Barock
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Das (der) Barock ist der in Europa vorherrschende Kunststil von etwa 1600 bis 1750. Er ging von Italien aus und verbreitete sich über ganz Europa und in einigen Kolonien. Auch das entsprechende Zeitalter wird oft „Barock“ genannt.
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Der Begriff „Barock“
Die Bezeichnung dieser Epoche geht auf das 17. Jahrhundert zurück und leitet sich vom portugiesischen barroca oder italienischen barocco (schiefrund, eigenartig) ab in Anklang an die so genannte pérola barroca (unregelmäßig geformte Perle). Die genaue Etymologie ist unsicher (lat. veruca, Wucherung?). Es wird eine Beeinflussung im Französischen durch den Namen des Syllogismus baroco angenommen, mit dem in der Renaissance das verschnörkelte Denken und Argumentieren der Scholastik verspottet wurde. Erwin Panofsky favorisiert diese Bedeutungsherleitung: „Derart kam es zustande, dass das Wort Baroco dazu diente, alles Wild-Verworrene, Unklare, Wunderliche und Nutzlose zu kennzeichnen“ (What ist baroque?, 1935; siehe unter „Literatur“). Demgemäß wurde die Bezeichnung barock zunächst abwertend gebraucht, und steht heute auch für verschnörkelt, überladen und vereinzelt für seltsam-grotesk. Die geistige Grundlage des Barock ist trotz aller Verbindung völlig anders als die der Renaissance: Nicht mehr Optimismus, sondern Pessimismus prägt das Lebensgefühl, die Zeitereignisse (Dreißigjähriger Krieg) haben den mittelalterlichen Dualismus zwischen Diesseits und Jenseits wiederbelebt. Doch diesem Absturz folgte ein neuer Aufstieg: im Pietismus wie in der Frühaufklärung bildeten sich aktive Freundeskreise, die gemeinsam das Elend des Lebens bekämpften, den Armen halfen, naturwissenschaftliche Forschung betrieben und den internationalen Austausch beförderten. Das barocke Streben nach Unendlichkeit führte in der Mathematik zur Entdeckung der Infinitesimalrechnung.
Im 19. Jahrhundert verstand man unter Barock ausschließlich die der Renaissance folgende Kunstepoche zwischen etwa 1570/1600 und 1750. In diesem Sinne hat Jakob Burckhardt seit 1855 das Wort verwendet. Diese Terminologie wurde in anderen Sprachen übernommen und bald international verwendet. Der Literaturhistoriker Fritz Strich (1882-1963) übertrug den Begriff Barock auf die Literatur des 17. Jahrhunderts. Im 20. Jahrhundert setzte sich der Begriff Barock für die gesamte historische Epoche durch.
- In der Kunstgeschichte gilt die Einteilung für die Baukunst, die bildende Kunst und für die Musik, wobei die Epochengrenzen zwischen den Künsten abweichen. Barock wird auch als Zeitalter der Theatralik und Inszenierung bezeichnet. Die Barockmusik ist regelhaftig und pathetisch. Kunstgeschichtlich wird der Barock unterteilt in die Epochen Frühbarock, Hochbarock und Spätbarock. Die kunstgeschichtliche Spätphase des Barock, das Rokoko (in Deutschland ca. 1730-1770), wird häufig als eigener Stil bezeichnet. Was für den Stilwandel in der Musik zutrifft (siehe Vorklassik), ist jedoch für andere Kunstbereiche weniger deutlich (siehe Barock-Klassizismus). Die Literatur bezeichnet ausschließlich das 17. Jahrhundert als Barock, hingegen das vorklassische 18. Jahrhundert als Aufklärung bzw. Empfindsamkeit.
- Politisch entspricht der Barock dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, dem Zeitalter des Absolutismus und - speziell in Mitteleuropa - dem Aufatmen nach den Türkenkriegen.
- Die breite universitäre Philosophie beschäftigte sich vor allem mit den Themen der Barockscholastik. Daneben kennzeichneten die Strömungen des Rationalismus und des Empirismus die Philosophie dieser Zeit. Die wichtigsten Philosophen sind Hobbes, Descartes, Spinoza und Leibniz.
