Henochische Sprache
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Henochisch (die „Sprache der Engel“), oder auch henochische Sprache, wurde von Dr. John Dee (* 1527 - † 1608) entwickelt, dem Astrologen und Berater der englischen Königin Elisabeth I. Während mehrerer spiritistischen Sitzungen mit dem Medium Edward Kelley (* 1555 - † 1595) wurde das zugrunde liegende System angeblich durch Engel diktiert.
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[Bearbeiten] Ursprung
Von 1581 bis 1587 führte John Dee eine Reihe von Operationen aus, deren Ziel es war von den Engeln Gottes die Weisheiten zu erlangen, von denen er glaubte sie seien mit den biblischen Patriarchen verloren gegangen. Im März 1582 lernte er Edward Kelley kennen, seinen einzigen Gehilfen bei diesem Vorhaben. Kelley war Rechtsgelehrter von zweifelhaftem Ruf, da er, bevor er Dee kennenlernte, wegen Betruges verurteilt wurde; die Strafe für sein Vergehen war der Verlust der Ohren, welche ihm nach dem Prozess abgeschnitten wurden.
Die henochische Sprache war gemäß Dee die Sprache der Engel und bis dahin unbekannt. Dee zeichnete die Botschaften der Engel, die auch mathematisch-kabbalistisches Wissen enthielten, in dieser Sprache auf und entwarf somit ein neues okkultes System.
Henoch war ein biblischer Patriarch, der verschiedenen Berichten zufolge großes Wissen direkt aus göttlicher Quelle erhielt und in den Himmel entrückt wurde, ähnlich Elija. So wurde sein Wissen nahezu gleichwertig mit dem Adams betrachtet (vor dessen Vertreibung aus dem Paradies). Der Name Henoch war in den Köpfen der Gelehrten der damaligen Gesellschaft ein Synonym für großes okkultes Wissen. Da Henoch mit den Engeln kommunizierte und sprach, so wie auch Dee selbst dies vorgab, wurde das Henochische System bekannt unter dem Namen des als Vorbild dienenden Propheten, anstatt unter dem Namen des Menschen der es aufzeichnete.
[Bearbeiten] Das Henochische System
[Bearbeiten] Bestandteile
Mit der henochischen Sprache zusammen werden eine Reihe von Diagrammen, Symbolen und Tafeln genutzt. Ein spezielles Diagramm stellt dabei das Sigillum Dei Æmeth dar, welches in seiner besonderen Komplexität mehrere Tafeln und Symbole kombiniert. Die Tafeln umfassen eine große Sammlung verschiedenster Tabellen, gefüllt mit Zahlen, Symbolen und hauptsächlich Buchstaben, wobei einige Tabellen in ihren Zellen auch Kombinationen zeigen.
[Bearbeiten] Die Tabula Sancta
Für ihre Arbeiten nutzten Edward Kelley und John Dee einen „magischen Apparat“, welcher aus einer ganzen Reihe von Tafeln und Symbolen bestand. Diese Ansammlung von Symbolen wird als Tabula Sancta bezeichnet, als „Heiliger Tisch“. Der Tisch steht auf vier Füßen, welche auf je einem in eine Wachsplatte gezogenen Siegel ruhen. Zwei dieser Siegel befinden sich noch immer in der Sammlung des Britischen Museums.
Die quadratische Platte des Tisches ist umrandet von 23 mit einzelnen henochischen Buchstaben gefüllten Quadraten, wobei die Eckfelder jeweils den Buchstaben „B“ enthalten. Die davon eingegrenzte Fläche enthält ein Hexagramm, dessen nur gleichschenkligen Dreiecke sich nicht ideal überlagern, wodurch der Raum im Zentrum in die Länge gezogen ist. In diesem Hexagramm befindet sich eine Tafel aus liegenden Rechtecken, welche drei Felder breit und vier Felder hoch ist. Diese „Heilige zwölffache Tafel“ spielte bei Aleister Crowleys Vision der Æthyre eine Rolle. Um diese Zentrale Tafel sind sieben überwiegend quadratische Tafeln angeordnet, welche den klassischen sieben Planeten zugeordnet sind. Die oberste Tafel ist dem Mond zugewiesen, entgegen dem Uhrzeigersinn folgen darauf Merkur, Venus (mit einer Runden Tafel), Sonne, Mars, Jupiter und Saturn (ebenfalls mit einer Runden Tafel). Aus der Tafel, welche der Sonne zugeschrieben wird, ist das henochische Siegel des Elementes Wasser abgeleitet worden.
