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Klaus Störtebeker

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Störtebeker-Denkmal von Hansjörg Wagner in Hamburg
Störtebeker-Denkmal von Hansjörg Wagner in Hamburg

Klaus Störtebeker (* um 1360; † möglicherweise 21. Oktober 1401 in Hamburg) war Anführer der Likedeeler („Gleichteiler“) und der wohl bekannteste Seeräuber, der aus den Reihen der Vitalienbrüder hervorging. Diese schreckten nicht vor grausamen Morden zurück. Sie kämpften unter anderem lange Zeit erfolgreich gegen die hanseatischenPfeffersäcke“. Bundesgenossen Störtebekers und ebenfalls berüchtigte Likedeeler waren die Kapitäne Gödeke Michels, Hennig Wichmann und Magister Wigbold.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Beschriftung des Denkmals
Beschriftung des Denkmals

Manche nehmen an, Störtebeker sei aus der Gegend von Rotenburg (Wümme)/Verden, andere meinen, er stamme aus Wismar. Im Liber proscriptorum, dem „Verfestungsbuch“ der Stadt Wismar, ist im Jahre 1380 ein Vorfall festgehalten, wonach zwei Wismarer Bürger aus der Stadt gewiesen wurden, weil sie einem anderen in einer Schlägerei verschiedene Knochenbrüche zugefügt hatten. Der Betroffene der Auseinandersetzung wird als „nicolao stortebeker“ bezeichnet. Es spricht viel dafür, dass dieser Nikolaus Störtebeker später als Klaus Störtebeker in die Geschichte einging.

Angeblich hat sich der Freibeuterkapitän den Namen Störtebeker (aus dem Niederdeutschen von „Stürz den Becher“) wegen seiner Trinkfestigkeit als Spitznamen verdient. So soll er der Sage nach einen 4-Liter-Humpen (einen ellenhohen Becher) Bier ohne abzusetzen in einem Zug leergetrunken haben.

Ins öffentliche Bewusstsein trat Störtebeker erst nach der Vertreibung der Vitalienbrüder von der Insel Gotland als Kapitän der Likedeeler, nachdem diese sich Mitte der 90er Jahre des 14. Jahrhunderts als Freibeuter selbstständig gemacht hatten. Die Vitalienbrüder unterstützten ursprünglich König Albrecht von Schweden im Kampf gegen die dänische Königin Margarethe I. und betrieben dazu auch Seeräuberei in Nord- und Ostsee. Den Übergriffen auf die Schiffe der Dänen und Lübecker, die auf dänischer Seite standen, folgten bald Überfälle auf andere Schiffe der Hanse. Hierfür hatten die Vitalienbrüder Kaperbriefe erhalten. Damit ausgestattet konnten sie die erbeuteten Waren in Wismar frei auf dem Markt verkaufen.

Ab 1396 hatte Störtebeker auch Unterstützung in Marienhafe, Ostfriesland, wo er eine Tochter des friesischen Häuptlings Keno ten Broke geheiratet haben soll. Diplomatischer Druck seitens der Hansestädte führte zum Verlust dieser Operationsbasis. Am 15. August 1400 beurkundete Herzog Albrecht von Holland einen mit den Vitalienbrüdern geschlossenen Vertrag. Diesem zufolge nahm er 114 Vitalienbrüder auf und stellte sie unter seinen Schutz. Dabei werden acht Hauptleute namentlich genannt, darunter ein Johan Stortebeker. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass sich ein weiterer Anführer mit dem Namen Störtebeker in den Vordergrund gedrängt hat. Darum muss angenommen werden, dass Klaus Störtebeker nicht wie Gödeke Michels nach Norwegen geflohen ist, sondern sich weiterhin nahe der Nordsee aufgehalten hat.

