Kołobrzeg
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kołobrzeg | |||
|
|||
Basisdaten | |||
---|---|---|---|
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Westpommern | ||
Landkreis: | Kołobrzeg | ||
Fläche: | 25,67 km² | ||
Geographische Lage: | Koordinaten: 54° 10' N, 15° 34' O54° 10' N, 15° 34' O | ||
Einwohner: | 44.813 (30. Juni 2005) | ||
Postleitzahl: | 78-100 do 78-106 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 94 | ||
Kfz-Kennzeichen: | ZKL |
||
Wirtschaft & Verkehr | |||
Nächster int. Flughafen: | Flughafen Stettin | ||
Verwaltung (Stand: 2007) | |||
Bürgermeister: | Janusz Gromek | ||
Adresse: | ul. Ratuszowa 13 78-100 Kołobrzeg |
||
Webpräsenz: | www.kolobrzeg.pl |
Kołobrzeg [ˈkɔ wɔ bʒɛk] ( anhören ?/i) (deutsch Kolberg) ist eine pommersche Hafenstadt in der Woiwodschaft Westpommern im Norden Polens an der Ostsee. Kołobrzeg ist Sol- und Kurbad, die Einwohner leben vorwiegend vom Fremdenverkehr und der Fischereiwirtschaft.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographische Lage
Die Stadt liegt im Norden der Woiwodschaft Westpommern direkt an der Ostseeküste und an der Mündung des Flusses Persante. Das Stadtgebiet erstreckt sich auf ca. 1.800 Hektar. Die Woiwodschaftshauptstadt Stettin (polnisch Szczecin) liegt etwa 150 Kilometer südwestlich von Kołobrzeg entfernt, zur nächsten größeren Nachbarstadt, Koszalin (Köslin), sind es 41 Kilometer.
[Bearbeiten] Geschichte
Archäologischen Untersuchungen zufolge bestand bereits zwischen dem siebten und dem achten Jahrhundert eine Siedlung, die der Ausbeutung der Salzquellen an der Mündung der Persante diente. Im Jahr 1000 wurde Kołobrzeg zuerst in einer Chronik des deutschen Bischofs Thietmar von Merseburg als Sitz eines Bistums unter dem Namen salsa Cholbergiensis erwähnt. Bischof war seinerzeit Reinbern aus Sachsen.
1255 erhielt Kolberg das Stadtrecht nach dem Lübischen Recht, war zwischenzeitlich Hauptstadt des Landes Kassuben, wurde aber 1277 an das Stift Cammin abgetreten. Die Bürger lebten vorwiegend vom Seehandel, dem Salzabbau und der Fischerei. 1300 wurde mit dem Bau der Hauptkirche, dem heutigen Kolberger Dom, begonnen. 1361 wurde Kolberg deutsche Hansestadt und verblieb bis zum Jahre 1610 in der Hanse. In dieser Blütezeit der Stadt waren die Salzproduktion, der Salzhandel und der Fischfang die Haupteinnahmequellen Kolbergs und brachten viel Wohlstand. Seit Anfang des 14. Jahrhunderts besaß Kolberg ein eigenes Münzrecht mit Ausnahme der Prägung von Goldmünzen. Das Münzrecht wurde 1548 durch Kaiser Karl V. bestätigt. 1530 wurde in Kolberg die Reformation eingeführt.
Im 17. Jahrhundert entvölkerte sich Kolberg durch den Dreißigjährigen Krieg und seine Auswirkungen. Kolberg kam mit dem Stift Cammin 1648 an Brandenburg. In der Folgezeit wurde die Festung Kolberg mehrfach belagert, unter anderem im Siebenjährigen Krieg (erfolglos), 1758 durch die Russen und 1760 durch die Schweden und kapitulierte schließlich am 16. Dezember 1761 infolge einer Hungersnot nach viermonatiger Belagerung durch russische Einheiten unter Pjotr Alexandrowitsch Rumjanzew-Sadunaiski. Zuletzt wurde sie 1807 durch die Truppen Napoleons erfolglos belagert. Berühmt durch die bis zum Tilsiter Frieden erfolgreich abgewehrte Belagerung wurden der greise Kommandant Loucadou, von Gneisenau, von Schill und Nettelbeck. Dieser Erfolg wurde im nationalsozialistischen Propagandafilm Kolberg glorifiziert.