In das Zentrum dieses „Heiligen Tisches“ wurde das Sigillum Dei Æmeth gelegt, auf dem der Schaustein lag. Nach den vorbereitenden Gebeten, welche häufig über eine Stunde in Anspruch nahmen, stieg ein Licht aus dem Kristall und schwebte zu Edward Kelley, welcher darauf hin begann, die Nachrichten der Engel zu übermitteln.
[Bearbeiten] Die Elementartafeln
Vier dieser Tafeln werden den vier Elementen zugewiesen, die sogenannten Wachtürme. Zu diesen Elementartafeln gehören dem Henochischen eigene Siegel für die vier klassischen Elemente Luft, Wasser, Erde und Feuer. Diese Tafeln messen jeweils zwölf Quadrate in der Breite und dreizehn Quadrate in der Höhe. Zusammen mit einer fünften Tafel von fünf mal vier Feldern, der dem Geist zugeschriebenen Tafel der Vereinigung, sollen diese fünf Tafeln die Welt darstellen.
Die vier Elementartafeln sind in sich unterteilt in jeweils vier Winkel. Diese „Kleinen Ecken“ sind wiederum den vier Elementen zugewiesen. Die vier Kleinen Ecken ein jeder Elementartafel werden durch drei Linien getrennt: die von oben oder unten gezählte siebte Zeile wird „Linea Spiritus Sancti“ genannt, die siebte Spalte von rechts wird „Linea Dei Patris“ genannt, die siebte Spalte von links wird „Linea Dei Filius“ genannt. Die beiden letztgenannten werden auch als „Linea Dei Patris Filiique“ zusammengefasst.
Die vier Wachtürme und die Tafel der Vereinigung enthalten jedoch keine Worte in henochischer Sprache, sondern sollen durch ihren inneren Aufbau die göttliche Hierarchie in den vier Aspekten der Welt darstellen. Sie werden unterteilt in verschiedene Klassen von Namen, welche als Geister, Engel, Senioren, Prinzen und Könige bezeichnete Wesen beschreiben, die auf teils komplexe Weise aus den Tafeln gewonnen werden können. Die Anzahl der Buchstaben eines solchen Namens, sowie die Herkunftstafel der Buchstaben, weisen auf den Stand in der Hierarchie hin.
In den Kleinen Ecken der Elementartafeln finden sich jeweils sechzehn sogenannte „Dienende Felder“, über die in jeder Ecke vier „Cherubische Felder“ gesetzt sind. Aus diesen Feldern ergeben sich jeweils sechzehn Engel und vier „Cherubim“ pro Kleiner Ecke. Durch Kombination mit bestimmten Buchstaben von der Tafel der Vereinigung ergeben sich die Namen von Erzengeln bzw. Erzcherubim.
In allen Elementartafeln werden den Wesen der Kleinen Ecken die selben grundlegenden Eigenschaften oder Zuständigkeiten zugeschrieben. John Dee beschreibt diese Zuständigkeiten wie folgt:
- In den Kleinen Luftecken wissen die Cherubim um die Verbindungen der Natur und deren Zerstörung, ebenso um die vergehenden Dinge, die Dienenden Engel hüten das Wissen um die Heilkünste und wie Krankheiten und jegliche Beschädigung des Körpers zu beheben sind.
- In den Kleinen Wasserecken wissen die Cherubim um Bewegung von Ort zu Ort, die Dienenden Engel hüten das Wissen über das Auffinden und Verwenden von Metallen, sowie die Zusammensetzung und Bedeutung von Steinen.
- In den Kleinen Erdecken wissen die Cherubim um jegliche mechanische Kraft, die Dienenden Engel hüten das Wissen um Veränderung und Verpflanzung.