- Religionsgeschichtlich wird der Barock eingeleitet durch die vor allem von den Jesuiten getragene Gegenreformation.
Literatur
Hauptartikel: Barock (Literatur)
Die Barockliteratur wurde stark beeinflusst durch den 30-jährigen Krieg. Daraus resultierte eine ausgeprägte Beschäftigung mit Themen wie Vanitas (Vergänglichkeit), Memento mori (Gedenke, dass du sterben musst/Gedenke des Todes) und Carpe diem (Nutze den Tag). Die Autoren stellten oft Begriffe antithetisch gegenüber; typisch waren die Gegenüberstellung von Leben und Tod, Gegenwart und Unendlichkeit, Schein und Sein.
Theater
Die Kulissenbühne
Im 17. Jh. wurde als neue Entwicklung in der Theatergeschichte die Kulissenbühne eingeführt, die sich gegenüber der Winkelrahmenbühne der Renaissance (16. Jahrhundert) durch ihre Verwandlungsfähigkeit und die starke Tiefenwirkung auszeichnete. Auch Bühnenmaschinerien aller Art erfreuten sich großer Beliebtheit.
Schlosstheater aus dieser Epoche (Auswahl)
Als Plätze, an denen sich diese Entwicklung zuerst zeigte, sind die Höfe der absolutistisch Regierenden zu nennen. Sie hatten Freude sowohl an Selbstinszenierung als an Aufführungen von Wandertruppen. Sie waren ökonomisch in der Lage, Bühnen zu bauen und zu unterhalten. Im 17. Jahrhundert gehörte es bald zu einem Merkmal hohen Standes, eine eigene Bühne zu unterhalten. Einige Beispiele aus deutschen Ländern:
- Markgräfliches Opernhaus Bayreuth, 1748 erbaut von Joseph Saint-Pierre
- Schlosstheater Celle, Celle
- Schlosstheater von Gotha - das Ekhof-Theater als ältestes vollständig erhaltenes Schlosstheater der Welt mit originaler barocker Bühnenmaschinerie gilt.
- Schlosstheater Ludwigsburg bei Stuttgart, Herzogtum Württemberg, 1758 von Philippe de La Guêpière eingerichtet.
- Schlosstheater im Neuen Palais in Potsdam, unter Friedrichs II. im Südflügel 1766–1768 von J. Ch. Hoppenhaupt d. J. in Form eines antiken Amphitheaters mit 226 Plätzen entworfen und gebaut (Rokokotheater).
- Schlosstheater Schönbrunn, unter Kaiserin Maria Theresia von Nikolaus Pacassi, 1747 eröffnet.
- Schlosstheater in Schwetzingen, Kurfürstentum Pfalz, von Nicolas de Pigage bis 1753 gebaut (bei Heidelberg; nicht mehr im Originalzustand, aber als Theater genutzt)
Bildende Kunst
Die Malerei der Hochrenaissance war um harmonische, ausgewogene und formstrenge Komposition bemüht. In der Spätrenaissance bzw. im Manierismus geriet dieses Gleichgewicht aus den Fugen. In der Barockmalerei kam es zu einer Synthese von Manierismus und Hochrenaissance. Mit dem Manierismus widmete sich die Malerei zum ersten Mal explizit dem Unausgewogenen und Bizarren. Kennzeichen dessen sind die so genannten figurae serpentinatae. Sie thematisieren menschliche Affekte. Die Barockmalerei ließ diese tiefen menschlichen Affekte nicht unvermittelt stehen, sondern verdichtete sie zu einer Gesamtaussage höchster Dramaturgie.
In der barocken Malerei herrschen dem entsprechend dynamische Bildwelten vor, welche für religiöse Themen ebenso wie für weltliche, mythologische oder Landschaftsdarstellungen verwendet werden.
Als Begründer des barocken Stils gelten Caravaggio mit seiner derb-realistischen Hell-Dunkel-Malerei und die Carracci in Rom. Weitere berühmte italienische Barockmaler sind Guido Reni, Pietro da Cortona, Carlo Carlone und Domenichino. In der flämischen Malerei war Peter Paul Rubens mit seiner Schule führend, in Spanien Diego Velázquez. In Holland dominierten Frans Hals und Rembrandt.
