Heiner Müller
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
![]() |
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen finden sich unter Heiner Müller (Begriffsklärung). |
Heiner Müller (* 9. Januar 1929 in Eppendorf (Sachsen) als Reimund Heiner Müller; † 30. Dezember 1995 in Berlin) ist einer der wichtigsten deutschsprachigen Dramatiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bedeutung erlangte er außerdem als Lyriker, Prosa-Autor und Verfasser theoretischer Texte wie auch als Regisseur und Intendant.

Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
1947 trat Müller in die SED ein und arbeitete ab 1950 in den Kulturzeitschriften Sonntag und 1953 die Neue deutsche Literatur. 1954 heiratete er die Schriftstellerin Ingeborg Schwenkner (1925–1966). Ab 1954 arbeitete er beim Deutschen Schriftsteller-Verband (DSV) und wurde 1957 Redakteur der Zeitschrift Junge Kunst. In dieser Zeit erfolgte die Erstaufführung seines Stückes Zehn Tage, die die Welt erschütterten. Er wurde ab 1958 Mitarbeiter am Maxim-Gorki-Theater in Berlin und freischaffender Autor. Im gleichen Jahr erfolgte die Erstaufführung von Der Lohndrücker und Die Korrektur. 1959 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis.
Die Umsiedlerin wurde 1961 uraufgeführt und sogleich abgesetzt, Müller wurde aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Unterstützung erhielt er dagegen von Peter Hacks und Hanns Eisler. 1964 schrieb Müller dann Die Umsiedlerin um (1976 Aufführung). 1965 wurde Müller erneut von der SED kritisiert. Die Partei ließ die Aufführung von Der Bau absetzen. 1967 erfolgte die Uraufführung von Ödipus Tyrann. Im selben Jahr heiratete Müller Ginka Tscholakowa.
1970 wurde Müller Dramaturg am Berliner Ensemble. Das in der DDR verbotene Stück Mauser wurde 1975 in den USA uraufgeführt, 1980 in Köln. Germania Tod in Berlin wurde 1978 an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt, 1979 die Hamletmaschine in Essen. Bei einer eigenen großangelegten Hamlet-Inszenierung in Berlin 1990 am Deutschen Theater integrierte Müller dann das Fragment in die Aufführung als Hamlet/Maschine mit Ulrich Mühe in der Hauptrolle. 1982 wurde Der Auftrag in Bochum inszeniert.
1975 wurde ihm der Lessing-Preis der DDR verliehen. 1984 wurde er Mitglied der Akademie der Künste der DDR und erhielt 1985 den Georg-Büchner-Preis. 1986 wurde er Mitglied der Akademie der Künste West-Berlin und bekam den Nationalpreis I. Klasse für Kunst und Kultur. 1988 wurde Müller dann wieder in den DDR-Schriftstellerverband aufgenommen.
Am 4. November 1989 trat er bei der großen Kundgebung auf dem Alexanderplatz als Redner auf. 1990 veranstaltete Frankfurt am Main das Festival Experimenta zu seinen Ehren. Er wurde Präsident der Akademie der Künste der DDR bzw. der Akademie der Künste Berlin und noch 1990 mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet. Es folgte 1991 der Europäische Theaterpreis. Ab 1992 war er in der Leitung des Berliner Ensembles und heiratete im selben Jahr die Fotografin Brigitte Maria Mayer, mit der er die gemeinsame Tochter Anna hat.
1993 inszenierte Müller in Bayreuth erfolgreich die Oper Tristan und Isolde. Seine letzte Inszenierung war die von Brechts Arturo Ui, die im Juni 1995 mit Martin Wuttke in der Hauptrolle Premiere im Theater am Schiffbauerdamm (Berliner Ensemble) hatte. Diese Inszenierung läuft dort seit mittlerweile fast 12 Jahren mehr oder weniger regelmäßig.
Am 30. Dezember desselben Jahres verstarb Heiner Müller dann in Berlin an den Folgen einer Krebserkrankung.