Gepfählter Schädel eines in Hamburg um 1400 Hingerichteten, entdeckt 1878 beim Bau der Speicherstadt auf dem Grasbrook, diente als Grundlage der Rekonstruktion der Gesichtszüge, vermutlich ein Pirat, evtl. Störtebeker
Gepfählter Schädel eines in Hamburg um 1400 Hingerichteten, entdeckt 1878 beim Bau der Speicherstadt auf dem Grasbrook, diente als Grundlage der Rekonstruktion der Gesichtszüge, vermutlich ein Pirat, evtl. Störtebeker
Störtebeker wird bei Helgoland besiegt (1401) Hamburger Staatsarchiv
Störtebeker wird bei Helgoland besiegt (1401) Hamburger Staatsarchiv
Einbringung Klaus Störtebeker in Hamburg (1401) Holzstich von Karl Gehrts, 1877, Hamburger Staatsarchiv
Einbringung Klaus Störtebeker in Hamburg (1401) Holzstich von Karl Gehrts, 1877, Hamburger Staatsarchiv

Die Hanse und insbesondere die Hansestadt Hamburg versuchten selbstverständlich, den Seehandel mit England und Holland vor Piratenangriffen zu schützen. Sie verstärkten insbesondere die Anstrengungen zur Verfolgung und Bekämpfung Störtebekers und Gödeke Michels. Störtebeker soll den überlegenen Hamburger Kriegskoggen mit seinen Schiffen aber immer wieder auf die hohe See entkommen sein.

Am 22. April 1401 wurde er von einer hamburgischen Flotte unter Simon von Utrecht vor Helgoland gestellt, in der Seeschlacht nach erbittertem Kampf gefangen genommen und auf der Bunten Kuh nach Hamburg gebracht. Angeblich soll dieser Erfolg erst durch die Hilfe eines Verräters ermöglicht worden sein, der unbemerkt flüssiges Blei in die Steueranlage goss und damit Störtebekers Schiff manövrierunfähig machte – alternativ wird dies mit der Zerstörung des Hauptmastes durch Geschosse der Bunten Kuh erklärt.

Klaus Störtebeker wurde am 20. Oktober 1401 mit rund 30 Gefährten, unter ihnen sein Steuermann Humbert Grobherz, auf dem Grasbrook bei Hamburg durch einen Scharfrichter namens Meister Rosenfeld enthauptet.

Der Legende nach soll Störtebeker vom Bürgermeister der Hansestadt Kersten Miles gestattet worden sein, dass all jene Männer überleben durften, an denen er nach seiner Enthauptung noch vorbeizugehen vermochte. An elf Männern schritt der Geköpfte vorbei, bevor ihm der Henker den Richtblock vor die Füße warf (lt. einigen Quellen ihm ein Bein stellte). Nach dem Sturz des Piraten brach der Bürgermeister allerdings sein gegebenes Versprechen, und alle 73 Seeräuber wurden enthauptet. Andere Quellen sprechen davon, dass dies lediglich eine letzte List von Störtebeker war, um als erster hingerichtet zu werden. Denn während das Beil am Anfang noch am schärfsten ist, wird es mit jeder Hinrichtung zunehmend stumpfer und die Hinrichtung qualvoller, denn es kam häufig vor, dass nicht der erste Schlag zum Abtrennen des Kopfes führte. Allerdings wurden in jener Zeit in Deutschland Enthauptungen meist mit dem Schwert durchgeführt.

Hinrichtung der Vitalienbrüder auf den Grasbrook in Hamburg (1401) Hamburger Staatsarchiv
Hinrichtung der Vitalienbrüder auf den Grasbrook in Hamburg (1401) Hamburger Staatsarchiv

Eine weitere Legende um seine Hinrichtung besagt, dass der Scharfrichter Rosenfeld alle Enthauptungen selbst und fehlerfrei durchgeführt hätte- bei immerhin 73 Enthauptungen am Stück eine ungewöhnliche Leistung. Als ihn ein Mitglied des anwesenden Rates darob lobte, soll er geantwortet haben, das sei noch gar nichts, er könne auf Wunsch auch noch den gesamten, versammelten Rat abtun. Worauf er selbst in Gewahrsam genommen wurde und vom jüngsten Ratsmitglied enthauptet wurde.