Niederländische Barockmalerei
Die Republik der Niederlande befand sich im 17. Jahrhundert auf dem Höhepunkt ihrer wirtschaftlichen und politischen Macht. Dies war auch begleitet von einem Aufschwung der Malerei.
Hier wurde erstmals nicht für einen Auftraggeber oder Mäzen gemalt, sondern für einen anonymen Markt produziert. Das war möglich, weil es bis weit in bürgerliche Schichten hinein Abnehmer für die Bilder gab, andererseits versuchten auch die Maler, möglichst kostengünstig zu produzieren. Deshalb wurden viele Landschaftsbilder gemalt, diese kamen ohne Vorzeichnung aus und konnten deshalb relativ schnell und massenhaft produziert werden. Eine andere Möglichkeit war es, dass einzelne Maler sich spezialisierten, etwa auf Stillleben oder Blumenbilder.
Viele Maler fühlten sich auch nicht ausschließlich als Künstler, sondern als Handwerker, die in den entsprechenden Zünften organisiert waren. Allerdings ließ sich die Zunftbindung in großen Städten wie Amsterdam nur schlecht durchsetzen, weil dort zu viele freie Künstler aus dem Ausland lebten.
Der inhaltliche Schwerpunkt der niederländischen Malerei entspricht der Bürgerlichkeit der Auftragsgeber. Biblische und sonstige Themen und Bilder, die der privaten Andacht dienten, sind sehr selten. Dafür gibt es viele Landschaftsbilder, Winterbilder, auf denen sich Menschen aller Schichten und jeden Alters auf dem Eis vergnügen, allegorische Darstellung von Lebensweisheiten und Sprichwörtern oder sogenannte Frühstücksbilder, auf denen Nahrungsmittel möglichst appetitlich gemalt waren.
Besonders beliebt waren Gruppenporträts, bei denen jeder der Abgebildeten dem Maler einen Teil des Honorars bezahlen musste. Gemalt wurden etwa die Leiter einer sozialen Stiftung oder eine Schützengilde. Berühmtestes (wenn auch sehr untypisches) Beispiel dafür ist Rembrandts Nachtwache.
Typisch für die niederländische Malerei ist ihre Genauigkeit, die sogar in manchen Fällen der Fotografie kaum nachsteht und der Umgang mit dem Licht. Niederländische Maler zeigen nicht nur, von wo aus ihre Bilder beleuchtet werden, sie erkennen auch genau, wie das Licht von hellen Gegenständen oder Gläsern reflektiert wird.
Baukunst und Landschaftsarchitektur
Die Eigenarten des Barock finden sich auch in Architektur und Landschaftsarchitektur.
In der barocken Baukunst wurde das Ganze des Bauwerkes nicht mehr durch Summation von Einzelteilen verstanden, also vom Teil zum Ganzen, sondern umgekehrt als einen ausdifferenzierten Organismus vom Ganzen zum Teil.
Die barocke Baukunst ging aus der Spätform der Baukunst der Renaissance, dem Manierismus, hervor, in welchem schon der zunehmend spielerische Umgang mit dem strengen Ordnungssystem der Renaissance erkennbar wurde. Im Barock werden die Gestaltungselemente der Renaissance in reiner Zitatform verwendet, während er sich gänzlich vom Bezug der äußeren Gestaltung des Bauwerkes zur inneren konstruktiven Struktur verabschiedet. Dies führt zu einer Trennung von innerer Konstruktion und äußerer Verblendung, wobei die ganze Aufmerksamkeit der Gestaltung von Innen- und Außenraum zufloss und die Konstruktion gänzlich auf die tragende Funktion reduziert wurde. So kann in einem barocken Bauwerk eine Säule tragende Funktion haben, sie muss es aber nicht.
