Homo faber (Buch)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf bitte mit ihn zu verbessern und entferne anschließend diese Markierung. |
Homo faber – Ein Bericht ist der Titel eines 1957 erschienenen Romans von Max Frisch, der 1991 von Volker Schlöndorff als Homo Faber verfilmt wurde. Die Hauptfigur, der Ingenieur und Entwicklungshelfer Walter Faber, geht unwissentlich eine Liebesbeziehung zu seiner eigenen Tochter ein. Im Lauf des Romans muss er durch verschiedene unvorhersehbare Ereignisse innerhalb weniger Monate feststellen, dass seine technische Weltsicht nicht ausreichend für die Erfassung der Wirklichkeit ist und ihn viel Lebensgenuss gekostet hat.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Aufbau und Inhalt
[Bearbeiten] Vorgeschichte
In der Vorgeschichte, die durch Einschübe in die „eigentliche“ Geschichte integriert ist, erhält der Leser wichtige Informationen über Hanna und Elisabeth, wobei die Angaben über Faber selbst knapp bleiben. Chronologisch gesehen beschreibt die Vorgeschichte den Zeitraum von 1933 - 1956. Faber ist wissenschaftlicher Assistent an der ETH Zürich. Dort lernt er die Kunststudentin Hanna Landsberg aus München kennen, eine Halbjüdin und beginnt eine Liebesbeziehung zu ihr. Walter erhält kurz darauf ein lukratives Arbeitsangebot von einer Firma aus Bagdad. Gleichzeitig informiert Hanna ihn über ihre Schwangerschaft. Er reagiert sehr verhalten darauf. Aus diesem Grund weigert sich Hanna kurz vor der standesamtlichen Trauung ihn zu heiraten. Für Faber scheitert die Heirat aus einem lapidaren Grund: er hat lediglich von „deinem“ statt „unserem“ Kind gesprochen. Faber und Hanna trennen sich mit der Vereinbarung das Kind abzutreiben. Faber reist 1936 nach Bagdad ab. Er und Hanna sehen sich nicht wieder. Hanna bringt Elisabeth zur Welt und geht eine Ehe mit Fabers Freund Joachim Hencke ein. Auch diese Beziehung ist nicht von langer Dauer und wird ca. 1937 wieder geschieden. Hanna geht darauf hin nach Paris und arbeitet dort bei einem Verlag, muss jedoch nach dem Einmarsch der Deutschen (1940) nach England fliehen. Nach dem Krieg heiratet sie den deutschen Kommunisten, Herrn Piper, von dem sie sich 1953 wieder scheiden lässt. Daraufhin geht sie mit Elisabeth nach Athen. Dort arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an einem archäologischen Institut. Elisabeth, von Hanna Elsbeth genannt, erhält 1956 ein Jahresstipendium an der Yale-Universität in den USA. Des weiteren erfährt der Leser, dass Faber seit 1956 für die UNESCO als Maschinenbauingenieur tätig ist und seit ca. 1946 in New York wohnt.
[Bearbeiten] Hauptgeschichte
Frisch lässt den Ich-Erzähler Walter Faber rückblickend über die merkwürdige Verkettung von Ereignissen in den letzten fünf Monaten seines Lebens berichten. Die Vorgeschichte ist durch Rückblenden und Einschübe in die Hauptgeschichte eingearbeitet.
