Klaus Wagenbach
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Klaus Wagenbach (* 11. Juli 1930 in Berlin-Tegel) ist ein deutscher Verleger.
Er ist Gründer und langjähriger Inhaber des Wagenbach-Verlages. Nach 38 Jahren übergab er die Leitung an seine Frau Dr. Susanne Schüssler.[1] 2004 feierte der Verlag seinen 40. Gründungstag. Der Verlag besteht als einer der wenigen inhabergeführten deutschen Verlage jenseits der großen Verlags-Konzerne wie Bertelsmann oder Holtzbrinck.
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[Bearbeiten] Leben
Wagenbach absolvierte ab 1949 eine Lehre in den Verlagen Suhrkamp und S. Fischer. Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Archäologie in München und Frankfurt am Main, Promotion über Franz Kafka. Nach der Promotion wurde Klaus Wagenbach 1957 Lektor im Modernen Buch-Club Darmstadt, ab Ende 1959 Lektor für deutsche Literatur im S. Fischer Verlag in Frankfurt am Main. Als dieser von Holtzbrinck aufgekauft wurde, gründete Wagenbach in Berlin (West) 1964 seinen eigenen Verlag, der sich die Prinzipien "Geschichtsbewußtsein, Anarchie, Hedonismus" zum Ziel setzte und zunächst als Kollektiv organisiert war. Er wurde in den 1960er Jahren zu einer bekannten Figur der APO und der Studentenbewegung. Als Verleger von Wolf Biermann erhielt er bald Einreise- und Durchreise-Verbot für die DDR. Der Rotbuch Verlag spaltete sich ab. Bei zwei Strafprozessen (Veröffentlichung des RAF-Manifests u.a.) wurde er durch den damaligen Berliner Anwalt Otto Schily verteidigt und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Als Verleger veröffentlichte er Liebesgedichte von Erich Fried genauso wie Reiseliteratur über seine Ferienregion Toskana. Er erhielt eine Honorarprofessor für Neuere deutsche Literatur an der Freien Universität Berlin. Im Jahr 2002 übergab er die Verlagsleitung an seine Frau Susanne Schüssler und seine Tochter Nina. Er selbst ist seitdem als Lektor im Wagenbach Verlag tätig.
Wagenbach erhielt zahlreiche, insbesondere italienische Ehrungen. 2006 wurde Wagenbach mit dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln ausgezeichnet.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ „Verlegerinnen. Das Paradies liegt auf dem Schreibtisch“, FAZ, 6. Juli 2005
[Bearbeiten] Veröffentlichungen
[Bearbeiten] Als Autor
- Franz Kafka. Eine Biographie seiner Jugend 1883–1912. Francke, Bern 1958. Erweiterte Neuausgabe: Wagenbach, Berlin 2006, ISBN 978-3-8031-3620-6
- Franz Kafka in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt (rm 91), Reinbek 1964. Zahlreiche Neuauflagen, ISBN 978-3-499-50649-9
- Franz Kafka. Bilder aus seinem Leben. Wagenbach, Berlin 1983. Erweiterte und veränderte Neuausgabe: Berlin 1995, ISBN 978-3-8031-3547-6
- Kafkas Prag. Ein Reiselesebuch. Wagenbach, Berlin 1993, ISBN 978-3-8031-1141-8
[Bearbeiten] Als (Mit-)Herausgeber (Auswahl)
- Atlas. Deutsche Autoren über ihren Ort. Wagenbach, Berlin 1965. Erweiterte Neuausgabe: Berlin 2004, ISBN 978-3-8031-3188-1
- Kafka-Symposion. Wagenbach, Berlin 1965 (Als TB: dtv, München 1969)
- Tintenfisch – Jahrbuch für Literatur, Wagenbach, Bd. 1ff, Berlin 1968ff
- Vaterland, Muttersprache. Deutsche Schriftsteller und ihr Staat von 1945 bis heute. Wagenbach, Berlin 1979. Neuausgabe 2004, 978-3-8031-3110-2
- Italienische Liebesgeschichten. Wagenbach, Berlin 1991, ISBN 978-3-8031-1125-8
- Deutsche Orte. Wagenbach, Berlin 1991
- Amore! oder Der Liebe Lauf. Wollust, Seitenpfade, Irr- und Unsinn. Wagenbach, Berlin 1996, ISBN 978-3-8031-1160-9
- Wie der Hund und der Mensch Freunde wurden. Italienische Kindergeschichten. Wagenbach, Berlin 1999, ISBN 978-3-8031-1181-4
- Nach Italien! Anleitung für eine glückliche Reise. Wagenbach, Berlin 2000, ISBN 978-3-8031-1188-3
- Die weite Reise. Mittelmeergeschichten. Wagenbach, Berlin 2002, ISBN 978-3-8031-2432-6
- Franz Kafka. Ein Lesebuch mit Bildern. Rowohlt (rororo 23444), Reinbek 2003, ISBN 978-3-499-23444-6
- Mein Italien, kreuz und quer. Wagenbach, Berlin 2004, ISBN 978-3-8031-3192-8
- Warum so verlegen? Über die Lust an Büchern und ihre Zukunft. Almanach anläßlich des vierzigjährigen Jubiläums. Mit einem Verzeichnis aller erschienenen Bücher. Wagenbach, Berlin 2004, ISBN 978-3-8031-2487-6
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Klaus Wagenbach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.wagenbach.de/ Verlag Klaus Wagenbach
- „Otto ist der Beste“, Tagesspiegel, 10. Juli 2005, Interview mit Wagenbach
- „Aus ganzem Herzen links“, Berliner Zeitung, 11. Juli 2005 „Zum 75. Geburtstag des Begründers der Toscana-Fraktion und unabhängigen Berliner Verlegers“
- „Duft der Bücher. Ein Filmporträt über den Verleger Klaus Wagenbach“, Tagesspiegel, 29. Oktober 2005
- »Kritische Ausgabe. Zeitschrift für Germanistik & Literatur«, Nr. 2, 2004, hrsg. vom Germanistischen Seminar der Universität Bonn im Interview mit Wagenbach:
„Kafkas dienstälteste, lebende Witwe“ spricht über Langzeitstudenten im 28. Semester, das Verlegen, die Dominikanische Republik, Glenn Miller und über die Germanistik im „entnazifizierten“ Deutschland der 50er Jahre. (pdf-Datei, 3 Seiten)
Personendaten | |
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NAME | Wagenbach, Klaus |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Verleger |
GEBURTSDATUM | 11. Juli 1930 |
GEBURTSORT | Berlin-Tegel |