Als Vorreiter der barocken Baukunst kann Michelangelo mit seinen späten römischen Bauten, insbesondere dem Petersdom angesehen werden. Denn im Entwurf zu Letzterem war eine bis dahin unbekannte kolossale Ganzheitlichkeit erreicht. Sein Schüler Giacomo della Porta führte dieses Erbe in Rom fort, wobei insbesondere die Fassade zu Il Gesu - der Mutterkirche des Jesuitenordens - zu nennen ist. Diese leitete direkt zur bedeutendsten frühbarocken Kirchenfassade über, Santa Susanna von Carlo Maderno. Im 17. Jahrhundert breitete sich der Barockstil in ganz Europa und Südamerika aus, wobei sich die Jesuiten als Förderer hervor taten.
Weitere wichtige Merkmale der barocken Baukunst sind
- Ablösung schmaler, langer Kirchenschiffe durch breitere, bisweilen runde Formen
- Dramaturgischer Gebrauch des Lichtes entweder durch starke Hell/Dunkel-Kontraste (z. B. Klosterkirche Weltenburg) oder einheitliche Durchflutung durch zahlreiche Fenster (z. B. Basilika Weingarten)
- Häufiger Gebrauch von plastischen Zierelementen (Girlanden, Putten aus (oft vergoldetem) Holz, Schweifwerk, Kartuschen, Gips bzw. Stuck, Marmor oder Stuckmarmor)
- Großflächige Deckengemälde
- Die Außenfassade ist häufig durch eine dramatische Steigerung zur Mitte charakterisiert.
- Das Innere ist oft nur Schale für die dekorative Ausschmückung durch Malerei und Plastik (vor allem im Spätbarock).
- Häufiger Gebrauch von illusionistischen Effekten wie Scheinarchitektur oder Verschmelzung von Malerei und Architektur
- Im bayrischen und schwäbischen Barock sind Zwiebeltürme sehr verbreitet.
- Zimmerfluchten
- Symmetrie
- Abstufungen mit Treppen für die Darstellung der Rangordnung (Wer höher stand, hatte auch einen höheren Rang).
- runde und ovale Formen wie etwa Kuppeln
- Spiegelsäle
Während die Sakralarchitektur des Barocks vor allem durch Italien, d. h. durch Rom durch das Paradigma der basilikalen Kreuzkuppelkirche mit Langhaus, seine initialen Impulse erfuhr, war das Zentrum der barocken feudalen Profanarchitektur Frankreich. Schon im 16. Jahrhundert etablierte sich dort die offene Dreiflügelanlage als kanonische Lösung des feudalen Schlosses. Doch erst durch Salomon de Brosses Palais du Luxembourg (erbaut 1615-1620) wurde hier auch strukturell das Paradigma für die barocke Baukunst geliefert. Denn hier war zum ersten Mal das Corps des Logis klar von den niedrigeren Seitenflügeln, welche die Wirtschaftsgebäude bildeten, als repräsentativer Hauptteil des Bauwerkes abgehoben. Auch hier vollzog sich also eine Ausdifferenzierung mit dem Ziel, ein organisches Ganzes zu bilden. Schließlich findet sich auch hier die Entwicklung vom Turm zum Risalit vollständig vollzogen. Ein weiterer Schritt der Entwicklung stellt die konsequente Einbeziehung des Gartens in die Ganzheit des Schlossensembles, welche beispielgebend in Vaux-le-Vicomte (Bauzeit von 1656-1661) bei Paris geschah. Hierbei ergänzten sich der Architekt Louis Le Vau und der Gartenbauer André Le Nôtre in idealer Weise. Dieselben Künstler steigerten dieses Konzept beim königlichen Jagdschloss und späteren Hauptresidenz Schloss Versailles (erweitert 1661-1690) ins Monumentale. Wenngleich hierbei viele stilistische Unzulänglichkeiten zu Tage traten, so war Schloss Versailles dennoch konzeptionell maßgebend für viele europäische Residenzen (etwa Mannheim, Nordkirchen, Caserta, u. a.).
