Kontrabass
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Kontrabass |
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engl.: Double Bass, frz.: Contrebasse |
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Klassifikation |
Chordophon (Streichinstrument) |
Tonumfang: |
Verwandte Instrumente: |
Violine, Viola, Violoncello, Viola da Gamba |
Musiker |
Liste von Kontrabassisten Kategorie:Kontrabassist |
Der Kontrabass ist das tiefste und größte Streichinstrument und hat ein weites Einsatzgebiet vom modernen Sinfonieorchester über den Jazz bis hin zum ursprünglichen Rock 'n' Roll und Rockabilly. Der Name Kontrabass leitet sich von der Kontra-Oktave ab, deren Töne mit dem Instrument erzeugt werden können.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Instrument
Da der Kontrabass sowohl bauliche Eigenschaften der Violinen als auch der Gamben aufweist, herrscht Uneinigkeit über seine Familienzugehörigkeit. Für die Violinfamilie sprechen die F-förmigen Schalllöcher (F-Löcher), die Anzahl der Saiten, die Schnecke am Ende des Wirbelkastens und das bundlose Griffbrett, für die Gambenfamilie die meistens abfallenden Schultern. Es gibt Kontrabässe mit gewölbtem Geigenboden und flachem, oben abgeknickten Gambenboden. Italienische Modelle entsprechen stärker der Violinform. Der heutige Kontrabass hatte zahlreiche Vorgänger mit unterschiedlichen Namen. Einer davon war der Violone, dessen Familienzugehörigkeit ebenso ungeklärt ist wie die des Kontrabasses, da auch dieser sowohl als "Bassvioline" (viersaitig, ohne Bünde, Violinform) wie auch als "Bassgambe" (fünf- oder sechssaitig, mit Bünden, Gambenform) existierte.
Die vier Saiten des heutigen Kontrabasses sind meistens in Quarten (‚E-‚A-D-G) gestimmt. Da dem Instrument unterhalb der E-Saite vier Töne fehlen, die im Sinfonieorchester häufig gebraucht werden (‚Es-‚D-‚Des-‚C), werden dort auch Kontrabässe mit einer fünften Saite verwendet, die auf Kontra-C (in Deutschland auch Subkontra-H) gestimmt wird. Alternativ zum Fünfsaiter werden auch Instrumente verwendet, bei denen über einen Hebelmechanismus (C-Maschine) der schwingende Teil der E-Saite in den Wirbelkasten hinein verlängert werden kann, um Töne bis zum Kontra-C zu erzeugen. In den USA und Kanada setzt sich eine stetig größer werdende Gruppe von Kontrabassisten für die Wiederbelebung der historischen Quintstimmung (‚C-‚G-D-A) ein, womit eine fünfte Saite bzw. der Hebelmechanismus entbehrlich werden.
Für das Solospiel auf dem Kontrabass wird häufig die "Solostimmung" verlangt: Bei dieser ist jede Saite gegenüber der "Orchesterstimmung"
‚E-‚A-D-G um einen Ganzton höher gestimmt (‚Fis-‚H-E-A), was durch die etwas dünnere Bauart einen helleren Klang zur Folge hat.
Eine moderne Variante ist der E-Kontrabass (Electric Upright Bass), bei dem der Korpus nicht mehr vorhanden oder stark verkleinert ist.
[Bearbeiten] Geschichte
Bei Michael Praetorius finden sich im Syntagma Musicum (1619) sowohl ein Contrabasso da gamba als auch ein Contra-Bass-Geig. Beide Instrumente haben Bünde. Johann Joachim Quantz empfiehlt in seinem "Versuch" (1789) für den Contreviolon ebenfalls Bünde um die Deutlichkeit des Tones zu fördern.
In der Zeit der Wiener Klassik war der fünfsaitige Kontrabass in der so genannten Terz-Quart- oder Wiener Solostimmung ‚F-‚A-D-Fis-A verbreitet. Zahlreiche Konzerte wurden für den so gestimmten Kontrabass geschrieben, unter anderem von Carl Ditters von Dittersdorf, Johann Matthias Sperger, Johann Baptist Vanhal. Auch Joseph Haydn schrieb ein Kontrabass-Konzert, welches heute aber verschollen ist. Wolfgang Amadeus Mozart schrieb 1791 die Arie "Per questa bella mano" KV 612 für Bass und obligaten Kontrabass, bei deren Uraufführung im Schikanederschen Theater Friedrich Pischelberger den Kontrabass spielte. Die Musikwissenschaft ist sich jedoch uneins, ob es sich bei diesem Stück nur um einen musikalischen Witz handelt.
Im 19. Jahrhundert gab es in französischen Orchestern auch vergrößerte Bauformen des Kontrabasses (bis zu 4 Meter hoch), die eine größere Klangfülle erzeugen sollten, die 3-saitigen Oktobässe. Um das Instrument zu spielen, musste der Musiker auf ein Podium steigen, mit dem das Instrument fest verbunden war. Die Griffe wurden unter Zuhilfenahme von angebrachten Hebeln und Pedalen, jedoch nicht mit den Fingern ausgeführt.
