norden des heutigen Israel, hatte. Der Templerorden diente bei dieser Umwandlung als Vorbild. Diese Umwandlung ist auf das Betreiben des aus dem Ostfrankenreiches hervorgegangenen Römischen Reiches (Deutsches Reich, Heiliges Römisches Reich) zurückzuführen und begann bereits unter Kaiser Heinrich VI. im Jahre 1197. Der Orden, dessen Militarisierung durch die Johanniter und Templer geduldet wurde, sollte der Einflussnahme des Reiches im Heiligen Land dienen, da die Deutschen dort keinen Stützpunkt besaßen, welcher ihre Interessen vertreten konnte.

Zeichen des Deutschen Ordens am Südportal der gotischen Leechkirche in Graz
Zeichen des Deutschen Ordens am Südportal der gotischen Leechkirche in Graz

Im Heiligen Land gelang dem Orden nicht nur der Erwerb des Hafenzolls in Akkon und 1220 der Erwerb der Seigneurie de Joscelin, sondern auch das Erlangen einer Lehnsexemption, welche ihn zwar nicht aus dem Lehnsverband des Königreiches löste, wohl aber von allen Verpflichtungen diesem gegenüber befreite. Zu diesem trat noch die, wenn auch in sarazenischer Hand befindliche, Baronie Toron. Diese wurde aus jeglichem Lehnsverband herausgenommen und bildete eine gänzlich eigenständige Herrschaft. Dieser Verzicht des Königreichs Jerusalem auf alle Reichsrechte ist ohne Beispiel und findet seinen Grund darin, dass Kaiser Friedrich II., zugleich König von Jerusalem, den Orden besonders privilegieren und an herausragender Stelle in seine imperiale Politik einbauen wollte. Er wiederholte dies übrigens mit der Übergabe der noch vom Orden zu erobernden Gebiete an der Ostsee. Unzweifelhaft ist dies alles auf den Hochmeister Hermann von Salza zurückzuführen, den bedeutendsten Berater des Kaisers, ohne dessen Rat dieser nichts unternahm.

[Bearbeiten] Konzentration auf Europa und Ostkolonisation

Nach dem Scheitern der Kreuzzüge suchte der Orden eine Heimat in Deutschland. Seine erste Niederlassung fand hier der Orden in Halle an der Saale. Auf einem Gelände westlich der Stadt gründeten die Ritter die Komturei St. Kunigunden, benannt nach der Kaiserin Kunigunde, Gemahlin des Kaisers Heinrich II., welche im Jahre 1200 heilig gesprochen wurde. Andreas II. von Ungarn bot im Jahre 1211 an, durch Kriegsdienste gegen die Kumanen ein Heimatrecht im Burzenland in Siebenbürgen zu erwerben. Der Versuch des Ordens, diese Heimat als einen unabhängigen Staat zu entwickeln, endete mit der Vertreibung des Ordens im Jahre 1225.

Siegel des Hochmeisters des Deutschen Ordens
Siegel des Hochmeisters des Deutschen Ordens

Ein dritter Versuch des Landerwerbs war erfolgreich: Der Ordenshochmeister Hermann von Salza ließ sich vom deutschen Kaiser Friedrich II. mit der Goldenen Bulle von Rimini und vom Papst Gregor IX. mit der Goldenen Bulle von Rieti garantieren, dass nach der Unterwerfung und Missionierung des Baltikums (u.a. der Pruzzen) das eroberte Land an den Orden falle.

Eine Kampagne zur Unterstützung des polnischen Herzogs der Piasten, Konrad I. von Masowien, begann im Jahre 1226. Konrad von Masowien schenkte dem Orden nach längerem Zögern im Vertrag von Kruschwitz 1230 „auf ewige Zeit“ das Kulmer Land. Kontrovers ist am Kruschwitzer Vertrag weniger das Rechtsgeschäft als vielmehr das Echtheitsproblem (bestritten von M. Perlbach; von der poln. Historiographie weitgehend übernommen). A. Seraphim hat erhebliche Gründe für die Authentizität dieses Vertrages namhaft gemacht. Die Echtheitskontroverse hat insofern grundsätzlich Bedeutung, als im Fälschungsfalle die rechtliche Basis des Ordensstaates in Preußen defizient sein könnte. Außer Frage steht, dass das Ergebnis der Entwicklung in Preußen nicht den ursprünglichen Absichten Konrads I. entsprach. Der Deutsche Orden betrachtete den Vertrag als Instrument zur Schaffung eines selbständigen Herrschaftsgebietes in Preußen. Nicht zu vergessen ist dabei, Konrad 'verschenkte' sein Anrecht, preußisches Gebiet zu behalten, welches teilweise vorher erobert wurde, welches ihm aber nicht gehörte.