- In den Kleinen Feuerecken wissen die Cherubim um die Geheimnisse des menschlichen Lebens, die Dienenden Engel hüten das Wissen um die elementaren Kreaturen, ihre Arten und deren Anzahl, und wie sie in den vier Elementen platziert sind.
[Bearbeiten] Die henochischen Rufe
Es finden sich neunzehn Texte in der henochischen Sprache, welche auf John Dee zurückgehen. Diese werden als henochische Rufe oder Schlüssel bezeichnet. Im Hermetischen Orden der Goldenen Dämmerung wurden diese Rufe systematisiert und zur Arbeit mit den henochischen Tafeln verwendet.
[Bearbeiten] Zuordnungen der Rufe zu den Tafeln
Auf die Nummerierung von John Dee bezogen ordnete der Golden Dawn die henochischen Schlüssel den Elementen bzw. den Bereichen der Schöpfung wie folgt zu:
- Die Tafel der Vereinigung wird durch den ersten Ruf geöffnet, der zweite Schlüssel führt zur Manifestation der Kräfte. Die elementaren Bestandteile in dieser Tafel werden durch die Rufe drei (Luft), vier (Wasser), fünf (Erde) und sechs (Feuer) angesprochen.
- Die der Luft zugewiesene Tafel wird durch den dritten Ruf geöffnet, die enthaltenen Unterelemente werden durch den siebten Ruf (Wasser der Luft), den achten Ruf (Erde der Luft) und den neunten Ruf (Feuer der Luft) angesprochen.
- Die dem Wasser zugewiesene Tafel wird durch den vierten Ruf geöffnet, die enthaltenen Unterelemente werden durch den zehnten Ruf (Luft des Wassers), den elften Ruf (Erde des Wassers) und den zwölften Ruf (Feuer des Wassers) angesprochen.
- Die der Erde zugewiesene Tafel wird durch den fünften Ruf geöffnet, die enthaltenen Unterelemente werden durch den dreizehnten Ruf (Luft der Erde), den vierzehnten Ruf (Wasser der Erde) und den fünfzehnten Ruf (Feuer der Erde) angesprochen.
- Die dem Feuer zugewiesene Tafel wird durch den sechsten Ruf geöffnet, die enthaltenen Unterelemente werden durch den sechzehnten Ruf (Luft des Feuers), den siebzehnten Ruf (Wasser des Feuers) und den achtzehnten Ruf (Erde des Feuers) angesprochen.
- Der neunzehnte Ruf richtet sich an die 30 Aehtyre.
Da dem neunzehnten Ruf in seinen dreißig Varianten jeweils unterschiedliche Bedeutungen zugeschrieben werden, werden auch häufig insgesamt achtundvierzig Rufe gezählt. Dazu soll es noch einen neunundvierzigsten Ruf geben, welcher sich direkt auf Gott bezieht und nicht von Menschen verstanden werden soll.
[Bearbeiten] Die Aethyre
Der Ruf der Aethyre ist der längste der henochischen Schlüssel und wird an einer Stelle um jeweils drei Buchstaben verändert, um den gewünschten Aethyr anzurufen. Über die Aethyre findet sich in Dees Aufzeichnungen nur spärliche Information, dem entsprechend unterschiedlich fallen die Ansätze aus, mit denen diese Aethyre bearbeitet und betrachtet werden. Sie werden in den Schriften des Golden Dawn als geistige Schichten beschrieben, hinter denen sich Gott verbirgt. Dabei soll der dreißigste Aethyr am weitesten von Gott entfernt sein, der erste Aethyr ist ihm dann am nächsten. Gleichzeitig sollen sie mit den vier Wachtürmen und somit mit den vier Elementen verbunden sein. Den Aethyren stehen jeweils drei Gouverneure vor, dem Aethyr mit der Nummer 30 stehen ihrer vier vor. Von diesen Gouverneuren schrieb Dee, es würde jeder von ihnen über einen „Teil der Welt“ gebieten. Die Namen der Gouverneure sind in Form von Siegeln in den vier Wachtürmen und der Tafel der Vereinigung verborgen, ihre Namen bestehen aus jeweils sieben Buchstaben.