Er wohnte zuletzt mit Ehefrau Brigitte und Tochter Anna in einer umgebauten Fabriketage in Berlin-Kreuzberg. Die Menschen in seiner Nachbarschaft kannten ihn als bescheidenen, witzigen Mann. Sein Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte. Dem begeisterten Zigarrenraucher wurde eine Kiste Montecristo-Havannas in sein Grab mitgegeben.
[Bearbeiten] Dramen
- Die Morgendämmerung löst das Ungeheuer auf (Hörspiel, 1948)
- Die Schlacht (1. Fassung, 1951, 2. Fassung, 1974)
- Die Reise (1951/52)
- Szenen aus einem Stück über Werner Seelenbinder (1952)
- Gespräch der Bediensteten im Palast des Agamemnon während dieser ermordet wird in der Küche (1952/53)
- Traktor (1. Fassung: 1955, 2. Fassung: 1961, 3. von 1974)
- Zehn Tage, die die Welt erschütterten (mit Hagen Müller-Stahl, 1956)
- Die Umsiedlerin oder Das Leben auf dem Lande (Die Bauern),erste Fassung von 1956, zweite von 1961, eine Dritte von 1964. Unter anderem erschienen im Rotbuch Verlag, Berlin (1975), ISBN 3880221340
- Germania Tod in Berlin (1. Fassung, 1956, 2. Fassung, 1971), Rotbuch Verlag , Berlin 1977, ISBN 3880221766
- Die Brücke fällt aus (1957)
- Klettwitzer Bericht 1958. Nach dem gleichnahmigen Hörspiel (1957/58)
- Philoktet (1958), u.A. erschienen im Suhrkamp- Verlag, Frankfurt am Main 1966, ASIN B0000BSQXF
- Glücksgott (1958)
- Die Korrektur (mit Inge Müller), VEB Hofmeister, Leipzig (1959), ASIN B0000BLTMB * Der Lohndrücker (zusammen mit Inge Müller), Henschel- Verlag, Berlin (1959), ASIN B0000BLTMD
- Unterwegs (mit Inge Müller und Günter Jäniche, 1963)
- Der Bau (1963/64)
- Herakles 5 (1964), Suhrkamp, Frankfurt am Main 1966, ASIN B0000BSQXF
- Sophokles: Oedipus Tyrann (1966)
- Prometheus (1967/68)
- Drachenoper (Libretto für „Lanzelot“ von Paul Dessau, 1967/68)
- Horizonte (1968)
- Der Horatier (1968/69)
- Waldstück (1969)
- Weiberkomödie (nach dem Hörspiel “Die Weiberbrigade“ von Inge Müller, 1969)
- Mauser (1970)
- Zement (1972)
- Medeaspiel (1974)
- Leben Gundlings Friedrich von Preußen Lessings Schlaf Traum Schrei. Ein Greuelmärchen (1976)
- Ruine der Reichskanzlei (Szene geschrieben für das Gastspiel der „Schlacht“ in Paris (1977)
- Die Hamletmaschine, Prometh Verlag, Köln (1978), ISBN 3922009131
- Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer (nach Brecht, 1978)
- Quadriga (1978)
- Rosebud (1978)
- Philoktet, Drama mit Ballett (Entwurf, 1979)
- Der Auftrag (1979)
- Herzstück (1981)
- Quartett (1981), im Verlag Der Autoren (Aug 1985), ISBN 3886610519
- Verkommenes Ufer Medeamaterial Landschaft mit Argonauten (1982)
- the CIVIL warS a tree is best measured when it is down (Opera von R. Wilson, Mitarbeit: H. Müller, 1984)
- Bildbeschreibung (1984)
- Anatomie Titus Fall of Rome Ein Shakespearekommentar (1984)
- Wolokolamsker Chaussee I.: Russische Eröffnung (1984)
- Wallenstein (1985)
- Wolokolamsker Chaussee II.: Wald bei Moskau (1985/86)
- Wolokolamsker Chaussee III.: Das Duell (1985/86)
- Die Befreiung des Prometheus. Hörstück in neun Bildern von Heiner Goebbels …(1986)
- Ali im Wunderland (Schlussszene zu einem Wallraff-Abend, 1986)
- Kanackenrepublik (Szene, 1986)
- Wolokolamsker Chaussee IV (Kentauren) und V (Der Findling), Rotbuch Verlag, 1. Auflage (1988), ISBN 3880227365