Schon 1224 hatte Kaiser Friedrich II. in Catania Einwohner des Preußenlandes und der Nachbargebiete als Reichsfreie keinem Herzog, nur der Kirche und dem Kaiserreich direkt unterstellt und später im Jahr 1224 hatte der Papst Wilhelm von Modena als Legat für Livland und Preußen u.a. verkündet.

Die Geschichte des Ordens von dieser Zeit bis zum Jahre 1525 ist eng mit dem Schicksal des Ordensstaates verknüpft, aus dem später Ostpreußen, Kurland, Livland und Estland hervorgingen.

Silbervergoldeter Feldaltar eines Großkomturs des Deutschen Ordens (1388 in Elbing angefertigt, jetzt im Schloss zu Marienburg).
Silbervergoldeter Feldaltar eines Großkomturs des Deutschen Ordens (1388 in Elbing angefertigt, jetzt im Schloss zu Marienburg).

Die Unterwerfung Preußens (einhergehend mit der Christianisierung des Landes) mit Hilfe von Kreuzfahrerheeren aus dem Reich und vielen Ländern Europas beschäftigte den Orden mehr als fünfzig Jahre und wurde erst 1285 abgeschlossen. Im Zuge dessen wurden 1234 die verbliebenen Ordensritter von Dobrin (Dobriner Orden) in den Deutschen Orden eingegliedert. Dieser Orden, auf Initiative des Herzogs Konrad von Masowien zum Schutz der masowischen Kernlande gegründet, erwies sich als nicht fähig, diese Aufgabe zufriedenstellend wahrzunehmen. Im Baltikum wurden 1237 weitere riesige Ländereien übernommen: Im Rahmen der Union von Viterbo (ausgehandelt durch Hermann von Salza mit der Kurie im oberitalienischen Viterbo) vereinigte sich der Orden mit dem in Riga 1201 gegründeten Schwertbrüderorden (Ornat: weißer Mantel mit rotem Kreuz) nach dessen vernichtender Niederlage gegen schamaitische Litauer sowie Semgaller in der Schlacht von Saule 1236. Damit wurde mit Livland ein zweites Kernland und sog. Meistertum erworben, wo nach dem Muster Preußens ein System von Burgen (sog. "feste Häuser") geschaffen wurde. Eine nachhaltige Expansion nach Osten gelang aber auch dem Deutschen Orden nicht. 1242 wurde ein Ritterheer in der Schlacht auf dem Peipussee von Alexander Newski, dem Fürsten von Nowgorod, geschlagen.

Der Orden schuf sich so zielgerichtet ein machtvolles und geordnetes Herrschaftsgebiet.

Europa 1328
Europa 1328

1309 zog Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen von Venedig in die Marienburg an der Nogat. Preußen war damit zum Zentrum des Ordens geworden. Mit Litauen im Südosten stieg aber allmählich ein machtvolles Großfürstentum auf, gegen das der Orden in einen ständigen Kleinkrieg verwickelt wurde. Die stete Betonung der Heidenmissionierung kaschierte nur unzureichend die territorialen Interessen des Ordens namentlich in Schamaiten. Bei nachhaltiger Unterstützung adliger Preußenfahrer wurde der Krieg mittels vieler kleinerer Feldzüge nach Litauen getragen, die Großfürsten von Litauen verfuhren ihrereits ebenso, was u.U. gewaltige Treffen wie die Schlacht bei Rudau zeitigte. Demungeachtet konnte Litauen niemals nachhaltig bezwungen werden.

Auch in Polen konnte sich hingegen der Zentralstaat unter König Wladislaw I. (1306–1333) wieder konsolidieren. Die Inbesitznahme Danzigs und Pommerellens durch den Orden im Jahre 1308, welcher sich im Vertrag von Soldin manifestierte, untergrub das Verhältnis zum südlichen Nachbarn. Auch der Frieden von Kalisch, in dem Polen 1343 offiziell auf Pommerellen verzichtete, brachte langfristig kaum eine Entspannung.

