Hans Weigel
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Hans Weigel (* 29. Mai 1908 in Wien; † 12. August 1991 in Maria Enzersdorf) war ein freier Schriftsteller und bis 1962 Theaterkritiker. Er lebte in Wien, zwischen 1938 und 1945 jedoch im Exil in der Schweiz. Grabstelle Zentralfriedhof Wien. Er war der Lebensgefährte von Elfriede Ott.
Vor dem sogenannten "Anschluss" Österreichs an Nazi-Deutschland im Jahre 1938 arbeitete er an Kleinkunstbühnen in Wien. Nach der Rückkehr aus dem Schweizer Exil (1938-1945) schrieb er auch als Theaterkritiker bei den Zeitungen Kurier und Neues Österreich. Zusammen mit Friedrich Torberg war er für den jahrelangen Boykott Bertolt Brechts auf österreichischen Bühnen verantwortlich, den er wegen dessen kommunistischer Weltanschauung ablehnte.
Hans Weigel gab von 1951 bis 1954 die Anthologiereihe Stimmen der Gegenwart heraus, in der er vor allem junge Autoren förderte. Heute ist er der Namensgeber des Hans-Weigel-Literaturstipendiums, welches jährlich vom Land Niederösterreich vergeben wird und mit 6.450 Euro dotiert ist. Ferner bearbeitete er Komödien Nestroys für das Wiener Theater, dazu Komödien Molières. Auch bei den Nestroyspielen auf der Burg Liechtenstein, bei der Elfriede Ott bis heute die Regie führt, arbeitete er mit. Als Sprachkritiker reihte er sich ein in die Tradition österreichischer sprachskeptischer Autoren („Die Leiden der jungen Wörter“, 1974).
Er war Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.
Einen gewissen Bekanntheitsgrad hat Weigel auch durch die sogenannte Affäre Dorsch erhalten. Am Morgen des 13. April 1956 war eine Theaterkritik in der Zeitung erschienen, in welcher Weigel in Hinblick auf einen Auftritt der Schauspielerin Käthe Dorsch die folgenden Ausführungen gemacht hatte: „...alles, was gestaltet, erlebt sein sollte, blieb Ansatz, Andeutung, wie Stars oft auf Verständigungsproben sind oder bei der dreihundertsten Vorstellung“[1]. Daraufhin ohrfeigte ihn die Dorsch öffentlich vor seinem Stammcafé Ecke Museumstraße/Volksgartenstraße, dem „Café Raimund“, wobei sie ihn als Dreckskerl und Dreckfink bezeichnete. Hierauf strengte Weigel ein Gerichtsverfahren gegen die Dorsch wegen tätlicher Beleidigung an, wobei er eine psychologische Untersuchung der Schauspielerin anregte, da diese bereits vor zwei Jahren einen Berliner Kritiker geohrfeigt habe und folglich mit einem Wiederholungszwang zu kämpfen habe. Da Weigel jüdischen Glaubens war, machte die Presse aus den Ohrfeigen zudem eine antisemitische Attacke, was sie - und zwar auch nach Darstellung Weigels unter Hinweis auf die mutige Haltung der Dorsch während des Dritten Reichs[2] - jedoch kaum gewesen sein dürften. Im Zuge dieses Prozesses sagten die Schauspieler und die übrige künstlerische Belegschaft des Burgtheaters gegen Hans Weigel dahingehend aus, dass sie alle sich fortwährend durch Weigel herabgewürdigt sähen, und baten den Unterrichtsminister Heinrich Drimmel um Schutz vor diesem Kritiker sowie darum, ihm den weiteren Zutritt zum Burgtheater zu verwehren. Der Burgschauspieler Raoul Aslan nutzte seinen Auftritt vor Gericht zunächst zu dem Postulat, dass Weigel aus Österreich entfernt werden müsse, da er sich an einem nationalen Denkmal wie dem Burgtheater zu schaffen mache, um wenig später mit theatralischer Geste für ihn die Todesstrafe zu fordern. Aufgrund von Tumulten im Gerichtssaal stand der Prozess einige Male vor seinem Abbruch. Bemerkenswert bleibt, dass das künstlerische Personal letztlich geschlossen zugeben musste, im Ergebnis durch den Kritiker in seiner Laufbahn gefördert worden zu sein. Im Ergebnis wurde die Dorsch am 7. Juni 1956 zu 500 Schilling Strafe oder ersatzweise zu drei Tagen Arrest verurteilt. Witzbolde übersandten Hans Weigel nach dem Tod der Dorsch im Jahr 1957 eine Dose Dorschleber.
[Bearbeiten] Literatur (Auswahl)
- Karl Kraus oder Die Macht der Ohnmacht. Versuch eines Motivenberichts zur Erhellung eines vielfachen Lebenswerks. Wien; Frankfurt; Zürich: Molden, 1968, 342 S.
- Die Leiden der jungen Wörter. Ein Antiwörterbuch. 2. Auflage. Zürich, München: Artemis-Verlag, 1974, 176 S., ISBN 3-7608-0357-1
- Niemandsland. Ein autobiographischer Roman. Hrsg. von Elfriede Ott und Veronika Silberbauer. Wien: Amalthea, 2006, 282 S., ISBN 978-3-85002-571-3
- Das Land der Deutschen mit der Seele suchend, Diogenes Verlag, Zürich 1983, ISBN 3-257-21092-2
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ Weigel, Das Land der Deutschen mit der Seele suchend, S. 124
- ↑ Weigel, Das Land der Deutschen mit der Seele suchend, S. 125
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Hans Weigel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag über Hans Weigel im Österreich-Lexikon von aeiou
- Eintrag über Hans Weigel im Lexikon des Niederösterreichischen Landesmuseums (Für ausführlichere Informationen Registrierung notwendig)
Personendaten | |
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NAME | Weigel, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | Schriftsteller und Theaterkritiker |
GEBURTSDATUM | 29. Mai 1908 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 12. August 1991 |
STERBEORT | Maria Enzersdorf |