[Bearbeiten] Erste Station
Der Roman beginnt mit Walter Fabers Flug von New York nach Houston. Von dort soll es aufgrund eines Montageauftrags weiter nach Caracas gehen. Während der Flugreise nimmt der Techniker mit seinem Sitznachbarn Herbert Kontakt auf. Dieser stammt aus Düsseldorf und ist der Bruder Joachims. Faber reist mit einer Super-Constellation; der Name dieser von Lockheed konstruierten Propellermaschine versinnbildlicht die über den bloßen Zufall hinausgehende Art und Weise, in der sich die Umstände in Fabers Leben konstellieren. Während einer Zwischenlandung denkt Faber darüber nach, den Flug abzubrechen, was aber durch das vehemente Auftreten einer Stewardess vereitelt wird. Zurück im Flugzeug erzählt Herbert von einer Zigarrenfabrik in Guatemala, wo sich sein Bruder aufhalte und eine Plantage leite. Wenig später bemerkt Faber einen Defekt am linken Motor. Nach dem Ausfall des zweiten Motors entschließt man sich zur Notlandung in der mexikanischen Wüste in Tamaulipas. Durch stochastische Überlegungen versucht sich Faber zu beruhigen, er glaube nicht an Schicksal. Während des unverhofften Aufenthalts intensiviert Faber den Kontakt mit Herbert und erfährt, dass dieser der Bruder seines Studienfreundes ist. Zudem schreibt er an Ivy, seiner Affäre in New York, einen Trennungsbrief.
In Mexiko beschließt Faber, seine Dienstreise kurzfristig zu unterbrechen und einen privaten Umweg nach Guatemala zu machen, um zusammen mit Herbert Joachim zu besuchen, wobei sie ihn jedoch erhängt auffinden. Da er von den Indios akzeptiert wird, nimmt Herbert den Posten seines Bruders ein. Faber missfällt die Natur, die er als eklig empfindet.
Weil das für die Montage benötigte Material in Venezuela noch nicht zur Verfügung steht, fliegt Faber zurück nach New York, wo er Ivy vorfindet, welche das Ende der Beziehung nicht hinnehmen möchte. Er entgeht der unangenehmen Situation, indem er Gäste einlädt und statt per Flugzeug eine Schiffsreise nach Europa macht.
Sobald er am Schiff ankommt, erblickt er eine junge Frau mit einem Pferdeschwanz, seine Tochter Sabeth. Später lernt er diese beim Ping-Pong-Spiel kennen, auf das mehrere Gespräche folgen, wobei diese vor allem technischen Inhalts sind. Schon anfangs bemerkt er Ähnlichkeiten mit Hanna, vor allem Bewegungen, ignoriert diese jedoch. Sie erzählt ihm, sie habe ein Semester in Yale studiert und kehre nun zu ihrer Mutter nach Athen zurück. Sie suche deshalb ein billiges Hotel in Paris, dann wolle sie mit Autostopp Italien bereisen, und später möchte sie Stewardess oder Kunstgewerblerin werden. Am letzten Abend auf dem Schiff, der zugleich Fabers 50. Geburtstag ist, macht Faber seiner neuen Bekannten einen Heiratsantrag, obgleich er vor sich verleugnet, für sie Gefühle zu haben. Sabeth fasst diesen als Scherz auf.
Am nächsten Tag kommen sie in Le Havre an, wo sie sich zunächst verabschieden. Faber besucht einige kulturelle Orte in Paris, da er von Sabeths Vorlieben weiß, und findet sie an einem solchen wieder. Er lädt sie in die Opéra ein, was sein erster Besuch wurde. Sein Arbeitskollege Williams schlägt ihm vor, vorerst Urlaub zu nehmen, was er nach einigen Bedenken annimmt. Er erhält dessen Auto, mit welchem er mit Sabeth durch Frankreich und Italien fährt. In Avignon schlafen sie miteinander. Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Sabeth seine Tochter sein muss, was Faber jedoch verdrängt und mit mathematischen Überlegungen zu dementieren versucht. Kurz vor Ankunft in Athen wird Sabeth von einer Schlange gebissen, sodass sich Faber im Spital von Athen wiederfindet und Hanna nach über zwanzig Jahren wiedersieht. Walter erklärt ihr beruhigend, dass die Mortalität bei Schlangenbissen nur 3 bis 10 Prozent beträgt. Hanna ist dafür wenig empfänglich und gestattet ihrem ehemaligen Lebenspartner für eine Weile bei ihr zu wohnen. Es kommt zu weiteren Disputen, die schließlich dahingegen enden, dass sich Hanna in ihr Zimmer sperrt. Bald stellt die Mutter fest, dass es ihrer Tochter schlechter geht, da sie apathisch und verwirrt erscheint. Faber geht Sabeths Situation und die Erkenntnis, dass Sabeth seine Tochter ist sehr nahe, vor allem beim Aufsuchen der Unglücksstelle denkt er viel an seine Geliebte und Tochter, während sich Hanna nur lapidar berührt zeigt.