Die Erforschung der Aethyre gilt als gefährliche Beschäftigung, welche die Ausübenden nicht selten überfordert.
[Bearbeiten] Beispiel zur Aussprache
Die Aussprache des Henochischen variiert abhängig von der Tradition, in der sie angewendet wird. John Dee schrieb in seinen Aufzeichnungen, die aneinander gereihten Konsonanten sollten durch davor gestellte Vokale aussprechbar gemacht werden. Eine Besonderheit des Henochischen ist die Aussprache des „Z" als „ZOD", in Anlehnung an das griechische „Zeta". Der Golden Dawn nutzte dazu ein von den hebräischen Buchstaben abgeleitetes kabbalistisches System. Es finden sich auch Ansätze, welche versuchen die Sprache so auszusprechen, wie sie geschrieben wird.
Die verbreiteten Übersetzungen der Texte basieren auf den Übersetzungen, welche John Dee und Edward Kelley mehrere Wochen nach den henochischen Texten von den selben Engeln übermittelt worden sein sollen. Aufgrund des geringen Umfangs der Texte und damit sowohl des bekannten Vokabulars, als auch der grammatikalischen Struktur der Sprache, ist eine wissenschaftliche Analyse der Sprache nur stark begrenzt möglich. Zumeist werden zu Versuchen einer Analyse mystische Interpretationen verwendet.
Textbeispiel: (Erster Ruf, erster Satz)
Ol sonf vorsag, goho iad balt, lonsh calz vonpho.
Aussprache: (Nach Golden Dawn)
Ol sonuf vaoresadji, goho IAD balata, elonusahe caelazod vaonupeho.
Übersetzung: (Nach John Dee und Edward Kelley)
I reign over ye, saith the God of Justice, in Power exalted above the Firmament of Wrath.
Ich regiere über euch, sagt der Gott der Gerechtigkeit, in Kraft erhoben über das Firmament des Zorns.
[Bearbeiten] Rezeption
[Bearbeiten] Der Nachlass
Nach Dees Ableben wurde seine Bibliothek an Robert Cotton verkauft, der auch einige von Dees magischen Gerätschaften erwarb. Die in der Bibliothek enthaltenen henochischen Tagebücher deckten den Zeitraum vom 28. Mai 1583 bis 2. April 1587 ab, sowie eine kurze Spanne im Jahr 1607. Cotton's Sohn übergab die Manuskripte später dem Gelehrten Meric Casaubon, der sie schließlich 1659 in einer Kompilation unter dem Titel A True and Faithful Relation (of What passed for many Years Between Dr. John Dee and some Spirits) veröffentlichte.
[Bearbeiten] Elias Ashmole
Die restlichen Aufzeichnungen über John Dees spiritistische Sitzungen waren eine Zeit lang verschollen, da Dee sie im Geheimfach einer Kiste versteckte. 1662 wurden sie durch einen Zufall wieder entdeckt, um 1672 in die Hände von Elias Ashmole zu gelangen. Nach Ashmoles Angabe war etwa die Hälfte der Unterlagen zerstört oder nicht mehr zu entziffern, die Aufzeichnungen über die Arbeiten von Dee in den Jahren von 1581 bis 1585 waren ihm und der Nachwelt jedoch erhalten geblieben. Die Sammlung von Elias Ashmole ging in den Besitz des Britischen Museums über.
Die Sloane Manuskripte 3624-3628 (5 Bände) beinhalten die Aufzeichnungen ausgiebiger Operationen mit dem Henochischen System, während 17 Jahre, von 1671 bis 1688. Drei Magier und ein Medium invozierten praktisch jeden Engel und jede Entität in Verbindung mit dem Henochischen System. Über diese Journale ist bislang wenig bekannt, aber sie enthalten möglicherweise auch nichts von spezieller Signifikanz.
Manche Gelehrte glauben, Elias Ashmole und William Lilly seien zwei der drei involvierten Magier gewesen. Nachforschungen in Ashmoles Tagebüchern lieferten jedoch keinen Hinweis, der auf eine Teilnahme seinerseits schließen lässt, sodass es sich hierbei vielleicht nur um Wunschdenken handelt.
