Heimwehr
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Eine Heimwehr ist im allgemeinen eine bewaffnete paramilitärische Einheit.
In Österreich bildeten sich nach Ende des Ersten Weltkriegs Heimwehren in einzelnen Gebieten aus verschiedenen Selbstschutzverbänden, die sich später auch zusammenschlossen, zuerst in Tirol. Sie wurden von Industriellen und Großgrundbesitzern, vor allem aus der Steiermark, sowie durch die italienischen Faschisten finanziell unterstützt. Durch ihre uniformähnliche Tracht mit einem Hut mit einer Feder wurden sie auch Hahnenschwanzler genannt. Als defensives Gegengewicht zu den Heimwehren bildete sich 1924 der Republikanische Schutzbund.
Heimwehrgruppen waren in Grenzstreitigkeiten mit ungarischen und Truppen des SHS-Staats (späteres Jugoslawien) involviert. In den deutschsprachigen Gebieten der böhmischen Länder ("Sudetenland") hieß die Heimwehr Volkswehr, sie lieferte sich dort im November und Dezember 1918 punktuell Kämpfe mit der neuen tschechoslowakischen Armee, der so genannten Übergangsarmee.
Nach Einstellung der Kampfhandlungen wurden die Heimwehren zum militärischen Arm des Christlichsozialen sowie des Deutschnationalen (Großdeutschen) Lagers. Im Jahr 1927 wurde nach dem Justizpalastbrand und dem Julimassaker an Arbeitern, die gegen den Justizirrtum des Schattendorfer Urteils protestierten, die Lage zwischen Heimwehr und Schutzbund zunehmend radikalisiert. Die Heimwehren wurden von Ignaz Seipel unterstützt und gewannen dadurch politisch an Stärke. 1930 bekannten sie sich im Korneuburger Programm (auch: Korneuburger Eid) zu jenen antidemokratischen und faschistischen Zielen, die im Austrofaschismus verwirklicht wurden. Das Korneuburger Programm nahm eine Gegenposition zum Linzer Programm der Sozialdemokraten ein, welches auf demokratische Machtübernahme ausgerichtet war, dem aber propagandistisch unterstellt wurde, eine Diktatur des Proletariats anzustreben.
Im austrofaschistischen Ständestaat (1933-1938) hatten die Heimwehren polizeiliche und sicherheitstechnische Aufgaben. Später gingen sie in der Vaterländischen Front und in der "Frontmiliz" auf.