Kataphrakt
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Kataphrakt (griech. Κατάφρακτος Kataphraktos „mit Eisen Überworfener“) bezeichnet einen schwer gepanzerten Reiter der antiken und frühmittelalterlichen Kavallerie, der hauptsächlich in iranischen, spätrömischen und byzantinischen Armeen eingesetzt wurde. Der Reiter und oftmals auch das Pferd wurde durch Schuppen-, Ketten- oder Lamellenpanzer geschützt. Die vollständig gepanzerte Version eines Kataphrakts wurde auch als Clibanarius bezeichnet – es ist aber umstritten, worin genau der Unterschied zwischen clibanarii und cataphracti bestand.
Kataphrakten werden erstmals in antiken Quellen in Zusammenhang mit den Völkern der Sarmaten und Parther erwähnt. Die Parther setzten Panzerreiter spätestens seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. ein. Möglicherweise lassen sich aber die Kataphrakten auch von der griechischen Hetairenreiterei herleiten. Die ersten römischen Kataphrakt-Einheiten wurden in der Regierungszeit Kaiser Hadrians (76–138 n. Chr.) geschaffen, nach der Berührung mit sarmatischen Stämmen an der Grenze zu Sarmatien. Allerdings gewannen Kataphrakte erst in der Spätantike an größerer Bedeutung, zumal die persischen Sassaniden intensiv davon Gebrauch machten. Im 4. und 5. Jahrhundert bildeten Panzerreiter auch in den römischen Legionen die Mehrheit der Kavallerie.
Im Reich von Hayasdan (Armenien) gab es viele Kataphrakte. Hier gehörten sie meist dem Adel an, entweder den Nahrharar- oder den weniger mächtigen Azat-Familien. Sie besaßen hohen gesellschaftlichen und politischen Einfluss und wurden bis ins Mittelalter eingesetzt; sassanidische, türkische und byzantinische Herrscher heuerten sie als Elitesöldner an.
Die hauptsächliche Bewaffnung eines Kataphrakten bestand aus einer 3 bis 5 m langen, beidhändig geführten Contus-Lanze und einem langen zweischneidigen Schwert (das sog. sarmatische Langschwert bzw. Spatha-Schwert), in der Spätantike war auch die zusätzliche Ausstattung mit Bögen verbreitet. Als Helm wurde ein Kegelhelm, Spangenhelm, Bügelhelm, Brillenhelm oder Maskenhelm getragen. Der Führer einer Kataphrakten-Einheit führte meist eine Draco-Standarte mit sich und wurde daher Draconarius genannt. Auch diese „Drachen-Standarte“ mit einem oder mehreren Wind-Bändern entstammte den sarmatischen Reitervölkern. Asiatische Kataphrakte trugen oftmals Streitkolben oder Keulen anstelle von Schwertern, außerdem waren weitreichende und durchschlagskräftige Refelx-Bögen hier bereits in der klassischen Antike fester Bestandteil der Ausrüstung. Eher selten kamen auch Streitäxte (vor allem in Baktrien) oder Schleudern zum Einsatz.
Die Aufgabe der Panzerreiter bestand darin, die Kampflinie des Feindes zu durchbrechen. Aufgrund ihres Gewichts eigneten sie sich weniger für die traditionelle Aufgabe der Kavallarie, fliehende Feinde zu verfolgen. Vor dem Ansturm der Kataphrakte wurden die feindlichen Reihen meist durch Bogenschützen und andere Plänkler gestört.
[Bearbeiten] Andere Bedeutungen von Kataphrakt
- Kataphrakt bezeichnete im Altertum manchmal ein großes Schiff.
- Cataphractarii bezeichnete in der Frühen Neuzeit manchmal Kürassiere, eine Gattung der Kavallerie.
[Bearbeiten] Literatur
- Johannes Preiser-Kapeller: Die Panzer des Kaisers. Schwere gepanzerte Kavallerie im späten Rom und in Byzanz. In: Karfunkel Combat Nr. 2. Sonderheft. Karfunkel-Verlag, Wald-Michelbach 2006, S. 36-39 (Überblick mit Quellenzitaten und weiterer Literatur).
- Ortwin Gamber: Kataphrakten, Clibanarier, Normannenreiter. In: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien. Band 64, Wien 1968, S. 7-44.
- Taxiarchis G. Kolias: Byzantinische Waffen. Ein Beitrag zur byzantinischen Waffenkunde von den Anfängen bis zur lateinischen Eroberung. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988, ISBN 3700114710.
[Bearbeiten] Weblinks
- Prof. A. Sh. Shahbazi: History of Iran: Sassanian Army (englisch, zusammenfassender wissensch. Artikel)