In Mitteleuropa bzw. Deutschland setzte das Barock erst verzögert ein. Zwar hatten bereits der Augsburger Stadtbaumeister Elias Holl (1573-1646) sowie der wichtigste Theoretiker der Zeit Wendel Dietterlin (ca. 1550-1599) die Wende zum Barock vollzogen, doch blieben diese Leistungen durch die katastrophalen Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges zunächst ohne Nachfolge. Erst ab 1650 setzte wieder eine verstärkte Bautätigkeit ein, wobei sich Sakralbaukunst und Profanbaukunst an Bedeutung in etwa die Waage hielten. Oftmals wurde zwischen süddeutschem und norddeutschem Barock unterschieden, was jedoch die Tatsache verschleiert, dass es eigentlich der Unterschied protestantischem und katholischem Barock war, der diese Zeit prägte. Die katholische Sakralbaukunst fand durch die Vorarlberger Bauschule in Anschluss an die Münchner Jesuitenkirche St. Michael und vor allem die Studienkirche der Jesuiten in Dillingen recht bald zum überaus verbreiteten Schema der Wandpfeilerkirche (das vom italienischen Abseitensaal deutlich zu unterscheiden ist, Typus Il Gesù in Rom). Dieses Schema wurde im süddeutschen Barock bis zum Ausgang der Epoche beibehalten und variiert.
Dagegen gehen die atemberaubenden Raumkompositionen von Balthasar Neumann auf einen anderen Traditionsstrang zurück, den böhmischen „Radikalbarock“ guarinesker Prägung. Der Unterschied lässt sich sehr gut im Vergleich der Reichsabteikirchen von Zwiefalten (Wandpfeilerkirche mit gekurvt vortretenden Emporen, von Johann Michael Fischer) und Neresheim (kurvierte Architektur, deren Grundriss sich aus Ovalen konstituiert, entworfen von Neumann) beobachten.
Das größte und eindrucksvollste Barockschloss Deutschlands befindet sich in Ludwigsburg (ca. 12 km von der Stuttgarter Innenstadt entfernt). Die Anlage weist eine enorme barocke Gartenanlage auf. Zeitweise im 18. Jahrhundert war Ludwigsburg die Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Württemberg.
Der protestantische Sakralbau ist dagegen nur von untergeordneter Bedeutung und hat allein mit der Dresdner Frauenkirche (Dresdner Barock) ein Werk erstklassiger Bedeutung hervorgebracht.
Typische Vertreter barocken Kirchenbaus sind viele oberbayrische Kirchen, wie Ettal oder die Wieskirche.
In der Profanbaukunst findet neben einer intensiven Auseinandersetzung mit dem klassischen französischen Schema der Dreiflügelanlage die Herausbildung der mehrhöfigen Stadtresidenz statt (Münchner Residenz, Berliner Stadtschloss, Hofburg in Wien).
1966 wurde die Ferienstraße „Oberschwäbische Barockstraße“ ins Leben gerufen. Sie ist ca. 500 km lang und führt zu über 100 sehenswerten Kirchen und Schlössern in Oberschwaben, Oberbayern, Schweiz, Österreich und rund um den Bodensee.
Der erste Barockbau in Polen ist die Peter-und-Paul Kirche in Krakau, mit deren Bau 1597 begonnen wurde. Die Zentren des Frühbarock in Polen waren Krakau und Lemberg. Erwähnenswert sind vor allem die Kirchenkapellen der polnischen Monarchen, Adeligen und Großbürger, die an viele gotische Kirchen angebaut wurden, insbesondere die Waza-Kapelle an der Wawelkathedrale. Zu den Meisterwerken der sakralen polnischen Barockarchitektur zählen die Annakirche und die Benediktinerkirche in Krakau, die Dominikanerkirche und orthodoxe Kirche des Hl. Jura in Lemberg, die Jesuitenkirche in Posen, die Königskapelle in Danzig, die Heiligkreuz-, die Sakraments-, die Kapuziner- und die Visitenkirche in Warschau, die Petruskirche in Wilna und das Kloster Heilige Linde in Masuren.
Die profane polnische Barockarchitektur zeichnet sich durch die vielen Paläste der Magnaten aus. Erwähnenswert sind vor allem aber das Warschauer Königsschloss, der Wilanów Palast bei Warschau und der Krasinski Palast in Warschau.
