Halle-Silberhöhe
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Die Silberhöhe ist ein Stadtteil am südlichen Stadtrand von Halle (Saale). Der eigenständige, wenig mit dem übrigen Stadtgebiet verbundene Stadtteil ist geprägt von Plattenbauten, die dort ab dem Ende der siebziger Jahre errichtet wurden, um den Wohnbedarf der Beschäftigten der Großbetriebe, insbesondere der Chemieindustrie (z.B. die Kombinate BUNA und LEUNA), zu decken.
Baubeginn war 1979. 1982 wurde die Silberhöhe an das Straßenbahnnetz der VE Verkehrsbetriebe Halle (seit 16. Juni 1990 HAVAG (Hallesche Verkehrs AG)) angeschlossen. Die Silberhöhe ist in Wohnkomplexe/Bauabschnitte unterteilt. Die höchsten Gebäude waren zwei 22-geschossige Punkthochhäuser, wovon zwischenzeitlich ein Gebäude abgerissen wurde.
Zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung lebten in dem Stadtteil 39.000 Menschen in 15.000 Wohnungen. Der Bevölkerungsrückgang in den neuen Bundesländern ist auch an Halle, insbesondere an den Plattenbausiedlungen, nicht spurlos vorüber gegangen. Die ehemals begehrten Wohnungen wurden vielerorts unattraktiv, da sie mit modernisierten Altbauten konkurrieren mussten. Seit Anfang der neunziger Jahre ist zudem in dem Stadtteil ein anhaltender Prozess sozialer Segregation zu beobachten. Der Wohnungsleerstand nahm stetig zu. Daher wurde Mitte der neunziger Jahre mit dem Rückbau von Wohngebäuden, Schulen und Kindertagesstätten begonnen. Insgesamt sind rund ein Drittel der Wohnungen (ca. 4.500) für den Abriss vorgesehen.
Im Rahmen des Stadtumbauprozesses wurde für den Stadtteil Silberhöhe das Leitbild für eine Waldstadt erarbeitet. Mit dem Ziel der Renaturierung soll durch die Anpflanzung von Laubbäumen auf großflächigen Rückbauarealen ein natürlich wachsender Stadtwald entstehen.
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[Bearbeiten] Stadtumbau
Ein ganz wesentlicher Schritt für die Erneuerung war die ab 1998 erfolgte Einrichtung des Programms „Soziale Stadt“; hierbei gelang es der Stadt Halle, ihre beiden Großwohnsiedlungen in die staatliche Förderung einzubringen und insbesondere bei der Silberhöhe ein engagiertes Erneuerungskonzept zu initiieren. Kulturelle Aufwertung und vor allem der Abriss in großem Stil kennzeichnen nunmehr die Entwicklung dieses in den Vordergrund gerückten Stadtteils. Bereits im Jahre 1999 ist im Zusammenhang mit der Umstrukturierung auf der Silberhöhe das Stadtteilbüro vom Gebietsmanagement und der Stadt Halle (Saale) eingerichtet worden. Es übernimmt eine wichtige Funktion als Bindeglied bei der Vernetzung verschiedener Projekte und Initiativen. Hier finden wechselnde Ausstellungen und Veranstaltungen wie auch zum Kunstprojekt „Spur der Steine“ statt. Inzwischen ist die Silberhöhe durch die bewusste Verknüpfung von Kunst und Abriss als Begriff und Bild überregional bekannt. Neben dem Projekt „Spur der Steine“ ist insbesondere die ausführliche künstlerische Darstellung der Silberhöhe durch Film und Bildsequenzen innerhalb der Ausstellung „Shrinking Cities“ als Beispiel aus der Region Halle-Leipzig zu erwähnen.
Der Stadtteil selbst ändert sein Gesicht grundlegend durch den laufenden Abriss der Hochhäuser und die Neuformulierung des öffentlichen Raums. Bereits in den Jahren 1999 bis 2002 verschwanden die ersten Elfgeschosser mit insgesamt 464 Wohnungen. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll nach dem abgestimmten Konzept eine Rückbauleistung von über 7.200 Wohnungen durch die daran beteiligten sechs Wohnungsunternehmen erbracht werden. Bei der Nachnutzung der freigelenkten Flächen kommt die offensichtlich in Anlehnung an das Konzept von Joseph Beuys von jungen Grünplanern entwickelte „Stadtverwaldung“ zur praktischen Umsetzung. Eine Fläche von 3.6 ha wird aufgeforstet und es entsteht mitten im bewohnten Quartier ein Laubwald: Erle, Spitz- und Bergahorn, Esche und Taubeneiche werden die künftigen Bewohner der Silberhöhe heißen, umsäumt von Haselnuss, Heckenkirsche, Hartriegel, Weißdorn und Wildrose. Rund 20.000 Bäumchen werden systematisch an diesem Standtort angesiedelt; fast ein Baum für jeden früheren Bewohner.
[Bearbeiten] Medien und Kunst
Die Silberhöhe war unter anderem Thema eines niederländischen Dokumentarfilms von Britta Hosman (2005, 30 Minuten) sowie eines Kurzfilms von Clemens von Wedemeyer (2003, 10 Minuten).
Die Künstlerin Dagmar Schmidt bildete in den Grundmauern eines abgerissenen Wohnblocks die Lebenswelt in den umgebenden Bauten am ausgehenden 20. Jahrhundert nach. Das Mobilar in dem mit „GRABUNGSSTAEDTE“ bezeichneten Kunstwerk ist ebenfalls aus Beton. Für das Kunstwerk erhielt die Künstlerin 2006 – als erste Frau – den mit 50.000 Euro dotierten „mfi Preis Kunst am Bau“.
[Bearbeiten] Literatur
- Ronald Kunze: Vitalisierung und Abriss. Zur kulturellen Aufwertung im Stadtumbau; in: Pfeifer (Hg.) 2005:30-34
- Tobias Pfeifer (Hg.): Spur der Steine. Projektbericht. Halle 2005
[Bearbeiten] Weblinks
- www.silberhoehe.de
- Bundesförderprogramm Soziale Stadt
- Waldstadt Silberhöhe
- VR-Visualisierung der Waldstadt
- www.dagmarschmidt.eu
Koordinaten: 51° 26' 33" N, 11° 58' 2" O
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