Kantatengottesdienst
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Ein Kantatengottesdienst ist ein christlicher Gottesdienst, bei dem die kirchenmusikalische Aufführung einer geistlichen Kantate im Mittelpunkt steht. Die Aufführung der Kantate ist dann verwoben mit der Liturgie. Ein Kantatengottesdienst wird gemeinsam von einem Geistlichen und einem Kirchenmusiker oder Kantor vorbereitet und verantwortet. Der Kantatengottesdienst enthält sowohl Momente eines Konzertes als auch den Grundcharakter eines Gottesdienstes, was seine Spannung, aber auch seinen besonderen Reiz ausmacht. Besonders gelungen ist ein Kantatengottesdienst, wenn die dichte Verzahnung von dargebotener Musik, gesprochenem Wort und gefeierter Liturgie gelingt.
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[Bearbeiten] Praktische Aspekte
[Bearbeiten] Liturgisch
Teile der Kantate können als Teil der Liturgie aus dem Proprium oder Ordinariumsteil fungieren, beispielsweise als Halleluja-Rufe oder Gebetsteile. Mitwirkende bei einem Kantatengottesdienst sind in der Regel Vokalisten (begleitet durch Instrumentalisten), denn bei dieser Gottesdienstform geht es neben der Musik schwerpunktmäßig um das Wort und um die Inhalte der Kantate.
[Bearbeiten] Predigt im Kantatengottesdienst
In der Regel wird im Kantatengottesdienst über einen geistlichen Aspekt der aufgeführten Kantate gepredigt oder aber der Bibeltext ausgelegt, der der Kantate zu Grunde liegt, so dass Kantate und Gottesdienst eine enge Verbindung eingehen und dabei ein liturgisches Gesamtkunstwerk entsteht. Kirchenjahreszeitliche Hinweise, die sich aus der Entstehungsgeschichte einer Kantate ergeben (z.B. Adventskantaten, Weihnachtskantaten, Passionskantaten), können ebenfalls aufgegriffen und in Beziehung zur entsprechenden Liturgie bzw. Predigt gesetzt werden.
[Bearbeiten] Hymnologisch
Enthält die Kantate ein Gesangbuchlied oder eine Kirchenliedstrophe (z.B. die Bachkantate „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ (BWV 100)), dann wird der Gottesdienst in der Predigt und in der Auswahl der Gemeindelieder daran nicht vorbeigehen, sondern diesen Aspekt vertiefen. Hier wird dann unter Umständen die Grenze zum Liedgottesdienst berührt.
[Bearbeiten] Kantatenkompositionen im Kantatengottesdienst
Zu den wichtigsten Kantaten-Komponisten, die sich für christliche Kantatengottesdienste eignen, zählen vor allem die Meister des Barockzeitalters: Dietrich Buxtehude, Nicolaus Bruhns, Matthias Weckmann, Vincent Lübeck, Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann, die Kantaten vorwiegend, aber nicht ausschließlich, für den kirchlichen und liturgischen Gebrauch komponierten. Aber auch die Moderne bietet interessante Kirchenkantaten von Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts, z.B. Rolf Schweizer, Paul Ernst Ruppel, die sich für die Darbietung in Kantatengottesdiensten eignen.
[Bearbeiten] Literatur
- Wolfgang Böhme: Johann Sebastian Bach - Prediger in Töne, Karlsruhe 1985, ISBN 3-88450-064-3
- Martin Petzoldt: Bach als Ausleger der Bibel, Göttingen 1985, ISBN 3-525-57179-8