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress gehörte die Stadt Colberg (damalige Schreibweise) 1816 zum Kreis Fürstenthum im Regierungsbezirk Cöslin (seit den 1920er Jahren: Köslin) in der preußischen Provinz Pommern. Mit Auflösung des Kreises Fürstenthum zum 1. September 1872 wurde Colberg Sitz des Landrates für den neuen Kreis Colberg-Cörlin.
Die Festung Kolberg war immer wieder Haftort für bekannte Persönlichkeiten wie Friedrich Ludwig Jahn (Turnvater Jahn), Arnold Ruge und Heinrich Schliemann.
Das 19. Jahrhundert war gekennzeichnet durch einen langen wirtschaftlichen Aufschwung und die Entwicklung Kolbergs zu einem preußischen See-, Moor- und Solebad. 1872 wurde die Festung auf kaiserliche Anordnung aufgehoben. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die etwa 33.000 Einwohner große Stadt einerseits prosperierender Badeort, andererseits Sitz von preußischen Heeresleitungsabteilungen mit zahlreichen Kasernen.
1891 wurde durch amtliche Festlegung die Schreibweise der Stadt mit K = Kolberg angeordnet. Am 1. Mai 1920 verließ die Stadtgemeinde Kolberg den Kreis Kolberg-Körlin und bildete seitdem einen eigenen Stadtkreis. Bei der letzten deutschen Volkszählung 1939 hatte Kolberg 36.760 Einwohner, von denen sich 94 % zum evangelischen Glauben bekannten.
Ende Januar 1945 wurde in Berlin und La Rochelle Veit Harlans Kolberg, der bis dato teuerste und aufwendigste deutsche Monumentalfilm, uraufgeführt. In diesem in Agfacolor gedrehten nationalsozialistischen Propaganda- und Durchhaltefilm, in dem die Geschichte der Stadt während der Napoleonischen Kriege im Sinne der Nationalsozialisten missbraucht wurde, wirkten unter anderem Kristina Söderbaum und Heinrich George mit. Bei den Kämpfen um die Stadt am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Kolberg zu 90 Prozent zerstört. Nach der Vertreibung lebten im Mai 1945 nur noch etwa 2.200 Deutsche in Kolberg. Die neu hinzuziehenden polnischen Bürger der in Kołobrzeg umbenannten Stadt mussten die vollständig zerstörte Infrastruktur neu aufbauen.
1950 hatte die Stadt etwa 7.000 Einwohner, 1960 waren es bereits 17.000. Ab 1975 erfolgte eine Wende in der Baupolitik Kołobrzegs. Statt größerer Plattenbauten entstehen seitdem wieder vorwiegend kleinere Häuser auf dem alten, historischen Straßenraster.
In den letzten Jahren sind in der Innenstadt von Kołobrzeg viele Gebäude in einem altstadtgemäßen Stil errichtet worden, der Fremdenverkehr hat deutlich zugenommen.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
- Budzistowo (Altstadt) ist eine zwei bis drei Kilometer südlich der heutigen Stadt gelegene ehemalige Burganlage an der Persante. Sehenswert sind eine kleine Backsteinkirche vom Anfang des 13. Jahrhunderts sowie ein kleines Schlösschen.
- Der bis 1945 evangelische Kolberger Dom wurde zuerst 1316 erwähnt. Auffällig ist der Turm der Backsteinkirche, ein aus ursprünglich zwei Türmen zusammengemauertes Turmmassiv. Das im Zweiten Weltkrieg stark zerstörte Bauwerk wurde nach dem Wiederaufbau in eine katholische Kirche (Marienkirche) umgewandelt und von Papst Johannes Paul II. 1986 in den Rang einer Marienbasilika erhoben.