[Bearbeiten] Spieltechnik
[Bearbeiten] Körperhaltung
Der Kontrabass wird im Sitzen oder im Stehen gespielt.
Für das Spiel im Sitzen benötigt der Kontrabassist einen hohen Stuhl oder Hocker. In professionellen Orchestern stehen ergonomisch konstruierte Hochstühle zur Verfügung, deren Sitzhöhe und Fußrasten individuell angepasst werden können. Der Kontrabassist sitzt aufrecht mit angewinkeltem linken und ausgestrecktem rechten Bein. Der Kontrabass lehnt schräg mit dem Boden an der Innenseite des angewinkelten Beines. Das rechte Bein berührt mit dem Unterschenkel die Unterzarge des Instruments.
Beim Spiel im Stehen wird der Kontrabass durch den höhenverstellbaren Stachel an die Körpergröße des Musikers angepasst. Der Stachel wird so weit herausgezogen, dass sich der Obersattel etwa in Augenhöhe befindet. Der Spieler lässt den Kontrabass leicht gegen sich fallen. Die Kante von Oberzarge und Boden lehnt an der Hüfte des Spieler und das linke Knie berührt den unteren Teil des Bodens.
Der Nachteil des Spiels im Stehen ist der notwendige Kompromiss zwischen Stabilität und gesunder Körperhaltung. Werden beide Beine gleichmäßig belastet und die Knie sowie Hüften gelockert, wie es eine natürliche Körperhaltung verlangt, steht der Kontrabass instabil. Es besteht die Gefahr, dass sich die linke Hand nicht vollkommen frei bewegen kann, sondern zusätzlich zum Festhalten des Instrumentes eingesetzt wird. Insbesondere beim klassischen Spiel mit dem Bogen kann darunter die Musik leiden. Andererseits führen Versuche, den Kontrabass durch Einklemmen zwischen den Knien zu stabilisieren, zu einer unnatürlichen Haltung und können schwere Gesundheitsschäden zur Folge haben.
In Bereichen der Unterhaltungsmusik, wo der auffällige Kontrabass auch für Showeffekte eingesetzt wird, nehmen Musiker zum Teil akrobatische Körperhaltungen ein. Bei Rockabilly-Kontrabassisten beliebt ist z.B. das Surfen, wobei der Musiker auf dem schräg gestellten Instrument wie auf einem Surfbrett steht, oder das Reiten, wobei der Musiker rittlings auf dem auf der Zarge liegenden Kontrabass sitzt. Für solche visuellen Tricks werden die Instrumente speziell präpariert und stabilisiert. Ein normaler Kontrabass kann dadurch beschädigt werden.
[Bearbeiten] Rechte Hand
Beim arco-Spiel werden die Saiten mit einem Bogen gestrichen. Dabei kommen je nach Charakter der zu spielenden Noten verschiedene Stricharten zum Einsatz. Der Bogen wird entweder ähnlich wie beim Cello im Obergriff (Italien, Frankreich, England, teilweise USA), oder im Untergriff (Österreich, Schweiz, Deutschland) gehalten. (Bogenhaltung)
Die arco-Spielweise ist am häufigsten in der klassischen Musik anzutreffen. Aber auch Jazz-Kontrabassisten wie Jimmy Blanton und Paul Chambers setzten den Bogen virtuos in ihren Soli ein.
Beim Pizzicatospiel werden die Saiten mit den Fingern gezupft ("gepizzt"). Die pizzicato-Spielweisen in Klassik und Jazz unterscheiden sich. In der klassischen Musik reißen Zeige- und Mittelfinger die Saite senkrecht an und erzeugen so idealerweise einen glockenartigen Ton. Im Jazz wird der anreißende Finger fast parallel zur Saite geführt. Dabei sind Nebengeräusche häufig erwünscht. Als Dead Notes und Drops kultiviert, beleben sie den rhythmischen Fluss der Basslinie.
Die Slaptechnik entwickelte sich seit den 1910er-Jahren zu einer speziellen Spielweise des Kontrabasses. Dabei werden die Saiten mit den geschlossenen Fingern angerissen, um diese auf das Griffbrett zurückprallen zu lassen. Im traditionellen Jazz kann der Kontrabassist so eine höhere Lautstärke erreichen und der eigentlich eher dumpfe und runde Klang bekommt so ein schlagartigeres, also perkussives Element. Seit dem Wechsel von der Two-Beat- auf Four-Beat-(Walking-Bass-)Begleitung spielt die Slaptechnik im Jazz keine Rolle mehr. Die Slap-Technik wurde im Bereich des Rock'n'Roll, Rockabilly und Psychobilly weiterentwickelt und ist weit verbreitet.
[Bearbeiten] Linke Hand
Die Finger der linken Hand bestimmen durch ihre Position die Tonhöhe der gestrichenen oder gezupften Saiten.