Führende Länder und Meister:
- Italien (Gianlorenzo Bernini, Pietro da Cortona, Francesco Borromini, Filippo Juvara, Pietro Bardellino, Guarino Guarini)
- Österreich und Deutschland (Johann Lucas von Hildebrandt, Johann Bernhard Fischer von Erlach, Andreas Schlüter, Daniel Pöppelmann, Balthasar Neumann, Johann Blasius Santini-Aichl, Baumeisterfamilie Dientzenhofer (vor allem Christoph Dientzenhofer und Kilian Ignaz Dientzenhofer), die Brüder Cosmas Damian und Egid Quirin Asam, Carlo Carlone aus dem steiermärkischen Zweig der Künstlerfamilie Carlone, Daniel Gran, Paul Troger, Franz Anton Maulbertsch, Friedrich-Joachim Stengel (Architekt), Martin Johann Schmidt, Leonhard Kern, Johann Georg Plazer, Peter Thumb, Johann Michael Beer, Johann Conrad Schlaun)
- Niederlande (Peter Paul Rubens, Rembrandt, Jan Vermeer, Jacob Izaaksoon van Ruisdael)
- Frankreich (Claude Lorrain, Nicolas Poussin, Charles le Brun, Louis le Nain, Pierre Mignard)
- Spanien (Diego Velázquez, Jusepe de Ribera, Bartolomé Esteban Murillo)
- Polen (Karol Dankwart, Jan Piotr Norblin, Tylman Gamerski, Jerzy Siemiginowski, Baltazar Fontana)
- England (Christopher Wren, Thomas Gainsborough)
- Brasilien (Aleijadinho)
Bilder sakraler barocker Baukunst aus Süddeutschland
Decke der Wallfahrtskirche Steinhausen |
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Birnau am Bodensee |
Neues Schloss Meersburg |
Gartenkunst
- Ein bekanntes Beispiel für eine Parkanlage aus jener Zeit in Deutschland ist der „Große Garten“ in Hannover.
- Der bekannteste Gartenkünstler der Barockzeit war André Le Nôtre.
- Bekannte polnische Gartenanlagen der Barockzeit in Warschau der Sächsische Garten, und der Park um den Krasinski Palast, in Białystok der Park um den Branicki Palast, in Puławy der Park um den Czartoryski Palast und bei Posen der Park um den Palast in Rogalin.
Siehe auch: Barockgarten
Bekleidungs- und Frisurenmode
Die Entwicklung historischer Epochen lassen sich sehr gut an der Bekleidungs- und Frisurenmode ablesen - so auch die verschiedenen Zeitströmungen des Barock. Auch der Mensch der frühen Neuzeit kleidete sich so, wie er sich fühlte, bzw. gemäß dem Zeitgeist. In anderen Bereichen der Kulturgeschichte vollzogen sich Änderungen meist allmählich. In der Mode dagegen schlugen Wechsel immer wieder spontan und plötzlich durch, meist angeregt durch berühmte Persönlichkeiten. Die Mode des Barock wurde hauptsächlich von den großen europäischen Höfen beeinflusst.
Innerhalb des Oberbegriffs „Barock“ findet man verschiedene, bisweilen gegenläufige Strömungen.
Der spanischen Mode der Renaissance folgte zu Beginn des „Barock“ die holländisch-flämische Mode. Aus den runden spanischen Halskrausen wurden ausladende Spitzenkragen - sowohl bei den Damen, als auch bei den Herren. Spitze war damals hochmodern - sogar die gewöhnlichen Soldaten des 30-jährigen Krieges trugen sie im Feld. Die ansonsten dominierende Farbe war schwarz. Dazu trug man sehr große, breitkrempige Hüte.
