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Hermann von Carinthia - Wikipedia

Hermann von Carinthia

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Hermann von Carinthia mit Astrolabium
Hermann von Carinthia mit Astrolabium

Hermann von Carinthia oder Herman Dalmatin (Lateinisch: Sclavus Dalmata, Secundus, slowenisch: Herman Koroški) war ein Philosoph, Astronom (er wird mit einem Astrolabium in der Hand dargestellt), Astrologe, Mathematiker, Übersetzer und Autor. Nach seiner eigenen Aussage war er in "Zentral-Istrien" geboren, ca. 1100, doch nach manchen Quellen stammt er von der Insel Korčula in Kroatien. Er starb ca. 1160.

Carinthia war zu Hermanns Zeit eine Mark des Großherzogtums Carantania, Karantania, Carentania, Korotan oder Karantanija, davon abgeleitet ist der Name Kärnten), dies war bis zum Anschluss an das "Heilige Reich" der erste unabhängige Staat der Slowenen, 595 zum erstenmal als "Gorostan" (Bergland) erwähnt. Sein zweiter Beiname, Sclavus, weist auf seine slowenische Abstammung hin (im 12. Jahrhundert wurde in Carantania auch das bayrische Deutsch gesprochen).

Mit hoher Wahrscheinlichkeit besuchte Hermann eine benediktinische Klosterschule in Istrien. In Chartres besuchte er eine der dortigen Kathedralschulen, Vorgänger der Universitäten. Die Lehrer in Chartres waren Bernhard von Chartres und Thierry von Chartres. Nach 1130 studierte Hermann in Paris. Die Schule von Chartres war bekannt für ihr Interesse am christlichen Platonismus und den Naturwissenschaften, und vielleicht wurde Hermanns Aufmerksamkeit schon in Frankreich auf die arabischen Quellen der klassischen Texte gelenkt.

Einer von Hermanns Kommilitonen in Frankreich war Robert von Ketton, mit dem er vier Jahre lang den Nahen Osten bereiste. Beide Männer wurden Übersetzer aus dem Arabischen. In Konstantinopel und Damaskus nahm Hermann die zeitgenössische arabische Wissenschaft zur Kenntnis. Ca. 1138 kehrte er nach Europa zurück und wirkte als Gelehrter in Spanien und Südfrankreich. Ein großer Teil seiner Arbeit blieb anonym.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Übersetzungen des Korans und anderer islamischer Quellen

Die erste bekannte Übersetzung des Korans in eine europäische Sprache war Teil eines Auftrags von Petrus Venerabilis, einige islamische Texte ins Lateinische zu übersetzen. Diese Version des Korans wurde "Lex Mahumet pseudoprophete" genannt und den Hauptanteil an der Übersetzung hatte Robert von Ketton. Außerdem arbeiteten Petrus Alfonsi (Peter von Toledo) und Mohammed der Sarazene mit. Der Auftrag, der 1143 abgeschlossen wurde, schloss noch andere islamische Texte ein und es scheint, dass Hermann bei diesen die Hauptarbeit geleistet hat (De generatione Muhamet et nutritura eius und Doctrina Muhamet.

[Bearbeiten] Übersetzungen klassischer Autoren

Hermann übersetzte 1143 in Toulouse das Werk Planisphaerium von Ptolemäus nach einer arabischen Übersetzung aus dem Griechischen (mit Kommentaren von Maslam ibn Ahmed al-Majriti, der im 10. Jahrhundert in Córdoba wirkte. Die westeuropäischen Gelehrten lernten die ptolemäische Weltsicht durch dieses Werk kennen, das Hermanns Lehrer Thierry von Chartres gewidmet war. (Lange Zeit glaubte man, diese Übersetzung sei die einzige erhaltene Verbindung zu Ptolemäus´ Original. Später wurde in Istanbul eine weitere arabische Übersetzung gefunden.

Hermann übersetzte auch den "Kanon der Könige" des Ptolemäus, diese Übersetzung wurde lange dem Deutschen Hermann Contractus zugeschrieben.

