Indigene Sprachen in Mexiko
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Indigene Sprachen in Mexiko | |
Sprache | Anzahl Sprecher |
---|---|
Aztekisch (Nahuatlahtolli) | 1.659.029 |
Maya von Yucatán (Maaya t'aan) | 892.723 |
Mixtekisch (Tu'un savi) | 510.801 |
Zapotekisch (Benezaa) | 505.992 |
Tzotzil (Batsil k'op) | 356.349 |
Tzeltal (K'op o winik atel) | 336.448 |
Otomí (Hñä hñü) | 327.319 |
Totonakisch (Tachihuiin) | 271.847 |
Mazatekisch (Ha shuta enima) | 246.198 |
Chol (Winik) | 189.599 |
Huaxtekisch (Téenek) | 173.233 |
Chinantekisch (Tsa jujmí) | 152.711 |
Mazahua (Jñatio) | 151.897 |
Tarasco (P'urhépecha) | 136.388 |
Mixe (Ayüük) | 135.316 |
Tlapanekisch (Me'phaa) | 119.497 |
Tarahumara (Rarámuri) | 87.721 |
Mayo (Yoreme) | 60.093 |
Amuzgo (Tzañcue) | 48.843 |
Chatino (Cha'cña) | 47.762 |
Tojolabal (Tojolab'al, Tojolwinik otik) | 44.531 |
Popoluca (Tuncápxe) | 44.237 |
Chontal von Tabasco (Yokot t'an) | 43.850 |
Huichol (Wixárika) | 36.856 |
Mayo (Yoreme) | 34.770 |
Tepehuán (O'odham) | 30.339 |
Trique (Tinujéi) | 24.491 |
Cora (Naáyarite) | 19.512 |
Popoloca (Oto-Mangue) | 18.926 |
Huave (Ikoods) | 16.135 |
Cuicatec (Nduudu yu) | 15.078 |
Yaqui (Yoreme) | 15.053 |
Kanjobal (Q'anjob'al) | 10.833 |
Tepehua (Hamasipini) | 10.625 |
Pame (Xigüe) | 9.768 |
Mam (Qyool) | 8.739 |
Chontal de Oaxaca (Slijuala sihanuk) | 5.534 |
Chuj | 2.143 |
Tacuate | 2.067 |
Chichimeca Jonaz (Uza) | 1.987 |
Guarijío (Makurawe) | 1.905 |
Chocho (Runixa ngiigua) | 1.078 |
Pima (O'odham) | 836 |
Kekchí (Q'eqchi) | 835 |
Lakandonisch (Hach t'an) | 731 |
Jakaltekisch (Abxubal) | 584 |
Ocuilteco (Tlahuica) | 522 |
Seri (Concaac) | 518 |
Ixcatec | 406 |
Quiché (K'iche') | 286 |
Cakchiquel (Kaqchikel) | 230 |
Paipai (Akwa'ala) | 221 |
Cucapá (Es péi) | 206 |
Mototzintleco oder Mocho (Qatok) | 186 |
Kumiai (Ti'pai) | 185 |
Pápago (Tohono o'odam) | 153 |
Kickapoo oder Kikapú (Kikapooa) | 144 |
Ixil | 108 |
Cochimí (Laymón, mti'pá) | 96 |
Kiliwa (Ko'lew) | 55 |
Aguacatec (Awakatek) | 27 |
Andere Sprachen 1 | 337 |
1 einschließlich Ópata, Soltec und Papabucan |
|
Quelle: CDI (2000)[1] |
Mexiko gehört zu den Ländern mit der größten Anzahl indigener Sprachen. Neben dem Spanischen, welches de facto die einzige Amtssprache ist, erkennt Mexiko seit 2003 gesetzlich 62 indigene Sprachen als „Nationalsprachen“ (lenguas nacionales) an. Nach Angaben der „Nationalen Kommission für die Entwicklung der indigenen Völker“ Mexikos (CDI) sind 13% der Bevölkerung als indigen einzustufen, obwohl die letzte Volkszählung 2000 nur 7,1% der Gesamtbevölkerung als Muttersprachler indigener Sprachen auswies und weniger als 1% einsprachig Indigene.
Die am meisten gesprochenen indigenen Sprachen sind Nahuatl mit über 1,6 Millionen (verstreut über mehrere Bundesstaaten) und Mayathan (Maya auf der Halbinsel Yucatán) mit fast 900.000 Sprechern. Es gibt insgesamt 16 indigene Sprachen mit mehr als 100.000 Sprechern in Mexiko, mehr als in jedem anderen Land Amerikas.
Vor der Eroberung Mexikos durch die Spanier wurden weit über hundert Sprachen auf dem Gebiet des heutigen Mexiko gesprochen. Einige davon hatten als Handelssprachen überregionale Bedeutung. Das Nahuatl war durch mehrere Einwanderungswellen aus dem Norden nach Zentralmexiko gelangt und wurde durch die Hochkulturen der Tolteken, der Tepaneken und schließlich der Mexica (Azteken) zur Prestigesprache Mesoamerikas. Wichtigste Kultur- und vollwertige Schriftsprachen im Kulturraum der Maya (Yucatán, Zentralamerika) waren das Mayathan und das Chol. Im Gebiet des heutigen Oaxaca waren wiederum das Mixtekische und Zapotekische als Verkehrssprachen wichtig.