In den 1660er Jahren setzte sich bei den Herren eine neue Richtung durch: Sie nannte sich Rheingrafen-Mode. Wie noch bei der vorhergehenden „spanischen Mode“ trugen die Herren weite, pluderige Hosen, die nun aber Hosenrockform annahmen. Zunächst trug man darüber einen weiten, rund geschnittenen Überwurfmantel; später setzte sich der Kasak durch, der jackenartige „Rock“ des Herrn. Sehr typisch für die Rheingrafen-Zeit sind Bänder und Schleifchen. Manche 'Cavaliere' überhäuften sich damit - woran Anstoß genommen wurde. Die Mode wurde allgemein farbenfreudiger. Die Männerhaare trug man damals lang - die Perücke war noch nicht in Mode. Die Kleider der Damen fielen, wie zuvor, bis knapp über den Boden oder berührten diesen. Besonders auffällig war um die Mitte des 17. Jahrhunderts der breit umgeschlagene Saum im Dekolleté-Bereich. Sehr verbreitet waren eng anliegende Halsketten, meist aus Perlen. Das Haar der Dame wurde streng nach hinten frisiert, wo es dann oftmals in üppigen Locken herabfiel.
Ab dem Hochbarock wurde die Mode hauptsächlich von Frankreich bestimmt. In den 80er Jahren kam hier eine elegantere Richtung auf. Der Herr trug nun einen Justaucorps (frz: eng am Körper), einen taillierten Überrock, der den Kasak verdrängte. Die Hutkrempe wurde an drei Seiten hoch geschlagen (Dreispitz). Enger war nun auch die Kniebundhose - Culottes genannt - die von dem Gewickel der Strümpfe, im Saumbereich des Knies, ein kleines Stück überdeckt wurde. Strümpfe waren in dieser Zeit (um 1700) farbig und zwar in allen Farben, die jeweils zur Aufmachung passten. Man kleidete sich Ton in Ton: z.B. mit braunem Juste-au-coprs, brauner Hose und braunen Strümpfen. Ansonsten beschränkte man sich zumeist auf Zweifarbigkeit. Mit Zierrat hielt man sich nun zurück. Spitze setzte man dezent ein. Die Cravatte, Halstuch des Herrn, bestand zumindest teilweise aus Spitze. An den Ärmeln seines Hemdes befand sich oft ebenfalls etwas eingekräuselte Spitze. Wer es sich leisten konnte, gestaltete den Juste-au-corps betont prächtig. Hierfür nahm man edle Stoffe, die mit Gold- oder Silberstickereien veredelt wurden. Maßlos war die Zahl der Knöpfe: Über dreißig solcher Prunkstücke waren bei einem Juste-au-corps durchaus normal. Wer hier noch eins drauf zu setzen wünschte, ließ alle seine Knöpfe mit Edelsteinen versehen. Unter dem Juste-au-corps trug der Herr die 'Veste'. Hier waren die Knöpfe kleiner - dafür standen sie umso enger, zumal auch die Veste in aller Regel bis auf Handbreite oberhalb des Knies endete. Der Juste-au-corps war hinten geschlitzt und der Degen ragte heraus. Der üppig in Falten gelegte Saum des Cavalier-Rockes war seitlich geschlitzt. Hier schaute der Griff des Degens hervor. Alle diese drei Schlitze waren mit zahlreichen Knöpfen versehen. Zudem befanden sich an den Manschetten und aufgenähten Taschen zahlreiche Knöpfe.
Die Dame kleidete sich um 1700 entsprechend dem Anlass: Ging sie aus, schnürte sie sich kräftig ein, um eine schmale Taille zu zeigen. Unter dem eigentlichen Kleid trug sie ein steifes und etwas weites Unterkleid, das im Dekolleté-Bereich rund und betont weit ausgeschnitten war. Dort war die Seide in einem schmalen Streifen rund herum eingekräuselt, oder es war ein Streifen von Spitze angenäht - was dann aus dem Überkleid dezent herausschaute. Das Unterkleid war ebenfalls im Ellenbogen eingekräuselt, wo Spitze oder Seide reichlich aus dem Ärmel des Überkleides heraus sahen. Für die ganz große Robe trug die Dame über dem Überkleid ein weiteres Überkleid: den Manteau. Dieser Manteau ist im Hüftbereich angerafft, um dann als Schleppe weit nach hinten zu fallen. Davon schleifte mindestens ein halber Meter hinter der Dame auf dem Boden - um sich damit fortzubewegen, klemmte sie sich diese Schleppe einfach unter dem Arm.