[Bearbeiten] Übersicht der Manuskripte Dee's
Abk. | Titel | Referenz | Jahr | Publikation | Typ | Periode |
---|---|---|---|---|---|---|
LM | Libri Mysteriorum I - V | Sloane Ms. 3188 | 1581-1583 | Peterson 2003 | spirituelles Tagebuch | 1-2 |
TFR | A True and Faithful Relation (of What passed for many Years Between Dr. John Dee and some Spirits) | Appendix MS. XVLI, part 1 & 2 |
1583-1587, 1607 | Casaubon 1659 | spirituelles Tagebuch | 1-3 |
LL | Liber Mysteriorum sextus et sanctus; Liber Loagaeth |
Sloane Ms. 3189 | 1583 | - | spirituelles Tagebuch | 2 |
CA | 48 Claves Angelicæ | Sloane Ms. 3191 | 1584 | Laycock 1994 | spirituelles Tagebuch | 3 |
LS | Liber Scientiæ, Auxilii, et Victoriæ Terrestris | Sloane Ms. 3191 | 1585 | Sothis 1977 | spirituelles Tagebuch | 3 |
HM | De heptarchia mystica | Sloane Ms. 3191 | 1585 | Turner 1983 & 1986 | Grimoire | 1 |
TB | Tabula bonorum angelorum invocationes | Sloane Ms. 3191 | 1585 | Turner 1989 | Grimoire | 1 |
FL | Praefatio Latina in actionem | Ashmole Ms. 1790 I | 1586 | Josten 1965 | unbekannt | unbekannt |
CHM | Compendium Heptarchiæ Mysticæ | Additional Ms. 36674 | 1588 | - | Grimoire | 1 |
[Bearbeiten] Ordensarbeiten
[Bearbeiten] Golden Dawn
Ende des 19. Jahrhunderts erlangte ein Teil von John Dees Aufzeichnungen die Aufmerksamkeit der Gründer des Hermetischen Orden der Goldenen Dämmerung, welche das System als magisch verstanden und ein Einweihungssystem darum konzipierten. Die Fragmente in henochischer Sprache wurden als Formeln zur Beschwörung interpretiert, und durch den Golden Dawn um Elemente aus der ägyptischen Mythologie bereichert.
- Henochisches Schach
Eine weitere Besonderheit des Golden Dawn war der Gebrauch eines Schachspiels, welches auf den Elementartafeln des henochischen Systems aufbaute. Aus den vier Kleinen Ecken der Tafeln werden jeweils sechzehn Felder genommen (die sogenannten „Dienenden Felder“), um für jedes Element ein Spielfeld zu erhalten.
Das Spiel erinnert in seinen Regeln an die Vorläufer des Schach wie Chaturanga. Es wird von bis zu vier Spielern gespielt, jeder steht an einer Seite des Feldes und baut seine Figuren in einer der Ecken auf. Dabei gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, die Figuren zu Beginn einer Partie aufzustellen, abhängig von dem gewählten Spielfeld. Das Spiel und die Figuren orientieren sich in vielen Details an den Lehren des Golden Dawn, so ist jede Figur, einschließlich der Bauern, einem ägytischen Gott zugeschrieben. Die Bauern entsprechen jedoch bei jeder Farbe den selben Gottheiten (Horussöhne) die Offiziere Läufer, Springer, Turm, Dame und König entsprechen bei jeder Farbe anderen Gottheiten.
Im Golden Dawn wurde diese Variante des Schach ritualisiert und für die Divination verwendet. William Butler Yeats beschreibt eine solche Arbeit in seinen Memoiren.
Die Organisationen, welche die Tradition des Golden Dawn weiterführen, sind sich uneins über den Stellenwert des Henochischen.
