Hermann Weil
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Hermann Weil (* 18. September 1868 in Steinsfurt (Stadt Sinsheim); † 3. Oktober 1927 in Frankfurt am Main) war ein deutsch-argentinischer Unternehmer mit deutscher Abstammung.
Er absolvierte in Mannheim eine Kaufmannslehre bei dem Getreidegroßhändler Isidor Weismann. Er war das zehnte Kind von 13 Kindern seiner Eltern Josef Weil und Fanny (geb. Götter). Die Familie besaß in Steinsfurt eine alteingesessene Getreidehandlung. Da für Hermann als zehntes Kind kein Platz in der Steinsfurter Firma war, wanderte er 1888 mit zwei seiner Brüder, Samuel und Ferdinand in die Vereinigten Staaten aus.
Bereits 1896 heiratete er Rosa, eine Tochter seines Chefs. Zwei Kinder stammten aus dieser Ehe, Sohn Felix José Weil (1898-1975) und Anita Alicia (1901-1951). Die Ehefrau Rosa starb bereits 1913 an Krebs.
Bald übersiedelten die drei nach Argentinien, da ihnen dort die Chancen für den Getreidegroßhandel besser erschienen. Sie gründeten die Firma Hermanso Weil & Cie., die rasant wuchs und schon 1900 3000 Mitarbeiter mit Niederlassungen an allen für den Getreidehandel strategisch wichtigen Orten beschäftigte. Die Firma hatte auch Filialen in allen bedeutenden europäischen Handelsmetropolen. Unter eigener Flagge fuhren bis zu 60 Schiffen auf allen Meeren.
1907 kehrte Weil aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurück. Gemeinsam mit seinem Bruder Ferdinand und seiner Frau ließ er sich in Frankfurt am Main nieder. Weil ließ in der Zeppelinallee 77 eine prächtige Villa errichten, die noch heute steht. Später wurde sie vom Deutschen Fussballbund zu seiner Zentrale umgebaut, zur Zeit ist eine Werbeagentur hier Mieter.
Er zog sich mehr und mehr vom Geschäft zurück und widmete sich dafür mehr dem politischen Geschehen. Im 1. Weltkrieg fungierte er als Ratgeber der deutschen Wirtschaft und wurde sogar Berichterstatter für Wilhelm II.. Er tauschte sich mit ihm über die Folgen einer U-Boot-Blockade Englands aus. (Quellen dafür nicht bekannt)
Wilhelm II. wollte ihn adeln, wenn er die deutsche Staatsangeörigkeit und den christlichen Glauben annehmen würde. Hermann Weil lehnte ab. (Quellen dafür nicht bekannt)
Nach Beendigung des Krieges ließ sein politisches Interesse nach und er widmete sich mehr und mehr humanitären Aufgaben. Insgesamt spendete er rund 120 Millionen Mark an diverse soziale Einrichtungen, wie Kriegskrüppelfürsorgen, Blindenanstalten, Waisenhäuser und andere. Jahrelang unterstütze er die Frankfurter Universität und gründete das sozialwissenschaftliche Institut für Sozialforschung, das anfangs unter dem Namen Hermann-Weil-Stiftung fungierte und heute noch unter dem Namen Frankfurter Schule für Institut und dort entwickelte Wissenschaftsbeiträge bekannt ist. Dort hatte sich auch sein Sohn Felix Weil engagiert.
Er wollte auf dem jüdischen Friedhof in Waibstadt beigesetzt werden. Da der jüdische Ritus aber verbietet, Urnen auf Friedhöfen beizusetzen, ließ er unmittelbar neben dem jüdischen Friedhof ein Mausoleum für die Urnen von sich, seiner (christlichen) Frau und seiner Pflegerin Steffi Krauth errichten.
Die Beziehungen zu seinem Elternhaus und zu seinen Verwandten hat Weil immer gepflegt. Wenn es ihm möglich war, kam er in sein Elternhaus nach Steinsfurt, wo sein Bruder Adolf lebte. Einen Monat vor seinem Tod war er zuletzt in Steinsfurt. Neben ihm wurden die Urnen seiner Frau und seiner Pflegerin beigesetzt.
[Bearbeiten] Gedenken und Zerstörungen
Am 10. November 1938 wurde das Mausoleum im Rahmen der sogenannten Novemberpogrome geschändet. Die drei Urnen blieben bis heute verschwunden.
2006 gedenken Schüler der Waibstadter Realschule und des Neckarbischofsheimer Gymnasiums des barbarischen Akts und erinnern um 11.30 Uhr auf dem Gelände des Mausoleums am Mühlberg an die Judenverfolgung in Deutschland.
[Bearbeiten] Literatur
- kel: Niemand weiß, wo die Urnen geblieben sind (Waibstadt. Am Hermann-Weil-Mausoleum erinnern heute Schüler an die Nacht vom 9. auf 10. November 1938.) In: Rhein-Neckar-Zeitung vom 10. November 2006.
- Hans Appenzeller: Stadtchronik der Stadt Waibstadt, 1995
- Gunzelin Schmid Noerr, Willem van Reijen (1988, Hrsg.): Grand Hotel Abgrund. Eine Photobiographie der Kritischen Theorie. Hamburg, Junius-Verl., 183 S. ISBN 3-88506-165-1. Seiten 132-133.
- Rolf Hecker: Es begann mit einem Theorieseminar in Thüringen 75 Jahre Frankfurter Schule Die Grünberg-Epoche. In: ND 26./27. Juni 1999 S.15.
- Alfred Konrad: Der Verlauf des Heimattages am 3., 4. und 5. September 1927. In der Waibstadter Zeitung vom 7. 9. 1927
[Bearbeiten] Weblinks
- Informationen zur jüdischen Gemeinde in Steinsfurt und zu H. Weil (alemannia-judaica.de)
- Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Waibstadt und deren Friedhof (alemannia-judaica.de)
Personendaten | |
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NAME | Weil, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-argentinisher Unternehmer |
GEBURTSDATUM | 18. September 1868 |
GEBURTSORT | Steinsfurt |
STERBEDATUM | 3. September 1927 |
STERBEORT | Frankfurt am Main |