Am Nachmittag, als sie dann schließlich im Krankenhaus ankommen, wird ihnen gesagt, dass ihre Tochter kurz zuvor an einer nicht diagnostizierten Schädelfraktur gestorben ist.
[Bearbeiten] Zweite Station
Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf bitte mit ihn zu verbessern und entferne anschließend diese Markierung. |
Walter liegt sechs Wochen nach dem Tod seiner Tochter wieder im Spital von Athen. Er wartet auf die Operation seines Magenkrebses, wobei er mit einem tödlichen Ausgang rechnet. Er denkt weiterhin an Sabeth und möchte Hanna heiraten, falls er doch überlebt. Im Krankenhaus verfasst er den Bericht der zweiten Station:
In New York war er nicht so glücklich bei einer dieser Saturday-parties, froh, bald weiterfliegen zu können. Als er bei sich zu Hause anrief, meldete sich jemand anders. Dann besuchte er nochmals Herbert auf der Plantage. Faber regte sich auf, dass Herbert sich nicht um den Nash 55 kümmerte; er war der Meinung, ohne diesen sei Herbert verloren. Doch das kümmerte Herbert nicht, er schickte Walter 20 Indios um ihm zu helfen. Schließlich schaffte es Faber das Auto zu reparieren, doch Herbert will nie mehr in die Zivilisation zurückkehren.
Als Faber schließlich in Caracas ankam, waren zwar – anders als im April – die Teile bereit zur Montage, doch Faber lag zwei Wochen im Hotelzimmer wegen Magenschmerzen. In diesen zwei Wochen schrieb er den ersten Bericht. Danach verbrachte er vier Tage in Kuba, da er keinesfalls New York wiedersehen wollte. Dort fand Faber Ruhe und Frieden, er rauchte Zigarren und erkannte, dass auch er den „American Way of Life“ nicht mehr unterstützen kann. Er unterhielt sich mit einem Mädchen am Strand, ihr Bruder war Zuhälter.
Nach diesem Aufenthalt besuchte er die Firma Hencke in Düsseldorf, die Herbert und seine Zigarrenplantage schon abgeschrieben hatten. Im Büro konnte er aber die Filmspule mit Sabeth ansehen und dachte immer wieder, dass es sie nicht mehr gab. Anstatt auf den Verwaltungsrat zu warten, um den Film über Joachim vorzuführen, verschwand Faber einfach und ließ alles zurück.
Im Zug nach Zürich überlegte er sich urplötzlich: Warum nicht diese zwei Gabeln nehmen, sie aufrichten in meinen Fäusten und mein Gesicht fallen lassen, um die Augen loszuwerden? Was er eigentlich in Zürich wollte, wusste er nicht. Er traf Prof. O. wieder, mit dem er ein Café besuchte. Auf einmal fragte der Professor, wie es denn seiner Tochter ginge. Er habe gedacht, dass es die Tochter sei, erklärt er auf Fabers Frage. Mit dem Flugzeug reiste Faber dann nach Athen, er kündigte unterwegs bei Williams. Als er im Athener Spital eine Untersuchung verlangte, wurde er nicht mehr entlassen, die Operation auf übermorgen angesetzt.
