Paul Klee
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Paul Klee (* 18. Dezember 1879 in Münchenbuchsee bei Bern, Schweiz; † 29. Juni 1940 in Muralto) war ein deutsch-schweizerischer Kunstmaler.
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[Bearbeiten] Leben
1879 wurde Paul Klee in Münchenbuchsee bei Bern als Sohn des Musiklehrers Hans Klee-Frick und der Sängerin Ida Klee-Frick geboren. Nach der Matura in Bern siedelte er 1898 nach München über. Nach langem Schwanken zwischen Musik, Literatur und Malerei entschied sich Paul Klee 1899 für die Malerei und studierte in München zuerst Grafik an einer Privatschule bei Heinrich Knirr (1862-1944). Im Oktober 1900 trat Klee in die Malklasse von Franz von Stuck an der Akademie ein. Gleichzeitig studierte dort auch Wassily Kandinsky. Die beiden begegneten sich jedoch nicht, da Klee meistens durch Abwesenheit glänzte. Wie sich später herausstellen sollte, wohnten die beiden in München sogar in der selben Straße, nur einige Häuser entfernt voneinander. Nach einer Italien-Reise (1901/1902) und einem Aufenthalt bei den Eltern in Bern zog er 1906 endgültig nach München und heiratete die Pianistin Lily Stumpf. 1907 wurde der Sohn Felix geboren.
1911 fand die Gründung der Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“ in München statt als künstlerische Redaktionsgemeinschaft des Expressionismus von Wassily Kandinsky und Franz Marc. Weitere Mitglieder waren neben Klee (ab 1912) u. a. August Macke, Gabriele Münter und Marianne von Werefkin. Alle vereinte ihr Interesse an gotischer und primitiver Kunst und den modernen Bewegungen des „Fauvismus“ und „Kubismus“. Der Name der Gruppe leitet sich von einem gleichnamigen Gemälde Kandinskys aus dem Jahr 1903 ab, das 1912 als Buchtitelillustration zu dem ebenfalls so genannten Almanach diente. Die erste der beiden Ausstellungen des Blauen Reiters fand vom 18. Dezember 1911 bis zum 1. Januar 1912 in der Modernen Galerie Thannhauser in München statt. Sie zeigte 49 Werke von Henri Rousseau, Albert Bloch, Heinrich Campendonk, Robert Delaunay, Kandinsky, Klee und Macke. Sie ging anschließend auf Tournee in weitere Städte, unter anderem nach Köln und Berlin. 1913 übersetzte Klee „Das Licht“ („La Lumière“) von Delaunay für Herwarth Waldens Galerie Der Sturm in Berlin.
Bei Klee war es die Reise nach Tunis - zusammen mit August Macke und Louis Moilliet - im Jahre 1914, die ihn zum eigenständigen malerischen Werk führte. Er empfand dies selbst so, als er in sein Tagebuch schrieb: „Die Farbe hat mich. Ich brauche nicht nach ihr zu haschen. Sie hat mich für immer, ich weiß das. Das ist der glücklichen Stunde Sinn: ich und die Farbe sind eins. Ich bin Maler.“
Als Sohn eines deutschen Vaters wurde Klee im März 1916 eingezogen und im August zur Flieger-Ersatzabteilung nach Schleißheim versetzt, wo er als „Kunstmaler“ die Tarnbemalung der Flugzeuge ausbessern musste. Im Januar 1917 kam er an die Königlich Bayerische Fliegerschule in Gersthofen. Ein Fronteinsatz blieb ihm erspart.
Die erste retrospektive Einzelausstellung Paul Klees wurde am 17. Mai 1920 in der Galerie Goltz eröffnet. Sie umfasste 362 Werke an Gemälden, Aquarellen, Plastiken, Zeichnungen und Graphik-Blättern.
1921 wurde Klee als Werkstattmeister für Buchbinderei an das Staatliche Bauhaus in Weimar berufen - Kandinsky folgte ihm 1922. Doch erst ab Herbst 1926, nach dem Umzug nach Dessau (Bauhaus Dessau), durften Kandinsky und Klee eigene und vor allem freie Malklassen leiten. Die Lehre von den bildnerischen Elementarmitteln (Bildnerische Formlehre) bildet den Ausgangspunkt von Klees System. Sein zentrales Anliegen war die grundlegende Erfassung der Beziehungen zwischen Linie, Form (Fläche) und Farbe im Bildraum bzw. innerhalb eines vorgegebenen Musters. Trotz eines rationalistischen Ansatzes erkannte er auch die Rolle des Unbewussten an und verstand Kunst als Schöpfungsakt parallel zur Natur. Weitere Bauhausmeister waren u. a.: László Moholy-Nagy (Metallwerkstatt), der Architekt Walter Gropius (Architektur, Tischlerei), Josef Albers, Johannes Itten (Glasmalerei), Lyonel Feininger (Druckerei), Oskar Schlemmer (Wandmalerei, Bühne), Mies van der Rohe (Architektur) und Georg Muche (Weberei).
1924 gründete er - im Andenken an den Blauen Reiter - in Weimar zusammen mit Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky und Alexej von Jawlensky die Künstlergruppe „Die Blauen Vier“, welche außer im Bauhaus-Umfeld vor allem in den USA ausstellt. 1925 nahm er an der Surrealisten-Ausstellung in Paris teil. Am 1. April 1928 trat Gropius als Direktor zurück. Auf seinen Vorschlag wurde der Schweizer Architekt Hannes Meyer neuer Direktor, der für das Bauhaus nicht nur die Devise „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ ausgab, sondern auch die Zusammenarbeit mit der Industrie intensivierte. Der daraus entstehende Streit zwischen den „angewandten“ und den „freien“ Künstlern wie Klee spitzte sich derart zu, dass dieser 1931, erschöpft von den Querelen am Bauhaus, den Ruf auf eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf annahm. Paul Klees Schaffen zu Beginn der dreißiger Jahre stand im Zeichen überlegener Meisterschaft, die es dem Maler erlaubte, die zentralen künstlerischen Anliegen von den verschiedensten Seiten anzugehen. Durch subtile Systematisierung und ökonomischen Einsatz der Mittel gelang es Klee in der Folge, das divisionistische Verfahren der räumlichen Mehrstimmigkeit dienstbar zu machen.