- MAeLSTROMSÜDPOL (Projekt mit Erich Wonder und Heiner Goebbels, 1987)
- Prometheus in der Bildbeschreibung (Szene, 1990)
- Germania 3 Gespenster am toten Mann (1995)
[Bearbeiten] Heiner Müller im Gespräch
- Heiner Müller, Max Messer, Gesammelte Irrtümer I/III. Interviews und Gespräche, Verlag der Autoren (1996-11), ISBN 3886611736
- Alexander Kluge, Heiner Müller, Max Messer, Ich bin ein Landvermesser. Gespräche mit Heiner Müller, Rotbuch Verlag, (1996-10), ISBN 3880225125
[Bearbeiten] Literatur
- Heiner Müller, Max Messer: Krieg ohne Schlacht. Leben in zwei Diktaturen. Eine Autobiographie.. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1994. ISBN 3462023209
- Ulrike Haß: Ende der Vorstellung. Heiner Müller: Bildbeschreibung. Theater d. Zeit, Berlin 2005. ISBN 3-934-34460-7
- Jan-Christoph Hauschild: Heiner Müller. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2000, ISBN 3-499-50572-X
- Jan-Christoph Hauschild: Heiner Müller oder das Prinzip Zweifel. Eine Biographie. Aufbau-Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-351-02516-5 (Taschenbuchausgabe 2002, ISBN 3-746-61908-4)
- Thomas Kramer: Heiner Müller am Marterpfahl. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2006. ISBN 3-89528-548-X
- Hans-Thies Lehmann u. a. (Hrsg.): Heiner-Müller-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler-Verlag, Stuttgart 2003. ISBN 3-476-01807-5
- Brigitte M. Mayer, u. a.: Der Tod ist ein Irrtum. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005. ISBN 3-518-41718-5
- Christian Schulte, Brigitte Maria Mayer (Hrsg.): Der Text ist der Coyote. Heiner Müller. Bestandsaufnahme. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 2004, ISBN 3-518-12367-X
- Poggi, Manuela: 'Fernsehen', il ricordo rifratto di Heiner Müller. In Banchelli, Eva: Taste the East: Linguaggi e forme dell'Ostalgie, Sestante Edizioni, Bergamo 2006, S. 131-142, ISBN 88-87445-92-3.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Heiner Müller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ub.fu-berlin.de Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
- Bibliografie
- Heiner Müller im Spiegel der Nachrufe
- Internationale Heiner Müller Gesellschaft
- „Fünf Minuten Schwarzfilm“ oder „11’09’’01“ - Die cineastische Verwirklichung einer Provokation? (Alexander Ernst über Heiner Müller und Alejandro Gonzáles Iñárritu)
- Heiner Müllers Theater der Schrift oder: Der Interviewkünstler im Spiegelbild seines Schreibprozesses
- henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin (Aufführungsrechte an den Stücken von Heiner Müller - weitere Informationen zum Autor und seinen dramatischen Werken)
- Heiner Müller „NOTIZ 409“. Ein Volltext-Netz von Matthias Zarbock und Norbert Zähringer. (Humboldt Universität Berlin, Germanistik, Lehrstuhl Prof. Hörnigk: Hypertext-Netzwerk zur Verdeutlichung der Intertextualität von Heiner Müllers Werk am Beispiel von "Notiz 409“)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Müller, Heiner |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Dramatiker, Schriftsteller, Regisseur und Intendant |
GEBURTSDATUM | 9. Januar 1929 |
GEBURTSORT | Eppendorf (Sachsen) |
STERBEDATUM | 30. Dezember 1995 |
STERBEORT | Berlin |