Hanna erklärt, auch sie habe keine Wohnung mehr; zuerst wollte sie ein Jahr auf den griechischen Inseln umherreisen, doch im letzten Moment kehrte sie dann doch zurück. Ihr Posten im Institut war schon wieder vergeben, nichts zu machen. Jetzt führe sie Mittelmeerreisegesellschaften herum, die möglichst viel auf einmal sehen wollten. Faber kann Hanna auch nicht erklären, warum sich Joachim erhängte. Sie wollte das Kind behalten, als Faber 1936 ging, es war nicht Joachims Entscheidung. Sie erzählt ihm, am Anfang sei die Beziehung gut gewesen, gerade weil er nicht der Vater des Kindes war, Joachim mischte sich nicht in die Erziehung ein. Schwieriger wurde es erst, als sich die Erziehungsfragen mehrten, Joachim ertrug es nicht, dass Hanna in allem, was Kinder betrifft, als die einzige und letzte Instanz auftrat. Der Ausspruch „Du tust wie eine Henne!“ habe auch Joachim einmal so gebraucht, denn es hätte gestimmt, sie erzog ein vaterloses Kind, ihr Kind. Joachim hoffte auf ein zweites Kind, so dass er Vater wäre. Was Faber auch nicht wusste war, dass Joachim seine Auswanderung nach Übersee seit 1935 betrieb. Hanna wollte ihn ja nicht verlassen, sie lernte sogar den Beruf einer Laborantin, um ihm helfen zu können, dazu kam es aber nie. Als Joachim erfährt, dass Hanna sich hat unterbinden lassen, kommt es zu einer Kurzschlusshandlung: Joachim meldet sich freiwillig zur Wehrmacht. Hanna opferte ihr ganzes Leben für das Kind. Sie arbeitete in Paris, später in London, in Ostberlin und dann in Athen. Sie unterrichte ihr Kind selbst und lernte mit vierzig Jahren noch Geige, um Sabeth begleiten zu können. Sie fragt ihn, ob er gewusst habe, wie recht er hatte, als er sagte „Dein Kind“ statt „unser Kind“. Sie fragt, ob er ihr verzeihen könne. Hanna will Athen nie wieder verlassen, das Grab ihres Kindes. Es ist Hanna schon schwer genug gefallen, das Mädchen allein auf die Reise zu lassen, wenn auch nur für ein halbes Jahr. Hanna hat immer schon gewusst, dass ihr Kind sie einmal verlassen wird; aber auch Hanna hat nicht ahnen können, dass Sabeth auf dieser Reise gerade ihrem Vater begegnet, der die Ereignisskette in Bewegung brachte. Das Prinzip lautet eins führt zu zehntausend.
[Bearbeiten] Figuren
[Bearbeiten] Walter Faber
Walter Faber, geboren am 29. April 1907 in der Schweiz, ist Ingenieur und hat von 1933 bis 1935 als Assistent an der ETH Zürich gearbeitet. Seit 1946 lebt er in Manhattan und ist Entwicklungshelfer für die UNESCO.
Er ist katholischer Konfession, ledig, hat eine Tochter, Elisabeth/Elsbeth, die er Sabeth nennt.