1933 wurde er als „entarteter Künstler“ von den Nationalsozialisten fristlos entlassen. Er kehrte nach Bern zurück. 1935 wurde bei ihm unheilbare Sklerodermie diagnostiziert. 1937 wurden 102 Werke von Paul Klee in deutschen Sammlungen als „entartete Kunst“ beschlagnahmt. Trotz der Einschränkungen durch die zunehmende Verhärtung der Haut hatte er ab 1938 noch einmal eine sehr produktive Schaffensphase. Er improvisierte viel und bediente sich verschiedener Ausdrucksformen, darunter Bleistift-, Kreide- und Tuschezeichnungen. Dabei thematisierte er auch seinen sich verschlechternden Gesundheitszustand durch - oft karikaturhafte - Darstellung leidender Figuren. 1939 stellte Klee, deutscher Staatsbürger, einen Antrag auf Einbürgerung in der Schweiz. Er starb am 29. Juni 1940 in Locarno-Muralto. 1942 wurde ihm postum die Schweizer Staatsbürgerschaft zuerkannt, um die er sich zu Lebzeiten vergeblich bemüht hatte. Einige seiner Werke wurden auf der documenta 1 (1955), der documenta II (1959) und der documenta III im Jahr 1964 in Kassel gezeigt.
Auf der Grabplatte seines Vaters auf dem Berner Schosshaldenfriedhof ließ Felix Klee 1946 einen programmatischen Tagebucheintrag Klees von 1920 einmeißeln: „Diesseitig bin ich gar nicht faßbar/Denn ich wohne grad so gut bei den Toten/Wie bei den Ungeborenen/Etwas näher dem Herzen der Schöpfung als üblich/Und noch lange nicht nahe genug“.
[Bearbeiten] Museen und andere Einrichtungen mit Bezug zu Klee
Im Juni 2005 wurde das neue Kulturzentrum und Museum Zentrum Paul Klee in Bern eröffnet. Aus der Sammlung von circa 4.000 Werken werden jeweils etwa 200 Arbeiten gezeigt. Im San Francisco Museum of Modern Art findet man die umfangreiche Klee-Sammlung von Carl Djerassi. Ebenfalls bekannt sind die Klee-Abteilungen der Sammlung Rosengart in Luzern und der Sammlung Berggruen in Berlin.
In Gersthofen, Lübeck (Hochschulstadtteil), Klein-Winternheim und Overath existieren nach ihm benannte Schulen.
[Bearbeiten] Literatur
- Paul-Klee-Stiftung, Kunstmuseum Bern (Hrsg.): Catalogue raisonné Paul Klee. Werkverzeichnis in 9 Bänden. Benteli, Bern 1998 (Bd.1) - 2004 (Bd.9)
- Christian Rümelin: Paul Klee. Leben und Werk. Beck, München 2004, ISBN 3406521908.
- Stefan Tolksdorf: Der Klang der Dinge. Paul Klee - ein Leben. Herder, Freiburg i. Br./Basel/Wien 2005 (2.Aufl.), ISBN 3451056348.
- Paul Klee: Gedichte. Hrsg. von Felix Klee. Arche, Zürich 2005 (2. Aufl.), ISBN 3716016500.
- Paul Klee: Pädagogisches Skizzenbuch. Erstausgabe 1925, Neuausgabe Gebr. Mann, Berlin 2003, ISBN 3786114587.
- Reto Sorg u. Osamu Okuda: Die satirische Muse – Hans Bloesch, Paul Klee und das Editionsprojekt Der Musterbürger. ZIP, Zürich 2005 (aus der Reihe Klee-Studien; 2), ISBN 3909252079.
- Johann Konrad Eberlein: "Angelus Novus". Paul Klees Bild und Walter Benjamins Deutung, Rombach, Freiburg i. Br./Berlin 2006, ISBN 3793092801.
- Christian Rümelin: Paul Klee. Leben und Werk (C. H. Beck Wissen in der Beck´schen Reihe Band 2500). Verlag C. H. Beck, München 2004, 128 S. mit 22 Abb., davon 15 farb.
[Bearbeiten] Film
- Paul Klee - Die blaue Glut. Dokumentation, 45 Min., ein Film von Birgitta Ashoff, Produktion: Bayerischer Rundfunk / BR alpha, Erstsendung: 11. April 2004, Inhaltsangabe von 3sat, mit Renzo Piano (Architekt des Paul-Klee-Zentrums in Bern), Pierre Boulez, Heinz Berggruen, Ernst Beyeler
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Paul Klee – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Literatur von und über Paul Klee im Katalog der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Paul Klee im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie auf der Website des Deutschen Historischen Museums Berlin
- Artcyclopedia: Paul Klee, artcyclopedia.com
- Zentrum Paul Klee, Bern
- Biographie und Werke
- Bilddatenbank der Werke Paul Klee
- Bilder bei artchive
Personendaten | |
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NAME | Klee, Paul |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Maler der abstrakten Malerei |
GEBURTSDATUM | 18. Dezember 1879 |
GEBURTSORT | Münchenbuchsee bei Bern |
STERBEDATUM | 29. Juni 1940 |
STERBEORT | Muralto bei Locarno |