Der Hochmeister Winrich von Kniprode (1351–1382) führte den Ordensstaat zu seiner größten Blüte und besiegte 1370 die Litauer bei Rudau. Unter Konrad von Jungingen (1393–1407) wurde mit der Erwerbung von Gotland, der Neumark und Samaitens die größte Ausdehnung erreicht. Die Eroberung Gotlands 1398 bedeutete die Zerschlagung des dort ansässigen Seeräuberstaates der Vitalienbrüder.


1386 hatten sich durch die Heirat von Großfürst Jagiello von Litauen (1377–1434) und Königin Hedwig von Polen (1382–1399) die beiden mächtigsten Gegner des Ordens vereint. Am 15. Juli 1410 wurde das Heer des Ordens unter Ulrich von Jungingen bei Tannenberg (Grunwald) geschlagen. Den Kern seines Territoriums konnte der Orden im Ersten Frieden von Thorn 1411 behaupten. Allerdings waren hohe Reparationen zu leisten.

In den folgenden Jahrzehnten höhlten innere Streitigkeiten den Ordensstaat aus. Landsmannschaftliche Gruppen stritten um Einfluss im Orden, der Deutschmeister strebte nach stärkerer Unabhängigkeit vom Hochmeister. Die Städte und Landadel forderten aufgrund der hohen Besteuerung Mitbestimmung und schlossen sich 1440 im „Preußischen Bund“ zusammen. 1453 verbündete sich dieser Bund mit König Kasimir IV. von Polen, ein langer Krieg brach aus. Im Zweiten Frieden von Thorn 1466 verlor der Orden u.a. Pommerellen, das Kulmerland und die Marienburg; er musste die polnische Oberhoheit anerkennen, die aber strittig blieb. Zum weiteren Erhalt des Ordensstaates waren nun große Subventionen aus den Balleien des Reiches nötig, die viele Kommenden in eine prekäre finanzielle Lage brachten. Der Deutschmeister suchte Unterstützung beim Kaiser und erkannte 1494 die Lehnshoheit Maximilians I. an.

[Bearbeiten] Zeit nach der Reformation

Darstellung von Rittern des Deutschen Ordens
Darstellung von Rittern des Deutschen Ordens

Die Gedanken der beginnenden Reformation breiteten sich auch schnell in den Ordensstaat aus. Auf Rat Martin Luthers fällte der Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Preußen den Entschluss, den Orden zu säkularisieren und den König von Polen, Sigismund I., als Souverän anzuerkennen, nachdem er lange vergeblich im Reich sowie in Dänemark um Unterstützung gebeten hatte und der Krieg, um volle Souveränität vom Polenkönig zu erlangen, unentschieden blieb. Somit gab Albrecht das Hochmeisteramt auf, um seinem Onkel Sigismund I. einen persönlichen Eid zu leisten, und der Ordensstaat wurde in das Herzogtum Preußen umgewandelt. Herzog Albrecht residierte ab dem 9. Mai 1525 als Albrecht I. in Königsberg. Der Orden setzte Walter von Cronberg als neuen Hochmeister ein, welcher aber nun in Mergentheim seinen Sitz hatte. Cronberg wurde Administrator Preußens und auf dem kaiserlichen Reichstag zu Augsburg im Jahr 1530 mit dem Preußenland belehnt. Herzog Albrecht kam unter kaiserlichen Bann.

Trotzdem erhielt Preußen eine lutherische Landeskirche, eine der ersten überhaupt in Europa. Ebenso wurde Kurland 1561 zum weltlichen Herzogtum unter dem ehemaligen Meister, Herzog Gotthard von Kettler. Die Herzogtümer Preußen und Kurland unterstanden der polnischen Lehnshoheit. Livland und das südliche Estland wurden direkt polnisch, während das nördliche Estland mit Reval zu Schweden kam. Nach dem Ende des Großen Nordischen Krieges unterstand Livland mit Riga und ganz Estland ab 1721 dem Russischen Reich (siehe Ostseegouvernements).

Es wurden weiterhin Administratoren für Preußen eingesetzt, wie zum Beispiel Maximilian III., der Sohn Kaiser Maximilians II. Als Danzig und Elbing 1734 von russischen und sächsischen Truppen belagert waren, wurden die Eintragungen der Einwohner, Taufen, Heiraten, Sterbefälle im Erzbistum Köln gemacht, da der Erzbischof gleichzeitig Hochmeister des Deutschen Ordens war.