In deutschen Landen beliebt war auch die schlichte, einfarbige englische Mode - davon zeugen Portraits einiger Fürstinnen. Die Kleider waren vorn oft vom Ausschnitt bis zur Hüfte geschlitzt und wurden zusammengehalten von kostbaren Spangen-Knöpfen. Viele waren sogar von der Schulter bis an die Ellenbogen geschlitzt. Diese Kleider ohne Manteau waren von schlichter Eleganz. Die Frisur wurde relativ einfach dazu getragen: vorne in die Stirn toupiert, hinten hoch gesteckt, um dann häufig in zwei langen, auf einem Lockenstab aufgedrehten Spiralen auf die Schulter zu hängen. Zum Manteau war dagegen eine aufwändige Frisur üblich. Sie wurde mit Draht arrangiert und oft gehörte dazu eine Fontagne, meist eine mit Spitze verzierte Leinenhaube. Am Hals verzichtete die Dame meist auf Schmuck, dafür wurden Perlenketten in die Frisur eingearbeitet. Der Herr trug um 1700 eine Perücke mit Allongen. Diese war naturhaarfarben und reichlich schulterlang.
In Polen entwickelte sich in der Barockzeit das Sarmatentum, das seinen Ausdruck auch in der Kleidung fand. Der polnische Adelige trug der osmanischen Mode entsprechend einen langen, reich bestickten Mantel, den er mit einem Kontusch umgürtete. Dazu trug er meist rote oder gelbe Lederstiefel und eine Mütze aus Bärenfell, den eine Fasanenfeder schmückte. Typisch war auch der lange Oberlippenbart.
Aufgrund des enormen Volumen und der Stoffmenge, welche die Kleidung des Barock hervorbrachte, trugen adlige Damen wie Herren unter ihrer Kleidung, manchmal auch in den Perücken, vermehrt so genannte Flohfallen.
Musik
Siehe Artikel Barockmusik.
Literatur
- Maurice Ashley: Das Zeitalter des Barock. Europa zwischen 1598 und 1715. Dtv, München 1983. ISBN 3-423-05941-9
- Hermann Bauer: Barock. Kunst einer Epoche. Reimer, Berlin 1992. ISBN 3-496-01095-9
- Beverly Louise Brown (Hg.): Die Geburt des Barock. Stuttgart: Belser Verlag, 2001. ISBN 3-7630-2388-7 (das Werk erschien anlässlich der Ausstellungen The Genius of Rome 1592-1623 in der Royal Academy of Arts, London und im Palazzo Venezia, Rom, beide 2001)
- Gilles Deleuze: Die Falte. Leibniz und der Barock. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2000. ISBN 3-518-29084-3
- Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge. Eine Archäologie der Humanwissenschaften. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2003. ISBN 3-518-06734-6
- Hartmut Freytag, Wolfgang Harms, Michael Schilling: Gesprächskultur des Barock. Die Embleme der Bunten Kammer im Herrenhaus Ludwigsburg bei Eckernförde. Kiel: Verlag Ludwig. ISBN 3-933598-29-X (mit Literaturverzeichnis und Personen-, Sach- und Motti-Register)
- Peter Hersche: Muße und Verschwendung. Europäische Gesellschaft und Kultur im Barockzeitalter. 2 Bände. Herder, Freiburg 2006, ISBN 3-451-28908-3
- Erich Hubala: Kunst des Barock und Rokoko. Malerei, Plastik, Architektur. Belser, Stuttgart 1991. ISBN 3-7630-1879-4
- Erwin Panofsky: Was ist Barock? Philo & Philo Fine Arts, Hamburg 2005. ISBN 3-86572-410-8
- Werner Telesko: Einführung in die Ikonographie der barocken Kunst. Wien, Köln, Weimar: Böhlau Verlag UTB, 2005. ISBN 3-8252-8301-1
- Rolf Toman: Barock. Architektur-Skulptur-Malerei. Könemann im Tandem-Verlag, 2005, ISBN 3833110414
- Erich Trunz: Weltbild und Dichtung im deutschen Barock. Sechs Studien. Beck, München 1992. ISBN 3-406-35833-0
Siehe auch
Weblinks
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