[Bearbeiten] Fabers Bildnis von sich und der Welt
1. Rationalist:„Ich glaube nicht an Fügung und Schicksal, als Techniker bin ich gewohnt, mit den Formeln der Wahrscheinlichkeit zu rechnen.[...] Ich brauche, um das Unwahrscheinliche als Erfahrungstatsache gelten zu lassen, keinerlei Mystik, Mathematik genügt mir.“ (Homo faber, S.23 Suhrkamp BasisBibliothek-Ausgabe) „Ich mache mir nichts aus Romanen - so wenig wie aus Träumen“ (S. 15) „Was ist denn meine Schuld? Ich habe sie auf dem Schiff getroffen, als man auf die Tischkarten wartete, ein Mädchen mit baumelndem Rossschwanz vor mir. Sie war mir aufgefallen. Ich habe sie angesprochen, wie sich Leute auf einem solchen Schiff eben ansprechen.“
2. Abneigung gegenüber der Natur, die sich seiner Beherrschung durch Technik entzieht: „Ich fühle mich nicht wohl, wenn unrasiert; nicht wegen der Leute, sondern meinetwegen. Ich habe das Gefühl, ich werde etwas wie eine Pflanze, wenn ich nicht rasiert bin....“ (S. 29)
3. Der Mensch als Mangel- und sterbendes Wesen „Ich habe sie immer gefürchtet; was man auch dagegen tut: ihre Verwitterung. Überhaupt der ganze Mensch! – als Konstruktion möglich, aber das Material ist verfehlt: Fleisch ist kein Material, sondern ein Fluch.“ (S. 186)
4. Bindungsunfähigkeit „Ich kannte ihre Vorwürfe und hatte sie satt. Dass ich grundsätzlich nicht heirate, das hatte ich oft genug gesagt, zumindest durchblicken lassen, zuletzt aber auch gesagt, und zwar auf dem Flugplatz, als wir drei Stunden lang auf diese Super-Constellation hatten warten müssen. Ivy hatte sogar geweint, somit gehört, was ich sagte.“ (S. 33)
5. Abschätziges Frauenbild „Sie schauen tagelang zu, wie ich den Motor zerlege. Die Mütter gaffen auch zu, sie kommen nicht aus dem Gebären heraus, scheint es, sie halten ihren letzten Säugling an der braunen Brust, abgestützt auf ihrer neuen Schwangerschaft, so stehen sie da, während ich den Motor putze, und gaffen, ohne ein Wort zu sagen, da ich sie nicht verstehe.“ (S.182) Sein negatives Frauenbild verdeutlicht sich außerdem in seiner abwertenden Naturbeschreibung (zum Beispiel „Monatsblut“ für die Farbe eines Tümpels im Morgenrot) Des Weiteren unterstellt er Frauen den „Automatismus der Instinkte“, welchen er als das komplette Gegenteil des menschlich-rationalen Denkens sieht, da er etwas Natürliches darstelle. Faber, der sich selbst als Anhänger dieser Denkweise sieht, wertet somit die aus seiner Sicht durch Frauen symbolisierte weibliche Naturverbundenheit kategorisch ab.
6. Der „Homo Faber“ Bezeichnung von Hanna für ihn. Zudem Hauptthema des Romans. Frisch kritisiert die Reduzierung der Welt auf Technik und die ungleiche Behandlung von Mann und Frau.
[Bearbeiten] Fabers Lebenswandel: „Mein Entschluß, anders zu leben“ (S. 175)
Man kann eine Wandlung Fabers im Laufe des Romans feststellen, die vor allem an der sprachlichen Gestaltung sichtbar wird. Anfangs berichtet Faber in Erzählblöcken, die linear aufeinander folgen und aufgefasste Gegebenheiten wiedergeben. Faber ist ein einfacher Protokollant, der sachlich und durchaus genau seinen „Bericht“ erstattet. Er verfasst alles in einer eindimensionalen Sprache, die den Anschein geben soll, nur auf expliziten Gegebenheiten zu beruhen. Jedoch merkt man immer wieder, dass Faber eigentlich ein empfindsamer und nachdenklicher Protagonist ist. Beispielsweise wenn er bestreiten will, dass in schwarzen Agaven „schwarze Seelen“ zu erkennen sind, wie es andere Menschen meinen würden. Kaum gesteht er sich jedoch ein, dass es Schönheit in der Natur oder Schicksal geben könnte, versucht er die Gedanken durch rationale Überlegungen im Gebiet der Stochastik u.a. zu unterbinden. Es gelingt ihm jedoch nicht, einen vollständigen sachlichen Bericht zu schreiben, oftmals unterbrechen Einschübe seiner Gedanken den Erzählfluss.
In seinen Prinzipien lässt sich eine gewisse Diskontinuität entdecken. Auf der einen Seite lehnt er gegenüber Ivy das Heiraten ab, auf der anderen wünscht er sich gegen Ende, Hanna zu heiraten.