Nach 1525 konzentrierte sich der Deutsche Orden auf seine Besitzungen im Deutschen Reich. Da er über kein geschlossenes Territorium verfügte, sondern über stark zerstreuten Splitterbesitz, entwickelte man ein dreistufiges Verwaltungssystem:

  • Ein Herrschaftsbezirk wurde zu einer Kommende zusammengefasst und unterstand dem Komtur.
  • Mehrere Kommenden bildeten eine Ballei. Seit der Reformation war der Orden trikonfessionell, so dass es katholische, lutherische und reformierte Balleien gab.
  • Der gesamte Ordensbesitz unterstand dem Hochmeister (und nicht, wie die anderen Orden, einem Großmeister), der seinen Sitz in Bad Mergentheim hatte.

Insgesamt gab es zwölf deutsche Balleien:

  1. Thüringen
  2. Alden Biesen
  3. Hessen
  4. Sachsen
  1. Westfalen
  2. Franken
  3. Koblenz
  4. Elsass-Burgund
  1. An der Etsch und im Gebirge
  2. Utrecht
  3. Lothringen
  4. Österreich

[Bearbeiten] 19. bis 21. Jahrhundert

Deutschordensritter an einer Hauswand in Neckarsulm
Deutschordensritter an einer Hauswand in Neckarsulm

Die Säkularisierung des Ordens im frühen 19. Jahrhundert betraf seine Besitzungen gleichermaßen wie seine Mitglieder. Da der materielle und personelle Schwerpunkt des Ordens seit den Kreuzzügen im Baltikum lag, verblieb nur ein kleinerer Rest des Ordens im Deutschen Reich.

Von Napoleon wurde der Orden 1809 verboten und dessen Besitztümer Napoleons Verbündeten zugesprochen. Nur in Österreich bestand der Deutsche Orden weiter. Erst 1834 war der Orden als „Deutscher Ritterorden“ wieder offiziell zugelassen, aber die meisten Güter blieben in weltlichem Besitz. 1929 wurde der Orden in einen rein geistlichen Orden umgewandelt und erhielt den Namen „Deutscher Orden“. 1938 wurde der Deutsche Orden in Österreich, 1939 in der von Hitler annektierten Tschechoslowakei verboten. In Jugoslawien wurde er infolge der Kriegs- und Nachkriegsereignisse verfolgt, in Südtirol hatte er unter dem Faschismus zu leiden.

Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg gestaltete sich schwierig. Nur in Österreich wurde das Aufhebungsdekret 1947 annulliert und das Vermögen dem Orden zurückgegeben. Dort und in Südtirol kehrte der Orden seit Ende der vierziger Jahre zu den Aufgaben zurück, denen er während des Nationalsozialismus und des Krieges nicht nachkommen konnte: Krankenpflege, Dienst in Kindergärten, (Fach-)Schulen, Schüler-, Studenten- und Altersheimen, Errichtung und Ausbau entsprechender Einrichtungen, Versorgung von Pfarreien, Ausbildung des Ordensnachwuchses. 1957 wurde in Rom ein Haus als Sitz des Generalprokurators des Ordens gekauft; es dient zugleich als Pilgerhaus.

In Jugoslawien gelang den Brüdern und Schwestern nach Jahren der Unterdrückung ein bescheidener Neuanfang; aus der Tschechoslowakei wurden sie ausgewiesen. Diese heimatvertriebenen Brüder und Schwestern brachten nach 140 Jahren den Orden wieder nach Deutschland, sein ursprüngliches Stammland, zurück. Die Brüder gründeten 1949 einen Konvent in Darmstadt, übernahmen 1963 die Pfarrei Deutschorden in Sachsenhausen und wirkten in den Diasporakuratien Wetter und Industriehof unweit Marburg. 1964 wagten sie sogar die Errichtung einer Missionsstation: sie übernahmen eine Diaspora-Pfarrei in Lidköping in Schweden; leider musste sie 1983 wegen Personalmangels aufgegeben werden. Die Schwestern fanden vielerorts in Fachschulen, Kindergärten, Heimen, Spitälern sowie in der Alten- und Armenbetreuung neue Arbeitsfelder. 1953 wurde für sie in Passau, im ehemaligen Augustinerchorherrenstift St. Nikola, ein Mutterhaus geschaffen.