- Das Rathaus wurde 1829 bis 1832 nach den Entwürfen des preußischen Baumeisters Karl Friedrich Schinkel erbaut. Es ersetzte ein gotisches Rathaus, das bei der Belagerung Kolbergs durch die Franzosen 1807 zerstört worden war. Ein vor dem Rathaus ursprünglich befindliches Denkmal des Preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. wurde 1945 zerstört.
- Der Leuchtturm wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als eines der ersten Gebäude neu erbaut und ist heute ein Wahrzeichen der Stadt. Es befindet sich auf den Resten eines alten Forts zur Verteidigung des Kolberger Hafens.
- Die 220 Meter lange Kolberger Seebrücke ist die zweitlängste Betonseebrücke in Polen.
- Das 1713 erbaute Gneisenauhaus war 1807 Sitz des Festungskommandanten August Graf Neidhardt von Gneisenau.
- Das Museum der polnischen Waffen, in welchem unter anderen eine deutsche Enigma ausgestellt ist.
- Das kleine Stadtmuseum mit Ausstellung zur Stadtgeschichte Kolbergs.
- Von einer kleinen Quelle kann stark salziges Heilwasser selber abgefüllt werden.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Johannes Colberg, (* 31. März 1623 in Kolberg; † 19. September 1687 in Greifswald) war ein deutscher lutherischer Theologe
- Hans Heinrich von Held wurde 1801 nach Kolberg verbannt. Er schrieb später eine Geschichte Kolbergs und ist der Autor der einflussreichen Schrift Über das Meerbad bei Colberg und die beste und wohlfeilste Art sich desselben mit Nutzen zu bedienen.
- Paul Hinz, (* 1899 in Bad Polzin). 1930 bis 1945 Domprediger in Kolberg, nach 1945 Superintendent in Halberstadt. Angehöriger des Widerstandes in Dritten Reich. Rettete 1945 wertvolle Domschätze (u. a. die berühmte Schlieffenkrone und das Taufbecken), die heute wieder im Kolberger Dom zu sehen sind. Würdigung des deutschen evangelischen Geistlichen im heute polnischen katholischen Dom durch zwei Schautafeln. Literatur: Paul Hinz (1936): Der Kolberger Dom und seine Bildwerke, Paulus Hinz: Bettler und Lobsänger – Plastiken seines Sohnes, des 17-jährig verstorbenen Erdmann-Michael Hinz.
- Hermann Hirschfeld (* 1825; † 17. Juni 1885 Kolberg), Vater des in Kolberg geborenen Magnus Hirschfeld, war Medizinalrat und Badearzt. Er ließ sich Mitte des 19. Jahrhunderts in Kolberg nieder und trug entscheidend zum Aufstieg der Stadt zu einem Badeort bei. Außerdem machte er sich um die Einrichtung einer Kanalisation in Kolberg verdient. 1886 wurde ihm ein Denkmal enthüllt.
- Magnus Hirschfeld, (* 14. Mai 1868 Kolberg; † 14. Mai 1938 Nizza). Arzt und Sexualforscher. Literatur: Ralf Dose (2005) Magnus Hirschfeld.
- Friedrich Ludwig Jahn, preußischer Begründer der Gymnastik, auch Turnvater Jahn genannt, lebte fünf Jahre als Verbannter in Kolberg.
- Egon Krenz, (* 19. März 1937 in Kolberg), ehemaliger Politiker, 1989 kurzzeitig Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzender des Staatsrates der DDR.
- Joachim Nettelbeck, (* 20. September 1738 in Kolberg; † 19. Juni 1824 ebenda). Seefahrer und Bürgerrepräsentant während der Belagerung 1807. Herausgabe seiner Lebensbeschreibung durch J. C. L. Haken (1. und 2. Band 1821 Halle, 3. Band 1823 Leipzig).
- Hermann Freihold Plüddemann, (* 17. Juli 1809 in Kolberg; † 24. Juni 1868 in Dresden). Historienmaler und Illustrator.