Am weitesten verbreitet ist das Fingersatz-System der so genannten Prager Schule. Dieses geht auf den Prager Kontrabasslehrer Wenzel Hause und seinen Schüler Josef Hrabe zurück. Weltweit populär wurde es durch die Kontrabass-Schule des Hrabe-Schülers Franz Simandl, weswegen die Spieltechnik auch als "Simandl-Technik" bezeichnet wird. Dabei befindet sich die linke Hand in einer Ganztonspannung, d.h. zwischen dem Zeigefinger und dem kleinen Finger liegt eine große Sekunde und dementsprechend zwischen Zeige- und Mittelfinger bzw. zwischen Mittelfinger und kleinem Finger eine kleine Sekunde. Der Ringfinger wird nicht bzw. erst in höheren Lagen und beim Spiel mit Daumenaufsatz benutzt. Man bezeichnet dieses System auch als 3-Finger-Technik oder 1-2-4-Fingersatz.
Als Variante davon ist vor allem in südeuropäischen Ländern auch der 1-3-4-Fingersatz verbreitet, eine 3-Finger-Technik, die den Ringfinger anstelle des Mittelfingers verwendet und den zweiten Finger auslässt.
Charakteristisch für diese beiden traditionellen Systeme ist eine relativ starre Handhaltung, denn die Ganztonspannung wird ständig beibehalten, woraus häufige Lagenwechsel und damit musikalische Nachteile gegenüber dan anderen Streichinstrumenten resultieren.
Einen Lösungsansatz für diese Problematik bietet die sog. Vier-Fingertechnik, die der Violoncellotechnik ähnelt. Die Finger greifen dabei die Saite im Halbtonabstand, oder, wie bei der "Neuen Niederländischen Schule", auch in Ganztonschritten. Dieses System kommt mit weniger Lagenwechseln aus. Im Gegensatz zur Handspannung bei der Simandl-Technik wird mit offener Hand gespielt, die Finger gelangen aus der Bewegung auf den Zielpunkt. Obwohl diese Technik älter ist als die Prager Schule wird sie selten gespielt und gelehrt (in Deutschland: HMT Rostock und UdK Berlin, in den Niederlanden: Konservatorien Rotterdam und Arnhem, in Kanada: Royal Conservatory Toronto, in den USA: American School of Double Bass sowie an mehreren Universitäten). Gründe dafür liegen in den höheren technischen Anforderungen, die eine fließende Beweglichkeit der Hand mit sich bringt. Allerdings dokumentieren die Solisten, die diese Technik anwenden, die damit gegebenen verbesserten technischen und musikalischen Möglichkeiten (Joel Quarrington, Rodion Azarkhin, Michael Wolf, Hans Roelofsen, Silvio Dalla Torre sowie im Bereich des Jazz Niels-Henning Ørsted Pedersen u.a.). Gegner der Technik führen uneinheitliche Fingersätze in den Kontrabassgruppen der Orchester bei der gleichzeitigen Anwendung beider Spielsysteme an.
Für das Spiel in höheren Lagen wird der Daumenaufsatz angewandt.
Beim Vibrato wird die linke Hand leicht und schnell auf und ab bewegt, um den Ton durch kontrollierte Tonhöhenschwankungen und Klangfarbenveränderungen zu beleben und damit der Musik mehr Ausdruckstiefe zu verleihen.
Von besonderer Wirkung sind beim Kontrabass die Flageoletts, die durch leichtes Auflegen des Fingers auf einen Knotenpunkt der harmonischen Teiltöne der Saite erzeugt werden. Dadurch entsteht ein weich und zart klingender hoher Ton.
[Bearbeiten] Repertoire
Als Bassinstrument bildet sein Spiel die Basis für die Melodieinstrumente. In einigen wenigen Stücken kann auch der Bass das Melodieinstrument sein, so zum Beispiel das "Quintett für Oboe, Klarinette, Violine, Viola und Kontrabass" op. 39, geschrieben von Sergej Prokofjew. Auch wurden gelegentlich, meist von Kontrabassvirtuosen, Konzerte für das Instrument komponiert, so z. B. von Johann Matthias Sperger, Giovanni Bottesini und Sergei Kussewitzki.
[Bearbeiten] Literatur
- Focht, Josef: Der Wiener Kontrabass. Spieltechnik und Aufführungspraxis, Musik und Instrumente. Tutzing: Schneider 1999, ISBN 3-7952-0990-0
- Meier, Adolf: Konzertante Musik für Kontrabass in der Wiener Klassik, 2. Aufl. 1979, München u.a.: Musikverlag Emil Katzbichler, ISBN 3-87397-004-X
- Planyavsky, Alfred: Geschichte des Kontrabasses, 2. Aufl., Tutzing: Schneider 1984, ISBN 3-7952-0426-7
- Warnecke, Friedrich: Ad Infinitum. Der Kontrabass. Seine Geschichte und seine Zukunft. Probleme und deren Lösung zur Hebung des Kontrabaßspiels, Reprint, Leipzig: edition intervalle 2005, ISBN 3-938601-00-0