Die Köpfe wurden zur Abschreckung längs der Elbe aufgespießt. Hinterlassenschaften Störtebekers, wie sein berühmter Trinkbecher, wurden beim Großen Hamburger Brand 1842 zerstört.

Die Sage will wissen, dass Störtebeker dem Senat, nachdem ihm das Todesurteil verkündet wurde, für Leben und Freiheit eine goldene Kette anbot, deren Länge um die ganze Stadt reichen sollte – was der Senat aber mit Entrüstung zurückwies. Als man den legendären Goldschatz der Likedeeler nicht finden konnte, wurde das Schiff an einen Schiffszimmermann verkauft. Als dieser die Säge ansetzte, um das Schiff zu zerlegen, traf er auf etwas Hartes: In den Masten verborgen war der Schatz, einer mit Gold, der andere mit Silber, und der dritte mit Kupfer angefüllt; und er ließ aus dem Gold eine Krone für den Turm der Hamburger St. Katharinenkirche anfertigen.

Rezeption

Das häufig fälschlicherweise als Störtebeker-Portrait verwendete Bildnis des Kunz von der Rosen
Das häufig fälschlicherweise als Störtebeker-Portrait verwendete Bildnis des Kunz von der Rosen

Das von Daniel Hopfer geschaffene und oftmals verwendete angebliche Portrait Störtebekers stellt in Wirklichkeit Kunz von der Rosen, den Schalknarren und Berater Kaiser Maximilians dar, der 100 Jahre nach Störtebeker lebte.

Der 1878 von Arbeitern auf dem Grasbrook gefundene und lange Zeit als sogenannter „Störtebeker-Schädel“ im Museum für Hamburgische Geschichte ausgestellte Schädel konnte bisher nicht zweifelsfrei Klaus Störtebeker zugeschrieben werden. Eine DNA-Analyse am Institut für Humanbiologie der Universität Hamburg soll darüber demnächst näheren Aufschluss geben.

In Ralswiek auf Rügen werden jährlich auf einer Naturbühne die Störtebeker-Festspiele veranstaltet. Die Stralsunder Brauerei ist dabei ein Sponsor und vertreibt auch verschiedene Biere mit dem Namen Störtebeker. Auch im ostfriesischen Marienhafe wird alle drei Jahre (zuletzt 2005) auf dem Marktplatz ein plattdeutsches Störtebeker-Freilichtspiel aufgeführt.

Störtebeker soll im Kellerverlies des Schlosses Gottesgabe (bei Schwerin) eingesessen haben, seinerzeit im Besitz der Familie seines Vitalienbruders Marquard von Preen.

In der Stubbenkammer auf Rügen soll Klaus Störtebeker der Legende nach einen unermesslichen Schatz versteckt haben. Die Störtebeker-Kuhle in der Nähe von Heringsdorf wird auch als Schatzversteck genannt, und die goldene Kette, mit der er sich in Hamburg freikaufen wollte, soll im Burggraben von Venz liegen.

Vor dem Rathaus der Stadt Verden liefern sich alljährlich die Bürger einen symbolischen „Kampf um Heringe und Brot“. Anlass ist die traditionelle „Störtebeker-Spende“. Klaus Störtebeker und Godeke Michels sollen im Verdener Dom sieben Fenster zur Abbüßung ihrer sieben Todsünden gestiftet haben.

Verarbeitung in Musik und Medien

Der Barockkomponist Reinhard Keiser schrieb die zweiteilige Oper Störtebeker und Jödge Michels (1701), von der nur das Libretto erhalten ist.

Die Thematik um Klaus Störtebeker wurde bereits mehrfach verfilmt:

  • Störtebeker, ein Film von 1919, in dem Ernst Wendt Regie geführt hatte. [1]
  • Störtebeker, ein von der ARD produzierter und zu Ostern 2006 ausgestrahlter zweiteiliger Fernsehfilm. [2]

Musikalisch verehrte ihn unter anderen die Hamburger Punkband Slime mit dem Lied „Störtebeker“.

