Karl Schranz
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Karl Schranz (* 18. November 1938 in St. Anton am Arlberg, Tirol) zählt zu den erfolgreichsten und bekanntesten ehemaligen Skirennläufern Österreichs. Er wurde dreimal Weltmeister, gewann zweimal den Gesamtweltcup, sowie den Disziplinenweltcup zweimal in der Abfahrt und einmal im Riesenslalom.
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[Bearbeiten] Karriere
Aufgewachsen in einer der bekanntesten Skiregionen Österreichs, begann er sehr zeitig mit dem Skilauf. Nach dem Wunsch seines Vaters, eines Eisenbahners, sollte er zwar einen „bürgerlichen“ Beruf erlernen, setzte sich aber schließlich durch und fuhr bereits in seiner Jugend zahlreiche Meisterschaftsrennen.
Trotz seiner Erfolge bei den Skiweltmeisterschaften blieb ihm ein Sieg bei den Olympischen Spielen versagt. Bei seiner ersten Teilnahme 1960 in Squaw Valley ging er verletzt an den Start. In Innsbruck erreichte er trotz Grippe eine Silbermedaille. In Grenoble wurde er im abschließenden Bewerb (Slalom) Olympia-Sieger vor dem französischen Hero Jean Claude Killy, doch wurde er nachträglich disqualifiziert. Die Umstände sind bis heute unklar. Es war dies ein Rennen im Nebel, und im zweiten Durchgang des Slaloms brach Schranz den Lauf ab, weil sich ein Pistenbetreuer in der Strecke befand. Er durfte den Lauf noch einmal fahren und erzielte die Bestzeit. Danach hieß es, "der Stopp von Schranz und der Pistenarbeiter stünden in keinem Zusammenhang", die Lauf-Wiederholung sei daher nicht zu gewähren gewesen. Nach langen Beratungen der Jury, bei denen sich die Pro- und Gegenstimmen für eine Disqualifikation die Waage hielten, wurde Schranz aus der Wertung gestrichen. Dass dadurch Killy sein drittes Olympia-Gold holte, ließ in Österreich alle möglichen Vermutungen aufkommen und es gab verbale Entgleisungen sowohl in österreichischen als auch französischen Medien. Die Freude in Österreich über die Silbermedaille von Herbert Huber und Bronzemedaille von Alfred Matt im betreffenden Slalom ging komplett im Hickhack ob der Schranz-Disqualifikation unter. Etwas eigenartig war allerdings danach auch, dass bei einer damals aktuellen Pressekonferenz nicht Schranz selbst sprach, sondern Franz Kneissl, der Direktor seiner Skifirma. - Anzumerken ist zu den Jury-Beratungen, dass das britische Jury-Mitglied den Vorschlag unterbreitete, sowohl Schranz als auch Killy eine Goldmedaille zuzusprechen, was jedoch auf Grund des Reglements nicht möglich war.
Schranz wurde knapp vor Beginn der Spiele - nach einem Verstoß gegen das damalige Amateurgesetz - (schon in Sapporo) von IOC-Präsident Avery Brundage von den Olympischen Winterspielen 1972 in Sapporo ausgeschlossen. Als er nach Wien zurückkehrte, bereiteten ihm - auch angeheizt durch führende Zeitungen und die Berichterstattung des Radios und TVs von ORF - mehrere tausend Menschen einen heroischen Empfang. Der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky lud ihn in das Kanzleramt, von wo Schranz vom Balkon aus die Menge begrüßte. Schranz beendete nach dem Ausschluss seine aktive Skikarriere; er war auch etwas verbittert, weil eine scheinbar gegebene Zusage durch den damaligen Präsidenten des Internationalen Skiverbandes (FIS), Marc Hodler, als Kompensation eine eigene Weltmeisterschaft zu veranstalten, nicht eingehalten wurde. - Seither lebt er mit seiner Familie in St. Anton am Arlberg und ist Inhaber des Hotels Karl Schranz, ist aber nach wie vor dem Skisport stark verbunden. Um 1988 wurde ihm in einer feierlichen Zeremonie in Wien von IOC-Präsident Samaranch eine Olympia-Ehrenmedaille überreicht, was doch einer gewissen nachträglichen Entschuldigung des IOC gleich kam. Schranz wird im gewissen Sinne auch als Vorkämpfer für die Änderung diverser Amateur-Regeln betrachtet: damals, 1972, war es ein Jersey mit einer Kaffee-Werbung: ein dem IOC zugespieltes Foto war offiziell für Brundage Indiz, dass Schranz „kein Amateur“ war; Schranz hatte dieses "corpus delicti" irgend einmal (wahrscheinlich im Sommer 1971) anlässlich eines Benifiz-Fußballspiels getragen. Dass Schranz tatsächlich kein Amateur im Sinne der damaligen Olympia-Regeln war, mag stimmen, jedoch hätten im selben Zuge dann auch viele andere Skisportler ausgeschlossen werden können. So war vielleicht Schranz, der durch eine gewisse Resistance gegenüber den IOC-Granden (insbesondere gegenüber Präsident Brundage) auffiel, diejenige Person, die geopfert werden musste. Als Mitglied des Ski Club Arlberg trug er maßgeblich dazu bei, dass die Alpinen Skiweltmeisterschaften 2001 in St. Anton am Arlberg stattfanden.
