Kleinern
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Kleinern (ca. 650 Einwohner) ist ein Ortsteil von Edertal im Landkreis Waldeck-Frankenberg / Regierungsbezirk Kassel / Hessen.
[Bearbeiten] Geografie
Das Dorf liegt in Nordhessen rund 35 km südwestlich von Kassel bzw. etwa 4 km (je Luftlinie) südlich der Edertalsperre. Es befindet es sich am südöstlichen Rand des Nationalparks Kellerwald-Edersee und wird vom Wesebach durchflossen. Kleinern liegt auf 250 m über NN und ist über die Landesstraße L 3332 zu erreichen. Durch den Ort führt ein Abschnitt des 167 km langen Wanderwegs Kellerwaldsteig.
[Bearbeiten] Geschichte
Kleinern ist wahrscheinlich in der Zeit von 800 - 900 entstanden. 1225 wird der Ort erstmals urkundlich als Creinre erwähnt. 1250 bis ca. 1400 hatten die Herren von Kleinern, Lehnsleute der Grafen von Waldeck, hier einen Burgsitz. 1509 ging das Dorf vorübergehend in den Besitz der Herren von Löwenstein über.
1513 erwarb Asmus von Geismar I. einen größeren Hof in Kleinern und baute ihn zum Rittersitz derer von Geismar aus. 1613 errichtete Asmus von Geismar II. südlich vom Ort einen neuen Burgsitz.
Der Dreißigjährige Krieg führte zu einer Verarmung der Familie von Geismar, so dass sie ihr Burggut mit Herrensitz an den Grafen Christian Ludwig von Waldeck (1635 – 1706), den Stammvater aller späteren Grafen und Fürsten von Waldeck, verkauften.
Unter seiner Regie entstand dann unter Einbeziehung des Geismarschen Herrensitzes um 1662 das Schloss Christiansburg. Baumeister war der aus Mengeringhausen stammende Emanuel Brand. Nach Fertigstellung der Gebäude verlegte Christian Ludwig seinen Wohnsitz mit Hofstaat, Kanzlei und Regierung nach Kleinern. Die Anlage war vierflügelig - mit quadratischem Innenhof - und umgeben von einem Wassergraben. Der zur Straße gelegene Flügel war zweigeschossig und hatte eine Toreinfahrt. Links schloss sich ein ebenfalls zweigeschossiger Flügel an - allerdings mit anderen Geschosshöhen - der zum Hof hin einen offenen Arkadengang im Renaissancestil besaß und in dessen Obergeschoss sich ein großer Festsaal mit offenem Kamin befand.
1695 verlegte Christian Ludwig seine Residenz nach Arolsen.
Sein Sohn Friedrich Anton Ulrich vermählte sich 1700 mit Louise, Pfalzgräfin von Birkenfeld, und sie bewohnten bis 1706 das Schloss Christiansburg. Nach dem Tode seines Vaters übernahm Graf Friedrich Anton Ulrich die Regierungsgeschäfte und verlegte ebenfalls seinen Wohnsitz nach Arolsen.
Später (1707 bis 1710), als Regierender des Fürstentums Waldeck und Pyrmont (Fürstentum Waldeck), ließ Fürst Friedrich Anton Ulrich die Christiansburg abreißen, so dass von der über vier Jahrzehnte entstandenen Pracht leider nichts erhalten geblieben ist.
Schloss Christiansburg stand einst südlich der Wesetalstraße, gegenüber dem 1972/73 entstandenen Dorfgemeinschaftshaus, noch vor dem heutigen Sportplatz (Hof Ludwig Brüne).
1745 entstand in Kleinern eine Schmelzhütte zum Ausschmelzen von Eisen von in der Nähe abgebauten Erzen. Das gewonnene Eisen wurde in drei Hammerwerken weiter verarbeitet. 125 Jahre später (ca. 1870) erfolgte die Stilllegung der Hammerwerke und der Schmelzhütte. Aufgrund der fortschreitenden Industrialisierung in Deutschland lohnte sich der Betrieb der Werke nicht mehr.
1781 wird Kleinern zum Marktflecken erhoben. Landwirtschaft, Forstwirtschaft und die Eisenverarbeitung prägen zu dieser Zeit das Dorf.
1919 besteht Kleinern aus 82 Wohnhäusern. Der aus Düsseldorf stammende Kunstmaler Willi Tillmans baut sich ein Haus (Atelier) am Elmsberg. Er erreicht durch seine zahlreichen Werke - Aquarelle, Ölbilder und Grafiken - überwiegend aus dem waldeckischen Raum, einen hohen Bekanntheitsgrad.
Meilensteine in der Entwicklung seit 1960:
- 1968 staatlich anerkannter Erholungsort.
- 1974 wird der bis dahin selbstständige Ort der Gemeinde Edertal zugeordnet.
- 1974 die von der Gemeinde Edertal angelegte Freizeitanlage wird an den Verkehrsverein Kleinern e.V. übergeben.
- 1983 staatliche Anerkennung als Luftkurort durch den Hessischen Fremdenverkehrsverband.
- 1993 wird Kleinern vom Hessischen Fremdenverkehrsverband als familienfreundlicher Luftkurort ausgezeichnet.
- 1994 wird im Rahmen des Regionalförderprogramms die Freizeitanlage Spicke erweitert und der Dorferkundungspfad angelegt.
- 2002 Festveranstaltung 777 Jahre Edertal - Kleinern, das Kleinersche Logo entsteht (1225 bis 2002).
- 2004 wird das an Kleinern angrenzende Waldschutzgebiet (5724 Hektar) als Nationalpark Kellerwald-Edersee ausgewiesen.
- 2006 Einweihung der Erweiterung der Freizeitanlage Spicke (Sanitäranlage, Hängebrücke und neue Spiel- bzw. Erlebniselemente).
Heute ist Kleinern ein beliebter - ca. 650 Einwohner zählender - Ferienort in der Ferienregion Edersee. Weite Mischwälder und herrliche Wiesentäler umgeben den zur Gemeinde Edertal gehörenden Ortsteil. Bis zum bekannten, zweitgrößten Heilbäderzentrum Deutschlands, Bad Wildungen, sind es 8 km, bis zum blauen Auge des Landkreises Waldeck-Frankenberg - dem Edersee - ca. 12 km (PKW) und ca. 6 km zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Mineralwasser liefern die - zu jeder Zeit zugänglichen - Kleinerschen Quellen, drei an der Zahl: Bathildisquelle, Dorf- und Mühlenbrunnen.
[Bearbeiten] Weblinks
http://www.kleinern.de/ (virtueller Dorfrundgang, Dorferkundungspfad, Gastgeberverzeichnis etc.)
http://www.kellerwaldsteig.kleinern.de/ (Wandern auf dem Kellerwaldsteig)
http://www.nordic-walking.kleinern.de/ (Nordic Walking Treff Edertal-Kleinern)
http://www.edertal-radweg.de/ (Eder-Radtouren von Kleinern aus)
Koordinaten: 51° 08' 32" N, 09° 03' 42" O