Obwohl bei der Neufassung der Regel 1929 die Einrichtung der Ehrenritter und Marianer erloschen war, nahmen auch Laien weiterhin Anteil am Orden und zeigten Bereitschaft, sich für dessen Ziele einzusetzen. Die ersten Neuanfänge einer solchen Mitarbeit wurden durch das Eingreifen des Nationalsozialismus unterbrochen. In den fünfziger Jahren wurden die Institute der Ehrenritter und Familiaren zügig aufgebaut. Ihr Statut wurde 1965 von Papst Paul Vl. bestätigt.

Der Deutsche Orden mit dem offiziellen Titel „Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem“ ist ein geistlicher Orden. Seine Hauptträger sind demnach Priester mit feierlicher Profess; zu ihrer Gemeinschaft zählen auch Laienbrüder mit einfachen ewigen Gelübden. Dem Orden sind die Deutschordensschwestern inkorporiert. Sie sind in ihren Provinzen selbstständig; haben aber im Generalkapitel Sitz und Stimmen. Ihr Generaloberer ist der Hochmeister.

Das Institut der Familiaren, das im Allgemeinen aus Laien besteht, ist dem Orden geistlich angegliedert; seine Mitglieder legen jedoch keine Ordensgelübde ab. Die Brüder und Schwestern verteilen sich jeweils auf fünf Provinzen: Österreich, Südtirol-Italien, Slowenien, Deutschland und Tschechien/Slowakei. Die Familiaren gliedern sich in die Balleien Deutschland, Österreich, Südtirol, „Ad Tiberim“ in Rom und die Ballei Tschechien/Slowakei sowie in die selbständige Komturei „Alden Biesen“ in Belgien; außerdem gibt es noch Familiaren verstreut in anderen Ländern.

Generalabt des Ordens, der den Titel Hochmeister trägt, ist seit 2000 Bruno Platter.

[Bearbeiten] Sitz und Einrichtungen

Heute ist Wien Sitz des Hochmeisters. Dort befindet sich hinter dem Stephansdom das Deutsch-Ordens-Zentralarchiv und die für die Öffentlichkeit zugängliche Schatzkammer des Deutschen Ordens. In Mainz steht das Deutschhaus, ein ehemaliger Sitz des Hochmeisters. Seit 1996 existiert ein Deutschordensmuseum im ehemaligen Deutschordensschloss von Bad Mergentheim, das von 1525 bis 1809 Residenz der Hochmeister des Deutschen Ordens war.

[Bearbeiten] Mitglieder

Wappen der Hochmeister des Deutschen Ordens
Wappen der Hochmeister des Deutschen Ordens

Aktuell hat der Orden etwa 1000 Mitglieder. Davon rund 100 Priester, 200 Schwestern und 700 Familiaren. Während die Priester, organisiert in 5 Provinzen (Priorate: Italien, Österreich, Deutschland, Tschechien und Slowenien), vornehmlich in der Pfarrseelsorge tätig sind, widmen sich die Schwestern der Kranken- und Altenpflege.

Historisch bedeutende und bekannte Mitglieder waren:

Siehe auch: Liste der Hochmeister

[Bearbeiten] Verwandte Artikel

[Bearbeiten] Literatur

  • Hartmut Boockmann: Der Deutsche Orden 12 Kapitel aus seiner Geschichte. Beck, München 1999, ISBN 3-406-38174-X
  • Alain Demurger: Die Ritter des Herrn. Geschichte der geistlichen Ritterorden. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50282-2
  • Erich Maschke: Der Deutsche Ordensstaat - Gestalten seiner großen Meister, Hamburg-Wandsbek 1935/1942, Hanseatische Verlagsanstalt AG
  • Hermann Schreiber: Preußen und Baltikum unter den Kreuzrittern. Die Geschichte des Deutschen Ordens. Casimir Katz Verlag, Gernsbach 2003, ISBN 3-925825-83-5
  • Marian Tumler: Der Deutsche Orden im Werden, Wachsen und Wirken bis 1400. Panorama-Verlag, Wien 1954
  • Uwe Ziegler: Kreuz und Schwert. Die Geschichte des Deutschen Ordens. Böhlau, Köln 2003, ISBN 3-412-13402-3
  • Dieter Zimmerling: Der Deutsche Ritterorden, Düsseldorf, Wien, New York 1988 (ECON), ISBN 3-430-19959-X

[Bearbeiten] Weblinks

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