Hamburgische Sezession
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Im Jahr 1919 wurde als eine der letzten künstlerischen Sezessionsgruppen (Sezession = Abspaltung, Abtrennung) die Hamburgische Sezession gegründet. Die wichtigste Künstlervereinigung der Hansestadt hatte insgesamt 52 Mitglieder, darunter auch Architekten. Die späte Gründung ist insofern von Belang, als die Künstler der Gruppe bereits vom Krieg kuriert waren. Die Kriegsbegeisterung, der viele Künstler des Expressionismus zunächst anheim und dann zum Opfer fielen und die viele in existenzielle Krisen stürzte (z. B. Max Beckmann), ist bei der Hamburgischen Sezession von Anfang an getilgt. Ebenfalls anders als beispielsweise „Die Brücke“ in Dresden oder „Der Blaue Reiter“ in München hatte die Hamburgische Sezession keine feste Programmatik. Dies manifestierte sich in vielgestaltigen Jahresausstellungen, bei denen sowohl die Werke der Mitglieder als auch Arbeiten der bedeutendsten Künstler der Zeit ausgestellt wurden (z. B. Klee, Picasso, Kandinsky, de Chirico, Braque). Maßstab für die Aufnahme war allein ein hohes künstlerisches Niveau.
Interessant ist, dass neben den Ausstellungen Vortragsreihen zu allen Kulturbereichen abgehalten wurden (mit Referenten wie Rosa Schapire, Max Sauerlandt, Karl Kraus u. v. a.) und dass auch Architekten ihre Arbeiten vorstellen konnten. Ähnelt dies in Ansätzen der Absicht des Bauhauses, das zeitgleich in Weimar gegründet wurde, so ist die Hamburgische Sezession weniger systematisch. Gleichwohl sind auch die Projekte der Architekten der Gruppe auf dem höchsten Niveau der Zeit angesiedelt. Die Typenmöbel des Mitglieds Karl Schneider z. B. sind absolut vergleichbar mit den gleichzeitig im Bauhaus oder in der Gruppe „ Das Neue Frankfurt“ entstandenen Möbelkonzepten.
Kann man kaum von einem spezifischen Hamburgischen Sezessionsstil sprechen, so ist den Werken der Einfluss der wichtigsten künstlerischen Strömungen der Zeit anzusehen. Bis in die Mitte der 20er Jahre herrscht der Expressionismus vor, danach entdecken die meisten Mitglieder die Neue Sachlichkeit für sich. Mehrere Mitglieder der Hamburgischen Sezession (insbesondere Emil Maetzel) waren alljährlich auch maßgeblich bei der Organisation der Hamburger Künstlerfeste beteiligt.
Die Freizügigkeit der Künstlerfeste, vor allem aber die unverhohlene Kritik, die öffentlich an Nazi-Repräsentanten geübt wurde, mögen Gründe dafür gewesen sein, dass die Frühjahrsausstellung 1933 die erste Ausstellung in Deutschland war, die auf Veranlassung der Nazis polizeilich geschlossen wurde (am 30. März 1933). Kurze Zeit darauf wurde die Hamburgische Sezession zum Ausschluss der jüdischen Mitglieder aufgefordert. Diesem Ansinnen begegnete man mit der Selbstauflösung der Gruppe, wobei die Mitglieder das Vereinsvermögen gemeinsam vertranken. Viele der Künstler ereilte danach das Schicksal jener Jahre: Berufsverbot, oft Zerstörung der Ateliers und sämtlicher Arbeiten während der Luftangriffe.
Nach dem Krieg gelang es nur wenigen, wieder Fuß zu fassen und an die Zeit vor dem NS-Regime anzuknüpfen und sich in einem Kunstbetrieb zu behaupten, der einzig im Informel die Zukunft des Kunstschaffens sah. Alle Versuche, die Hamburgische Sezession nach dem Kriege als Vereinigung wiederzubeleben, scheiterten.
[Bearbeiten] Einige bedeutende Mitglieder der Hamburgischen Sezession
- Friedrich Ahlers-Hestermann
- Eduard Bargheer
- Willem Grimm
- Ivo Hauptmann
- Fritz Kronenberg
- Emil Maetzel
- Dorothea Maetzel-Johannsen
- Rolf Nesch
- Karl Opfermann
- Hans Martin Ruwoldt
- Anita Rée
- Karl Schneider
- Gretchen Wohlwill
- Heinrich Steinhagen
- Emil Leonhardt Smidt