Im Laufe der Handlung gelingt es Faber immer weniger, seine Gefühle zu unterdrücken und auf seiner Rolle als Techniker zu beharren. Seine Erlebnisse in Kuba bringen ihm ein bisher völlig neues Verhältnis zur Umwelt. Er sieht in ihr eine Schönheit und seine Scheu zu den Mitmenschen verschwindet, er streichelt beispielsweise einen kleinen Jungen. Bei der Filmvorführung in Düsseldorf gesteht er sich alle Emotionen ein, die er zu Sabeth hatte. Letztlich bemerkt Faber, dass sein technischer Blick auf die Welt dieser nie gerecht wurde und nie vollständig erfassen konnte.
[Bearbeiten] Ivy
Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf bitte mit ihn zu verbessern und entferne anschließend diese Markierung. |
Ivy, verheiratet mit einem Beamten in Washington, ist Fabers Geliebte, zu der er ein oberflächliches Verhältnis unterhält: „Ivy war Mannequin, sie wählte eine Wagenfarbe, die zu ihrem Lippenstift passte.“ Seine Beziehung zu ihr ist rein funktional. Ihr Name „Ivy" heißt Efeu, und so heißen für mich eigentlich alle Frauen.“ (S. 91) Diese Macho-Einstellung zeigt zweierlei: die Frau als gesellschaftliches Schmuckwerk des Mannes, aber auch als Sumpfgewächs(vgl. S. 18), das den Mann mehr und mehr umklammert: „Ich kannte nur ihren ewigen Vorwurf, dass ich überhaupt keinen Geschmack habe und dass ich sie nicht heirate.“ (S. 31) Ivy liest seine Hand und weint „als sie von meiner kurzen Lebenslinie redete.“ (S. 61) Als Vertreterin des Weiblichen hält er es nicht länger in ihrer Gegenwart aus und flieht mit dem Schiff nach Europa. Ivy symbolisiert außerdem eine „typische“ Vertreterin des „American way of life“.
[Bearbeiten] (Eli)Sabeth
Sabeth ist die Tochter von Hanna und Walter. Ihr richtiger Name ist Elisabeth. Sie ist fröhlich und optimistisch. Sie kann sich im Gegensatz zu Faber an natürlichen Dingen erfreuen. Sie hat viele Interessen, ist klug, gebildet und offen für Neues. Positiv fällt auf, dass sie eine gewisse Vorstellungskraft und Phantasie besitzt und diese auslebt, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren. Sie interessiert sich sehr für die alten Ruinen in den italienischen Städten und versucht Walter von deren Schönheit zu überzeugen. Dies gelingt ihr allerdings nur mäßig. Faber sieht in ihr ein naives Kind, welchem er überlegen ist, und seine Jugendliebe Hanna, beziehungsweise vergleicht ihre Handlungsweisen und Charakterzüge mit denen Hannas, was zugleich eine Vorausdeutung auf ein späteres Wiedersehen mit ihr ist. Neben Hanna ist sie auch die Einzige, die zu ihm und seiner von Technik umgarnten Welt durchdringen kann.
[Bearbeiten] Hanna Piper, geb. Landsberg
Hanna ist eine aus München stammende Halbjüdin, die 1938 nach Paris emigriert. Sie studiert Kunstgeschichte um anschließend als selbstständige Archäologin in Athen zu arbeiten. Sie lebt zeitweise mit einigen Männern (Walter Faber, Joachim Hencke, Herrn Piper) zusammen, will jedoch unabhängig von ihnen sein. Sabeth sieht sie immer als ihre eigene Tochter an, an deren Erziehung sie niemanden teilhaben lässt, denn für Hanna braucht ein Kind keinen Vater. Hanna ist sehr emanzipiert und entspricht nicht den Stereotypen von Fabers Frauenbild. Nach Sabeths Tod verfällt sie in eine Stimmung, die einer Maschine sehr ähnlich ist. Schweigend kommt sie immer wieder in das Zimmer des kranken Fabers. Nur kurz nach dem Tod Sabeths offenbart sie ihre Gefühle, indem sie auf Faber mit Fäusten einschlägt. Sie selbst empfindet ihr Leben als verpfuscht, was Faber jedoch auf Grund ihrer Intelligenz und ihres beruflichen Erfolges zurückweist. An dieser Stelle wird deutlich, dass die Erwartungen an das Leben und an das Glück sehr unterschiedlich aussehen. Faber sieht in ihr die Karrierefrau von morgen, übersieht dabei aber, dass das Leben eines Menschen nicht auf dessen beruflichen Erfolg zu reduzieren ist. Hanna hingegen erkennt, dass sie nie so wirklich glücklich war. Sie hatte Pech mit den Männern, hat sie vielleicht teilweise gar selbst vertrieben und sieht nun den einzigen Pol des Glücks in ihrem Leben (Elisabeth) von sich gehen.