[Bearbeiten] Astrum Argenteum / Crowley
Die Arbeit mit den Aethyren wurde von Aleister Crowley in seinem Buch Liber CDXVIII: Die Vision Und Die Stimme beschrieben. Der von Crowley verfolgte Ansatz ist durch dieses Buch dokumentiert und wird vom größten Teil seiner Anhänger als maßgeblich angesehen. Es finden sich aber auch andere Arten der Arbeit mit diesen Konzepten. In Crowleys Arbeiten wurde der Aethyr geöffnet und erlebt, daraufhin wurde der Aethyr wieder geschlossen. Während einiger Sitzungen schlossen sich die Aethyre wieder, bevor er sie erleben konnte. Ein anderer Ansatz stellt die charakteristischen Eigenschaften der Aethyre anhand von Crowleys Dokumentation fest und öffnet den Aethyr permanent, d.h. bis ein anderer Aehtyr geöffnet wird. Bei dieser Art der Arbeit spielt, im Gegensatz zu Crowley's Methode, die Reihenfolge der Aethyre keine Rolle, da die mutmaßlichen Eigenschaften der Aethyre im Vordergrund stehen.
- Wachszylinder-Aufnahmen
In den Jahren 1910-1914 machte Aleister Crowley 15 Aufnahmen mit Edison-Wachswalzen, auf denen er unter anderem den ersten und den zweiten henochischen Ruf rezitierte. Diese sogenannten Wachszylinder-Aufnahmen wurden irgendwann im Laufe der Zeit auf 78rpm Dubplates (mit Azetat beschichtete Aluminiumplatten) überspielt, und erstmals 1986 in einer limitierten Auflage von Current 93 auf LP veröffentlicht. Es folgten Veröffentlichungen auf CD von verschiedenen Labels. Die Qualität der Aufnahmen sind zwar dem Originaltonträger und Alter entsprechend, lassen aber Crowleys Aussprache dieser beiden henochischen Rufe erahnen.
[Bearbeiten] Builders of the Adytum
Die Builders of the Adytum (BOTA) lehnen das vom Golden Dawn adaptierte henochische System kategorisch ab, und versuchen aktiv seine Verbreitung zu behindern.
Der Gründer der BOTA, Paul Foster Case, schrieb am 15. Jänner 1933 einen Brief an Israel Regardie. Darin erläuterte er die unterschwelligen Gefahren, der im Golden Dawn praktizierten henochischen Magie. Er spricht dem Henochischen jegliche tragende Eigenschaft in den Golden Dawn-Ritualen ab. Alle diese Ordensrituale könnten genauso präzise ohne dem Henochischen durchgeführt werden, hierbei stützt er sich auf eigene Erfahrungen über einem Zeitraum von 7 Jahren. Case beschränkt sich aber nicht auf den zeremonialmagischen Aspekt des Henochischen im Golden Dawn. Vielmehr sieht er sich auf der sichereren Seite, alles Henochische, das ja einer als dubios verdächtigten Quelle entstamme (offensichtlich eine Anspielung auf Kelley), aus seiner Magie rauszuhalten.
In einem weiteren Brief vom 10. August 1933 meldete Case bei Regardie unter anderem folgende Kritikpunkte an:
- dass es weitestgehend aus Kelley als Medium hervorging.
- dass die Tafeln Teil eines Theaters sind, in dem Kelley Dee davon überzeugen wollte, sie wären die Strippenzieher eines neuen europäisch-politischen Ordens, der den damals regierenden Königreichen nachfolgen würde.
- dass der selbe Engel, der die Tafeln diktierte auch verlangte, dass Kelley und Dee alles gemeinsam haben sollten, einschließlich ihrer Ehefrauen.
- dass das gesamte Projekt zu dem selben schmachvollen Ende kam, welches zu erwarten war bei menschlichen Bemühungen die auf Versprechungen von Geistern basierten.
- dass es keinen triftigen Grund gibt, um anzunehmen das Kelley und Dee, oder ihre Unternehmung, geschweige denn ihre Magie, mit irgendetwas korrespondiert das mit Rosenkreuzertum zu tun hat (dies ist eigentlich nur in Hinblick auf die Fortführung der Golden Dawn-Tradition relevant).
- dass ihm mehr als fünfundzwanzig Fälle persönlich bekannt wären, bei denen die Ausführung der magischen Operationen basierend auf den Ordens-Formeln zu ernstzunehmenden Zusammenbrüchen von Geist und Körper führten.