- Martin Plüddemann, (* 29. September 1854 in Kolberg; † 8. Oktober 1897 in Berlin), von Richard Wagner als wichtigster deutscher Balladenkomponist bezeichnet) und Musikpädagoge. 1878 Kapellmeister St. Gallen, 1880 Gesanglehrer und Musikkritiker in München, 1885 Landsberg/Warthe, 1860 Berlin, 1887 Leiter der Singakademie Ratibor, 1890 Dirigent und Musiklehrer in Graz (heute Plüddemanngasse, Plüddemann-Gymnasium), seit 1894 in Berlin. 48 Balladen und Gesänge, ab 1890 von W. Schmid, Nürnberg, herausgegeben. Literatur: u. a. Ludwig Schemann (1930): Martin Plüddemann und die deutsche Ballade.
- August v. Quistorp, Offizier, erhielt den Pour-le-Mérite-Orden für die Verteidigung Kolbergs gegen die napoleonischen Truppen.
- Karl Wilhelm Ramler, (* 15. Februar 1725 in Kolberg; † 11. April 1796). Lyrischer Dichter, Übersetzer, Direktor des Nationaltheaters Berlin. Sein Lebenswerk wurde 1800–1801 von Göckingk, Berlin, als Poetische Werke herausgeben.
- Alfred Uckeley (* 1874 in Kolberg † 26. Dezember 1955 in Marburg) Evangelischer Theologe, Nationalsozialist, "Deutscher Christ".
- Wichart von Roëll, deutscher Schauspieler (Klimbim, Kanal fatal)
[Bearbeiten] Partnerstädte
- Pori (Finnland)
- Simrishamn (Schweden)
- Bad Oldesloe (Deutschland, Schleswig-Holstein)
- Berlin-Pankow (Deutschland, Berlin)
- Barth (Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern)
[Bearbeiten] Gemeinde Kołobrzeg
Die Landgemeinde (polnisch Gmina wiejska) Kołobrzeg umfasst eine Fläche von 145 km² und hat 7.500 Einwohner. Es gehören folgende 22 Ortschaften dazu:
- Błotnica (Spie)
- Bogucino (Bogenthin)
- Bogusławiec (Charlottenhof)
- Budzistowo (Altstadt)
- Drzonowo (Drenow)
- Dźwirzyno (Kolberger Deep)
- Głowaczewo (Papenhagen)
- Grzybowo (Gribow)
- Kądzielno (Heinrichshof)
- Karcino (Langenhagen)
- Korzystno (Alt Werder)
- Niekanin (Necknin)
- Nowogardek (Naugard)
- Nowy Borek (Neu Borg)
- Obroty (Wobrow)
- Przećmino (Prettmin)
- Rościęcino (Rossenthin)
- Samowo (Zamow)
- Sarbia (Zarben)
- Stary Borek (Alt Bork)
- Stramnica (Alt Tramm)
- Zieleniewo (Sellnow)
Auf dem Gebiet der Gemeinde Kołobrzeg liegt auch der nahe der Ostsee gelegene Kamper See (polnisch: Jezioro Resko Przymorskie), der ein beliebtes Erholungs- und Angelzentrum ist. Die Gmina pflegt eine Partnerschaft mit der Gemeinde Ferdinandshof in Mecklenburg-Vorpommern. Die Stadt Kołobrzeg selbst gehört der Gmina nicht an, sie bildet eine eigene Stadtgemeinde.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Kołobrzeg – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Internetpräsenz der Stadt Kołobrzeg
- Internetpräsenz der Landgemeinde Kołobrzeg
- Reiseführer Kołobrzeg
- Geschichte und Genealogie der Stadt und des Kreises Kołobrzeg
Dygowo (Degow) | Gościno (Groß Jestin) | Kołobrzeg (Kolberg) - Stadt | Kołobrzeg-Gmina (Kolberg-Land) | Rymań (Roman) | Siemyśl (Simötzel) | Ustronie Morskie (Henkenhagen)