Die Rockband Transit schrieb 1982 die 45-minütigen Rocksuite Störtebeker, welche 1997 auf CD erschienen ist.

In dem Lied „Nordish by Nature“ von der Hamburger Hip Hop-Gruppe Fettes Brot wird auch Bezug auf Störtebeker genommen: „Schon Störtebecker wusste, dass der Norden rockt und hat mit seinem Kahn hier gleich angedockt.“

Am Rande dient Störtebeker als Identifikationsfigur v.a. in der Linken, die sich positiv auf dessen Teilungsprinzip beruft.

Die norddeutsche, plattdeutsche Landrock-Band „De Drangdüwels“ schrieben u.a. folgende Lieder: „Störtebeker“ und „Gödecke Michel“, welche auf ihrem Album „Hard an Wind“ veröffentlicht worden sind. Im Lied „Störtebeker“ wird u.a. die Schlacht vor Helgoland mit der Bunten Kuh geschildert.

Literatur

Sachbücher

  • Harm Bents u.a.: Störtebeker. Dichtung und Wahrheit. SKN Verlag, Norden, 2003, ISBN 3-928327-69-0.
  • Jörgen Bracker u.a. (Hrsg.): Gottes Freund – Aller Welt Feind. Wilhelm Zentani Verlag, Hamburg 2001, ISBN 3-9805772-5-2 (Ausstellungskatalog).
  • Matthias Puhle: Die Vitalienbrüder. Klaus Störtebeker und die Seeräuber der Hansezeit. Campus Verlag, Frankfurt/M. 1994, ISBN 3-593-34525-0.
  • Ralf Wiechmann u.a. (Hrsg.): Klaus Störtebeker? Ein Mythos wird entschlüsselt. Wilhelm Fink Verlag, München 2003, ISBN 3-7705-3837-4.
  • Jürgen Zimmerling: Störtebeker & Co. Die Blütezeite der Seeräuber in Nord- und Ostsee. Verlag die Hanse, Hamburg 2001, ISBN 3-434-52615-3.

Belletristik

  • Georg Engel: Claus Störtebecker. Roman in zwei Bänden. Dreizehnte Auflage.. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart / Berlin / Leipzig 1920, projectID4533fe749fb3f bei http://www.pgdp.net.
  • Jörgen Bracker: Zeelander. Der Störtebeker Roman. Murmann Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-938017-42-2.
  • Willi Bredel: Die Vitalienbrüder. Ein Störtebeker-Roman. Hinstorff Verlag, Rostock 1996, ISBN 3-356-00658-4.
  • Thomas Einfeldt: Störtebekers Gold. Ein Roman aus der Hansezeit. Piper Verlag, München 2002, ISBN 3-492-26022-5.
  • Gloria von Felseneck u.a.: Klaus Störtebeker. Kelter-Verlag, Hamburg 2005 ff. (Heftromanserie)
  • Klaus Lingenauber: Störtebekers Beifang. Freibeuter wider Willen (Convent-Comic). Convent-Verlag, Hamburg 2006, ISBN 3-86633-002-2.
  • Berndt List: Das Gold von Gotland. Ein Störtebeker Roman. Kindler Verlag, Reinbek 2006, ISBN 3-463-40499-0.
  • Wilhelm Lobsien: Klaus Störtebeker. Eine Erzählung aus der Zeit der Vitalienbrüder. Westholsteinische VA, Heide 1995, ISBN 3-8042-0675-1
  • Boy Lornsen: Gottes Freund und aller Welt Feind. Mit Klaus Störtebeker auf Kaperfahrt. Carlssen Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-551-35447-2.
  • Gustav Schalk: Klaus Störtebeker. Ueberreuter-Verlag, Wien 2002, ISBN 3-8000-2876-X.

Weblinks

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