Seinen letzten Punkt weiter ausführend, zugleich argumentativ an seinen vorherigen Brief anknüpfend, bekundet Case seine Sorge über jene, die sich auf die Golden Dawn Ordens-Formeln verlassen, und durch die Anwendung der selbigen auf ihre eigenen Kosten lernen müssen - dann jedoch vielleicht zu spät -, dass es weitaus mehr in der Magie gibt als die Erreichung von Ergebnissen. Case benennt hierbei Aleister Crowley als möglicherweise bekanntestes Beispiel der unglücklichen Konsequenzen derartiger magischen Operationen.
[Bearbeiten] Order of the Cubic Stone
Ebenfalls unglücklich mit dem henochischen Golden Dawn-Material, war der 1965 in Wolverhampton (England) von Theodore Howard, David Edwards und Robert Turner gegründete Order of the Cubic Stone (OCS) der sich in der Erforschung der henochischen Magie auf die Aufzeichnungen Dees beschränkte, da die Modifikationen durch den Golden Dawn den Mitgliedern des OCS zu ungenau erschienen. Der Orden wurde 1991 für „ruhend" erklärt, nachdem der Ordensleiter Robert Turner Opfer eines tätlichen Angriffs wurde. Während der Jahre 1960-1983 erschien die offizielle Ordenspublikation The Monolith. Ansonsten arbeitete der Orden dezentral im ganzen Land und besaß auch kein zentrales Archiv.
[Bearbeiten] Church of Satan / LaVey
Der Begründer der Church of Satan (CoS), Anton Szandor LaVey, gebrauchte die henochischen Schlüssel in modifizierter Form in seiner Satanic Bible. Dabei ging LaVey ziemlich inkonsequent vor: während er die englischen Übersetzungen kosmetisch und inhaltlich fast vollständig seinen Zwecken anpasste, beließ er die henochischen Schlüssel nahezu gänzlich im Original, änderte nur hier und da ein paar Worte. Auf die komplexen Hintergründe verzichtete LaVey völlig; da die henochischen Schlüssel in der Church of Satan nicht zu magischen Zwecken verwendet werden, sondern um einen befremdenden Effekt (Psychodrama) im Ritual zu erzeugen.
[Bearbeiten] Zusammenfassung und Ausblick
Das Henochische System ist schwer vergleichbar mit den verschiedenen magischen Strömungen, damals wie heute. Eine einheitliche Interpretation der „henochischen" Aufzeichnungen Dees gibt es bislang nicht. Die Ansätze sind teilweise traditionalistisch, teilweise sehr individuell. Dementsprechend findet sich das Henochische auch in chaosmagischen Kreisen. Ein weiterer Ansatz wird als „Henochischer Schamanismus“ bezeichnet.
Zur Zeit erforschen zahlreiche Personen in der ganzen Welt weiterhin das Henochische System. Dees Manuskripte sind seit längerer Zeit digital verfügbar, und die Faszination des Henochischen scheint kein Ende zu nehmen.
[Bearbeiten] Literatur
- Crowley, Aleister (1993). Liber CDXVIII Die Vision & Die Stimme. Bergen: Kersken-Canbaz-Verlag. ISBN 3-8942-3004-5
- Regardie, Israel (1988). Das magische System des Golden Dawn Band III, S. 1255ff. Freiburg: Hermann Bauer Verlag. ISBN 3-7626-0507-6
- Löffler, Ralf (1993). Henoch Jadnah Mad. Bergen: Kersken-Canbaz-Verlag. ISBN 3-8942-3081-9
- Löffler, Ralf. Henoch - Die Magie des Dr. John Dee. Anrufungen in der Engelssprache. Phänomen-Verlag ISBN 3-9333-2194-8
- Satyr (2002). The Black Lodge of Santa Cruz. Kaos-Babalon Press.
[Bearbeiten] Weblinks
- Golden Dawn: Henochische Magie [1]
- Aufsteigender Adler: Henochischer Schamanismus [2]
- Hermetic Library: An Enochian Miscellany [3]
- Benjamin Rowe: Enochian Magick Reference [4]
- Wisdom's Door: Aethyrs [5]
- Henochisch-Englisch Wörterbücher [6] und [7]
- Digitale Scans der henochischen Manuskripte Dees [8]