[Bearbeiten] Sportliche Erfolge
[Bearbeiten] Olympische Spiele
Olympische Winterspiele 1964 in Innsbruck:
- Silber im Riesenslalom
[Bearbeiten] Weltmeisterschaften
Alpine Skiweltmeisterschaft 1962 in Chamonix:
- Gold in der Abfahrt
- Gold in der Kombination
- Silber im Riesenslalom
Alpine Skiweltmeisterschaft 1966 in Portillo:
- Bronze im Riesenslalom
Alpine Skiweltmeisterschaft 1970 in Val Gardena:
- Gold im Riesenslalom
[Bearbeiten] Weltcup
- 1. Platz im Gesamtweltcup: 1969, 1970
- 1. Platz im Abfahrtsweltcup: 1969, 1970
- 1. Platz im Riesenslalomweltcup: 1969
[Bearbeiten] Einzelweltcupsiege
Insgesamt: 11 Weltcupsiege (8 x Abfahrt, 3 x Riesenslalom)
Datum | Ort | Land | Disziplin |
---|---|---|---|
12. Dezember 1968 | Val-d'Isère | Frankreich | Riesenslalom |
11. Jänner 1969 | Wengen | Schweiz | Abfahrt |
18. Jänner 1969 | Kitzbühel | Österreich | Abfahrt |
1. Februar 1969 | St. Anton | Österreich | Abfahrt |
15. März 1969 | Mont Sainte-Anne | Kanada | Riesenslalom |
5. Jänner 1970 | Adelboden | Schweiz | Riesenslalom |
23. Jänner 1970 | Megève | Frankreich | Abfahrt |
1. Februar 1970 | Garmisch-Partenkirchen | Deutschland | Abfahrt |
12. Dezember 1971 | Val-d'Isère | Frankreich | Abfahrt |
14. Jänner 1972 | Kitzbühel | Österreich | Abfahrt |
15. Jänner 1972 | Kitzbühel | Österreich | Abfahrt |
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- Österreichs Sportler des Jahres: 1959, 1962 und 1970
[Bearbeiten] Literatur
- Karl Schranz, Mein „Olympiasieg“. Aufgezeichnet von Stefan König und Gerhard Zimmer. Herbig Verlag, München 2002. ISBN 3-7766-2308-X
- Zweimal Weltmeister, Copress Verlag 1963, ASIN B0000BNIFH
- Die Karl Schranz Skischule, Ueberreuter Verlag 1992, ISBN 978-3800031221
[Bearbeiten] Weblinks
- Website von Karl Schranz
- Literatur von und über Karl Schranz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag über Karl Schranz im Österreich-Lexikon von aeiou
- Statistik auf der FIS-Website
1931: Walter Prager | 1932: Gustav Lantschner | 1933: Walter Prager | 1934: David Zogg | 1935: Franz Zingerle | 1936: Rudolf Rominger | 1937: Émile Allais | 1938: James Couttet | 1939: Hellmut Lantschner | 1948: Henri Oreiller | 1950: Zeno Colò | 1952: Zeno Colò | 1954: Christian Pravda | 1956: Anton Sailer | 1958: Anton Sailer | 1960: Jean Vuarnet | 1962: Karl Schranz | 1964: Egon Zimmermann | 1966: Jean-Claude Killy | 1968: Jean-Claude Killy | 1970: Bernhard Russi | 1972: Bernhard Russi | 1974: David Zwilling | 1976: Franz Klammer | 1978: Josef Walcher | 1980: Leonhard Stock | 1982: Harti Weirather | 1985: Pirmin Zurbriggen | 1987: Peter Müller | 1989: Hans-Jörg Tauscher | 1991: Franz Heinzer | 1993: Urs Lehmann | 1996: Patrick Ortlieb | 1997: Bruno Kernen | 1999: Hermann Maier | 2001: Hannes Trinkl | 2003: Michael Walchhofer | 2005: Bode Miller | 2007: Aksel Lund Svindal
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Personendaten | |
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NAME | Schranz, Karl |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Skirennläufer |
GEBURTSDATUM | 18. November 1938 |
GEBURTSORT | St. Anton am Arlberg, Tirol |