Nach der Conquista wurde zunächst noch das Nahuatl als Missionssprache bevorzugt und so - in begrenztem Maße - weiterverbreitet. Gestützt wurde dies durch einen Erlass Philipps II. von Spanien von 1570, Nahuatl zur offiziellen Sprache in Neuspanien für die Kommunikation zwischen Weißen und Indigenen zu machen. Über ein Jahrhundert später, 1696, erließ Karl II. von Spanien ein Dekret, dass allein Spanisch die Amtssprache im spanischen Kolonialreich zu sein habe.
Der beschleunigte Niedergang der indigenen Sprachen begann jedoch erst nach der Unabhängigkeit Mexikos, als die herrschenden Kreolen ihre Sprache, das Spanische, als Amtssprache durchsetzten. So sollen 1820 noch etwa 60% der Bevölkerung indigene Sprachen gesprochen haben, während 1889 der Anteil nach Angaben des Geografen Antonio García Cubas bereits auf 38% gefallen war. Die Volkszählung von 2000 ergab einen Anteil von nurmehr 7,1%. Die Daten aus dieser Zählung zeigen, dass die meisten indigenen Sprachen Mexikos hochgradig gefährdet sind, da sie nur noch von wenigen Kindern gelernt werden. Dies gilt - zumindest in wesentlichen Teilen ihres Sprachgebiets - selbst für die „großen“ indigenen Sprachen wie z. B. Nahuatl, Mayathan und Otomí.
Die Verwirklichung des Rechts auf Schulbildung für alle, aber eben nur in der Amtssprache Spanisch, nach der mexikanischen Revolution und der damit auch erleichterte soziale Aufstieg dürfte dabei zur Beschleunigung der Assimilierung beigetragen haben. Bis in die jüngste Vergangenheit war das erklärte Ziel der mexikanischen Regierung (wie auch anderer lateinamerikanischer Staaten) die Hispanisierung der indigenen Bevölkerung, die auch als „Befreiung von der Rückständigkeit“ verstanden wurde. Wichtig ist jedoch anzumerken, dass bei Volkszählungen regelmäßig die Kenntnis einer Sprache mit geringem Ansehen verleugnet wird und so zu niedrige Zahlen für indigene Sprachen ermittelt werden (underreporting).
Einen Wendepunkt in der offiziellen Politik stellen die 1990er Jahre dar, in denen erstmals auch auf internationaler Ebene in Amerika die so genannte Interkulturelle Zweisprachige Erziehung (Educación Intercultural Bilingüe, EIB oder EBI) thematisiert wurde. Aus diesen Jahren stammt die Festlegung im zweiten Artikel der mexikanischen Verfassung, dass Mexiko eine multikulturelle Nation sei und das Recht der indigenen Völker anerkenne, "ihre Sprachen zu erhalten und zu bereichern..." und der Staat die EIB fördere[2].
2003 beschloss das mexikanische Parlament das "Allgemeine Gesetz über die sprachlichen Rechte der indigenen Völker", das Spanisch und die indigenen Sprachen Mexikos auf Grund ihres historischen Hintergrunds als "Nationalsprachen" anerkannte und den indigenen Sprachen "die selbe Gültigkeit in ihrem Territorium, Gebiet und Kontext" zusprach. Auf Grund dieses Gesetzes dürfen Indigene amtliche Unterlagen in ihrer Sprache vorlegen und anfordern. Der Staat ist hiernach verpflichtet zum Erhalt und der Förderung des Gebrauchs der Nationalsprachen durch die Tätigkeit des "Instituts für Indigene Sprachen"[3].
Mit etwa zehn Millionen Sprechern indigener Sprachen hat Mexiko die zweitgrößte absolute Anzahl indigener Sprecher in Amerika nach Peru. In prozentualer Hinsicht liegt es jedoch hinter Paraguay (Guaraní über 90%), Bolivien (ca. 60%), Guatemala (42,8%), Peru (35%), Ecuador (9,4%) und Panama (8,3%) erst an siebter Stelle.
Karten der indigenen Sprachen in Mexiko | |||
![]() |
![]() |
![]() |
|
Sprachen mit mehr als 100.000 Sprechern. | Sprachen mit 20.000 bis unter 100.000 Sprechern | Sprachen mit unter 20.000 Sprechern |
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Comisión Nacional para el Desarrollo de los Pueblos Indígenas, http://cdi.gob.mx/index.php?id_seccion=660
- ↑ Mexikanische Verfassung, http://constitucion.presidencia.gob.mx/index.php?idseccion=11&ruta=1
- ↑ Ley general de derechos linguísticos de los pueblos indígenas, http://www.inali.gob.mx/pdf/LGDLPI.pdf