[Bearbeiten] Herbert Hencke
Herbert Hencke ist Joachims Bruder; er stammt aus Düsseldorf und trifft während der Flugreise, die zur Notlandung führt, auf Walter Faber. Er war im 2. Weltkrieg an der Ostfront, und ist überzeugt, dass alle Russen von Grund auf böse und nur durch Waffengewalt zu belehren sind. Faber stört sich sehr an dieser geschwätzigen und einfältigen Art. Als er in Guatemala gemeinsam mit Faber seinen Bruder Joachim findet, der sich erhängt hat, verfällt er in eine Art Schockzustand, beschließt seine Familie und seinen Beruf aufzugeben und das verflossene Leben seines Bruders weiterzuführen, ohne Ziele, ohne Pläne. Der Schockzustand verrinnt in Resignation und Gleichmut, welche seitdem sein Leben bestimmen.
[Bearbeiten] Marcel (Ruinenfreund)
Marcel ist ein junger Amerikaner, den Faber und Herbert auf dem Weg zu Joachims Plantage kennenlernen. Er verbringt seine Ferien damit, Kopien von den steinernden Reliefs der Maya-Pyramiden mit Hilfe Pauschpapier und schwarzer Kreide anzufertigen. Marcel ist fest davon überzeugt, das durch Fotografieren das Bildnis stirbt. Faber kann ihn nicht ernst nehmen - er fühlt sich aber dennoch von Marcel mit seiner eigen Denk- und Lebensauffassung konfrontiert, da Marcels Weltbild dem seinen entgegengesetzt ist.
[Bearbeiten] Chronologie der Ereignisse
[Bearbeiten] Erste Station
1957
24. März | abends: Abflug Fabers aus New York (Die „Hochburg der Technik“) |
25.-28. März | Notlandung und Aufenthalt in der Wüste Mexikos (Tamaulipas) |
29.-30. März | Aufenthalt in Campeche |
31. März-5. April | Aufenthalt in Palenque |
9. April | Ankunft auf J. Henckes Plantage in Guatemala, ein Tag später (vermutlich) Rückkehr nach Palenque |
19. April | Faber in Caracas (Venezuela) |
21. April | Reise nach New York zu Ivy |
22.-30. April | Schiffsreise von New York nach Le Havre |
29. April | Fabers 50. Geburtstag auf dem Schiff; letzter Abend an Bord; Heiratsantrag an Sabeth |
1. Mai | Paris |
13.-25. Mai | Italienreise mit Sabeth, Überfahrt nach Korinth |
13. Mai | Mondfinsternis, Erste Übernachtung und intimes Zusammensein |
26.-27. Mai | Nacht in Akrokorinth |
27. Mai | mittags: Sabeths Unfall am Strand von Theodohori |
27. Mai | Aufenthalt in Athen, Wiedersehen mit Hanna, Übernachtung in ihrer Wohnung |
28. Mai | morgens - mittags: abermals Fahrt nach Theodohori; 14 Uhr: Tod Sabeths durch Hirnblutung |
29. Mai | Paris |
[Bearbeiten] Zweite Station
31.05.-01.06. | Faber befindet sich wieder in New York |
02.06. | Flugreise nach Merida, Weiterfahrt nach Campeche und Palenque. Besuch bei Herbert Hencke auf der Plantage in Guatemala |
20.06.-08.07. | Aufenthalt in Caracas, ab 21.06. verfasst Faber, während seines Krankenhausaufenthaltes, den ersten Teil des Berichts |
09.07.-13.07. | Faber in Havanna (Kuba) |
15.07. | Düsseldorf, Filmvorführung, kurzer Aufenthalt |
16.07. | Zürich |
18.07. | Athen (Symbol der Vergangenheit) |
19.07.-21.07. | Krankenhaus in Athen, wo Faber den zweiten Berichtteil und Tagebuch (kursiv-druck) schreibt |
21.07. | 8:05 Uhr: Operation (Faber vermutet, dass er Magenkrebs hat); die Aufzeichnungen (Bericht) brechen ab |
[Bearbeiten] Entwicklung der Beziehung zu Sabeth
- Faber beobachtet Sabeth von Anfang an und baut eine eigene Beziehung zu ihr auf.