Euclidis geometria (Elementa) übersetzte Hermann um 1140, vielleicht in Zusammenarbeit mit Robert von Ketton.

[Bearbeiten] Astrologie and Astronomie

Hermanns erste bekannte Übersetzung war das sechste Buch einer astrologischen Abhandlung Liber sextus astronomie des jüdischen Autors Saul ben ibn Bishr. Es wurde 1138 in Spanien unter dem Titel Zaelis fatidica herausgegeben. Bishr schrieb in der griechischen astrologischen Tradition. Seine ersten fünf Bücher wurden erhalten in der Übersetzung von Johannes von Sevilla (Johannes Hispanus). Das sechste Buch enthält Weissagungen, basierend auf den Bewegungen der Planeten und Kometen.

Ca, 1140 übersetzte Hermann das astronomische Werk Kitab al-madkhal ila ilm ahkam al nujum (Einführung in die Astronomie) des Abu Ma'shar. Das Werk enthält Problemstellungen aus der griechischen Philosophie, der arabischen Astronomie und der östlichen Astrologie, und wurde zuerst 1133 von Johannes von Sevilla ins Lateinische übertragen. Hermanns freiere Übersetzung wurde mehrmals unter dem Titel Liber introductorius in astronomiam Albumasaris, Abalachii veröffentlicht (Augsburg 1489; Venedig 1495 und 1506). Ein großer Teil von Hermanns Arbeit wurde in Roger von Herefords Book of Astronomical Judgements eingefügt.

Hermann übersetzte Muḥammad ibn Mūsā al-Ḵwārizmīs astronomische Tabellen (zij) - sie wurden 1126 auch von Adelard von Bath (1075-1164) übersetzt.

Charles Burnett (2001) geht davon aus, dass Hermann mit Robert von Ketton und Hugo (oder Hugh) von Santalla am Liber novem iudicum (Buch der neun Richter) arbeitete, einer Sammlung von Übersetzungen arabischer Astrologen, vor allem al-Kindis. Vielleicht hatten sie die Absicht, die zeitgenössische abergläubische lateinischsprachige Astrologie durch arabische wissenschaftliche Astronomie zu ersetzen. Laut Burnett setzten die Magier der Renaissance die von Herman, Robert und Hugh begründete hermetische Trdition lediglich fort. Bemerkenswert ist, dass Hermann die Fachausdrücke und eine Beschwörung des Ascpelius mit Hugh teilt, vor allem in seinem Werk De essentiis (s.u.)

[Bearbeiten] Eigene Werke

Hermanns Originalwerk zur Philosophie war De essentiis. Darin befasst er sich mit den fünf aristotelischen Kategorien Ursache, Bewegung, Raum, Zeit und Umwelt (habitudo). Er begann diese Abhandlung 1143 in Toulouse und vollendete sie im gleichen Jahr in Beziers. 1982 wurde das Buch in Deutschland aufgelegt.

Auch einige andere Werke werden Hermann zugeschrieben:

  • das Liber imbrium über Meteorologie, 1140/1141
  • De indagatione cordis (Von der Erforschung des Herzens), über Astrologie, darin werden zahlreiche arabische und jüdische Wissenschaftler genannt und zitiert
  • mathematische und astronomische Werke De mensura, De utilitatibus astrolabii, De compositione et usu astrolabii - vor 1143. Hermann war offenbar sehr am Astrolabium interessiert, denn sein Porträt zeigt ihm mit einem solchen Gerät

Viele mittelalterliche Autoren beziehen sich auf Hermanns Werk, z.B. Albertus Magnus im Speculum astronomiae.

Hermann gilt als der wichtigste Übersetzer arabischer astronomischer Texte im 12, Jahrhundert und Botschafter arabischer Kultur in Europa.

[Bearbeiten] Quellen

De indagatione cordis enthalten in: Sheila Low-Beer: Herman of Carinthia: The Liber imbriam, The Fatidica and the De indagatione Cordis, The City University of New York.

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen

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