- Sie erinnert ihn an Hanna. Er vergleicht sie mit ihr.
- Er tritt ihr als Lehrer gegenüber, der sie zum Beispiel über die Technik im Maschinenraum des Schiffes aufklären will.
- Er ist fasziniert von ihrer Jugend.
- Er ist eifersüchtig auf einen Baptistenpfarrer, der oft Sabeth aufsucht, und ihren „Schnäuzchenfreund“.
- Er fühlt sich alt in der Gegenwart von Sabeth, manchmal verhält er sich fast väterlich.
- Er sorgt sich um sie. Sie soll nicht Stewardess werden oder per Anhalter nach Rom fahren.
- Er denkt viel an Sabeth und viel über Sabeths Verhalten in seiner Gegenwart nach.
- Er macht ihr einen Heiratsantrag am Ende der Schiffsreise, den Sabeth nicht ernst nimmt.
- Faber und Sabeth gehen gemeinsam auf Reisen.
- In Avignon kommt es zum Geschlechtsverkehr.
[Bearbeiten] Zitate
- Max Frisch über Homo Faber: Dieser Mann lebt an sich vorbei, weil er einen allgemein angebotenem Image nachläuft, das [...] von ,Technik´. Im Grunde ist der ,Homo Faber´, dieser Mann, nicht ein Techniker, sondern er ist ein verhinderter Mensch, der von sich selbst ein Bildnis hat machen lassen, das ihn verhindert, zu sich selber zu kommen. (zitiert nach Schmitz, Suhrkamp-Verlag)
[Bearbeiten] Literatur
- Manfred Eisenbeis: Lektürehilfen Max Frisch, „Homo faber“. 15. Aufl. Stuttgart: Klett, 2003. ISBN 3-12-922306-1
- Hans Geulen: Max Frischs „Homo faber“. Studien und Interpretationen. Berlin: De Gruyter, 1965.
- Mona und Gerhard P. Knapp: Max Frisch: Homo faber. Frankfurt am Main: Diesterweg, 1987. ISBN 3-425-06043-0
- Manfred Leber: Vom modernen Roman zur antiken Tragödie. Interpretation von Max Frischs „Homo faber“. Berlin: De Gruyter, 1990. ISBN 3-11-012240-5.
- Matzkowski, Bernd: Max Frisch: Homo faber. Königs Erläuterungen und Materialien (Bd. 148). Hollfeld: Bange Verlag 2005. ISBN 978-3-8044-1783-0
- Reinhard Meurer: Max Frisch, „Homo faber“: Interpretation. 3. Aufl. München: Oldenbourg, 2002. ISBN 3-486-88610-X
[Bearbeiten] Weblinks
- Homo faber Links
- Warum Homo Faber das Lieblingsbuch der Bischöfin Margot Käßmann ist - Artikel von Manuel J. Hartung (Die Zeit, 4/2004)
- Englisches Gedicht zum Charakter respektive Gedankengut des Homo faber